Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
Mit 1100 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
286
Snugethiere.
Zehnte Orbnung.
englischen Subpolerpebition befchriebenes, auf den Sud-
shetlandinseln Heimisches Thier.
4. Die Leoparden-Robbe. (Phoca Weddelii.) Fig. 1023. 1024. 1025.
Die Leoparden - Robbe vertritt eine der oben an-
gedeuteten Gattungen, in welche man, ohne tristige
Grunde, die eigentlichen Robben getrennt Hat. Unter
dem Namen Stenorhynchus sind diejenigen Robben ver-
einigt worden, welche eine vorstehenbe Schnauze und
sehr gezacktes Gebih haben (Fig. 1023). Jeder der uberall
in der Funfzahl vorhandenen Backenzahne tragt drei
scharfe Spitzen, von welchen die mittlere die seitlichen
uberragt. Vorberznhne sind in jedem Kiefer vier vor-
handen. Die abgebildete Art bewohnt in grotzen Zah-
len die selfigen Eilnnbe des antarktischen Meeres von
den Sudshetlandinseln bis jenseits des 68.Breitegrades, et-
reicht eine Korperlange von 8Fuh, hat einen gestreckten,
aber nicht dunnen Hals, kleinen Kopf, langen, etwas
breiten, oben grauen und weihgefleckten, unten gelblichen
Korper und scharfe, gekrummte, unten flach ausgehohlte
Krallen. Das Haar ist weich und steht dunn. Von den
Sitten dieses unter mehreren Namen beschriebenen Thie-
res ist wenig bekannt. Das Vaterland theilt mit ihm
eine nahe verwandte Art, Home's Robbe (Phoca
vel Stenorhynchus Homei Fig. 1021 a), welche der be-
ruhmte Seefahrer James Clark Rosi wahrend seiner Etit-
deckungsreise nach dem Sttbpole auffand.
5. Die Mutzenrobbe. (Phoca cristata.) Fig. 1026. 1027. 1028.
Die Untergattung, Stemmatspus, zu welcher die in
Gtotilniib nicht seltene und seit langer Zeit bekannte Mu-
tzcnrobbe gehort, wird charakterisirtdurch vier obere, zwei
untere Vorderzahne, funf Backenzahne uberall, welche,
mit einsacher Wurzel versehen, ziemlich breit, aber nicht
hoch und auf der Krone gefurcht sind (Gebih Fig. 1027) ;
durch die stumpfe und schmale Schnauze und den son-
derbaren, einer Kaputze verglichenen Hautlappen des
Vorderkopfes. Dieser bestehtaus einem knorpeligen, auf
der Schnautze entspringenden, nach hinten an Hbhe zu-
nehmenden, etwa 7 Zoll hohen und hinten zweitheiligen
Kamme, der eigentlich als eine Fortsetzung der Nasen-
scheidewand angesehen tverden ntusi und sich mit einem
Hautigen, sehr muskelreichen Sack verbindet, der nach
vorn zwei durch ringformige Muskeln verschliesibare,
von den eigentlichen Nasenlochern sehr verschiedene Oeff-
nungen hat. Nur das Mnnnchen besttzt diesen sonder-
baren, in seiner physiologischen Bedeutung noch nicht
erklarten Anhang-, er fehlt den Jungen und den Weib-
chen. Die Augen konnen wahrend des Schlafes tief in
die Hohlen zuruckgezogen werden und sind zum scharfen
Sehen bis in grosie Fernen wohl geeignet. Die Kor-
perlange betragt gegen 8 Fusi ; das Haar des Ruckens ist
lang, weich und schwarz, des Bauches Wortig und silber-
farben, der ausdehnbare Stirnanhang mit kurzen, brau-
nen Haaren bedeckt. Junge Thiere tragen ein graues,
unregelmahig braungeflecktes Kleid. Die erwachsenen
Halten sich nteist nuf offener See nuf und kommen uur
vom April bis Juni hnusiger nu das Land. Gewohtt-
lich schlafen sie in voller Sorglosigkeit nuf schwimmen-
den Eisiuseln und treibeu mit dieseu weit umher, sollen
aber zweimal im Jahre, itu September und Mnrz, nach
dem ameriknnischen Continent wnnderu, wo sie ihre Jun-
gen werfen, um im Juni tunger und erschopft zuruckzu-
kebren. Im Juli wenden sie sich nnch dem Norden, wo
sie Nahrung int lleberflusse finden, und nnhern fich im
Spntjahre wiederum den Kusten. Sie leben in Poly-
gnmie; ein Mnnnchen hat stets mehrere Weibchen bei
sich und steht nicht nn, tint dieseu Besttz seinen Nebeu-
buhlern wuthende Gefechte zu liefern. Der Bih soll
furchtbar tief geheu. Von den Fellen werden jnhrlich
grosie Mengeu nach Europa gebrncht.
