Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
Mit 1100 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
18
Saugethiere.
Erstc Vrbnung.
den Sitten dieses in Malacca und Siam ledenden Affen,
fiber welchen auch in systematischer Bezlehung noch manche
Ungewitzheit besteht. Verglelchuiig einer grogen Menge
von Eremplaren rechtfertigt ubrigens die oden gegebene
Synonhmie dieser Arten.
4. Der gråne Gibbon oder Campcr's Wauwau. (Hylobates leucis-
cus.) Fig. 26.
Nach alleren Nachrichten soll dieser Gibbon auf Su-
matra anfterorbentlich haufig sein. Renere Naturforscher
erwahnen Hiervon nichts. Muller sand ihn auf Java in
grohen Zahlen nnd eben daher kommen die Balge, die
setzr hu Naturalienhandel sehr getoohnlich worden find.
Sein Geschrei klingt nach Mnller's Aussage Wie die Hanfig
wiederholten Sylben Uah—uah, wovon wahrscheinlich
der alte, durch Camper zuerst angewendete Artenname
„Wauwau" abzuleiten sein wird. Der Pelz besteht aus
seinem, langent, dichtem und wolligem Haar und ist
gewohnlich aschgrau, bisweilen mit leichtenr Nebergange
in Braun; der Unterrucken ist elwas dunkler. Das
schwarze Geficht umgiebt ein Kranz Hellerer Haare; das
Jnnere der Hande ist schwarz. Nach Muller giebt es
Spielarten, an welchen die allgemeine graue Farbung
an Starte ab- oder znnimmt und bald in einen mehr
braunen bald mehr gelblichen Don hinuberzieht. Die
Eckzahne sind nicht groh, alle Zahne schwarz. Diekleinen
Ohren liegen tinter dem Pelze verborgen. An ganz alten
Thieren wird die Brust schwarzlich.
Der beruhmte Anatom Camper erhob zuerst den gratien
Gibbon zu einer elgenen Art. Das von Ihm anatomirte
Jndividuum kam von den Molukken, too dieser Affe vor-
zugstoeis in den grofientheils aus baumartigen Grasern
bestehenden Ditkichten sich aushalt. Man sagt, dasi er
citre auherordentliche Beweglichkeit, aber keine Spur Von
dem Uebermuthe zn'Tage lege, der sonst die Affen aus-
zeichnet. Zu verschiedenen Zeiten sind ztoei oder drei
lebende Jndivlduen nach England gebracht worden, toovon
ein drei Fus; hohes Weibchen sich ini Besitze Lord Clive's
befand, von Pennant beschrieben toorden ist und ein
lebhaftes, luftiges, aber sanstes Naturell verrieth. Ein
junges Mannchen lebte int Jahre 1828 kurze Zeit iti der
Menagerie der Londoner zoologischen Gesellschast.
IV. Schlaukaffe. (Semnopithecus.)
Gat tti ngsch arakter: Kopfrunb; Schnauze stumpf;
Brauenbogen hetdorftehend, mit einer Reihe von steifen
aus- und abtoarts gerichteten Haaren besetzt; Backentaschen
sehlen; Backenzahne mit stiimpshockeriger Krone, der
snuste nittere Backenzahn mit sunf Hockern, berett letzter
Hinten auf der Zahnkrone sich erhebt. Kehlsacke groh;
Gesafischtoielen tnaftig groft. Korper schlank; Glieder
lang, dunn; Dauinen der Borderhande klein, kur;, fast
nur angedeutet; Schtoanz sehr lang, schmachtig; Pelz
tvelcki, sehr langhaarig, ost mit Glanz versehen. Magen
faltig, mehrkammerig oder getheilt; Darmcanal lang.
