Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
Mit 1100 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
306
Snugethiere.
Elfte Grduune.
zersplittert, oder sie zertrummern es durch einen einzigen
Schlcig des Schwanzes, der zugleich die Mannschaft tod-
tet oder so schwer verroundet, dah sie durch Ertrinken
umfimmt. Sitdsee-Walfischfhnger haben so viele Erzah-
lungen dieser tragischen Ereignisse, des bisweilen wun-
derbaren Entkommens einzelner Bote und der gefahrlichen
Kampfe zwischen den schwachen Menschen und dem Rie-
sen des Meeres geliefert, dah es leicht sein wurde, mit
ihnen einen Band anzufullen. Sogar grohe Fahrzeuge sind
nicht stcher; Bennett erzahlt die gerichtlich geprufte Ge-
schichte eines amerikanischen dreimastigen Schiffes, welches
von einem Potwal eingerannt und zum Sinken gebracht
Ward. Niemand hatte denselben beleidigt, und er war vor
dem Unglucke kaum bemerkt worden. Entweder war das
Schiff im Segeln auf das schlafende Thier gerathen, oder
dieses befand sich in einem Zustande granzenloser Wuth,
der, wie die Sudseefahrer versichern, periodisch sein und
das Ungethum zu Angriffen auf alles Ledende, bisweilen
sogar zum blinden Rennen gegen Klippen veranlafsen
soll. So grohe Gefahren halten jedoch die Englander
und Nordamerikaner nicht ab von der Jagd, die schon
im 17. Jahrhunderte in der Gegend der Bermudas
betrieben ward, seit 1791 eine stets zunehmende Zahl
von Schiffen nach dem grohen Ocean zicht, die jetzt
den ungeheuren Raum von Japan bis Cap Horn, von
Chile bis zum Cap der guten Hoffnung durchsuchen.
Die jahrliche Einfuhr des Walrathes betragt allein
in England durchschnittlich 6500 Tonnen oder 130,000
Centner.
Die an alten Delphinen unverkennbar sich Wieder-
Holende Fischgestalr ist am Cachalot bedeutend umge-
andert. Der Kopf steht nicht mehr in dem gewohnlichen
Verhaltnisse zur Gesammtlange des Korpers, sondern
macht den dritten Theil derselben aus; anstatt nach vorn
schmaler zu iverden, fallt er senkrecht ab und endet in
eine 5—6 Fuh breite, stumpfe Schnauze, die weit uber
den engen Unterkiefer Hinausragt. Bei einer Lange von
20 Fuh, einer seukrechten Hohe von 10 Fuh und uberall
ziemlich gleichem Ouerdurchmeffer ahnelt er einem grohen
Parallelogramm. Der Korper nimmt zwar nach Hinten
ab, Hat aber andere Umrisse als am Delphine; nur die
Schwanzfinne deutet auf Verwandtschaft mit diesem.
Die 4—5 Fuh langen, 2—3 Fuh breiten Vorderfiunen
wirken auf die Fortbewegung nicht ein und wurden,
Wegen der geringen Dicke von einem Zolle, keine grohe
Kraft ausuben tonnen, hingegen treibt der 15—18 Fuh
breite Schwanz den ungeheuren Kbrper mit unwider-
stehlicher Gewalt vorwarts. Wie bei vielen anderen Ce-
taceen erscheint der Schadel (Fig. 1079. 1080.) asynnne-
trisch, indeni die Gesichtsknochen schief nach der Linken
gegen einander stehen; das Hinterhaupt (Fig. 1082.) fallt
schroff ab. Das linke Auge soll kleiner als das rechte
sein und einen beschrankteren Gestchtskreis Haben; Wal-
fischfanger suchen sich daher auf jener Seite dem Potwal
zu.mahern. Bennett gedenkt der Ungleichheit jeues wich-
tigen Sinnesorganes nicht und sagt nur, dah Bote un-
bemerkt bis an daS Thier herankommen konnen, wenn
sie die gerade Sehlinie desselben vermeiden, indem auch
der Horsinn sehr stumpf sei, Unvollkommenheiten, die
durch ein sehr feines Gefuhl der nervenreichen Korper-
Haut gewifsermaahen aufgewogen wurden. Er erwahnt
ubrigens ebenfalls die wunderbare, in grohe Fernen
reichende Mittheilungsfahigkeit der Potwale, uirternimmt
nicht sie zu erklaren, meint aber, sie alS Ausdruck irgend
einer dem Menschen und den Landthieren durchaus frem-
den Sinnesthatigkeit betrachten zu durfen, welche gewisse
eigenthumliche Erschutterungen des WasserS Hervorbrin-
gen fann oder doch wahrnimmt. Die auf dem Rucken
schiefergraue, -am Bauche weihe Haut ist von Natur fast
so glatt wie bei Delphinen, indessen stellenweis mit para-
sitischen Weichthieren und Krebsen bedeckt, die als Arten
ganz von den ahnlichen Schmarotzern anderer groher
Cetaceen unterschieden sind und, wie vorgeschlagen wor-
den ist, vielleicht zur Feststellung der noch immer sehr
unsicheren Begriffe uber Arten und Varietaten der Pot-
.Wale nutzen konnten. Der erstaunliche Umfang des Kopfes
entsteht nicht durch eine angemessene Entwickelung des
Schadels, defsen Hirnschaale (Seitenanstcht Fig. 1080.)
