ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
278 Saugethiere. Neunte Vrdnung. sie mit der Stirii, suchen den Gegner mit den Hornern zu erfaffen, werfen ihn empor, zerstampsen ihn zuletzt mit den Fusen und kehren in blinder und ungestillter Wuth zu ihrem Opfer zuruck, sobald dieses bag geringste Lebenszeichen giebt. Sie halten sich in kleinen Heerden zusammen oder leben paarweis, sind aber im wilden Zustande niemals so gesellig wie viele andere Wieder- kauer, zumal die Antilopen. Die Kuhe kalben zwei Mal in zwei Jahren, bleiben aber im dritten unfruchtbar; die Tragezeit soll gegen 12 Monate dauern. Die Geburt des einzigen Kalbes fstllt in Europa aus das Fruhjahr; nach Pallas soll der europaische Buffel sich zwar mit dem gewohnlichen Rindvieh kreuzen lassen, sein Bastard je- doch zeitig wegsterben. Im gezahmten Zustande zeichnet jener sich eben nicht durch Gelehrigkeit oder durch An- Hanglichkeit an seinen Marter aus, besitzt aber ein gutes Gebachinih und vielen Muth. Der gemeine Buffel lebt in den sumpfigen Niederun- gen von Hinbostan in unbezweifelt wildem Zustande; auch der zahme hat die merkwurdige Eigenschaft, in sedem irgend angemessenen Lande (z. B. in Neapel) leicht wie- der zu verwildern. Ohne Zweifel ist der indische Bhain der eigentliche Urstanim, von welchem die zahmen Buffel des sudlichen und westlichen Asiens, des norblichen Afrika und des ostlichen Europa entsprungen sind. Zuerst und zwar in sehr entlegenen Zeiten in Indien, vielleicht unter Beistand des Elephanten gebanbigt, ist der Buffel im Gefolge wandernder Volker oder groher Kriegsheere nach Persien gelangt, wo die Begleiter Aleranders ihn antrafen, und spater durch die Mohammedaner nach Syrien und Aegypten verpstanzt worden. Christliche Pilger fanden ihn schon im achten Jahrhunderte in Pa- lastina, und zufolge des Zeugnisses eines alten Geschicht- schreibers, des PauluS Warnesried, mit dem Beinamen Diuconus, kam er zuerst nach Italien i. I. 596 unter der Regierung Agilulf's. Im ostlichen Europa mag er aber weit fruher schon sehr haufig gewesen sein und dorthin die Schaaren barbarischer Volker, die auS Asien Hervor- brachen, begleitet haben. In seinem Baterlande und in unabhangiger Freiheit ist er cin furchtbares, selbst den Tiger nicht scheuendes und diesen nicht selten im todt- lichen Kampfe besiegendcs Thier. Gereizt sturzt er sich mit rasender Muth auf seinen Gegner, vbgleich dieser ihm vollig uberlegen sein mag, und siegt oft niehr durch die Plotzlichkeit und Gewalt seines Angriffes als durch seine Starke allein. Die tiefsten Sumpfe, die unter der Sonne Indiens sedem Europaer todtliche Pestlufte aus- hauchen, sind ihm der angenehmste Aufenthalt, denn in ihnen verbringt er, nur mit der schwarzen Schnauze Her- vorragend, Halbe Tage, ohne seine Stellung zu andern. Kein anderer Wiederkauer vertragt gleich ihm anhal« tende Nasse, und daher zieht man, wie Sykes erzahlt, eine seiner langgehornten Spielarten oder Rassen in Indien allen anderen Hausthieren bei Betreibung des schlammigen Reisbaues vor. Seine Zahmung ist nir- gends vollkommen noch den Menschen ganz sicher stellend, denn er uberlahi sich Ansallen von Halsstarrigkeit unb. ubler Laune, die unter Umstanden in Muth ausarten konnen, und anhert uberhaupt einen heimtuckischen, schon aus dem boshasten Auge Hervorleuchtenden Charakter. In gewissen Gegenden ersetzt er als Zug- und Lastthier sowohl Pferd als Ochs und ubertrifft sie auf morastigem Boden; ein Paar Buffel leistet die Arbeit von vier Pfer- den. Sein Fleisch ist Hart und schmacklos, die Milch taugt, mindestens in Europa, sehr Wenig, soll aber in Indien von guter Beschaffenheit sein und eine zwar stus- sige, indessen sette Butter liefern. Die Haut wird wegen ihrer Dicke und Festigkeit geschatzt. Man kennt mehrere Rassen, unter welchen die in Bengalen gewohnliche nur 4% Fuh hoch wird, ihren der Guallah-Kaste angehoren- den Treibern allein gehorcht, zum Pflugen, aber nicht zum Tragen solcher Lasten geschickt ist, die bei bem nicht zu Hinbernden Niederlegen int Schlamme letben konnten. Die Malabar-Raffe ubertrifft, nach Dillon's Versiche- rung, einen Hausochsen an Grohe, ist sehr hahlich, fast Haarlos, Hat bicke, kurze Fuse unb weihe Augen unb wirb Haufiger vollig wilb in ben Malbern als gezahmt angetroffen. Dasselbe gilt auch von bem Buffel von Ceylon; beibe sagen bie Eingeborenen bes Fleisches wegen. In Bonibay sinb Buffel zahlreicher als in Ben- galen; Bischoff Heder sah in Bortpoor einen weihen, wahrscheinlich einen Albino, ben bie Jnbier sur eine grohe Seltenheit Hielten. 