Das tinter Fig. 27. abgebildete Gebih last ztoar nur
die an den Affen der alten Welt getoohnliche Zahl von
Zahnen gemabren, zeigt indessen ernige Eigenthumlich-
keiten. Die Vorderzahne sind klein, die Eckzahne groft,
breit tind plaitgedruckt; die Backenzahne tragen stumpfe
Hocker, die sich aber mit der Zeit so abnutzen, daft man
ztoischen der Schmelzsubstanz bedeutende Vertiestingen
bemerkt. Der Schabel (als Beispiel ist derjenige des
Mohren-Schlankaffen, Semnopithecus Maurus, Fig. 28.
abgebildet) faun rund genannt toerden; der Augenhohlen-
riiig ift groft und eckig, der Bratlenbogen steht toeit Hervor
und hat einett scharfen Rand; der Kamin ztoischen den
Augeuh^hlen erscheint breit, das Gesichtflach. Die Schla-
fengrube ist sehr geraumig, die Unterkiefer sind hoch, das
Kinn ist schief nach unten tind hinten abgestutzt. Die
Hande der Schlankaffen sind ausgezeichnet durch Lange
und gerhtge Breite, sotvie durch bie tingetoohnliche Kleinheit
und Unvollkominenheit des Daumens, der den ubrigen
Fingern nicht entgegengestellt toerden fann und daher das
Greifen nicht vermittelt. An den ebensails sehr langen
und schmalen Hinterhanden ist jedoch der Dattmen groft
tind steht hit angemessenen Verhaltnisse zu den Fingern.
Backentaschen sind nicht vorhanden, aber ein grofter Kehl-
sack, der mittels eines breiten Spaltes mit dem Kehlkopse
in Verbindung steht, ersireckt sich uber die gattze Vorder-
seite des Halses. Der Magen erscheint auf Hochst eigett-
thfimliche Llrt in mehrere Abtheilungen zerfallt, die eben
so viele Hohlen zur Vorverdauung der pflanzlichen
Nahrungsmittel darstellen, welcheeine formliche Zerseyung
erst int Hintersten Theile des Magens erleiden, eine Or-
ganisation, die, ztoar minder beutlich als diejenige der
Wieberkatter, derselben jedensalls analog ist.
Guvier bezeichnet die Schlankaffen als langsame Thiere,
indessen scheinen fle diesett Namen nur in getoisseit Be-
ziehungen zu verbienen. Die Lange und Schlankheit
ihres Korpers und ihrer Glieder toird ztoar der allgemeineu
Beheubigkeit teltten Eintrag thun, mag aber in eittent
getoisseit Grade die Plotzlichkeit und Energie der Betve-
gungen hindern. Nichts desto toeniger springeu fte in
ihren heimathlichen Waldertt mit grofter Leichtigkeit uber
toeite Ztvischenraume, und bedieneu flch tvahrend dieser
lustigen Reisen ihres Schtoanzes toie eines Steuers oder
einer Balancirstange. Weniger lebhast, toeniger inuth-
toillig und vielleicht auch toeniger neugierig als bieMeer-
katzeit (Cercopithecus), scheinen fle bistveilen toie vom
Trfibsinn besallen und sitzen, toenigstens in der Gefau-
genschaft, ost lange Zeit in stumpser Gleichgfiltigkeit da.
In der Jugend mild und freundlich, toerden sie im Alter
gramlich, tfickisch, rachsfichtig und selbst gesahrlich durch
iltre getoaltigen Eckzahne. In ihrem Baterlande leben
fle gesellig. Getoisse Arten, z. B. der Entellus, gelten in
einigen Gegenden Indiens als geheiligte Thiere und toerden
geduldet ungeachtet ihrer grohen, mit auherster Nttver-
schamtheit ausgeffihrten Raubereien.
Die Schlankaffen flnd sammtlich Betoohner von
Ostindien, den sfidasiatischen Jnselit und der Halbinsel
Malacca, und erlangen theiltveis eine sehr bedeutende
Grofte.
1. Der langnasige Schlankaffe øder Kahau. (Semnopithecus nasicus.)
Fig.29 - 34.
