Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Floffensuher.
Sciugethiere.
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zurucklegen und find underen Seehunden in demselben
Verhaltniffe ein Gegenstanb des Schreckens, als fle selbst
durch den Seelowen Steller's (Otaria Stelleri) zu leiden
haben, der in denselben Meeren wohnt und, beilaufig ge-
sagt, lange Zeit mit dem gemahnten Seelowen der an-
tarktischen Meere (Otaria jubata. Fig. 1021 b) verwechselt
worden ist. Jhr bichtwolliger Pelz liefert den Kamtscha-
dalen und benachbarten Volkerschasten vortrefflicheWin-
terkleider. Steller spricht mit dankbarer Erinnerung von
eincrn solchen, der ihn gegen das traurige Klima der Be-
ringsinseln vollkommen schutzte.
2. Die gemlhnte Ohrenrobbe. (Otaria jubata.) Fig. 10*21 d.
1037. 1038.
Der Name Seebar und Seelowe ist so vielen speci-
fisch verschiedenen oder sehr unvollkommen bekannten Ar-
ten groper Robben gegeben worden, bah man denselben
mindestens aus wissenschaftlichen Verzeichnissen vertilgen
sollte. Lluch die von Lesson nach Pernetty, ihrem Be-
schreiber, benannte Ohrenrobbe tragt in alteren Werken
bald den einen, bald den anderen Namen. Sie bewohnt
das Magalhaens-Lanb, die Falklanbinseln und vielleicht
auch die jubilerer gelegenen Archipel, wird 14 — 15 Fuh
lang, entbehrt die Wolle der vorher beschriebenen nordli-
chenArt und ist allein mit kurzem, rothgelben, an den Fnhen
dunkelbraunen Haare bekleidet, welches am Nacken des
Mannchens zur lockigen, bis an die Schulrern reichen-
den Mahiie wird. Jhr Korper ist sast uberall von glei-
cheni Durchmesser, drehrund, mehr zum Herumrollen als
zu irgend einer gehenden oder kriechenden Bewegung ge-
schickt, der Kops verhalinihmahig klein, das kegelsormige
Ohr 6—7 Linien lang, mitsteifem, hin- und Hergewun-
denen Knorpel versehen, die Ohrlippe ties herabhangend
und mit rauhen, im Alter weih werdenden Bartborsten
reichlich besetzt. Das Weibchen ist, wie bei den meisten
Phoken, weit kleiner als das Mannchen. Forster sand
die Felsen um Neujahrshafen (im Feuerlande) mit Schaa-
ren dieser sogenannten Seelowen bedeckt, die, durch Flin-
tenschusse erschreckt, theils sich in den See sturzien,
theils unbehilflich liegen blieben und erlegt wurden. Sie
machten einen vielstimmigen und betaubenden Larmen;
Wahrenb die alten Mannchen wie erznrnte Ochsen oder
Lowen brullten, blokten die Weibchen genau wie Kalder
und die Jungen wie Lammer. Unter der Obhut von al-
ten, abgesondert liegenden und jede Annaherung znrnck-
weisenden Mannchen bildeten die Uebrigen zahlreiche
Familien. Jene packen sich bisweilen mit unbeschreib-
licher Wuth, und viele der Aelteren tragen tiefe blutige
Wunden als Zeichen ihrer Kampflust und ihres Muthes,
den sie indefsen den Menschen gegenuber nicht bewahren.
Sie erwarteten wohl die Annaherung derselben, erhoben
sich mit dem Vorberiheile, schnarchten, sperrten den Ra-
chen weit aus und nahmen eine sehr drohende Miene an,
allein der Tod weniger bestimmte die Uebrigen zur schleu-
uigen Flucht. Die Jager hatten allein sich zu huten,
zwischen dieFliehenden und das Meer zu gerathen, wur-
den aber im schlimmsten Falle eben nur uingerannl und
sonst in teiner Art verletzt. Die Glieder derselben Fa-
milie leben sehr einig; aus dem Hinlerhalte beobachtete
Forster, wie sie sich liebkosten und mit den Kopsen, gleich-
sam kussend, sich naherten. Sie sollen ubrigens nur an
das Land kommen, um ihre Jungen abzusetzen und die
Weibchen wahrend dieser mehrmonatlichen Periode ebenso
eifersuchtig von ihren Genossen uberwachi, am Wegge-
Hen gehindert und zum Hunger gezwungen werden, wie
man von der Russelrobbe erzahlt. Cook sand einzelne,
knurrend und ganz verlaffen daliegende Mannchen, die
er glaubte fur uberall und von der Familienverbindung
ausgeschlofsen halten zu mussen.
III. Walrost. (Trichechus.)
Gattungscharakter. Vorderzahne oben vier,
unten zwei oder keine, die beideu mittlereu des Ober-
kiefers klein und leicht ausfallend, die seitlichen nach in-
nen ties abgestutzt. Obere Eckzahne sehr lang, weit vor-
ragend, walzenformig. Backenzahne 4—5 uberall, mit
stumpfer Krone. Gestalt und Glieder der Robben.
