Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Walthiere.
S'nugcthierc.
303
und des Narwals Hervorbringen, glaubt aber nicht an
Ziifattigkeit, da die geringste Wendung das sibi' ende
Walthier aus dem Bereiche des Schiffkiel en-.^ernen
Wurbe. Vermuthlich War dieses zu solchen Zeiten von
seinen Jungen begleitet, nahm das Fahrzeug f einen
riestgen Feind und sturzte ffch, von Wuth er, .t, auf
dasselbe. Man hat keine Beispiele von muthwi ,en An-
griffen der Narwale auf rubernbeBote; den al Sagen,
welche sie als sehr bosartig beschreiben und alle andere
Geschopse anfallen lassen, widersprechen alle neueren Be-
obachter. Sie schwimmen sowohl auf dem offenen Meere
als in eisfreien Buchten friedlich und langsam Herum;
gemeinlich Werden sie in Gesellschaften von 8—20 Stuck
angetroffen, die, sich dicht an einander Haltend, einen
Wahren Phalanr bilden. Da unter solchen Umstanden
die Bewegung der einzelnen erschwert ist, so mird der
Angriff geschickter Harpunirer vielen verberblich; die
hintersten brangen gegen den Feind, anstatt die Rang-
ordnung aufzulosen oder einen Seitenangriff zu unter-
nehmen, und die ganze Gesellschaft gerath in die grohte
Verwirrung. Dem Gronlanber sind solche Gelegenheiten
sehr willkommen, denn ein ausgewachsener Narwal liefert
ihm nicht allein eine Halbe Tonne vortrefflichen Thranes,
sondern auch eine ansehnliche Menge von Fleisch, wel-
ches fur sehr schmackhaft erklart und sowohl im frischen
Zustande als gerauchert gegeffen wird. Eine Schicht
Weitzen Speckes von 3 Zoll Durchmesser Huttt den ganzen
Korper ein. Aus den Sehnen dreht man sehr Haltbare
Seile zusammen; der ausgeblasene Magen ist ein wichti-
ger Theil gronlandischer Fischergerathschaften , und der
Stotzzahn dient anstatt des Holzes fur mancherlei Haus-
liche Zwecke oder zur Herstellung von gewissen Waffen.
Vom Harpun getroffen, taucht der Narwal nicht minder
schnell als der Walstsch, allein niemals bis zu so bedeu-
tenden Tiefen wie jener, sondern im Aeuhersten etwa
1200 Fusi. Kommt er des Athmens wegen wieder an die
Oberstache, so verrath er grohe Erschopfung und wird
dann ohne viele Muhe mit Walfischlanzen erstochen.
Sehr selten besncht er europaische Kusten, wo vielleicht
die hohere Temperatur des Meerwaffers ihn unangenehm
beruhrt. In ver Elbmundung ward 1736 einer getobtet,
und auf den englischen Kusten sind in anderthalbhundert
Jahren drei erlegt worden, der erste 1648, der zweite
1800 bei Boston und der dritte 1806 im Weesdale-Sund
zwischen den Shetlandinseln. Im mittellandischen Meere
hat ihn kein neuerer Seefahrer se erblickt, obgleich aus
einer Stelle des Geographen Strabo hervorzugehen
scheint, dasi die Romer imd Griechen, welchen die arkti-
schen Meere ganz verschlossen waren, von ihm eine dunkle
Kennlnih besasien.
VIL Potwal. (Physeter.)
Gattungscharakter: Zahne im Oberkiefer in
dem Zahnsteische verborgen, im Unterkiefer 18 —23 von
kegelformiger Gestalt (Fig. 1083.), welche in Gruben
des Oberkiefers einpaffen.
I. Der gemeine Potwal. (Physeter macrocephalus.) gig. 1085. 1086.
Der Potwal, der auch die Namen Cachalot, Sper-
maceti-Walfisch, Walrath-Wal tragt, kann als eines
der grositen Geschopfe seiner Familie und sonach des
Thierreiches uberhaupt gelten. Erwachsene Mannchen
messen von 60 — 70 Fusi in der Lange. Diese Riesen-
grosie erschwert jede genauere Nntersuchung und Hindert
wenigstens eine richtige Auffassung der ganzen Gestalt.
Gelegenheit zur richtigen Betrachtung bietet sich felten
und nur dann, wenn Sturme einen solchen Colosi zum
Stranden an europaischen Kusten gebracht haben; nie-
mals konnen aber die dann erlangten Resultate der
Wahrheit ganz entsprechen, noch die Phystognomie des
Thieres vom Zeichner treu wiedergegeben werden, 'weil
die ungeheure Korpermasse durch ihr eigenes Gewicht
zusammensinkt, theilweise auch im Sande vergraben ist.