6. Tie Russelrobbe. (Phoca proboscidea.) Fig. 1021 d, 1029 — 10.32.
Die Rusfelrobbe, die atich unter den Namen Lowett-
robbe und See-Elephnnt von vielen Rcisenden erwnhnt
worden ist, bewohnt den Australocean der ostlichen und
westlichen Halbkugel vom 35ff—55° S. B., Kerguelens
Jnfel, Sudgeorgien, Juan Feruandez, Sud-Shetland
und die Falklaitdinseln. Man trifft sie gemeinlich in
zahlreichen Geseltfchaften und zwnr auf solchen Jnfelu
im Vorzuge an, die in der Nahe ihrer Kusten Sumpfe
oder Suhwasfer-Seen bnrbieteu; die Russelrobbe liebt
es, in diefen sich einige Zeit aufzuhalteu oder Herumzu-
walzen. Eigentlich kann sie als ein wanderndes Thier
betrnchtet werden, indent sie im Juni, mit dem Eiutritte
des Winters, sich dem sublichen Wendekreife uahert, im
Sommer nach dem kalten Stiden zuruckgeht. Wahrend
der ersteren Wanderung ruht sie auf mnuchen Jnfelu in
Schanren atts, die, nach dem Berichte vieler Seeleute,
z. B. nuf Kings-Jnfel, die Kustett gaitz verdunkelu.
Dort bringen die Weibchen ihre Jungen zur Welt und
zwar unter Aufsicht und Bewachung der Mauncheit, die,
tote erzahlt wird, seetoarts in Linien gelagert sind, tint
die Mutter zu verhittdern, ihre Nachkommen auch nur
fur kurzeste Zeit zu verlasfen. Diese Gefangenschaft und
das Saugett der Jungen soll acht Wochett bauern und
die Weibchen ttitt so ntehr abmagern, als sie verhindert
toerben,- int Meere ihre Nahrung zu sttchen. Viele sol-
lett nus Mnugel umkommen. Dns Wnchsthum ber Jun-
gen geht sehr rnsch von Stntten; neugeboreu messen sie
zwischen 4—5 Fusi, nnch ncht Tngen bns Doppelte, itu
britten Jnhre 18—25 Fusi. Nnch Ablattf jetter Periobe
erztouugeuer Pstege begiebt sich bie gnttze Familie in bie
See, too bie Weibchen sich balb toieber erholen, ttitt nach
eittetti Mounte von Neuetti nu bns Lnttb zu steigen uub
pnssive Zuschnueriuneii ber touthenben Gefechte nbzuge-
ben, toelche bie Mnnnchen sich zu liefern beginnen. Am
Ettbe bes blutigen Krieges fetzt sich bie gnnze Gefellfchnft
unter ber Leitung eines erfahrenen nlteren Mnunchens
nnch betti Stiben iit Betoegung, um ben Sommer jenseits
bes Subpolnrkreises zu verbringeu; immer sollen einige
zuruckbleibeti, tonhrscheinlich tveil sie burch erhnltene unb
noch ungeheilte Wunbeit ober burch Schtonche verhin-
bert toerben, nu ber Reise Theil zu nehitiett. Der ein-
tretenbe Frost bes Stibens innhnt bie Wnnberer zur er-
tietteteit Reise, unb auf bieseWeise verstreicht jetten grosi-
teu ber Robben bas Leben in Zugen zwischen Sttbett unb
Norben. Der euglische Seemnnit Cnrmichael verstchert
in seiner Beschreibuug ber Jttsel Tristnn b'Acunha, basi
eine nusgewachsene Rtisselrobbe gegen 70 eitgl. Gallons
Thrnit liefere, unb basi in Folge bieses Fettgehnltes ihr
ganzer Korper wfihrenb bes Kriecheits wie ein Gnrtert-