Schwanz fast ganz sehlend.
1. Das Walroh. (Trichechus Rosmarus.) Fig. 1039 — 1042.
In der Gestalt gleicht das Walroh zwar ganz den
Robben, allein es weicht von diesen bedeutend ab durch
die je nach dem Alter veranderliche Zahl der Zahne und
die Gestalt derselben. Vor allen Verwandten zeichnet
es sich aus durch die ungeheuren, bisweilen nn 30 Zoll
langen, 10—15 Pfund schweren Stohzahne, die mit
Ausnahme einer ander inneren Seite verlaufenden Latigs-
furche ganz drehrund, nirgends hohl und mit langen
Wurzeln in Zellen eingefugt sind, durch welche ver im
Verhaltniffe zum Korper nicht grohe Schadel (Fig.
1039.) seinen eigentlichen Umfang erlangt, der am leden-
den Thiere noch durch angeschwollene, mit dorstigem
Barte dedeckte Lippen vermehrt wird. Diese gewaltige
Entwickelung des Oberkiefers hat eine fast unverhalinih-
mahig erscheinende Verkleinerung des Unterkiefers nach
sich gezogen, weil das vordere Ende desselben nothwendig
zwischen den grohen Stohzahnen einpassen muhte. Aus
gleichem Grunde stehen auch die Nasenlocher hoch oden
und sonach weit entfernt vom Lippenrande. Die Augen
sind klein, aber glanzend, die Ohrenoffnungen weit nach
hinten geruckt und ohne auhere Muschel. Der Korper
mist 18— 20 Fuh in der Lange, nach vorn 10—12 Fuh
int Umfange und ist mit einer dorkenartig dicken, rnnzli-
chen, gelblichbraunen, sehr sparsam- und kurzbehaarten
Haut bedeckt. Die kurzen. Fithe liegen bis an die Fuh-
wurzelgelenke unter der Haut verborgen und haben funf
mit kurzen Krallen versehene Nagel; die hinteren uber-
treffen die vorderen an Lange und Breite und stellen
machtige Ruder dar. Der anherlich kaum bemerkbare
Schwanz kann leicht fur einen unbedeutenden Hautlap-
pen genommen werden. Die vier Saugewarzen stehen
am Bauche.
Die Walrosse lieben gleich anderen Robben die Ge-
selligkeit und gehen in Gesellschaften von mehreren Hun-
dert Stucken an das Land, um dem Geschaste der Fort-
pflanzung obzuliegen, oder auch nur der Ruhe zu pste-
gen. Leichter, als man bei Ansicht ihres ungefugen und
schwerfalligen Korpers voraussetzen mochte, arbeiten sie
sich an hoheren und schroffen Felsen empor. Die gro-
hen Stohzahne dienen ihnen hierbei als Hacken, mittelst
welcher sie sogar nit den Seiten der Eisberge Hinauf-
klimmen, sind ihnen aber auch sonst von mnnnichfachem
Nntzen. Im vollen Vertrauen auf dieselben stehen sie
nicht an, schwimmend den Kampf auf Leben und Tod
mit dem Eisbare, ihrem furchtbarsten Feinde, anznneh-
men, und mit ihnen reihen sie v.on den unterseeischen
Felsen die langen Zweige eines nordischen Seetanges
(Fticus digitatus), der ihnen den Hauptantheil ihrer Nah-
rung liefert. Allerbings gehen aber diese nutzlichen Werk-
zeuge nicht felten durch den Gebrnuch verloren, nm Er-
sten, wie man glaubt, dann, wenn sich das Walroh ihrer
bedient, um zwischen dem die Kuste absperrenden Treib-
eise einen Weg zu offnen. Durch Gestalt erinnern sie
nn die Zahne der Elephanten, deren Grohe sie aber nie-*
måls erreichen, und von welchett sie sich durch ein sehr
verschiedenes Gewebe unterscheiden. Fur gewisse rech-
nische Zwecke sind sie nicht ohne Bebeutung. Die agt.
Landeoder auf dem Eise ruhenden Gesellschafien ber-Wal-.
