Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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WitUIjicte.
Saugethierc.
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ost fauin 1 Zoll uber das Zahnfleisch hervor. Die blau-
lichen, sehr kleinen Augen stehen 4 Zoll toeit vom Mund-
winkel und in gleicher Hohe mit demselben. Die Haut
tyat 3—4 Linien Dicke, seidenartigen Glanz und Glatte;
die Farde der obeten Korperseite ist schwatzgtau, theils
ganz schwarz; an der Unterseite steht eiite weihe Langs-
binde. Der Kops ertyalt einen eigenthiimlichen und nicht
leicht zu verkennenden Charakter durch die Kutze der
Gestchts- und Oberkieferknochen, welche zusammen einen
abgerundeten Schnabel tyerstellen.
4. Der gemeine Delphin. (Delphinus Delphis.) Fig. 1058. 1061.
Unter allen Arlen der Gattung wird der gemeine
Delphin am Weitesten verbreitet gefunden; er bewotynt
alle etttopaischen Meere und getyt auf der einen Seite
nach dem Hohett Norden, auf der anderen bis unter den
Aequator. Durch Korpergestalt und den sehr entwickel-
ten Schwanz, sowie durch eine dichte, uberall einhullende
Specklage wird er vorzugsweis befahigt zum Leben auf
tyohem Meere, entkommt durch ungemeine Schnelligkeit
muhelos seinen Feinden, scheint sich ini Wettlaufen
mit segelnden Schiffen zu gefallen und uberholt sie spie-
lend, indem er sie umkreist und haufig aus dem Wasser
Hervorspringt. Bisweilen dringt er auch in Flusimttn-
bungen ein und verweilt dort so geraume Zeit, dasi
man ihm die Fahigkeit, im Stthwasset allein zu eristiren,
nicht absprechen faun ; nicht selten wird er dttrch atthal-
tend Hestige Stutnie an etttopaische Kusten geworsen.
Dennoch ist seine Geschichte nichts weniger als vollkom-
men aufgehellt, denn in den uberflusstg vorhandenen
Nachrichten treten sich Widerspruche zahlreich entgegen,
wahrend die alteren, zum Theil aus der Zeit der Gtie-
chen herstammenden mit den wunderlichsten Fabeln un-
termengt sind. Es mag als Beweis genugen, wenn au
die Geschichte von der warmen und ausdauernden Zunei-
gung erinnert wird, welche der Delphin gegen den Men-
schen suhlen soll. In der Wirklichkeit ist von ihr feine
Spur vorhanden, sie ist nicht einmal als moglich vot-
auszusetzen, und der Glaube an sie fann Hochstens aus
einem Blihverstandnih der muthwilligen und neugierigen
Annaherung des Delphins an Schiffe und Bote entsprun-
gen sein. Unter einander ausiern diese Thiere allerdings
unverfennbar grosie Anhanglichkeit und zwar nicht allein
die Manuchen zu den Weibchen und diest zu ihren Jun-
gen, sondern auch die Familien, welche in grosien Ge-
sellschasten umherstreisen; sie trennen sich nicht leicht,
scheinen der Leitung alter und tapstrer Jndividuen sich
zu unterwersen und sogar dem gemeinsamen Feinde in
gedrangter Schlachtordnung entgegenzugehen. Mitschwa-
cheren Meeresbewohnern, besonders den wandernden Fi-
schen, befinden sie sich im ununterbrochenett Kriege; aus
dem atlantischen Meere erfennt man ihre Anwesenheit
schon in grosier Ferne durch die Reihen silberglanzender
fliegender Fische, die durch hohe Sprunge den rasch fol-
genden Feinden zu entkommen suchett, aber ihnen dennoch
in Menge znr Bente werden. Auch gilt von ihnett die
uralte Erzahlung von Wetter verkundenden und den
Seemann warnenden Tumulten ganzer Heerdeii, die, an-
anstatt mit gleichsormiger Schnelle dahinzuschiehen, aus
den kransen Wellen in kurzen und unregelmahigen
Sprungen sich bewegen und gleichsam Herumtaumeln.