Im Wasser ruhig liegende Potwale bekommt nur der
Walfischfanger zu sehen, wenn ihm vas Jagbgluck wohl-
wollte, allein er Hat dann Wichtigeres zu thun, als zu
zeichnen. Aus diesm Grunden zusammen erklart es sich,
warum es noch keine ganz zuverlassige Abbildung giebt
und die mit kritischem Auge entworfenen Beschreibungen
fehlen, ohne welche der systematische Zoolog sich umsonst
abmuht, die hinsichtlich der Arten und Kennzeichen der
Potwale Herrschende Verwirrung zu beseitigen. Man
vermag nicht einmal zu entscheiden, ob zwischen den
Potwalen der arktischen und antarktischen Meere speci-
fische Verschiedenheit herrsche. Beide Cuviers sind ge-
neigt, eine solche zu bezweifeln, Bennett Hingegen und
ebenso manche andere Zoologen wollen den Potwal der
Subsee als etgene Art abtrennen. Wie es sich auch mit
dieser Frage verhalten moge, so kommen doch die Pot-
wale des nbrdlichen Eismeeres mit denjenigen der Sud-
Halfte des grotzen Oceans durch Sitten uberein. Nach
alteren Beobachtungen, welche Beale, der Chirurg eines
Sudseewalstschfangers, vor wenigen Jahren bestatigte,
leben sie in Heerden, die bisweilen 500 — 600 Stuck
zahlen mogen und in Familien zerfallen, die, aus vielen
Weibchen bestehend, von 1 — 3 Mannchen geleitet wer-
den. Die sungeren Mannchen bilden Heerden fur sich,
bis erlangte Reife ihnen die Errichtung einer elgenen
Familie gestattet. Die einzeln Herumschwiminenden
sollen sehr alte Mannchen sein, durch Grosie und Grini-
migkeit sich auszeichnen und ausierordentlich schwer und
mit Gefahr zu fangen sein. An Geschwindigkeit kommen
sie anderen Cetaceen nicht gleich; Bennett schatzt sene
auf 8—10 engl. Meilen in der Stunde und meint, dasi
sie durch Wuth und den Schmerz des Harpuns auf kurze
Zeit um das Dritttheil vermehrt werden konne. Fliehend
bewegen sie sich mit majestatischer Regelmahigkeit und
in gerader Linie, indeni sie abwechselnd den Kopf und
den Rucken uber das Wasser erheden; entweichen ganze
Heerden vor den verfolgenden Boten, so legen sie in alle
Bewegungen die Gleichformigkeit, welche die Pferde
einer guten Cavallerie auszeichnet, erheben sich und ver-
sinken zu gleicher Zeit, halten genau dieselbe Richtung
und Zwischenraume und werfen fogar den Wasserstrahl
zugleich aus. Um schnell in grosie Tiefen zu sinken, stel-
len sie sich senkrecht und lassen wahrend einiger Secun-
den die breite Schwanzfinne uber die Oberstache Hervor-
ragen. Bisweilen nehmen sie in grosier Tiefe eine senk-
rechte Stellung an und erheben sich mittels gewaltiger
Schlåge des Schwanzes so schnell, dah sie mit bem gan-
zen Leibe unter eineni Winkel von 45° aus dem Wasser
hervorschiesien. Beale versichert, dasi man dergleichen
Herausspringende Ungeheuer sechs englische Meilen weit
erkenne. Dieses senkrechte Auf- und Absteigen ist ubri-
gens sehr charakteristisch fur die Art und bei keinein
anderen Walthiere beobachtet worden; es soll, wie See-
leute glauben, zur Abstreifung der vielen plagenden
Schmarotzerthiere dienen, mit welchen manche Cetaceen
haufig ganz uberdeckt sind, durfte indessen richtiger aus
den Angriffen des Schwertfisches, der mit grosien Wal-
thieren einen ununterbrochenen Krieg fuhrt, zu erkla-
ren sein. Wenn keine besondere Veranlassung brangt,
sinkt der Potwal in Horizontaler Lage langsam unter;
ost spielt er den Boten mit gewissem Muthwitten diesen
Streich, nachdein er ihnen gestattet Hatte, sehr nahe zu
kommen, und bleibt als grotze, schwarze Masse den ge-
tauschten Seeleuten bis in erstaunliche Tiefen unterscheid-
bar. Vollig ungestort schwimmt er nahe an der Ober-
flache und zwar mit so groher Gemachlichkeit, datz er in
einer Stunde Hochstens vier engl. Meilen zurucklegt;
haufig ruht er ganz unbeweglich an der Oberstache und
ragt so weit mit dem Rucken hervor, dah man ihn leicht
fur einen schwarzlichen Felsen ansehen komite. Er pstegt
langsam und gleichformig und ohne das schnaubende
