ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
310 Saugethiere. Elste Ordnung. sind ubrigens von sehr dichtem Gewebe und ohne Mark- Hohlen, dafur aber mit Oel durchdrungen , welches sich selbst in Skeletten lange Zeit erhalt, bie, an die Kusten geworfen, dem Wetter preisgegeben daliegen. Die Fortpsianzungszeit der Walsische falli auf das Fruhjahr. Sie fuhlen sich dann mit Kraft und Lebens- muth durchdrungen, tummeln sich auf der Oberflache des Meeres Herum, springen hoch empor, legen gerab- linig, aber rasch schwimmend eine kurze Entfernung zn- ruet, tauchen dann unter, lassen den Schwanz senkrecht uder das Wasser ragen und schutteln ihn oder schlagen die Mellen mit donnerndem Gerausche. Ost steigen sie aus grosten Tiefen senkrecht aufwarts und zwar mit solcher Gewalt, dast der Halbe Leib uber die Oberflache hervorschiestt und einige Secunden ausrecht stehen bleibt, und andere Male verfolgen sich die Paare und fuhren Riesenspiele aus. Zufolge einer allgemein verbreiteten Sage soll die Schwangerschaft 10 Monate dauern; es bedarf nicht de» Erinnerung, dah keine genaue Bevbach- tung jener Annahme zu Grunde liegt, und dah eine solche uberhaupt nicht moglich ist. Hochst felten sollen Zwil- linge geboren werden. Der eden zur Welt gekommene Walfisch mistt 21—24 Fust und wirb von der zu jener Zeit auherordentlich fetten Mutter mindestens ein Jahr lang gesaugt. Wahrenb des Sangens liegt die letztere auf der Seite, so dast bie Zitzen etwas uber ben Waffer- spiegel ragen, unb anbert von Zeit zu Zeit bie Stellung, um abwechselnb sich ober bem Jungen Gelegenheit zum Athmen unb zum Ausspritzen bes in bie Nasenhohle ge- brungenen Massers zu verschaffen. In ben ersten Jahren scheint bas Wachsthum rasch vorzitschreiten; man ver- mag es abzuschtitzen, weil bie Lange unb Zahl ber Bar- ken fur bie ersten brei Lebensjahre ziemlich sichere Kenn- zeichen bes Alters barbieten. Fur bas reifere Alter giebt es inbessen keinen Maahstab; Scoresby bekenut selbst, bast ihm bie Auffinbung eines solchen nicht gelingen wollte. Die Lebensbauer ber Walsische ist baher ganz unbekannt. Wenn Buffon meinte, sie komite bis eintau- senb Jahre ansteigen, tueil erwiesenermaasten ein Kar- pfen zweihunbert Jahre alt werben kann, so ist zwar gegen bie Moglichkeit nichts einzuwenben, bie Schlust- folgerung aber zu verwerfen, weil sie mit phhstologi- schen Gesetzen nicht ubereinstimint. Der junge Walfisch bleibt bis in bas vierte Jahr in ber Gesellschaft seiner Mutter, bje ihm bie grostte Zartlichkeit erweist, ihn zu- mal in ber fruhesten Jugend nie aus bem Auge lastt, in sturmischem Wetter vor ihm Herschwimmt unb ben Weg burch bie Wogen dahnt unb ben ermubeten entweber auf ben Ruchen nimmt ober mit ben Vorberfinnen an sich brnckt unb unterstutzt. In Gefahr gerathen, entflieht sie nicht, sonbern kampst fur ben Nachkommen mit auster- stem Muthe unb mit solcher Kraft, bast bie erfahrensten unb kuhnsten Gronlanbsfahrer nicht felten gezwungen sinb, in schleuniger Flucht Rettung zu suchen. Auch bie Paare beweisen sich bieselbe Zuneigung unb sinb i ni Stanbe, sich fur einanber aufzuopfern. Anberson erzahlt einen solchen Fall. Es war ber Mannschaft seines Schiffes gelungen, von einem Walfischpaare bas Mann- chen zu Harpuniren, welches nach surchtbarem Wiber- stanbe, unb nachbem es mit einem Schlage seines Schwan- zes ein Boot zertrummert unb stins Seeleute getobtet hatte, bem Blutverluste unterlag. Anstatt zu fliehen, be- muhte sich bas Weibchen, bem Verwunbeten beizustehen; es streckte sich zuletzt auf bem tobten Korper aus, als verachte es, nach bem Berluste bes Gefahrten, ein lån- geres Leden, unb theilte, von Harpunen getroffen, srei- willig sein Schicksal. Auch Seoresdy war Zeuge einer Mirleib erregenben Scene. Einer seiner Harpunirer hatte, luie es nur zu ost gescheheu soll, einen jungen Walfisch schwer verwunbet, in ber Adsicht, hierburch bie Mutter herbeizuziehen. Wirklich stieg biese plotzlich