Dasrasche Schwimmen geschieht auf ganz eigenthumliche
Art; der Korper krnmmt sich dabei im Halbkreife und
tritt, bei dem Schwimmen an der Oberflache, mit dem
halben Rucken abwechselnd hervor, eine Bewegnng, die
sich aus der Stellung des Schwanzes erklaren lasit, der
allein den Korper vorwarts treibt und ohne Krnmmung
der Hinteren Halfie in die ihm znkommende Horizontale
Stellung nicht wieder gebracht werden kann. Schatfsich-
tig und bei allein Mnthwillen sehr mihtranisch, wird der
Delphin nur von dem geubten Harpunirer geitoffen; er
versteht es, dem senkrecht, mit grosier Kraft geworfenen
Eisen im Angenblicke zu entgehen, verfchwindet und
nahert sich bald darauf und gleichsam Herausfordernd
von Neuem dem Schiffe. Unter dem Wasser gefallt er,
zumal an sonnigen Tagen, durch theils blane, theils petl-
graue Farbung; gefangen und auf das Deck gezogen, et-
scheint er grunlichbraun, bisweilen schwarzlich. Eine
eigenthumliche, den Seeleuten bekanute, von Naturfor-
schern mit Unrecht in Zweifel gezogene Vetandetung des
Colorits zeigt sich im Angenblicke des Sterbens. Der
eigentliche Glanz und die blauschillernde Farbe stellen
sich wieder ein, verbreiten sich von vorit nach Hinten
gradtveis, aber schnell uberlaufend und stehen wenige
Seeunden; ihr ebenso rasch und in gleicher Richtung
geschehendes Verschwinden verkundet den Moment des
Todes. Von der Schonheit des lebenden Thieres bietet
das todte nicht die geringste Spur; das getrocknete Fell
entbehrt ganz den seidenartigen, von der unteren Speck-
schicht Herleitbaren Glanz und hat das Ansehen eines
schwarzlichen Leders. Die Lange des Korpers betragt
6 — 7 Fusi; die grosite Umfangslinie liegt unmittelbar
vor den Flossen und ist etwa dem funften Theile der
Lange gleich. Die gegen 18 Zoll hohe Ruckenflosse liegt
kttrz hinter der Mitte des Ruckens. Am mittellangen
Schnabel ragt der untere Kiefer etwas weiter Hervor als
der obere; ein feber enthalt, je nach dem Lilter des Thie-
teg, 64 — 94 kegelformige, leicht gektummie Zahne, die
naturlich nicht zum Katten, sondern zum Festhalten er-
griffener Beute dienen. Die Sinnesorgane denten auf
keine besondere Scharfe, indessen sollen Delphine eben so
scharf sehen als horen. Das Harte, bisweilen sehr ubel-
riechende Fleisch wird von eivilistrten Volkern nicht ge-
schatzt und hochstens aus Noth gegessen. Das am Ende
eitter zehnmonatlichen Tragezeit geborene einzige Junge
ersreuet sich derselben mutterlichen Vorsorge wie alle
attdere Wale, wachst rasch, soll jedoch erst ini zehnten
Jahre seine volle Lange erreichen.
5. D-r indisch- Schnubeldelphin. (Delphinus gangeticus.) Fig. 1062.
Die Gruppe der Schttabeldelphine (Delphinorhynchus)
erreicht eine attsehnliche, ost bis 30 Fusi ansteigende Lange;
sie unterscheidet sich dttrch gewblbten Schadel und sehr
vetlangerte, in der Regel mit spitzigen, Hakenfotmigen
Zahtten besetzte Kiefern. Die ini Ganges und sonach im
Stthwasset ledende Art ward zu Ansang dieses Jahrhttit-
derts bekannt und mag schon Plinius bekanut gewesen
und unter dem Namen Platanista von ihm angedeutet
worden sein. Durch Gestalt gleicht sie den eigenilichett
Delphinen, misit uber 7 Fusi in der Lange, ist nicht
drehrund, sondern seitlich zusammengedruckt und zeichnet
sich auf den erften Blick aus durch die steil abfallende
Stirn und den sehr langen, dunnen, lippenlofen Schna-
bel. Im nassen Zustande ist die Oberfeite des Korpers
graufchivarzlich, abtrocknend nimmt sie eine Perlgraue
Farbung an, die Unterseite ist weisilich. In jedent Kiefer
stehen 64 nicht obenauf, sondern seitlich angewachsene
Zahne, die, an sich scharf, durch vielen Gebrauch abge-
stumpft gefunden iverden. Die Eingeborenen Bengalens
neitnen diesen Delphin Susu; er bewohnt den unteren
Theil des Ganges und diejenigen seiner zahlreichen
Mundungsarme, welche selbst fur die Schifffahrt Hin-
reichende Tiefe besitzen. In ruhigen Gewassern schwimmt
er nach Art der meisten Delphine, indem er abwechfelnd
den Korper krummt und gerade ausstreckt. Wahrschein-
lich lebt er, wie die Verwandten, vorzuglich von Fifchen
oder anderen Wafferthieren; Rorburgh fand auherdem
im Magen unverdaueten Reis und bemerkt, dah er von
Eingetoeidewutmettt sehr heimgefucht werde.
6. Der Ueinftoffige Schnabeldelthin. (Delphinus micropterus.)
Fig. 1068—1071.
