Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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S'nugethicre.
Liste Vibtiuitg.
tewolkien Himmel, vertragt der Saimiri kanin das tren-
nende, trockne Klima der Steppen des inneren Guyana
und verliert seine Heiterkeit uin so mehr, je luetter man
ihn von seiner Heiniath entfernt. In Enropa leidet er
zluar dttrch das Klima ebenfalls sehr, bleitt aber dennoch
lietensiuurbig. Schon Humboldt erwahnt seine Gelvohn-
Heit, Personen, die sich mit ihm atgeten, starr anzu-
l'licken, mit Ausmerksamkeit die Belvegung ihrer Lippen
teint Sprechen zn verfolgen und ihnen mtf die Schultern
ztt klettern, uttt ihre Zahne oder Ztiitge prnfettd mit den
Fingern zn bernhren. Seine getvohnliche Stimine besteht
in eiiteiit leisett, schnell wiederholten Pfeifen; er stostt jeboch
klagende Totte ans, iveittt ihn Nasse und Regen treffen
oder irgettd ein attderes Ereignist ihn unangenehm beruhrt.
XIV. Nachtaffe. (Nyctipithecus.)
Gattuttgsch arakter. Kops grost; Schnauze kttrz,
al'gerundet; groste Nachtaugen; Nasenscheidewand mittel-
mastig treit ; Ohrett sehr kleitt, aus eineitt kttorpeligen, die
Gehoroffnung umgebenden Rande bestehend (Fig. 76. a).
Finger der Vorderhande (Fig. 76. b) nicht vollig ansstreckbar.
Schwanz lang, schlaff, dicht behaart.
Diese Gattnng erhielt von Humboldt, der die sehr klei-
uen austeren Ohrett ubersehen hatte, den Natnett Aotus
(ohrenlos) und scheint die Verbindnitg zwischett den nme=
rikanischen Affett und den Lemurideit, die weiterhin be-
schrieben iverden soklen, Herzustellett. Jndessett kantt sich
dieser Vergleich ttitr attf die Hande und nachtliche Lebeits-
lueise beziehett, detttt das Gebist des Nachtaffen ist luie bei
den Springaffen.
1. Der Miriquina oder Durueuli. (Nyctipithecus trivirgatus.) Fig. 77.
Die Farbung ist obett graubrann, unten mehr rostfar-
big ; der Schlvanz hat ente schtvarze Spitze. Neber jebeitt
Attge steht ein weister, dreieckiger Fleck; drei schiuarzliche,
an den Mnndwinkeln tind an der Naseniunrzel begittnende
Streifen lansen uber die Stirn bis ztitti Nacken. Die
Lange des ettvas schmachtigen Korpers betragt 13 Zoll,
die des Schtvanzes 18 Zoll.
Der Mirignina lett in den dichten Walbent des agtia-
torialen Amerika, tunrde von Humboldt attt Cassiquiare
und niti Maypnres (2° —50 N.-Br.), von Spir bei Para,
von Poppig in Maynas nnd nitt Marnnon aufgefunden
und ist eiit vollkotnntenes, den Tag verschlafendes, gegeit
das Licht empfindliches nnd daher in hohlen Staminen
sich verbergendes Nachtthier, welches, itit Schlafe gestort,
sich schiver besinnt tind kanin seine grosten, iveistett Aitgett-
lider zn offnen vermagt Aber kanin ist die Dammerung
Hereitigebrocheit, so lueicht jeiie Lethargie, tlitd der Miri-
quina streist rasch nmher, um Jnseeten, kleitte Vogel oder
Fruchte und verschiedene Pflanzentheile zur Nahrnttg attf-
znsitchen. Jndeffen nimint er ttitr wettig feste Nahrnttg
zn sich nnd trinkt hochst felten. In seitten Bewegnngen
katzenartig, versteht er sich durch die engstett Oeffnungen
zn ziuattgeii. Niemals vereint er sich ttach Art anderer
Affen zn grosteren Gesellschaften, bewohnt vielntehr streng
monogatnisch mit seinettt Weibchen dteselbe Hohluttg eines
Baumstammes. Des Nachts lastt er eiitett besonderen
Rtif ertonen, der, laut nnd sonor, an die Stimine des Ja-
guar eriiinert, miauet aber auch saft luie eitte Katze oder
stostt eiitett tiefen, dtrrchdrittgenden Kehllant aus, den titan
durch die Sylben duer —Otter wiederzngeben versncht
hat. Gereizt blaht er pnstend die Kehle lueit attf und Hat
datitt viele Aehnlichkeit mit eitter Katze, die von Hunden
aitgegriffett tuird. Seitt Fell ist ubrigetts so dicht, tueich
und glanzend, dast die Jndier eiitett geiuissen Werth aus
dasselbe legen nnd es zn allerlei Kleinigkeiten verarbeiten.