Herauf, um- fastte bas Junge mit ben Vorberfinnen unb tauchte mit ihm so schnell unb tief, bah in wenigen Augendlichen gegen 600 Fuh ber Harpunleine vom Boote abliefen. Von Neuem erschien sie an ber Oberflache, schost Wuthenb Hin unb her, hielt plotzlich an ober kehrte in scharfsten Wenbungen um unb verrieth unverkennbar bie auherste Verzweiflung. Obgleich burch mehrere Bote Hart ver- solgt, vergah sie alle Gefahr unb setzte bie beschriebenen Anstrengungen geraume Zeit fort, jeboch ohne bas Junge defreien zu ksniten. Nach zwei nutzlosen Versuchen ge- lang es enblich, sie zu harpuniren. Trotz bes Schmerzes versuchte sie jeboch nicht zu entfliehen, sonbern blieb neben bem Jungen unb gestattete ben anberen Boten Her- anzukommen. In wenigen Minuten Hatte sie noch brei Harpune empfangen, unb nach einer Stunde lagen bie beiben Korper tobt unb regungslos auf ber Meeresflache. Als eigentlich gesellige Thiere konnen Walsische nicht gelten, benn wenn sie in groherer Zahl beisammen ge- sehen werben, so mag zufalliger Ueberfluh an Futter ober bie Stellung bes Eises bie Veranlassung gegeben haben. Die unaufhorlichen unb immer weiter ausgebehn- ten Verfolgungen haben sie theils versprengt unb grohere Ansammlungen unmoglich gemacht, theils gezwungen, in ben entlegensten Polargegenben Zuflucht zu suchen. Sie haben in ben letzten Zeiten so abgenommen an Zahl, bah ihre ganzliche Ausrottuug nicht fern sein kann unb sie nur im Gebachtnih unb in ber Geschichte ber Menschen fortleben ober burch ihre Reste bieselbe Verwunberung erzeugen werben, welche uns bei bem Andlicke ber Me- gatherien, bes Mastobon unb Jchthyosaurus fruherer Schopfungsperioben ergreift. Vor elwa breihunbert Jah- ren streiften sie nicht allein viel weiter nach Suben, sonbern waren auch so zahlreich unb so inenig mihtrauisch, bah bie wenigen Walfischfaitger keine lange Reisen zu machen drauchieit unb in ber Regel mit sehr ansehnlicher Bente wieberkehrten. Gegenwartig verlassen sie faunt bas stur- mische unb kalte Polarmeer von Spitzdergen bis Davis' Strahe unb Baffinsbay unb von ba nach Norben. Der Mensch ist nicht ihr einziger Feinb; sie werben von Sagefischen, Haifischen unb einem grohen Delphin (Delphinus Orca) ohne alle Herausforberung angegrif- fen, erliegen zwar nicht, tragen aber oftmals ge- waltige Wunben bavon. Den Kampf junger Wale mit bem Sagefische haben Gronlanbsfahrer bisweilen beob- achtet. Sie beschreiben ihn als furedtbar, benn ber Wal stellt sich, ben Kopf nach unten, senkrecht auf unb theilt mit bem Schwanze bie weithin schallenben Schlage aus, bie, richtig treffenb, ben Gegner zermalmen Wtirben. Dieser entgeht nicht allein ber Gefahr burch eine schnelle Wenbung ober einen Sprung, sonbern anbert seineit Angriff ab nach Umstanben unb ersetzt burch Gewanbt- Heit unb List bie mangelnbe Kraft. Den Augenblick wahr- nehmenb, gewinnt er bie Oberseite bes Males unb rennt ihm mit einem gewaltigen Stohe bie Sage tief in ben breiten Rucken, verfolgt ihn bitnit in bie Tiefe unb steigt iuieber zur Oberflache, wenn jenen bas Beburfnih bes Athmens zur Bewegung zwingt. Balb fliehenb, balb angreifenb, gualt er geraume Zeit stineit riestgen Feinb unb verlaht ihn erst nach lange fortgesetztem Kampst unb ber Beibringung mancher tiefen, wenngleich nicht lebensgefahrlichen Wunbe. Nach einer alten, vielleicht nicht gehorig bestatigten Llngabe sollen auch kleinere Delphine, in Haufeit vereinigt, uber ben Wal herfallen unb ihn so lange qualen, bis er bas Maul offtiet unb bie Zuitge preisgiebt, bie sogleich in Stucken zerrissen tourbe. Der furchtbare Schmerz ber Verstummelung unb bie nachfolgenbe Blutung schwacht, robtet unb uberliefert enblich ben Wal feltten gefrahigen Feinben. Kleitte Thiere, bie bei ber zoologischen Untersuchung ost bie Att- wenbung eines Vergrohernben Glases erheischen, bilben eine anbere unb zwar bauernbe Plage bes Walfisches. Sie setzett sich an bie Haut fest, welcher aller Wahrschetn- lichkeit