Die Kenntuih diefes Delphins beruht auf einem ein-
zigen, am 9. Sept. 1825 in der Mundung der Seine und
in der unmittelbaren Nahe von Havre auf den Strand
gelaufenen und ohne viele Muhe getodteten Thiere, wel-
ches, von ungefchickten Hånden zerlegt, viel von den
Theilen verlor, die den befchreibenden Zoologen interef-
streit. Der Schadel bildet den allein geretteten Theil und
besindet sich im pariser Museum. Der Abbildung liegt
eine leichte, wahrscheinlich nicht ganz zuverlassige Skizze
zu Grunde; der Schadel Hingegen ist vom alteren Cuvier
genau verglichen und unter seilter Aufsicht gezeichnet
worden und so ziemlich das einzige vorhandene Mittel
znr Festsetzung der speeifischen Unterschiede. Blaittville
allein Hatte Gelegenheit, den schon stark in Fsiulnisi
ubergegangenen ititd. verstummelten Korper zu uuiet-
suchen; er giebt ihm 15 Fusi Lange, 7‘Å Fusi Untfang in
der Brustgegend und beschreibt die Stirn gewolbt, daS
Auge zwei Zoll breit, die Kiefern zu einem Halbehliudri-
schen Schnabel verlangert, die Rachenoffnung ungentein
grosi. Die Vorderglieder maasien nur 18 Zoll in der
Lange, waren also im Vethalinisse ungentein klein, im
Nmrisse oval, 6 Zoll breit; auch die dreieckige Rucken-
flosse ruar sehr klein, hingegen die Schwattzflosse tint so
inehr entwickelt. Die allgemeiite glattzend graue Farbung
erschien am Bauche heller als auf der Oberseite. Kein
Fischer Hatte je diesen Delphin gesehen; dah er selbst
weitgereisten Seeleuten uie vorgekommen war, mag eiiter-
seits attf seine Seltenheit uberhaupt denten und fuhrt
auherdem zu der Vermuthung, dah er zu den Seethieren
gehore, die sich nur im offenen Ocean aufhalten und
allein in Folge anhaltender Sturme gelegentlich in die
Nahe der Kusten gerathen.
7, Dcr meixe Delphin. Beluga. (Delphinus Leucas.) Fig. 1073.
In allen germanischen und selbst in der russischen
Sprache tragt dieser Delphin einen seine eigenthumlich
weihe Farbung bezeichnenden Namen. Von allen inehr
oder weniger dunkeln Verwandten sticht er auffallig
dttrch weihgelbes Colorit ab und mitsite daher fruhzeitig
die Ausmerksamkeit der Seefahrer erregett. Mattens,
Chitutg eines hamburger Walfischfangers, det 1671
Spitzbetgen besuchte, beschtieb ihn ziterst; spater fanden
ihn Stellet im Meere von Kamtschatka, Pallas im sibe-
rischett Eismeere, Attdere in Gtonland und selbst im
Lotenzflusst; eiust ward et sogat in Schottland unferit
Stirling gefangen, wohiit ihn die Wandetungen det
Lachse gezogen haben mochten, und wo glucklicherweise
zwei wissenschaftlich gebildete Manner, Neill und Barclay,
ihn anatomirten und genau beschrieben. Et vertritt
eine det Gattungen (Delphinapterus), in welche man
den Linite'schen Delphin getrennt hat, ahnelt durch stuitt-
pstit Schnabel den Meerschweinen, hat aber einen etwas
langeren, kegelsormigen Kopf und unteftcheidet sich nedst
dtei oder vier Verwandteit durch Mangel einet Rucken-
flosse. Das an det schottischen Kitste gefangene Eremplar
war maunlichen Ge^chlechts, maasi 13 Fusi in det Lange,
9 Fusi int Untfange an det Brust, zeigte eine kaunt zoll-
hohe Spur einet Ruckenflosse, schieit einet Gehotmun-
dttiig ganz zu entbehren und hatte im Unterkiefer jeder-
stits 6 dicke, abgerundete, im Obetkiefet 9 Zahne. Ein
jungetes, 1793 ttnfetn Portland getodtetes Jndividuum
trug auf Helletem Grunde btattne und graue Flecken;
eine schon von anderen Beschreibetn der arktischen Thiet-
welt erwahnte Farbung, die sich erst nach Vollendung
des Wachsthumes ganz verliert. Gemeinlich trifft man
den Beluga in kleinen Gesellschaften und itttt in den
hoheren Breiten, nicht sudlichet als 560 n. Br., zitinal
in fischreichen Fluhmundungen; durch die stiehende Beute
vetsuhti, steigt er bisweilen sehr weit die ©trunte Hin-
auf, besonders in Siberien, wo ihn die Eingeborenen
stiites angeblich dem Schweinefette ahitlichen Speckes
toegen viel vetfolgen, Harpuniten, in gropen Netzen oder
mit Hakett fangen, an tvelche als Koder Fische befestigt
sind. Sein schtoatzes Fleisch soll nicht tidel schmecken, und
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