Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Saugethiere.
Elste Ordnung.
sind ubrigens von sehr dichtem Gewebe und ohne Mark-
Hohlen, dafur aber mit Oel durchdrungen , welches sich
selbst in Skeletten lange Zeit erhalt, bie, an die Kusten
geworfen, dem Wetter preisgegeben daliegen.
Die Fortpsianzungszeit der Walsische falli auf das
Fruhjahr. Sie fuhlen sich dann mit Kraft und Lebens-
muth durchdrungen, tummeln sich auf der Oberflache
des Meeres Herum, springen hoch empor, legen gerab-
linig, aber rasch schwimmend eine kurze Entfernung zn-
ruet, tauchen dann unter, lassen den Schwanz senkrecht
uder das Wasser ragen und schutteln ihn oder schlagen
die Mellen mit donnerndem Gerausche. Ost steigen sie
aus grosten Tiefen senkrecht aufwarts und zwar mit
solcher Gewalt, dast der Halbe Leib uber die Oberflache
hervorschiestt und einige Secunden ausrecht stehen bleibt,
und andere Male verfolgen sich die Paare und fuhren
Riesenspiele aus. Zufolge einer allgemein verbreiteten
Sage soll die Schwangerschaft 10 Monate dauern; es
bedarf nicht de» Erinnerung, dah keine genaue Bevbach-
tung jener Annahme zu Grunde liegt, und dah eine solche
uberhaupt nicht moglich ist. Hochst felten sollen Zwil-
linge geboren werden. Der eden zur Welt gekommene
Walfisch mistt 21—24 Fust und wirb von der zu jener
Zeit auherordentlich fetten Mutter mindestens ein Jahr
lang gesaugt. Wahrenb des Sangens liegt die letztere
auf der Seite, so dast bie Zitzen etwas uber ben Waffer-
spiegel ragen, unb anbert von Zeit zu Zeit bie Stellung,
um abwechselnb sich ober bem Jungen Gelegenheit zum
Athmen unb zum Ausspritzen bes in bie Nasenhohle ge-
brungenen Massers zu verschaffen. In ben ersten Jahren
scheint bas Wachsthum rasch vorzitschreiten; man ver-
mag es abzuschtitzen, weil bie Lange unb Zahl ber Bar-
ken fur bie ersten brei Lebensjahre ziemlich sichere Kenn-
zeichen bes Alters barbieten. Fur bas reifere Alter giebt
es inbessen keinen Maahstab; Scoresby bekenut selbst,
bast ihm bie Auffinbung eines solchen nicht gelingen
wollte. Die Lebensbauer ber Walsische ist baher ganz
unbekannt. Wenn Buffon meinte, sie komite bis eintau-
senb Jahre ansteigen, tueil erwiesenermaasten ein Kar-
pfen zweihunbert Jahre alt werben kann, so ist zwar
gegen bie Moglichkeit nichts einzuwenben, bie Schlust-
folgerung aber zu verwerfen, weil sie mit phhstologi-
schen Gesetzen nicht ubereinstimint. Der junge Walfisch
bleibt bis in bas vierte Jahr in ber Gesellschaft seiner
Mutter, bje ihm bie grostte Zartlichkeit erweist, ihn zu-
mal in ber fruhesten Jugend nie aus bem Auge lastt, in
sturmischem Wetter vor ihm Herschwimmt unb ben Weg
burch bie Wogen dahnt unb ben ermubeten entweber auf
ben Ruchen nimmt ober mit ben Vorberfinnen an sich
brnckt unb unterstutzt. In Gefahr gerathen, entflieht sie
nicht, sonbern kampst fur ben Nachkommen mit auster-
stem Muthe unb mit solcher Kraft, bast bie erfahrensten
unb kuhnsten Gronlanbsfahrer nicht felten gezwungen
sinb, in schleuniger Flucht Rettung zu suchen. Auch bie
Paare beweisen sich bieselbe Zuneigung unb sinb i ni
Stanbe, sich fur einanber aufzuopfern. Anberson erzahlt
einen solchen Fall. Es war ber Mannschaft seines
Schiffes gelungen, von einem Walfischpaare bas Mann-
chen zu Harpuniren, welches nach surchtbarem Wiber-
stanbe, unb nachbem es mit einem Schlage seines Schwan-
zes ein Boot zertrummert unb stins Seeleute getobtet
hatte, bem Blutverluste unterlag. Anstatt zu fliehen, be-
muhte sich bas Weibchen, bem Verwunbeten beizustehen;
es streckte sich zuletzt auf bem tobten Korper aus, als
verachte es, nach bem Berluste bes Gefahrten, ein lån-
geres Leden, unb theilte, von Harpunen getroffen, srei-
willig sein Schicksal. Auch Seoresdy war Zeuge einer
Mirleib erregenben Scene. Einer seiner Harpunirer hatte,
luie es nur zu ost gescheheu soll, einen jungen Walfisch
schwer verwunbet, in ber Adsicht, hierburch bie Mutter
herbeizuziehen. Wirklich stieg biese plotzlich Herauf, um-
fastte bas Junge mit ben Vorberfinnen unb tauchte mit
ihm so schnell unb tief, bah in wenigen Augendlichen
gegen 600 Fuh ber Harpunleine vom Boote abliefen.