Gerausch zu athinen, welches bei anderen Walen dieses
Geschaft begleitet. Unter dem Wasser vermag er nothi-
genfalls gegen 80 Minuten auszuhalten; gewohnlich
dauert die Uuterbrechung des islthmens nur 30 — 40
Minuten. DaS in dem Rachen sich anhaufende, schwer-
lich durch Verdichtnug beim Ausathmen gebildete Wasser
wirst er, wie andere Wale, durch das Spritzloch in Sau-
len heraus, die auf offener See ziemlich eine geographi-
sche Meile weit gesehen werden. Seine ausschlietzlich
animalische Nahrung besteht nicht in groheren Fischen,
wie man bei dem Anblicke des Gebisses voraussetzen
inochte, sondern in Weichthieren, unter welchen die Tin-
tenfische und uberhaupt die zahlreichen Arten von Cepha-
lopoden, welche die Sudsee bewohnen, den Hauptantheil
ausmachen sollen. Wie er eine fur seine enorme Kor-
pergrotze Hinreichende Menge solcher verhaltnihmahig
kleinen und deweglichen Meerthiere zu erlangen vermoge, <
ist freilich noch nicht erklart. Da man selbst blinde Ca-
chalots im ganz gut genahrten Zustande angetroffen, jo
vermuthet man, dah sene Nahrung nicht durch Aufsuchen
allein gewonnen werde, sondern dah die Sepien, durch
irgend einen Umstand veranlaht, sich selbst dem Rachen
uberliefern. Die glånzend weihe Farbung des lesteren
mag allerdings nicht bedeutungslos sein. Wahrscheinlich
wird er, wahrend der Potwal in groheren Tiefen ruhig
liegt, weit aufgesperrt und verfuhrt die imiherstreifenden
Weichthiere, sich in ihm niederzulasseii. Citatten oder
noch kleinere Meerthiere gehoren nicht zur Nahrung des
Cachalots, dem wegen Mangels an senen dem eigentlichen
Walfische verliehenen Barten so kleine Korper aus dem
Maule entschlupsen muhten. Die Dauer der Trachtigkeit
ist unbekannl; Junge sollen bisweilen zwei geboren wer-
den. Nach Bennett ist das neugeborene Thier 14 Fuh
lang und hat in der Brustgegend 6 Fuh Umfang.
Obgleich die Polarmeere als eigentliche Heimath des
gemeinen Potwals angesehen werden muffen, so fehlt es
doch nicht an Beispielen seines Vorkommens in weit
niedrigereii Breiten. Seethiere von solcher Grohe und
Mitskelkraft sind eigentlich attein befahigt zur kosmopo-
litischen Rotte. Nach Colnett bient das Meer um die
Galapagos-Jnseln im Fruhjahre atten an den Kusten von
Peru und Chile lebenden Potwalen zum Sammelplatze.
Sie kommen in dem grohen Ocean viel haufiger vor
als im nordlichen Eismeere, scheinen um Gronland ganz
zu fehlen, streifen von den ewig gefroretten Jnseln von
Sudshetland bis nach Neuhottand, Timor, den Sechetten,
dem persischen Golf und nordlich bis Japan; im atlan-
tischen Meere gehen sie felten uber Ascenston nach Nor-
den, sind aber doch einige Male im Mittelmeere, in dem
Golfe von Biscaha und an den franzostschen und engli-
schen Kusten gesehen worden. Ein Potwal ward 1769
an der schottischen Kuste getodtet, ein anderer strandete
1774 in Norfolk; um 1830 fing man einen jungen in
der Themse unferii Gravesend, 1784 tiefen bei Audierne
in Frankreich auf Einmal 32 Stuck auf den Strand, und
1813 erlag in Whitstable-Bay ein 63 Fuh langes Thier
den Angriffen einer Fischerstotte. Um die Orkiiey-Jnseln
ist der Potwal nicht zu felten und wird von den Ein-
wohiiern gelegentlich gefangen. Solche Jagden werden
felbst von den geubten Walfifchfangern der Sudsee als
gesahrlich betrachtet, benn obgleich gemeinlich bie Heer-
ben ben Boten zu entstiehen stichen, fo kehren ffe doch
um, fobalb Einer verwunbet zuruckbleibt unb auf eine
noch unbekannte Art ben anberen ein Signal giebt, wel-
ches biefe, wie Beale versichert, bis auf Entfernung von
vier englischen Meilen bemerken unb verstehen. Die
Mannchen zeigen Weniger Theilnahme, Weibchen fotten
jebvch immer Herbeieilen, um bas gefangene Glieb ihrer
Heerbe zu befreien. Selbst bie einzelnen ffnb nach Em-
pfange schmerzhaster Wunben fehr fnrchtbar; ffe rennen
ben Kopf mit fo ungehenrer Gewalt gegen bas Book,
bah auch bas gropte unb starkste in kleine Stucken