roffe stellen, wie von vielen Seefahrerff beroet Worden
ist, Wacheir aus, die durch ein lautes, demWiehern ver-
glichenes und weithin horbares' ' GesArer den arlnahern-
den Feind verrathen. Cook verstchert, dah die Stimme
des Walrosses ihn ost vor schwimmenden Eisbergen ge-
Warnt habe, die er des Nachts oder bei nebeligem Wet-
ter von seinem Schiffe aus zeitig zu erkennen nicht ver-
mochte. Es ist nicht immer gefahrlos, diesen Thieren im
Waffer zu begegnen, benn nuf ben Ruf eines verwunbe-
ten eilen bie ubrigen zur Hilfe herbei, suchen jenen zu
befreien, greifen, burch ihre Znhl ermuthigt, wuthenb
bns Boot nn unb suchen es mit ihren Znhnen zu zer-
trummern ober umzuwerfen. Martens mnchte bieselbe
unnngenehme Erfahrung, unb Cnpitnin Phipps (spater
Lorb Mulgrnve) erzahlt, bah wahrenb seiner Fahrt burch
Wahgat's Strahe (1773) zwei auf bie Walrohjagb aus-
gegangene Offiziere in bie grshte Gefnhr geriethen, als
ein verwunbetes unb untertauchenbes Thier nach kurzer
Zeit mit einer Schaar anberer zuruckkehrie, bie einem ber
Matrosen bas Ruber entriffen unb nur mit Muhe an ber
Zerstorung bes Fnhrzeuges gehinbert ivurben. Die See-
lente wurben ohne ein zur Hilfe herbeieilenbes Boot am
Enbe boch im Kampfe unterlegen sein. Mit unverkenn-
barem Verbrusse gaben beim Anblicke ber Verst^rkung bie
wuthenben Thiere ben Angriff auf. Sir Ebwnrb Parry
traf im For-Canal an zweihunbert, wie gewohnlich un-
ter unb uber einanber auf bem schwimmenben Eise auf-
geschichtete Walrosse. Jebes seiner beiben Schiffe senbete
ein wohlbemanntes Boot auf bie Jagb aus, aber bie
Mannschaft warb in ein so ernstes Gefecht verwickelt,
bah sie Muhe Hatte, sich zu retten unb bas eine Boot,
welches mehrere Seitenplanken verloren Hatte, vor bem
Sinken zu bewahren. Die Liebe zu ben Jungen mag
hanptsachlich bergleichen Angriffe veranlassen. In bem
Kanipfe mit Parry's Matrosen hoben sich einzelneWeib-
chen aus bem Waffer, bie auf bem Rticken ihr Junges
trugen. Cook sah in Beringsstrahe, bah alleWalroffe,
sobalb sie bas Hinablaffen ber Bote gewahrten, ihre
Jungen unter bie Vorberfuhe nahmen unb mit ihnen
vom Eis in bas offene Meer zu entkommen suchten.
Mehrere Weibchen tauchten auf, um ihre erschossenen
ober auf bem Waffer treibenben Jungen zu erfassen unb
in bie Tiefe zu nehmen; einige Male geschah bieses sogar
Hart neben ben Bolen, unb wahrenb bie Mannschaft sich
mit bem Hereinziehen ber tobten Korper beschaftigte. Aus
ben weithin sichtbaren Blutspuren konnte man abneh-
men, bah bie von ihren Muttern wiebereroberten tobten
Jungen in grohe Fernen fortgetragen worben waren.
Man sah, wie jene gelegentlich auftauchten, um ihren schon
leblosen Burben Gelegenheit zum Athmen zu verschaffen,
unb bann unter furchtbarem Gebrull von Neuem ver-
schwanben. Ein Weibchen, bessen Junges bereits im
Boote lag, gerieth in solche Wuth, bah es bie Stohzahne
burch ben Boben bes Fahrzengs rannte. Auch halt es
schwer, ihnen mitLanzen tobtliche Wunben beizubringen;
bie scharfste Stahlspitze gleitet nicht felten nn ihrer bicken
Hant ab ober bringi minbestens nicht tief genttg ein.
Auch am Lanbe wettben sie sich nach Empfang schmerz-
Hafter Verletzungen brullenb gegen ben Feinb, fuchen ihn
nieberzuschlagen, hatten rechts unb links mit ben Zahnett
um sich unb entkommen auf solche Art hausig in bas
Aleer, wo ihre G^iossen sie fogleich in Schutz nehmen.
Wo sie Weni^ex verfolgt toerben, anhern sie keine Scheu.
Zorgbrager erzahlt in seiner Beschreibung bes Walfisch-
fanges (1750), bah sie nicht sekten ziemlich toeit von bem
Stranbe lanbeinwnrls Brochen -unb in Blenge erlegt
tourben, inbem man ihuen ^iv Mckzug abschnilt. Seit
sener Zeit haben sie nn ben Mkisten Orten ben Menschen
40 gut kennen g elmtt^bah sie toeit schwerer zu uberra-
schen sinb. Jhr^^hk hat auherbem auch sehr bebett-
4enb fligenMltnteh, benn gleich bem Walfische sinb sie in
fbie entkegensten Buchten bes Eismeeres verfolgt unb bie
* Jungen eben fo rucksichtslos wie bie Alten getobtet wor-
ben. Auch lieben bie Eingeborenen ber arktifchen Lati-
ber bie Jagb nuf bas Walroh unb tobten jahrlich eine
nicht geringe Zahl. Das Fleisch gilt ihnen fur einen
besonberen Leckerbiffen; es soll, nach Parry's Ilrtheil,
geniehbarer fein als basjenige irgettb einer anberen
Robbe unb fanb selbst unter ber englischen Schiffs-
mannschast, bie ber gewohnlichen Schiffskost mube ge-
toorben tonren, zahlreiche Liebhaber. Der Speck ist toeih
unb so fest toie berjenige bes Schtoeines ; ein ausgewack-
senes Walroh giebt aber nur 20 — 30 engl. Gallons ei-
nes im Hanbel gefchLtzten, fehr bunnstnssigen Thrnnes.