Auf den erstett Blick unterscheidet sich dieser Affe von
allen bisjetzt bekannten durch die abenteuerliche Grofte
feiner Nase, die zttntal am alten Thiere toie ein Rfissel
fiber die Oberlippe Herabhangt, in der Mitte zollbrelt ist,
toilikfirlich auf das Doppelte ausgedehnt toerden kattit
itiib an der unteren Seite ihrer fibergekrfimmten Spitze
ztoei, durch einen dfinnen Knorpel getreimte, toeite Oeff-
nungen hat. Auf dem Rficken diefes tottuberlichen Organs
Verlauft eine Furche, toelche die Granze der Nafeneanale
andeutet. Amjungen Thiere ragt die Nase ztoar ebensalls
toeit vor, allein ihre runzllge Spitze ist nach oben und
rficktoarts gebogen. Unfenntnih dieses Umstandes Hat
Horsfield veranlaftt dieses junge Thier als besondere Art
(Nasalis recurvus) 511 beschrelben, ein Jrrthum, toelchen
die in neueren Zeiten in den Saminlungen immer zahl-
reicher werdenden Eremplare aufzuklaren gestattet haben.
Jiti Ue6rigen stelit Fig. 27. den Kopf des ertoachsenen
Kahau bar, Fig. 30. benjenigen beS jungen, Fig. 31. bie
Nafe bes ertoachsenen von unten, Fig. 32. ben Schabel
besfelben. Die fleinen Ohren, bas Gestcht ttnb bas Jnnere
ber Hanbe sinb von bleigrauer in bas Gelbliche ziehenber
Farbung. Ein enorm grofter Kehlsack tritt an bent kurzen
Halfe Hervor, ber zu beiben Seiten, eben fo toie bie
Schultern, befonbers langes Haar tragt. Scheltel, Hiti-
terkopf ttnb Schultergegenb sinb lebhast kastanlenbraun;
ble Selten bes Gesichts ttnb ein Streif fiber bie Schultern
sinb gelb, ber Korper ist im Allgemeineu von augenehmer
rothlich - gelber Farbung, au ber Bauchseite fahlgelb;
Kreuzgegenb, Schtoanz, Vorberarme ttnb Hintere Glieber
sinb afchfarbig, ber Schtoanz nach ber Spitze hin ettvag
bttfchig. Das Mamichen tragt tutter bent Kitttte einen
nach vortt gerichteten Bart, ber flch in bie Hohe frauselt
ttnb fast bie Nafenfpitze erreicht. Der Schabel entfpricht
ganz bettt Charakter ber Gattung tittb Hat einen Gestchts-
tviukel von 40—45°.
Der manuliche Kahau zelchnet sich bttrch Grofte ttnb
Stfirke aus ttnb ntag ein furchibarer Gegner sein, hibent
erungetoohnlich enttolckelte Eckzahne besitzt. Ausgetoachfeu
soll er ztoischen ztoei und brel Schtth hoch to etben, einen
ztoei Schtth langen Schtoanz haben, bas Weibchen
jeboch immer viet kleiner sein, sich vor Vollenbuitg bes
elgenen Wacktthunies fortpflanzen, ost sogar schon batitt,
toettti es selbst faunt hoher als einen Fuft ist. Der Cha-
rakter soll sehr boshaft fehi ttnb Zahmung nicht zulasfen,
rniitbestens hat titan noch nte einen Kahau lebenb nach
Europa gebracht. Moglichertoelse mag sich bleses auch
aus ber groften Unbefanntfchaft ntit ber Nahrung ttnb
Lebenstoetse biefer Thiere erklaren, von toelchen felbft bie
Eiitgeborenen Borueo's nur foviel toissen, bah sie vor«
zugstoeis hi ben bitten Gebfischen ber Nipa (Nipa fruticans)
ttnb bes Rotang toohneu, fiberfallen sich am Bobett
verbergen, in groften Heerben Morgens ttttb Abettbs an
ben Fluftufern auf Bautuen zufammenkominen ttttb eine
ungenielne Fertigkeit besitzett, sich von eittent Battme auf
ben anberen, 15 — 20 Fuh toeit fortzufchleubern. Jhr
Geschrei soll toie „Kahau" klingen, ties ttttb lattf sein,
wahrscheinlich in Folge bes gewaltigen Kehlsackes, ber
ttitt ben Vorberhals Herunt bis au bie Schlfisselbeitte
reicht. Jhr Fletsch gilt fur schtnackhast, toettigstens toerben
sie von ben Dajakkern, ben Ureintoohnern eines Theiles
von Bortteo fleiftig gejagt. Soviel man mit Slcherhelt
toeift, fommt ber Kahau ttttr auf Bortteo vor, too auch
Wurtttb, ber Verfaffer elites alteren, aber noch immer
brauchbaren Werkes (Merktofirbigfeiten aus Ostlubiett),
ihn zuerst befchrieb. Vielleicht toirb er auch aufSumatra
gefttubeu. Nach Geoffroy foll er ebenfalls ble malayische
Halblufel betoohueu, nach Anbereu sogar Cochiuchiua,
inbessen toerben biese Angaben bttrch keineti ber neueren
Reiseuben bestatigt.
