Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Saugethiere.
Neunte Vrdnung.
sie mit der Stirii, suchen den Gegner mit den Hornern
zu erfaffen, werfen ihn empor, zerstampsen ihn zuletzt
mit den Fusen und kehren in blinder und ungestillter
Wuth zu ihrem Opfer zuruck, sobald dieses bag geringste
Lebenszeichen giebt. Sie halten sich in kleinen Heerden
zusammen oder leben paarweis, sind aber im wilden
Zustande niemals so gesellig wie viele andere Wieder-
kauer, zumal die Antilopen. Die Kuhe kalben zwei Mal
in zwei Jahren, bleiben aber im dritten unfruchtbar; die
Tragezeit soll gegen 12 Monate dauern. Die Geburt des
einzigen Kalbes fstllt in Europa aus das Fruhjahr; nach
Pallas soll der europaische Buffel sich zwar mit dem
gewohnlichen Rindvieh kreuzen lassen, sein Bastard je-
doch zeitig wegsterben. Im gezahmten Zustande zeichnet
jener sich eben nicht durch Gelehrigkeit oder durch An-
Hanglichkeit an seinen Marter aus, besitzt aber ein gutes
Gebachinih und vielen Muth.
Der gemeine Buffel lebt in den sumpfigen Niederun-
gen von Hinbostan in unbezweifelt wildem Zustande;
auch der zahme hat die merkwurdige Eigenschaft, in sedem
irgend angemessenen Lande (z. B. in Neapel) leicht wie-
der zu verwildern. Ohne Zweifel ist der indische Bhain
der eigentliche Urstanim, von welchem die zahmen Buffel
des sudlichen und westlichen Asiens, des norblichen Afrika
und des ostlichen Europa entsprungen sind. Zuerst und
zwar in sehr entlegenen Zeiten in Indien, vielleicht unter
Beistand des Elephanten gebanbigt, ist der Buffel im
Gefolge wandernder Volker oder groher Kriegsheere
nach Persien gelangt, wo die Begleiter Aleranders ihn
antrafen, und spater durch die Mohammedaner nach
Syrien und Aegypten verpstanzt worden. Christliche
Pilger fanden ihn schon im achten Jahrhunderte in Pa-
lastina, und zufolge des Zeugnisses eines alten Geschicht-
schreibers, des PauluS Warnesried, mit dem Beinamen
Diuconus, kam er zuerst nach Italien i. I. 596 unter der
Regierung Agilulf's. Im ostlichen Europa mag er aber
weit fruher schon sehr haufig gewesen sein und dorthin
die Schaaren barbarischer Volker, die auS Asien Hervor-
brachen, begleitet haben. In seinem Baterlande und in
unabhangiger Freiheit ist er cin furchtbares, selbst den
Tiger nicht scheuendes und diesen nicht selten im todt-
lichen Kampfe besiegendcs Thier. Gereizt sturzt er sich
mit rasender Muth auf seinen Gegner, vbgleich dieser
ihm vollig uberlegen sein mag, und siegt oft niehr durch
die Plotzlichkeit und Gewalt seines Angriffes als durch
seine Starke allein. Die tiefsten Sumpfe, die unter der
Sonne Indiens sedem Europaer todtliche Pestlufte aus-
hauchen, sind ihm der angenehmste Aufenthalt, denn in
ihnen verbringt er, nur mit der schwarzen Schnauze Her-
vorragend, Halbe Tage, ohne seine Stellung zu andern.
Kein anderer Wiederkauer vertragt gleich ihm anhal«
tende Nasse, und daher zieht man, wie Sykes erzahlt,
eine seiner langgehornten Spielarten oder Rassen in
Indien allen anderen Hausthieren bei Betreibung des
schlammigen Reisbaues vor. Seine Zahmung ist nir-
gends vollkommen noch den Menschen ganz sicher stellend,
denn er uberlahi sich Ansallen von Halsstarrigkeit unb.
ubler Laune, die unter Umstanden in Muth ausarten
konnen, und anhert uberhaupt einen heimtuckischen, schon
aus dem boshasten Auge Hervorleuchtenden Charakter.
In gewissen Gegenden ersetzt er als Zug- und Lastthier
sowohl Pferd als Ochs und ubertrifft sie auf morastigem
Boden; ein Paar Buffel leistet die Arbeit von vier Pfer-
den. Sein Fleisch ist Hart und schmacklos, die Milch
taugt, mindestens in Europa, sehr Wenig, soll aber in
Indien von guter Beschaffenheit sein und eine zwar stus-
sige, indessen sette Butter liefern. Die Haut wird wegen
ihrer Dicke und Festigkeit geschatzt. Man kennt mehrere
Rassen, unter welchen die in Bengalen gewohnliche nur
4% Fuh hoch wird, ihren der Guallah-Kaste angehoren-
den Treibern allein gehorcht, zum Pflugen, aber nicht
zum Tragen solcher Lasten geschickt ist, die bei bem nicht
zu Hinbernden Niederlegen int Schlamme letben konnten.