verhaltnihmahig klein genannt werven darf, sondern
durch eineu eigenthumlichen, das Walrath einschliehenden
Behalter, der, auf den vertieften Oberkieferknochen an-
gebracht, nach hinten und den Seiten durch hoch vor-
stehende Knochenkamme umschlossen wird (Schadel von
oben Fig. 1080.). Ueber diese geraumige Vertiefung
spannt sich eine theilweis knorpelige, Harte Ausbreitung,
welche mehrere Scheidewande und sackformige Abthei-
lungen bildet, die wiederum in kleinere Zellen zerfallen,
ubrigens am gewohnlichen Orte von dem geschlofsenen
Nasencanale durchbohrt werden. Das in dieser Hohle
enthaltene Walrath (Spermaceti oder besser Cetine) ist
im frischen Zustande Haldstussig, gerinnt nicht in der
Kalte und wird theils abgezapft, theils mit Eimern aus-
geschopft und nach vorgenommener Reinigung in Fassern
aufbewahrt. Aus dieser gelblichen, einer dunnen Salbe
'vergleichbaren, ubelriechenden Substanz erlangt man erst
durch spatere, mehreutheils erst in Europa vorgenom-
mene Reinigung das weihe, glanzende, Halbkrystallinische
Walrath, indem man sie zwischen eisernen Platten durch
wollene Sacke preht, bis alles beigemischte Oel abgeflos-
sen ist. Hat das Walrath hierdurch eine wachsartige
Festigkeit und Bruchigkeit erlangt, so werden durch Sie-
den in Wasser die noch anhangenden Unreinigkeiten ent«
fernt und dieses Schmelzen und Abkuhlen dreimal, zu-
letzt unter Zusatz von Potasche, wiederholt. Die gerei-
nigte Masse gieht man endlich in cylindrische Formen
und erhalt durch vollstandige Abkuhlung das sehr nutz-
liche und auch chemisch interessante Walrath des Han-
dels. Die naturliche Bestimmung des Walrathes ist noch
unaufgeklart. Es sindet sich nicht allein in dem beschrie-
benen, den Kopf auherordentlich auftreibenden Behalter,
sondern auch in verstreuten Zellen des Ruckens. Ein
gewohnlicher Potwal liefert zwolf grohe Fasser rohes
Spermaceti, auherdem noch Thran, der aus dem den
Korper einhullenden Speck, zwar in kleinerer Menge als
von dem gemeinen Walfische, gewonnen wird, aber den
gewohnlichen Thran durch Dunnflussigkeit ubertrifft und
darum aitf den Markten hoher im Preise steht. Ueber
ein anderes Product des Potwals, den granen Amber,
herrschen, was die Entstehung desselben betrifft, sehr
mannichfache Ansichten. Man weih nicht, ob man ihn
fur ein naturliches oder krankhaftes Erzeugnih des Kor-
perS Halten soll, doch schcint die Ansicht das Meiste fur
sich zu haben, die ihn den Gallensteinen analog Halt.
Wahrscheinlich wird er vom Thiere von Zeit zu Zeit
und ohne Krankheit ausgestohen, nicht aber aus grohen
Eitergeschwuren entleert, die in Folge des Reizes sich
bilden, Eingeweide und Bedeckungen des Thieres zer-
storen sollen. An allen Kusten des grohen Oceans wird
diese Substanz in nicht geringen Mengen vom Meere
angespult gefunden, bisweilen in Stucken von mehreren
Pfunden, die von wachsartiger Festigkeit, grauer oder
rbthlicher Farbe, theils auch dunkel gesleckt sind und
einen nicht unangenehmen, aber sehr starken, dem Mo-
schus ahnlichen Geruch verbreiten. In alten Zeiten Hat
man die wunderlichsten Vermuthungen uber den Ursprung
des Ambers aufgestellt, ihm als Arzneimittel Zauberkraste
zugeschrieben und daher auherordentlich hohen Werth bei-
gelegt. Ein Stuck von 200 Pfund Gewicht, welches im
17. Jahrhunderte nach Holland kam, machte den Verkau-
fer zum reichen Manne. Betrugereien und Verfalschun-
gen kamen um so haufiger vor, je mehr man jenen Stoff
in Europa suchte. Er ist noch Heutzutage nicht wohlfeil,
wird aber nur als Zusatz zu wohlriechenden Dingen ver-
wendet. Dah er Hausig mit den Schnabeln von Sepien
untermengt ist, wurde allein genugen, seine Entstehung
im Darmcanale des Potwals uber allen Zweifel zu erhe-
ben, selbst wenn ihn Walsischfanger in demselbeu nicht
oftmals vorgefunden Hatten.