Hinsichtlich ber systematischen Stellung bieseS Thieres
ist zu bemerfen, baft sie ztoar bttrch bas Vorhanbenseitt
ber kfinstlicheren Kemtzeichen gerechtfertigt toirb, baft aber
ber Kahau bttrch Tracht (Habilus) von ben ubrigen
Schlankaffen abtoeicht, ittbent er verhaltniftmaftig kttrz,
plump uttb bick erscheint ttnb bttrch seitte Gestalt mehr
an ein Schtoein als au einett Affett ber leichtesten uttb
betoeglichstett Gattung eriunert. ,
2. Der Durk. (Semnopithecus nemaeus.) Fig. 35.
Der Dttck ist einer ber schonsteu, tvo nicht ber schonste
aller Affen; ber ihm gegebene Natite „Kleiberaffe"
ist nicht fibel getoahlt, ba er flch aus bie schars abschnei-
benbett , an einett tunten Anzug erinnernben Farben bes
Pelzes bezleht. Der letztere ist toetch ttttb blcht, auf Schel-
tel, Nackett, Rficken ttttb Oberarmen fchott afchgrau uuo
besteht aus fchtoarz ttttb toelft feht geringeltem Haar.
lint bas unbehaarte, orangenfarbene Gesicht zieht sich ein
bichter, glanzenb toeiher Backenbart, fiber bie Siirtt Iduft
eine fchtoarze Btttbe, von ben Augen bis zu ben Ohren
erftreckt sich ein pinfelfortniger Bfifchel rothbrauner Haare.
Den oberett Rattb ber toeiftett Brust begranzt eine bis zu
ben Schultern verlaugerte rothbraune Binbe, bie toetter-
Hin in Schivarz fibergeheub, von ben Schultern fiber
ben Oberartn bis zu ben Achseln fortlauft. Borberarm,
Schtoanz ttttb ein viereckiger Fleck an ber Schwauztourzel'
Itiib fchneelveift, bie Finger Hingegen uttb ble Oberschenkel
ganz fchtoarz, Unterschenkel ttttb Fuhtottrzel rothbfauit,
ble Zehen toleber fchtoarz. Ntu bie gelben Gefaftschivtefen
zieht ein iveifter Rattb. Die Lange bes Korpers be-
tragt 2 Fuft, bes Schtoanzes 1 Fuft 8 Zoll.
Der Dttck ist noch ttie lebenb nach Europa gebracht
toorben, ttnb ble Nachrichten fiber seitte Lebenstoeise sind
tint so magerer, da er nur tu Cochiuchiua und bent Jmteru
Von Malacca gefttubett -toirb, Laubern, bie zu ben am
uigsten bereisten Asiens gehoren. Die Naturfo-
sranzosischen Entbeckungsschiffes Favorite *