Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Walthierc.
Saugethiere.
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sich in der Gefahr nicht trennten und das fiberlebende
sich den Jagern fiberlieferte, statt nach dem Tode des Ge-
nossen die Flucht zu ergreifen. Eine altere und jeden-
salls in den Bereich der Fabeln gehorende Erzahlung
Iaht die gefangenen Jungen scharfe, ost wiederholte
Schreie ausstohen und reichliche Thranen vergiehen, die
von den Eingeborenen der indischen Jnseln gesammelt
und als Mittel geschatzt wfirden, um die Zuneigung ge-
liebter Personen flch allezeit unvermindert zu erhalten.
Wie meit die Verbreitung des Dugong reiche, ist schwer
zu sagen. Kann man den luckenhaften Beschreibungen
alterer Reisenden trauen, so durfte jenes Thier sogar am
Cap der guten Hoffnung (nach Kolbe) und in China
(nach Nieuhoff) gesehen worden sein. Heutzutage kennt
man es nur als Bewohner der Meere Indiens, zumal
der nordlicheren, die Jnseln vom Continente scheidenden,
wo es fur die Malaien zum Gegenstande einer regelmahig
betriebenen, bisweilen von den einheimischen Fursten als
Regal beanspruchten Jagd geworden ist. Auf den Son-
da-Jnseln unterscheidet man zwei Spielarten, Bumban
und Buntal, von welchen die letzte dicker, aber kurzer als
die erste sein soll. — Jm rothen Meere hat Rfippell um
die Jnseln Dahalak, nahe an der abyssinischen Kuste
(16° n. Br.), ini Jahre 1831 eine zweite Art (H. Taber-
naculi) entdeckt, die namentlich durch osteologische Eigen-
thfimlichkeiten von der indischen abweicht.
Urweltliche, den pstanzensi essenden Walen nahe ver-
wandte Thiere sind gerade nicht Haufig ausgefunden wor-
den. Bemerkenswerthe Trummer einer hierher gehoren-
den untergegangenen Gattung entdeckte Harlan in den
Vereinigten Staaten. Er glaubte sie einer erloschcnen,
sehr grohen Eidechsensammlung zuschreiben zu mussen,
die er Konigechse (Basilosaurus) nannte. Owen Hat
dafur den Namen Jochzahn (Zygodon, Fig. 1052.)
gewahlt, der sich auf die Gestalt der hinteren, gleichsam
aus zweien verbundenen Backenzahne bezieht, und zugleich
uberzeugend nachgewiesen, dah senes nur in einzelnen
Bruchstficken bekannte Thier dem Manati und Dugong
nahe verwandt gewesen sein muffe. Am Durchschnitte
dieser Zahne (a) gewahrt man die innere, ernahrende
Hohle und die das Wachsthum andeutenden und daher
den Jahresringen der Baumstamme vergleichbaren, con-
centrischen Schichten. Das oden (S. 215) beschriebene
Riesenthier (Dinotherium) ist von Einigen ebenfalls zu
den Manatis gerechnet worden, weil seine Backenzahne
Aehnlichkeiten zeigen, und weil man glaubte, dah die
iit ganz ungewohnlicher Art int Unterkiefer stehenden
Haner Aufenthalt am Lande und Abweiden des Bodens
verhindert, Leben im Meere nothwendig gemacht Haben
mfihten.
III. Borkenthier. (Rytina.)
Gattungscharakter: Border- und Eckzahne
sehlen; uderall ein einziger, aufgelegter und Wurzelloser,
aus unten zusammenhangenden Blattern bestehender
Backenzahn (Fig. 1053.). Borderglieder ungetheilt, flos-
senformig, in eine Husartige Klaue endend. Schwanz
zweilappig, mit hornigem Saume umgeben.
1. Stcller'S Borkenthier. (Rytina Stellerl.)
Man kennt das Borkenthier in der Hauptsache nur
auS der fast 100 Jahre alten, aber genauen und fur die
damalige Zeit vortrefflichen Beschreibung des Hochver-
dienten deutschen Reisenden Steller, welcher die von der
russischen Regierung nach dem Meere zwischen dem nord-
Hstlichen Asien und den gegenuberliegenden amerikani-
schen Kusten ausgesendete Erpedition Bering's begleitete
und 1741 auf den Beringsinseln die sogenannte „Meer-
kuh" entdeckte. Nach Sibirien zurfickgekehrt mag er den
Jagern und sonstigen gewinnlustigen Abenteurern von
der Menge dieser Thiere erzahlt und hierdurch eine
Alenge kleiner, von Kamtschatka ausgegangenen Gesell-
schaften veranlaht haben, auf senen Jnseln zu fiberwin-
tern, und den Krieg gegen die wehrlose und bis dahin
mit dem Menschen unbekannte Rytina mit solchem Eiser
zu suhren, dah schou im 27. Jahre nach der Entdeckung
die ganze Generation ausgerottet gewesen zu sein scheint.