9(m Nil unb in Abyssinien ift ber Buffel sowohl zahm als wilb anzutreffen unb liefert ben kriegerischen Gallas Schilbe, welche eine Flinten- kugel nicht burchbohrt. Sehr gemein ist er in ben weni- ger angebaueten Provinzen Italiens, zumal in Calabrien, wo Ebenen unb Thaler meistens versumpst baliegen, um Pastnm unb auf ben grohen unb menschenleeren Flachen Apuliens. Er finbet in ben pontinischen Sumpfen eine angemeffene Heimath unb ist nebst bem Eder bas einzige grohere Saugethier, welches bie verpestete Maremma bewohnt. Im norblichen Italien, wo das Land durch- schnittlich weit gesunber ist, deschranken sich bie ebenfalls zahlreichen Buffel auf bie burch ihre Sumpfluft unb Schablichkeit deruchtigten Gegenben, in welchen Reisdau im Grohen geirieben wirb, unb aus bie haufig uder- schwemmten Ufergegenben bes Po, Tanaro, Ticino und anberer Flusse unb Lanbseen. Sie leisten als Zugthiere in ganz Italien um so wichtigere Dienste, als bie meisteii Nebenwege, zumal in ben sublichen Provinzen, am Enbe bes regnigen Winters von keinem anberen Thiere betre- ten werben konnen. Angeschirrt an einen schwerbelabe- nen Karren, ber burch bie Hohe seiner Råber seben Fremben in Verwunberung setzt, bahnen sie sich burch grunblosen Morast einen Weg. Bei aller bieser Dienst- willigkeit bleidt es gefahrlich, ihnen allzugrohe Leistun- gen zuzumuthen; man kennt Beispiele, bah sie ber erlit- tenen Harten Behanblung sich wohl erinnerten unb sie baburch rachten, bah sie im Augenblicke ber Befreiung vom Joche sich Wuthenb gegen ben Fuhrmann Wenbeten unb ihn tbbteten, ehe Hilfe herbeikommen konnte. 7. Der Arni.Buffel. (Bos Arni.) Fig. 99^ Berschiebene Zoologen ziehen bie Eristenz vollig wil- ber unb von ben verwilberten wohl zu unterscheibenber inbischer Buffel in Zweifel, haben inbessen Unrecht, in- bem bie Forschungen ber letzten Jahre beweisen, bah es sogar zwei Thiere giedt, von welchen man ben zahmen Buffel Herleiten fann. Sie sinb unter bem Namen von Arni verwechselt worben, sollten aber nach Vorbilbe ber Eingeborenen von Bengalen unb ben Granzlanbern als Bhain unb eigentlicher Arni unterschieben werben. Der letztere ist niemals gezahmt worben unb bewohnt einfam oder in kleinen Familien bie ostlichsten, an ben Fuh bes Himalaja granzenben unb mit Walb bebeckten Provinzen bes britischen Jnbiens unb bes Reiches ber Birmanen, wo er ben Namen Phang tragt unb nachst bem Tiger fur bas gefahrlichste Thier ber Urwalber gilt. Er uber- trifft alle Arten ber Gattung burch Grohe, Starke unb Muth, soll an ben Schultern sieben Fuh hoch unb burch- aus mit langem, schwarzen Haare bebeckt sein unb eine weihe Haut haden. Der Schwanz reicht kaum dis an bie Hacken; ber Kopf wirb so getragen, bah bie Horner allezett brohenb nach vorn gerichtet stehen. Diese errei- chen eine ganz ungewohiiliche Grohe, sinb inbessen in Sammlungen selten unb mit ben viet haufigereir bes falschlich sogenannten Arni ober Bhain verwechselt wvr- ben. Eine auf Jagb ausgezvgene Gesellschaft britischer Offiziere tobtete im norblichen Bengalen innerhald breier Monate eden nur einen Arni, bessen Horner an ben Spitzen gegen sechs Fuh von einanber adstanben unb auf ber Flache breikantig, runzlich unb draun gefarbt, in ben ersten zwei Dritttheilen ihrer Lange gerabe unb nicht ruckwarts gekrummt unb nur an ben Spitzen nach innen unb hinten gerichtet Waren. Das adgedilbete Paar (Fig. 992.) befinbet sich in ber zovlogischen