Die Malabar-Raffe ubertrifft, nach Dillon's Versiche-
rung, einen Hausochsen an Grohe, ist sehr hahlich, fast
Haarlos, Hat bicke, kurze Fuse unb weihe Augen unb
wirb Haufiger vollig wilb in ben Malbern als gezahmt
angetroffen. Dasselbe gilt auch von bem Buffel von
Ceylon; beibe sagen bie Eingeborenen bes Fleisches
wegen. In Bonibay sinb Buffel zahlreicher als in Ben-
galen; Bischoff Heder sah in Bortpoor einen weihen,
wahrscheinlich einen Albino, ben bie Jnbier sur eine
grohe Seltenheit Hielten. 9(m Nil unb in Abyssinien ift
ber Buffel sowohl zahm als wilb anzutreffen unb liefert
ben kriegerischen Gallas Schilbe, welche eine Flinten-
kugel nicht burchbohrt. Sehr gemein ist er in ben weni-
ger angebaueten Provinzen Italiens, zumal in Calabrien,
wo Ebenen unb Thaler meistens versumpst baliegen, um
Pastnm unb auf ben grohen unb menschenleeren Flachen
Apuliens. Er finbet in ben pontinischen Sumpfen eine
angemeffene Heimath unb ist nebst bem Eder bas einzige
grohere Saugethier, welches bie verpestete Maremma
bewohnt. Im norblichen Italien, wo das Land durch-
schnittlich weit gesunber ist, deschranken sich bie ebenfalls
zahlreichen Buffel auf bie burch ihre Sumpfluft unb
Schablichkeit deruchtigten Gegenben, in welchen Reisdau
im Grohen geirieben wirb, unb aus bie haufig uder-
schwemmten Ufergegenben bes Po, Tanaro, Ticino und
anberer Flusse unb Lanbseen. Sie leisten als Zugthiere
in ganz Italien um so wichtigere Dienste, als bie meisteii
Nebenwege, zumal in ben sublichen Provinzen, am Enbe
bes regnigen Winters von keinem anberen Thiere betre-
ten werben konnen. Angeschirrt an einen schwerbelabe-
nen Karren, ber burch bie Hohe seiner Råber seben
Fremben in Verwunberung setzt, bahnen sie sich burch
grunblosen Morast einen Weg. Bei aller bieser Dienst-
willigkeit bleidt es gefahrlich, ihnen allzugrohe Leistun-
gen zuzumuthen; man kennt Beispiele, bah sie ber erlit-
tenen Harten Behanblung sich wohl erinnerten unb sie
baburch rachten, bah sie im Augenblicke ber Befreiung
vom Joche sich Wuthenb gegen ben Fuhrmann Wenbeten
unb ihn tbbteten, ehe Hilfe herbeikommen konnte.
7. Der Arni.Buffel. (Bos Arni.) Fig. 99^
Berschiebene Zoologen ziehen bie Eristenz vollig wil-
ber unb von ben verwilberten wohl zu unterscheibenber
inbischer Buffel in Zweifel, haben inbessen Unrecht, in-
bem bie Forschungen ber letzten Jahre beweisen, bah es
sogar zwei Thiere giedt, von welchen man ben zahmen
Buffel Herleiten fann. Sie sinb unter bem Namen von
Arni verwechselt worben, sollten aber nach Vorbilbe ber
Eingeborenen von Bengalen unb ben Granzlanbern als
Bhain unb eigentlicher Arni unterschieben werben. Der
letztere ist niemals gezahmt worben unb bewohnt einfam
oder in kleinen Familien bie ostlichsten, an ben Fuh bes
Himalaja granzenben unb mit Walb bebeckten Provinzen
bes britischen Jnbiens unb bes Reiches ber Birmanen,
wo er ben Namen Phang tragt unb nachst bem Tiger
fur bas gefahrlichste Thier ber Urwalber gilt. Er uber-
trifft alle Arten ber Gattung burch Grohe, Starke unb
Muth, soll an ben Schultern sieben Fuh hoch unb burch-
aus mit langem, schwarzen Haare bebeckt sein unb eine
weihe Haut haden. Der Schwanz reicht kaum dis an
bie Hacken; ber Kopf wirb so getragen, bah bie Horner
allezett brohenb nach vorn gerichtet stehen. Diese errei-
chen eine ganz ungewohiiliche Grohe, sinb inbessen in
Sammlungen selten unb mit ben viet haufigereir bes
falschlich sogenannten Arni ober Bhain verwechselt wvr-
ben. Eine auf Jagb ausgezvgene Gesellschaft britischer
Offiziere tobtete im norblichen Bengalen innerhald breier
Monate eden nur einen Arni, bessen Horner an ben
Spitzen gegen sechs Fuh von einanber adstanben unb auf
ber Flache breikantig, runzlich unb draun gefarbt, in ben
ersten zwei Dritttheilen ihrer Lange gerabe unb nicht
ruckwarts gekrummt unb nur an ben Spitzen nach innen
unb hinten gerichtet Waren. Das adgedilbete Paar
(Fig. 992.) befinbet sich in ber zovlogischen Sammlung