— In derBienagerie der londoner zoologischen Gesellschaft
lebte 1833 ein jnitges Maunchen einige Zeit. Seitt gan-
zes Verhalten entsprach der obett gegebenett Schildernng
des tuilden Thieres. Fleisch verschmahte es, sowohl itu
rohett als gekochten Znstande, nnd ernahrte sich meistnur
von in Milch eingelueichtem Brote.
XV Eiehhoriinffc. (Hapale. Jacchus. Midas.)
Gattungscharakter: Zahne ttitr 32, indeni nur 20
Backenzahne vorhanden sind (Fig. 78.). Hinterhande
alleitt vollkontmen, Vorderhande ohtte abstehettden Dan-
men; alle Nagel krallenartig, attsgettotmnen am Dautnen
der Hinterhand.
Die von allett nbrigen Affett schon dttrch ihre Kleinheit
sich austerlich unterscheidenden Eichhorn- oder Seidenaffen
haben ein iveiches Fell, eiitett sehr langen, schlaffett
Schlvanz, kurze Schnanze, vorstehende Nase, kurze Glie-
der, butitte Finger, Krallen luie die Eichhortier, denett sie
uberhaupt ahnlich sind, tind ttur aus den sehr kurzen
Danttien der Hinterhande Plattnagel. Alle sind Tag-
thiere, sehr reizbar, dttrch Jntelligenz eben nicht ausge-
zeichnet, aber mit austerordentlich scharfem Jnstinet ver-
sehett, tint die von allett Seiteit drohenden Angriffe der
Ranbthiere, Rantvogel tind Baumschlangen zeitig zn er-
keniten titid zn vernteidett. Sie sind indesseit nicht seig
und vertheidigen sich noihigeitfakls mit Muth gegeit eiitett
liberlegenett Feind. Keitte Art von amerikanischen Affett
ist empfindlicher gegeit Kalte. Die Natur hat sie jedoch
luohl ausgerustet, dettit nicht akleiit besitzen sie eiitett bich-
ten Pelz, sondern anch eiitett ziemlich langbehaarten
Schwanz, den sie, luahrettb der nachtlichen Rithe in der
Hohlnng eines Baumstammes, uttt sich windett. Sie
schmiegen sich dantt inoglichst zusammen und gleichen
Pelzkugeln, ans welchen ein kleines Gestcht Hervorragt.
Jm Uebrigen lassett sie sich leicht zahmen und sind wegett
ihrer Kleinheit, ihres seidenartigen, schongefarbten Felles
tind ihrer Beweglichkeit sehr beliebt. Znfolge geluisser
in Menagerien gesammelter Ersahrnitgett inochte man sie
fur sruchibarer als attdere Affett halten, detttt sie luerfen
2—3 Junge nuf ein Mal. In den Wnlbern von Brasi-
lien tind Guynnn halten sie in Geselkschasten von 20—30
Stiick zusammen und leben von Fruchten, vorzuglich aber
von Jnseeten, welchen sie eisrig ntchstellen.
1. Der gemeine Eichhornaffe. (Hapale Jacchus.) Fig. 79. 80. 81.
Das lange, weiche Fell zeigt weklensormige Querstreifen
von Schwarz, Weist und Rostgelb; uber jedept Ohr steht
ein Buschel schneeweister, bisweilett an der Spitze schwar-
zer Haare. Kopf und Kehle sind gattz schwarz; uber der
Nase steht ein weister Fleck. Der Schwanz ist weist und
rauchschwarz geringelt.