nach viele Empfinblichkeit beiwohnt, unb tiagett unb dohren unablassig. Unter ihnen ist bie eigentlich sogenaunte zolllange Walfischlaus (Cyamus Ceti) am thatigsten unb am lastigsten. Sie gleicht einer groheit Kel- lerassel im allgemeinen Ansehen unb Hangt sich mit ihreit spitzigen, vorn krallenartigen Fuhen so fest an, bah man sie unverletzt abzureisten nicht verntag. Die theils weit kleineren, theils aber auch zu ansehnlicher Grohe er- wachseitbeit Meereicheln, Weichthiere aus ber Familie ber Rankenftiher, ntogeit eine anbere empfinbliche Plage ab- geben, benn auch sie verfinken mit ber Basis ihrer viel- schaaligen Kalkgehause nach unb nach in bas Hautgewebe unb bringen jebenfalls einen bauernben Reiz Hervor. Die Zuitge ist ber Wohnort vieler anberer Parasiten, unb tuirb bisweilen von ihnen so zerlochert, bah Krank- Heiten unb selbst ber Tob erfolgen. Gern bulben es bie Wale, wenn Schaaren von Seevogeln sich auf ihrett breiten Rucken nieberiasstn, um bie Schmarvtzer abzu- lesen; man will bemerkt habett, bah sie bann jebe Bewe- gung vermeiben, burch welche bie Befreier verscheucht werben konnten. Die in sehr alten Hochnorbischen Wer- ken, z. B. im sogenanitten Konigsspiegel, erwahnten be- schuppten Walfische sinb eden nur Jnbivibuen gewesen, berett Oberflache mit kleinen, bichtstehenben Meereicheln uberzogen war. Der gefahrlichste Feinb bes Walfisches bleibt unter allett Umstanben ber Mensch. Arktische Volker betrachten einen Wal zwar auch als eine Hochwichtige Beute, ver- zehren sein Fleisch, trinfen feltten rohett, Thratt mit Wohlgefallen unb verwettben Haut unb Stucke bes Darmcanals zu vielett technifchen Zwecken, allein sie desitzen nicht bie Mittel zur erfolgreichen Jagb unb mussen sich mit ben auf Untiefen gerathenen ober tobt an bie Kuste geworfettett begnugeit. Die Seeleute bes norblichen Europa unb ber Vereiuigten Staaten allein detreiden ben Walfischfaiig itu Grohen unb haben ihit zu einer Art von Missenschaft erhoben. Sene sinb stit Mitte bes 17. Jahrhunberts an bie Stelle der kuhnen Basten getreten, die dald ttach Entdeckung des Seecont- paffes und zwar schott um 1372 die Bank von Neufunb- land besuchten und, allen Gefahren unbetannter Meere und eines fremdartigen und furchibarett Klima's trotzend, bis in die Mundung des Lorettzstromes und an die Kuste von Labrador vordraitgett. Gegen das Jahr 1450 ruste- ten Rheder von Bordeaur Fahrzeuge aus, die den Wal- fisch, der ubrigens damals auch an der sranzosischeit Westkuste Haufig gefangen tuard, bis Groitlanb und Spitzbergett versolgten. Burgerkriege und Schutzlosig- keit ihrer Flagge auf offenem Meere zwangen enblich die Basken, jette kuhnen, aber eintraglichen Fahrten zu beschranken, und 1636 machte der Einfall der Spanier in ihr Land jedent solchen Uitternehmett fur immer ein Ende. Ausgewanderte Fischer lehrten die Hollanber und Englander ihre Kunst. Die ersteren habett schon feit 1612, tuenn auch Anfangs ohne Erfolg, versucht, mit den Englanbern den Wettkampf zu bestehen. Mit eigen- thumlicher Zahigkeit ertrugen sie Verluste, machten immer neue Anstrengungen unb begrunbeten reiche Gesellschaften zum Betriebe bes Fanges, ber balb so zunahnt unb so viel Gewinit brachte, bah ntait von ihm einen grohen Theil bes Wohlstanbes Herzuleiten hat, ber bis Enbe bes 18. Jahrhunberts bie Nieberlanbe auszeichnete. Der bantals entstanbene lange Seekrieg zerstorte bie Hollanbische Schissfahrt, unb ungeachtet mehrerer mit Krast unter- nommenen Versuche ist es nie gelungen, ben Walfisch- fang line burch ihn bie beste Schule zur Bilbung prak- tischer Seeleute wieber Herzustellett. Auch bie Wisten- schaft verbankt bieseit hollanbischen Bestrebungen manchen wichtigen Beitrag, benn noch jetzt sinb bie Berichte jetter Walfischfanger brauchbare, theils auch sehr wichtige Quellen fur bie nautische unb geographische KennRtih bes hohen Norbens unb fur bie Naturgeschichte ber Walthiere uberhaupt. Den Verfolgungen ausweichenb,