bes britischen Museums; jebes einzelne Horn miht entlang
ber Krummung 6 Fuh 3 Zoll englisch, im Umfange an
ber Murzel 18 Zoll, an ber vorberen ber brei Flachen
7 Zoll, ist ubrigens sehr runzlich unb an ber Spitze schars
zugespitzt. Ueber bie Sitten bieses feltenen Thieres ist
nichts bekannt; Williamson fuhrt nur an, bah seine
Jagb bie gefahrlichste Jnbiens sei, unb bah ein Adni einen
auf bem Rucken seines Elephanten Sicherheit finbenben
Jager verfolgt unb in ber Muth versucht habe, senes
colossale Thier auf bie Horner zu nehmen, Hierdei
aber getobtet worben sei. — Der Bhain ist gleichfalls
sehr groh, inbessen an ben Schultern niemals hoher als
6 Fuh, burch langeren Korper, bis tief unter bie Hacken
hinabreichenben Schwanz, sparsame Behaarung, kleine-
ren, nach vorn verschmalerten Kopf unterschieben unb
wirb eben so im wilben als im gezahmten Zustande an-
getroffen. Vollig unabhangig und in zahlreichen Heerden
bewohnt er die sumpfigen Edenen am User des Ganges ;
gelegentlich treibt er in ansehulichen Gesellschaften auf
diesem Flusse hinab; scheinbar schlafend ober boch ohne
kraftige Bewegungen uberlaht er es ber Stromung, ihn
an bas Ufer ober an eine Jnsel zu bringen. Bote, bie
zwischen solche schwimmenbe Heerben burch Zufall ge-
rathen, laufen viele Gefahr. Ob ber Bhain so gut
tauche unb sich von Wasserpflanzen ernahre, wie bie
Jnbier erzahlen, bleibt noch zu untersuchen ; Beibes wurbe
inbessen eben keine Abweichung von ben Sitten ber Buf-
sel uberhaupt ausmachen.
8. Der capische Buffel. (Bos caffer.) Fig. 995 — 997.
Der subafrikanische Buffel gleicht in Sitten ben inbi-
schen unb europaischen Verwanbten. Trockene Gegenben
vermeibet er sorgfaltig unb ist baher in ben offenen, was-
serarmen Gegenben bes Caplanbes undekannt, basur
aber in ben bichtbewalbeten, von zahlreichen Flussen
burchschnittenen Nieberungen bes Kaffernlanbes um so
haufiger. Er verbringt ganze Tage in ben Sumpfen,
laht, bis an ben Kopf untertauchenb, bie heihen Stunben
verstreichen unb kommt, zum Schrecken einzelner ober
unbewehrter Wanberer, in ber Kuhle an bas Lanb, um
zu grafen. In seinem boshaft glanzenben Auge spricht
sich sein Hamischer unb gefahrlicher Charakter aus; un-
gereizt sturzt er aus bem Dickicht auf ben unbesorgt vor-
ubergehenben Menschen, auhert zumal bei bem Andlicke
ber rothen Farbe eine granzenlose Muth unb wirb burch
Grohe, Starke unb Bewaffnung zu einem Feinbe, ber
selbst ben erfahreuen unb furchtlosen Jagern unter ben
Hollanbischen Colonisten Besvrgnih einstoht. Mit seiner
Starke verbinbet er grohe Schneiligkeit; nur gutberit-
tene Jager vermogen ihm zu entkommen, nicht aber ihm
zu folgen, Wenn er selbst bie Flucht ergreift, benn mit
unwiberstehlicher Gewalt bricht er sich, bie Stim fen«
kenb, einen Weg burch bas bichtest verwachfene llnter-
holz unb fturmt selbst an buschigen Abhangen mit ber
erstaunlichsten Geschwinbigkeit empor. Diese plotzliche
unb gerauschvolle Flucht sichert aber keineswegs ben
Jager, benn seinen Sinn schnell anbernb, von Furcht
zur Muth aus Eininal ubergehenb, kehrt ber Buffel auf
bem selbstgebahnten Pfabe pfeilschnell zuruck unb wenbet
sich gegen ben Verfolger, ber unfehlbar verloren ist,
wenn er im Augenblicke scheinbaren Sieges gewohnliche
Vorsicht vergah unb bie Moglichkeit schleunigen Ruck-
zuges nicht offen erhielt. Die Berichte ber Reisenben
unb bie Erzahlungen eingeborener Jager sinb voll bon
ben Gesahren, von ben Fallen muhsamen Entkommens
unb von ben unglucklichen Ereignissen bieser Jagben.
Auch tobtlich verwunbet bleibt bieser Buffel immer noch
ein furchtbarer Feinb; unter lautem Brullen zerwuhlt
er ben Boben mit ben Hornern unb macht bie letzten
Anstrengungen, um sich noch einige Schritte zu schleppen
unb wo moglich seinen Tob zu rachen. So furchtein-
flohenb ist ber Anblick bieses letzten Kampfes, bah auch
bem unerfahrenen unb leibenfchaftlicheren Jager bie Lust
vergeht, sich seinem Opfer vor Eintritt aller Zeichen beS
Tobes zu nahern. Die Eingeborenen erzahlen uberall,