Sammlung bes britischen Museums; jebes einzelne Horn miht entlang ber Krummung 6 Fuh 3 Zoll englisch, im Umfange an ber Murzel 18 Zoll, an ber vorberen ber brei Flachen 7 Zoll, ist ubrigens sehr runzlich unb an ber Spitze schars zugespitzt. Ueber bie Sitten bieses feltenen Thieres ist nichts bekannt; Williamson fuhrt nur an, bah seine Jagb bie gefahrlichste Jnbiens sei, unb bah ein Adni einen auf bem Rucken seines Elephanten Sicherheit finbenben Jager verfolgt unb in ber Muth versucht habe, senes colossale Thier auf bie Horner zu nehmen, Hierdei aber getobtet worben sei. — Der Bhain ist gleichfalls sehr groh, inbessen an ben Schultern niemals hoher als 6 Fuh, burch langeren Korper, bis tief unter bie Hacken hinabreichenben Schwanz, sparsame Behaarung, kleine- ren, nach vorn verschmalerten Kopf unterschieben unb wirb eben so im wilben als im gezahmten Zustande an- getroffen. Vollig unabhangig und in zahlreichen Heerden bewohnt er die sumpfigen Edenen am User des Ganges ; gelegentlich treibt er in ansehulichen Gesellschaften auf diesem Flusse hinab; scheinbar schlafend ober boch ohne kraftige Bewegungen uberlaht er es ber Stromung, ihn an bas Ufer ober an eine Jnsel zu bringen. Bote, bie zwischen solche schwimmenbe Heerben burch Zufall ge- rathen, laufen viele Gefahr. Ob ber Bhain so gut tauche unb sich von Wasserpflanzen ernahre, wie bie Jnbier erzahlen, bleibt noch zu untersuchen ; Beibes wurbe inbessen eben keine Abweichung von ben Sitten ber Buf- sel uberhaupt ausmachen. 8. Der capische Buffel. (Bos caffer.) Fig. 995 — 997. Der subafrikanische Buffel gleicht in Sitten ben inbi- schen unb europaischen Verwanbten. Trockene Gegenben vermeibet er sorgfaltig unb ist baher in ben offenen, was- serarmen Gegenben bes Caplanbes undekannt, basur aber in ben bichtbewalbeten, von zahlreichen Flussen burchschnittenen Nieberungen bes Kaffernlanbes um so haufiger. Er verbringt ganze Tage in ben Sumpfen, laht, bis an ben Kopf untertauchenb, bie heihen Stunben verstreichen unb kommt, zum Schrecken einzelner ober unbewehrter Wanberer, in ber Kuhle an bas Lanb, um zu grafen. In seinem boshaft glanzenben Auge spricht sich sein Hamischer unb gefahrlicher Charakter aus; un- gereizt sturzt er aus bem Dickicht auf ben unbesorgt vor- ubergehenben Menschen, auhert zumal bei bem Andlicke ber rothen Farbe eine granzenlose Muth unb wirb burch Grohe, Starke unb Bewaffnung zu einem Feinbe, ber selbst ben erfahreuen unb furchtlosen Jagern unter ben Hollanbischen Colonisten Besvrgnih einstoht. Mit seiner Starke verbinbet er grohe Schneiligkeit; nur gutberit- tene Jager vermogen ihm zu entkommen, nicht aber ihm zu folgen, Wenn er selbst bie Flucht ergreift, benn mit unwiberstehlicher Gewalt bricht er sich, bie Stim fen« kenb, einen Weg burch bas bichtest verwachfene llnter- holz unb fturmt selbst an buschigen Abhangen mit ber erstaunlichsten Geschwinbigkeit empor. Diese plotzliche unb gerauschvolle Flucht sichert aber keineswegs ben Jager, benn seinen Sinn schnell anbernb, von Furcht zur Muth aus Eininal ubergehenb, kehrt ber Buffel auf bem selbstgebahnten Pfabe pfeilschnell zuruck unb wenbet sich gegen ben Verfolger, ber unfehlbar verloren ist, wenn er im Augenblicke scheinbaren Sieges gewohnliche Vorsicht vergah unb bie Moglichkeit schleunigen Ruck- zuges nicht offen erhielt. Die Berichte ber Reisenben unb bie Erzahlungen eingeborener Jager sinb voll bon ben Gesahren, von ben Fallen muhsamen Entkommens unb von ben unglucklichen Ereignissen bieser Jagben. Auch tobtlich verwunbet bleibt bieser Buffel immer noch ein furchtbarer Feinb; unter lautem Brullen zerwuhlt er ben Boben mit ben Hornern unb macht bie letzten Anstrengungen, um sich noch einige Schritte zu schleppen unb wo moglich seinen Tob zu rachen. So furchtein- flohenb ist ber Anblick bieses letzten Kampfes, bah auch bem unerfahrenen unb leibenfchaftlicheren Jager bie Lust vergeht, sich seinem Opfer vor Eintritt aller Zeichen beS Tobes zu nahern. Die Eingeborenen erzahlen uberall,