klumpen zittere. Er fanb Hunberte schlnfenb zwischen
bent hohen, bie Kuste uubewohnter Jttselu uberziehenbeu
Grase, unb zwar in so sorgloser Ruhe uub Unwissen-
Heit, bah es nothig War, sie zu ftoheit unb mit Steiueu
zu werfen, um sie zum Platzmachen zu veraulasfen. Auf-
geweckt erheben sie sich auf betti Vorbertheile bes Kor-
pers, sperren ben Racheit weit auf unb zeigeit eine furcht-
bare Zahnreihe, verfuchen aber uiemnls zu beihett. Lnht
sich ber Gegtter burch fo unschabliche Drohungen nicht
abfchrecken, fo hetzen sie sich eublich nach ber See in Be-
wegting, inbesfen fo langfam unb bebenklich, bah eiiift
zwei von Carntichnel's Begleitern, ohne Schnben zu lei-
ben, wageit burften, ein eutweichenbes Paar zu bestei-
gen unb bis nn bns Ufer zu retten. Junge Werbeit leicht
znhtti unb entwickeln viele Auhnnglichkeit nu ihre Pste-
ger; Robbettfchlnger forten bergleicheit Verfuche oft ge-
mncht haben, inbefsen ift es noch keinetn geluttgeu, feineti
Zogling lebettb nach Europa zu bringen. Die Stinime
bes Mnunchens klingt tief, Heiser, aber furchtbar unb kann
in grohen Fernen verttotumen werbeit; bie Weibchen unb
Jungen geben ttur bertenbe Laute von sich. Die Nnh-
rung besteht zum grosien Theil nus fogennunteu Titt-
tenfifchen (Weichlhieren nus ber Orbnung ber Kopf-
stiher) uub nus Seegrns; bie fchnnbelnrtigen Kiefertt ber
ersteren toerben, mit Kiefeln untermeugt, haufig itu Mn-
gen gefunbeu. Der Thrnit ist nicht nllein in reichlicher
Mettge im Korper vorhnuben, sonbertt nuch sehr klnr
uub geruchlos uub giebt bie eigentliche Vernnlaffung zu
ben znhlreichen, kostfpieligen unb gefahrlichen Unterneh-
men ber Robbenschlnger, tvelche bie toeit entfernten Meere
bes Sitbens zum Schnuplatz ihrer Thntigkeit erwnhleit.
Die Felle finbett, zu Leber vernrbeitet, eine nnfehnliche
unb in mnnchen Gewerben sehr ttutzliche Antvenbung.
An bns thrnnige Fleifch knitn minbestens ber Europaer
fich nicht gewohnett; bie gefnlzetteii Zungen forten nber
vortrefflich fein. — Die Rusfelrobbe reprafeutirt tibri-
gens eine Untergnttung (Macrorhinus v. Mirunga) ber
Phoken; sie Hnt vier obere, ztoei untere, zugespitzte, ben
Eckznhtten ahnliche Vorberznhne, sehr grohe, kegelfor-
mige, rucktoarts gebogene Eckzahne, ubernrt funf eintottr-
zelige, nit ber Bnsis sehr brette, nnch oben in turje, wnr-
zenformige Hocker nuslaufenbe Bnckenzahtte (Fig. 1030),
lnnge, stnrke, spirnl gebrehte Bnrtborsten, grohe, toeit
vorstehenbe Augeit, breite, mit kleinen Krarten versehene
Vorberfuhe, nngellose Hinterfusie, kurzes, nnch verschte-
betteit Richtungeu liegenbes unb bnher mnnttichfnch spie-
gelnbes Hnnr. Die Mnnnchen vermogen ihre lnnge
unb sehr bewegliche Schnnuze zu einent Rufsel zu ver-
langern, burch welchen sie im Zustnnbe ber Erreguug
schnnrchenb nthinen. An ben Weibchen ist bie Schnnuze
stumpf.