Von Neuem erschien sie an ber Oberflache, schost Wuthenb
Hin unb her, hielt plotzlich an ober kehrte in scharfsten
Wenbungen um unb verrieth unverkennbar bie auherste
Verzweiflung. Obgleich burch mehrere Bote Hart ver-
solgt, vergah sie alle Gefahr unb setzte bie beschriebenen
Anstrengungen geraume Zeit fort, jeboch ohne bas Junge
defreien zu ksniten. Nach zwei nutzlosen Versuchen ge-
lang es enblich, sie zu harpuniren. Trotz bes Schmerzes
versuchte sie jeboch nicht zu entfliehen, sonbern blieb
neben bem Jungen unb gestattete ben anberen Boten Her-
anzukommen. In wenigen Minuten Hatte sie noch brei
Harpune empfangen, unb nach einer Stunde lagen bie
beiben Korper tobt unb regungslos auf ber Meeresflache.
Als eigentlich gesellige Thiere konnen Walsische nicht
gelten, benn wenn sie in groherer Zahl beisammen ge-
sehen werben, so mag zufalliger Ueberfluh an Futter
ober bie Stellung bes Eises bie Veranlassung gegeben
haben. Die unaufhorlichen unb immer weiter ausgebehn-
ten Verfolgungen haben sie theils versprengt unb grohere
Ansammlungen unmoglich gemacht, theils gezwungen,
in ben entlegensten Polargegenben Zuflucht zu suchen.
Sie haben in ben letzten Zeiten so abgenommen an Zahl,
bah ihre ganzliche Ausrottuug nicht fern sein kann unb
sie nur im Gebachtnih unb in ber Geschichte ber Menschen
fortleben ober burch ihre Reste bieselbe Verwunberung
erzeugen werben, welche uns bei bem Andlicke ber Me-
gatherien, bes Mastobon unb Jchthyosaurus fruherer
Schopfungsperioben ergreift. Vor elwa breihunbert Jah-
ren streiften sie nicht allein viel weiter nach Suben, sonbern
waren auch so zahlreich unb so inenig mihtrauisch, bah
bie wenigen Walfischfaitger keine lange Reisen zu machen
drauchieit unb in ber Regel mit sehr ansehnlicher Bente
wieberkehrten. Gegenwartig verlassen sie faunt bas stur-
mische unb kalte Polarmeer von Spitzdergen bis Davis'
Strahe unb Baffinsbay unb von ba nach Norben. Der
Mensch ist nicht ihr einziger Feinb; sie werben von
Sagefischen, Haifischen unb einem grohen Delphin
(Delphinus Orca) ohne alle Herausforberung angegrif-
fen, erliegen zwar nicht, tragen aber oftmals ge-
waltige Wunben bavon. Den Kampf junger Wale mit
bem Sagefische haben Gronlanbsfahrer bisweilen beob-
achtet. Sie beschreiben ihn als furedtbar, benn ber Wal
stellt sich, ben Kopf nach unten, senkrecht auf unb theilt
mit bem Schwanze bie weithin schallenben Schlage aus,
bie, richtig treffenb, ben Gegner zermalmen Wtirben.
Dieser entgeht nicht allein ber Gefahr burch eine schnelle
Wenbung ober einen Sprung, sonbern anbert seineit
Angriff ab nach Umstanben unb ersetzt burch Gewanbt-
Heit unb List bie mangelnbe Kraft. Den Augenblick wahr-
nehmenb, gewinnt er bie Oberseite bes Males unb rennt
ihm mit einem gewaltigen Stohe bie Sage tief in ben
breiten Rucken, verfolgt ihn bitnit in bie Tiefe unb steigt
iuieber zur Oberflache, wenn jenen bas Beburfnih bes
Athmens zur Bewegung zwingt. Balb fliehenb, balb
angreifenb, gualt er geraume Zeit stineit riestgen Feinb
unb verlaht ihn erst nach lange fortgesetztem Kampst
unb ber Beibringung mancher tiefen, wenngleich nicht
lebensgefahrlichen Wunbe. Nach einer alten, vielleicht
nicht gehorig bestatigten Llngabe sollen auch kleinere
Delphine, in Haufeit vereinigt, uber ben Wal herfallen
unb ihn so lange qualen, bis er bas Maul offtiet unb
bie Zuitge preisgiebt, bie sogleich in Stucken zerrissen
tourbe. Der furchtbare Schmerz ber Verstummelung unb
bie nachfolgenbe Blutung schwacht, robtet unb uberliefert
enblich ben Wal feltten gefrahigen Feinben. Kleitte
Thiere, bie bei ber zoologischen Untersuchung ost bie Att-
wenbung eines Vergrohernben Glases erheischen, bilben
eine anbere unb zwar bauernbe Plage bes Walfisches. Sie
setzett sich an bie Haut fest, welcher aller Wahrschetn-
lichkeit nach viele Empfinblichkeit beiwohnt, unb tiagett
unb dohren unablassig. Unter ihnen ist bie eigentlich
sogenaunte zolllange Walfischlaus (Cyamus Ceti) am
thatigsten unb am lastigsten. Sie gleicht einer groheit Kel-
lerassel im allgemeinen Ansehen unb Hangt sich mit ihreit
spitzigen, vorn krallenartigen Fuhen so fest an, bah man
sie unverletzt abzureisten nicht verntag. Die theils weit
kleineren, theils aber auch zu ansehnlicher Grohe er-
wachseitbeit Meereicheln, Weichthiere aus ber Familie ber
Rankenftiher, ntogeit eine anbere empfinbliche Plage ab-
geben, benn auch sie verfinken mit ber Basis ihrer viel-
schaaligen Kalkgehause nach unb nach in bas Hautgewebe
unb bringen jebenfalls einen bauernben Reiz Hervor.