Dritte Familie.
Bartenwale.
Wie innerhalb der naturlichen Familie der nur von
animalischen Stoffen stch nahrenden Wale das Gebih an
Vollkommenheit verliert, die durch Zahl und Gestalt
furchtbaren Zahne achter Delphine bei den Meerschwei-
nen stumps und nur in geringer Zahl vorhanden sind,
dem Potwal im Oberkiefer mangeln, dem Narwal bis
auf die umgebildeten, die Ernahrung nicht betreffenden
Stohzahne ganz fehlen, geht aus den Charakteren der
soweil besprochenen Gatlungen deutlich Hervor. Wah-
rend die dem Korper nach schwacheren Delphine als
eigentliche, meist sehr gefrahige Raubthiere des Meeres
auftreten, die mil grohen und wohlgewaffneten Fischen
im bestandigen Kricge liegen, begnugt sich der riesige
Cachalot mit unbedeutenden Weichthieren, die er mehr
durch List als durch eine wirkliche Anstrengung einfangt.
Diese Abstufung erreicht die letzte Tiefe in der zunachst
zu beschreibenden Gruppe der Bartenwale, welche
nur sehr grohe Thiere, aber roenige Arten in sich be-
greift. Jhr Hervorstechendes Kennzeichen besteht im vol-
tigen Mangel an Zahnen oder auch nur zahnartigen
und unentroickelt bleibenden Gebilden. An die Stelle
derselben treten im sehr engen Oberkiefer die Barten,
Hornige, der Beschaffenheit des von der Natur angcwie-
senen Futters vortrefflich entsprechende Werkzeuge, von
welchen ein Theil im gemeinen Leben unter dem Namen
des Fischbeines bekamit ist. Eine jede stellt eine drei-
eckige, ungleichseitige Platte (Fig. 1090A) von der Dicke
eines Pappendeckels dar, die mit dem schmalen Ende in
einem schroammigen ileberzuge des Zroischenkiefers und
der Kieferknochen rourzelt, an roelchem man mehrere
Schichten, namentlich eine untere, sehr Harte und fast
hornige und eine auhere oder obere, sehr gefahreiche, die
Ernahrung der Barten bezroeckende unterscheidet. Die
einzelne Platte ist aus senkrechten, den Haareu vergliche-
nen Fasern zusammengesetzt und auf den beiden breiten
Seiten mit einem harteren und glatten Ueberzuge ver-
sehen, der jedoch die imtere Schneide der Platte nicht
umschlieht. Die inneren Schichten der Platte ragen
daher an dieser Stelle uber die umkleidenden auheren
Hinuber und losen sich in kammartig oder buschelformig
gestellte, biegsante Falern auf, zroischeu welchen wohl
das in den Rachen genommene Wasser abfliehen kann, die
aber den zugleich eingetretenen kleinen Weichthieren und
Wurmern des Meeres wie undurchdringliche Palisaden-
reihen entgegeustehen. Auf jeder Seite oder Halfte des
Gaumens befinden sich 300 — 400 solcher parallelen Plat-
ten (Theil derselben von der Seite gesehen Fig. 1090°),
von welchen, weil der Gaumen ein flaches Gewolbe dar-
stellt, die ntiitleren die langsten, die ganz vorn und Hin-
ten am Eingange des Schlundes befindlichen die kurze-
sten sein muffen. Wahrend die langsten Barten an 15
Fuh messen und die werthvollste Sorte von Fischbein
liefern, sind die vordersten kaum 8 Zosi hoch und sur
technische Zwecke unbrauchbar. Der Unterkiefer (Fig.
1088A) tritt nach beiden Seiten so weit vor, dah er eine
breite Ellipse bildet und einem Loffel verglichen werden
kann, der, mit einer grohen Menge von Seewasser
angefuilt, dem Oberkiefer wieder genahert wird und
diesem sich so weit anschlieht, dah die erwahnten Fa-
sern der Barten ihre Bestimmung zu erfullen beginnen
konnen. Diese Bildung der die Zahne vertretenden Or-
gane unterscheidet die Familie der Bartenwale so voll-
kominen von den beiden anderen Gruppen der Ceta-
ceen, dah die Anfuhrung minder wesentlicher Kennzeichen