Das letzte Stfick ward 1768 von der Mannschaft eines
Schiffes getodtet, welches die aufinerksam gewordene
russische Regierung in sene weit entlegenen Gegenden
auf Entdeckung ausgesendet hatte. Es ist ein Jrrthum,
anzunehmen, dah das Borkenthier sich nordlicher gezogen
und in den fast immer vereisten Breiten Zustucht gesucht
habe. Die zahlreichen, auf Besehl mit moglichster Ge-
nauigkeit angestellten Nachforschungen, die zum Theil
durch so umsichtige und hochgebildete Manner, wie
Wrangel, den Polar-Reisenden und spateren Gouverneur
des russischen Amerika, geleitet wurden, haben durch-
aus teinen Erfolg gehabt. Manche der ehedem ganz un-
bewohnten Jnseln, die man als Zufluchtsort der viel
verfolgten Rytjna anzusehen geneigt war, sind in neueren
Zeiten colonisirt worden oder machen die Orte aus,
welche von Jagern der russisch - amerikanischen Pelzhan-
delgesellschaft regelmahig besucht werden, aber unter allen
Umstanden blieb die Spur des ohne Zweifel ausgetilgten
Thieres verloren. Alan Hat dieses hinsichtlich seines
Schicksals neben die Dronte, einen seit etwas langer als
anderthalb Jahrhunderten ebenfalls ausgerotteten Bogel,
zu stellen. Auher einer unvollkominenen Zeichnung und
einer im Petersburger Museum befindlichen Zahnplatte
besah man nur die Nachrichten Steller's, die um so grohe-
res Gewicht haben inuhten, als kein Spaterer sie zu be-
richtigen oder zu vermehren vermochte, bis 1845 auf
einer der Beringsinseln zwar kein lebendes Thier, wohl
aber ein vollstandiger Schadel entdeckt und nach Peters-
burg gebracht ward.
Zufolge der von Steller gelieferten Beschreibung
maah das ausgewachsene, am 12. Juli 1742 an der Kuste
der Beringsinsel getodtete Borkenthier in der Lange 24
Fuh 8 Zoll, im Uinfange in der Schultergegend 12 Fuh
und um den Bauch 20 Fuh. Es war mit einer dicken,
der Eichenborke sehr ahnlichen Haut fiberzogen, die,
rauh, erstaunlich Hart und haarlos, ihren sonderbaren
Charakter vorzuglich durch die Oberhaut erhielt, welche
bei einzolligem Durchmeffer aus senkrechten, Hart neben
einander liegenden Rohren bestand, die, am oberen Ende
offen, einen wasserigen, zumal an den Korperseiten und
dem Kopfe stark Hervordringenden, dem trockenen Rucken
fehlenden Schleim absonderten. Steller meint, dah diese
Harte Schaale ein Schutzmittel gegen die Reibung der
Eisschollen abzugeben bestimmt sei, und versichert, sie sei
so sprode, dah bei Auftreffen des Harpuns ganze Stucken
absprangen. Jm frischen und nassen Zustande ist sie
schwarzbraun, getrocknet ganz schwarz; haufig wird sie
verletzt oder init parasitischen Seethieren bedeckt und von
diesen durchbohrt angetroffen. Die eigentlichen Zahne
werden durch vier Knochenplatten ersetzt, die, auf den
Kieferknochen angeheftet, keineswegs aber in dieselben
eingekeilt, an das Gebih gewisser Fische (Rochen) erin-
nern. Jede dieser Platten ahint die Gestalt der inensch-
lichen Zunge nach, miht in der Lange 7 Zoll, in der
Breite 3 Zoll, ist auf der Oberflache (Fig. 1053A) con-
cav, in der Mitte durch eine erhabene Leiste getheilt, von
welcher jederseits ffinf Querleisten unter spitzigem Win-
kel abgehen, auf der Unterseite (B) rauh, zellig, mit vie-
len Oeffnungen fur eintretende Blutgefahe und Nerven
versehen und aus einer Unzahl von hohlen, mit einer
weihen Substanz angefullten Cylindern zusammengesetzt,
welche Brandt theils sehr vergrohert (c), theils in ihrer
naturlichen Grohe im senkrechten Zahndurchschnitte (D),
theils int Ouerschnitte (E) dargestellt hat. Gleich den
Barten der Walfische find diese Zahne nur im Zahnflei-
sche befestigt, enthalten zwar, zufolge einer chemischen
Analyse, sehr wenigen Kalk, besttzen aber genug Harte,
um mittels der Hervorragungen der Oberflache die wei-
chen Tange vollig zu zerreiben, welche, obgleich mit ge-
nauer Auswahl, die gewohnliche Nahrung bilden. Die
fuhlange, zugespitzte Zunge tragt eben so wie das Zahn-