Die Zuitge ist ber Wohnort vieler anberer Parasiten,
unb tuirb bisweilen von ihnen so zerlochert, bah Krank-
Heiten unb selbst ber Tob erfolgen. Gern bulben es
bie Wale, wenn Schaaren von Seevogeln sich auf ihrett
breiten Rucken nieberiasstn, um bie Schmarvtzer abzu-
lesen; man will bemerkt habett, bah sie bann jebe Bewe-
gung vermeiben, burch welche bie Befreier verscheucht
werben konnten. Die in sehr alten Hochnorbischen Wer-
ken, z. B. im sogenanitten Konigsspiegel, erwahnten be-
schuppten Walfische sinb eden nur Jnbivibuen gewesen,
berett Oberflache mit kleinen, bichtstehenben Meereicheln
uberzogen war.
Der gefahrlichste Feinb bes Walfisches bleibt unter
allett Umstanben ber Mensch. Arktische Volker betrachten
einen Wal zwar auch als eine Hochwichtige Beute, ver-
zehren sein Fleisch, trinfen feltten rohett, Thratt mit
Wohlgefallen unb verwettben Haut unb Stucke bes
Darmcanals zu vielett technifchen Zwecken, allein sie
desitzen nicht bie Mittel zur erfolgreichen Jagb unb
mussen sich mit ben auf Untiefen gerathenen ober tobt
an bie Kuste geworfettett begnugeit. Die Seeleute bes
norblichen Europa unb ber Vereiuigten Staaten allein
detreiden ben Walfischfaiig itu Grohen unb haben ihit
zu einer Art von Missenschaft erhoben. Sene sinb stit
Mitte bes 17. Jahrhunberts an bie Stelle der kuhnen
Basten getreten, die dald ttach Entdeckung des Seecont-
paffes und zwar schott um 1372 die Bank von Neufunb-
land besuchten und, allen Gefahren unbetannter Meere
und eines fremdartigen und furchibarett Klima's trotzend,
bis in die Mundung des Lorettzstromes und an die Kuste
von Labrador vordraitgett. Gegen das Jahr 1450 ruste-
ten Rheder von Bordeaur Fahrzeuge aus, die den Wal-
fisch, der ubrigens damals auch an der sranzosischeit
Westkuste Haufig gefangen tuard, bis Groitlanb und
Spitzbergett versolgten. Burgerkriege und Schutzlosig-
keit ihrer Flagge auf offenem Meere zwangen enblich
die Basken, jette kuhnen, aber eintraglichen Fahrten zu
beschranken, und 1636 machte der Einfall der Spanier in
ihr Land jedent solchen Uitternehmett fur immer ein
Ende. Ausgewanderte Fischer lehrten die Hollanber und
Englander ihre Kunst. Die ersteren habett schon feit
1612, tuenn auch Anfangs ohne Erfolg, versucht, mit
den Englanbern den Wettkampf zu bestehen. Mit eigen-
thumlicher Zahigkeit ertrugen sie Verluste, machten immer
neue Anstrengungen unb begrunbeten reiche Gesellschaften
zum Betriebe bes Fanges, ber balb so zunahnt unb so viel
Gewinit brachte, bah ntait von ihm einen grohen Theil
bes Wohlstanbes Herzuleiten hat, ber bis Enbe bes 18.
Jahrhunberts bie Nieberlanbe auszeichnete. Der bantals
entstanbene lange Seekrieg zerstorte bie Hollanbische
Schissfahrt, unb ungeachtet mehrerer mit Krast unter-
nommenen Versuche ist es nie gelungen, ben Walfisch-
fang line burch ihn bie beste Schule zur Bilbung prak-
tischer Seeleute wieber Herzustellett. Auch bie Wisten-
schaft verbankt bieseit hollanbischen Bestrebungen manchen
wichtigen Beitrag, benn noch jetzt sinb bie Berichte jetter
Walfischfanger brauchbare, theils auch sehr wichtige
Quellen fur bie nautische unb geographische KennRtih
bes hohen Norbens unb fur bie Naturgeschichte ber
Walthiere uberhaupt. Den Verfolgungen ausweichenb,