11. Ohrcnrobbe. (Otaria.)
Gattu tigscharakter. Die vier oberett mittleren
Vorberznhne mit boppelter Schueibe. Hatit ber Hinter-
fuhe lnppennrtig verlnngert. Aeuhere Ohrmufchel.
1. Die Blirenrobbe. (Otaria ursina.) Fig. 1031— 1036.
Auch bie Ohrenrobbeit sittb in mehrere Gnttungen
abgetheilt worbeit. Die Bnrettrobbeit bilben eine bersel-
ben (Arciocephalus), bie burch fchmnle, kurze Schnauze,
fechs obere, vier untere Vorberznhne, fechs obere, funf
untere, in brei kurze Spitzen nuslnufenbe Bnckenznhtte
bezeichnet wirb (Gebisi Fig. 1034). Die zu ihr gehorenbe
nbgebilbete Art, bie nuch ben Nntiten bes Seebares in
nlteren Schriften tragt, wirb ohngefahr 8 Fusi lang, ist
mit abstehenben, Harteit, groben, am Manucheit schwnr-
zeu, am Weibchen gratien Haarett bebeckt, unter Welchen
eine sehr weiche, knstnnienbrnune Grunbwolle liegt. Beibe
Geschlechter stub nn Grosie unb Farbung sehr verschie-
bett, bie Neugeborenen glnttzenb schwnrz. Das Vnter-
lattb stub bie Kustett bes norbwestlichen Amerika unb bes
gegenitber liegenben Theiles von Asien, bie Aleuten unb
Kurileit. Die Barenrobbe scheint zu wnnbern wie ntnnche
Art berselben Gattung; toentt sie zeitig int Fruhjnhre
nuf Knmtfchntkn unb ben Kurilen erscheint, ist sie sthr
fett. Die itu trachtigen Zustnnbe ankommeuben Weib-
cheit werfen ihre Jungen wnhrenb eines zwei Mounte
bnuernbeit Aufenthnltes an ber Kttste, utugeben zu 50 bis
80 bie polhgamifchen Manitchen unb werbeit von biefen
eiferfiichtigst bewncht. Solche, mit Einschlusi ber Nnch-
komtuenfchnst 100— 120 Stuck begreifenbe Familien Hal-
len sich von anberti abgesoubert, bie mit ihiten zugleich
biefelben Kustett unb zwar in solchen Mengett besuchen,
basi minbestens Steller genothigt war, bie Strnnbgegeit-
ben ber am Norbtoesteube Amerika's gelegenen Jnseln zu
verlnssen, unb seinen Weg muhsnm t'iber bie hoher gele-
genen Felsett fortzusetzen. Die Mannchen mihhnndeln
nicht sekten bie sehr bemuthigeti Weibchen mit nusierster
Grausamkeit, geben ihnett aber in ber Liebe zu ben Jun-
gen nichts nnch unb vertheibigen biese mit grositerWuth.
Gernth eine Fnmilie in ben von einer nnbereu eittge-
notiimetten Ort, so erfolgen nrtgemeine Gefechte, unb nus
biesent Gruttbe Hutet sich jebe, ihrett Plntz bebeutenb zu
vernnberu. Die Alten legen vor Menschen burchnus keitte
Furcht zu Tnge, fouberu rusten sich bei ihrem Anblicke
fogleich zum Attgriff, ittbent sie eine Art von Brurten Ho-
ren lnssett, toelches gnnz attbers klingt nlå bie mnttcher- .
lei Rtife, mit welchen sie gewohttliche Zustnnbe unb
Stimmungeii zu bezeichtten pstegeu. Sie schwimtueu so
schnell, bnsi sie in einer Stunbe nn zwei beutsche Meilett