fleisch eine Menge kurzer, rauher Zotten, die sich wahr-
scheinlich mehr auf das Geschaft des Abweidens unter-
seeischer Pstanzen als auf daS Schmecken deziehen. Am
Skelett zahlte Steller 25 Rfickenwirbel, 35 Schwanzwir-
bel und 15 Paar Rippen. Wie an anderen Cetaceen sind
die Borderglieder bis zur Handwurzel unter den allge-
nieinen Korperbedeckungen verborgen. Die Haut, welche
die Mittelhandknochen uberzieht, erreicht eine solche
Dicke, dah sie einem Pferdehufe ahnlich erklart ward; sie
ist nach unten mit scharfen und sehr zahlreichen Borsten
uberzogen. Die Finnen dienen nicht allein zum Schwim-
men, sondern unterstfitzen auch den Korper bei dem Hin-
kriechen uber Felsen und flachere Userstellen. — Steller,
der viele Monate hindurch dieses untergegangene Ge-
schopf zu beobachten Gelegenheit gehabt hat, beschreibt
es als unersattlich und so vollkommen arglos, dah es
Bote nahe herankommen lieh und am Lande selbst die
Berfihrung des Menschen nicht scheuete. Seine wesent-
lichste Thatigkeit schien im nnunterbrochenen Abweiden
von Seegewachsen zu bestehen, die meistens auf Untie-
fen wurzeln. Dorthin trieben die sich gesellig zusammen-
Haltenden Borkenthiere ihre Jungen wie auf die Weide
und bildeten einen Kreis um sie. Jm Schwimmen rag-
ten sie mit dem Borderkorper fiber das Wasser, liebten
aber die Ruhe und streckten sich, nach vollkommener
Sattigung, auf dem Rficken aus. Ihre Sinne sollen sich
stumps erwiesen, ihre Stimine allein in einer Art von
mmpfen Seufzern bestanden haben. Gefangen und am
ties eingedrungenen Harpun an das Land gezogen, ver-
suchten sie nicht die eigene, wahrscheinlich ungemein grohe
Korperstarke in Anwendung zu bringen, sondern stantin-
ten sich Hochstens mit den Finnen gegen den Boden.
Dennoch nahmen sie ernstlichen Theil an dem Unglfick
ihrer Gefahrten, und die Mannchen suchten den gefan-
genen Weibchen zu helfen, solgten ihnen, als alle An-
strengungen sich fruchtlos erwiesen, bis an den Strand
und verweilten dort einige Tage. Diese Eigenthfimlich-
lichkeiten erklaren am Ersten das Geschick, welchem in-
nerhalb weniger Jahrzehente jene merkwfirdigen Thiere
unterlagen. Die Kamtschadalen und Tfchuktschen ver-
mochten, obgleich sie den Gronlandern als Jager von
Seethieren nicht gleichkommen, die Art bald auszurotten.
Der Reiz war groh genug, denn mit einer gefahrlosen
Jagd verband sich die Ausstcht auf reichen, in arktischen
Landern unentbehrlichen Wintervorrath. Der Korper
einer Rytina wog 80 Centner, und eine einzige genfigte,
um inehre Familien jener armseligen Menschen einige
Monate zu ernahren.
Zweite Familie.
Flcischfresfende Walthierc.
Die in die zweite Gruppe der Cetaceen gehorenden
Thiere unterscheiden sich von denjenigen der ersten durch
weit nach hinten und oben gelegene Nasenlocher (Spritz-
locher), durch gleichformige, einspitzige Zahne, die in
verschiedener Zahl vorhanden sein konnen, und durch
die am Hinteren Korperende gelegenen Zitzen. Sie kanen
niemals ihre Nahrung, sondern verschlingen sie unge-
theilt, haben einen in ffinf bis sieben Abtheilungen zer-
fallenden Magen, bisweilen eine Rfickenflosse, glattes,
nur etwa um das Maul Heruni mit Bartborsten besetztes
Fell. Eingenommenes Wasser spritzen sie durch die Na-
senlocher mit Kraft hervor. Ihre Nahrung ist ausschlieh-
lich animalisch, und manche Arten kann man wohl fur
Tiger des Oceans erklaren, weil sie selbst die schwacheren
ihrer eigenen Gattung nicht schonen und, vertrauend
auf das Uebergewicht, welches vereinte Krafte gewahren,
nicht anstehen, den riesengrohen Walfisch anzufallen.
Wahrend die schwacheren und kleineren, mit eigentlichen
Zahnen versehenen ineist von Fischen leben, begnfigen
sich die grohten, wenigzahnigen mit den ineist sehr kleinen,
knochenlosen Thieren, welche das Meer erffillen. Man
theilt sie nach Maahgabe ihrer Ernfihrungsorgane in
Delphine, die entweder mit zahlreichen, kegelformigen