Wns obeit uber das Verhalten des Eichhornaffen gesagt
wordett, sindet volle Anwendung attf diese in Brasilien
und Gnyaita sehr gewohttliche Art, die man Hatifig ttach
Europa britigt, wo sie nicht alleitt mehrere Jahre lebt,
sottdertt auch in franzosischen und englischen Menagerien
Junge gezeugt Hat. Misttrauisch gegeit Unbekannte, ent-
zieht sich dieser Affe der Beriihrung nnd stostt, Wenn ihm
die Zudriitglichkeit zur Last wird, unter unverkennbaren
Zeichett des Verdrufses eiitett pfeifendett Ton aus. Wird
er nicht gestort, so entwickelt er viele Lebhastigkeit tind
springt behend wie ein Eichhorncheii aus den Stangen sei-
nes Kafigs tinther. Bei seiner grohett Empfittdlichkeit gegeit
Kalte verwendet er nicht wettig Zeit aus Versnche, sich gegeit
die Wechsel uttseres Klima's ztt schtitzen. Er schleppt alle
ihm gelieferte Wolle, Bauntwolke u. s.w. in irgettd eiitett pas-
seitden Wittkel stines Kafigs oder in seine Schlafzekle und ver-
grabtsich formlich ittdie weiche Masse. Nttr ein dargebote-
tter Leckerbissen kantt ihn bewegen, seitten Schutzort gattz
ztt verlaffett, ans dem er bei der Annaherung bekannter
Personen denKops alleitt hervorstreckt. Befindeti sich zluei
oder drei in deniselbett Behaliitifse, so liegen sie zusam-
meitgedrncki in dem gemeinsamen Bette. SeineNahrung
besteht in Brot, Fruchten tind fein geschnittenem Fleisch;
er fristt in Hockender Stelkung und halt das Futter zioischen
den Vorderhanden. Edwards gedenkt eines Eichhornaffens,
der eitte Menge von Dingen, sogar rohes Gartengemnse
titid Schnecketi zu geniefien pflegte, einst, bei freietu Nnt-
herstreifen itu Zinimer, sich nuf eiitett in eitter Vafe befittd-
lichett Goldfisch stnrzte, ihn todtete und begierig auffrast.
Matt gab ihm spater junge Aaale, die ihn Anfangs zluar
dndurch erschreckten, dast sie sich uttt stinett Hals Wattden,
die er aber dochbesiegte tind verzehrte. In einer englischen
nnturgeschichtlichen Zeitfchrift erzatlt ein Herr Neikl von
einent solchett Affett, den er in Bahia in Brasilien gekauft
tind mit sich ttach Europa genommen Hatte, dast er, Anfangs
austerordentlich wild, laut aufschrie, wenn man sich ihm
naherte tind selbst den Personen, die ihn zu suttern psteg-
ten, nur erst ttach tangerer Zeit erlaubte, ihn zu bernhren
oder zn streicheln. Seine Vorsicht titid Wachsamkeit lun-
ren austerordentlich ; stets drehte er den Kopf von Seite ztt
Seitd und betrackitete ntit nrgwohttifcheit oder nnwikligen
Blicken die Untstehenden. Das leiseste Flustern koniite
ihn nnfmerkfam mnchen. Als toahrend der Seereise der
Dorrnth an tropifchen Fruchten, von welchen er bis dnhitt
gelebt, erschopst wnr, innchte er sich uber die Knkerlnken
(Blatla) tyer, welche das Schiff erfnllten. Gegeit zwnnzig
Stiick der grosteren, gegeit 2 Zoll langen Art und eitte Weit
grostere Znhl der kleinern Art ntif ein Mal zu verzehren,
schiett ihm sehr leicht zu Werdett. Mit den grohett Kaker-
lakett gittg er vorsichtiger tttit, Hielt sie zwischett den Vorder-
handen fest, bisi ihtiett ztterst den Kopf nb tind entfernte die
Harteit Flngeldecken nnd Fltigel und die stackiligen Beine
und Eingeweide, ehe er den Korper zu verzehren nitier-
nnhm. Mit der kleinen Art ninchte er keitte Nmstande,
soiiderit frasi sie nnzubereitet nuf. Er erreichte Edinburg
in voller Gefundheit tind gerieth mit eitter Katze in die
sreundfchaftlichsten Verhaltniffe, eitte Thatfache, die der
Aitgnbe Littne's, dah Eichhornnffen die unverfohnlichsten
Feitide der Katzen stien, ganz widerfpricht. — Ueber die
Fortpstanzuttg diefer Thtere in Europa sind mehrere Nach-
richten vorhatideti. Edwards erhielt aus Liffabon ein
Pnnr dort geborette, noch sehr junge, Anfangs sehr Hasiliche
und fast Haarlofe Eichhornaffen, die, als sie kraftiger luttr-
den, sich auf den Rucken ihrer Mutter begaben. War diefe
itiude, fo fiichte sie sich ihrer Laft durch Reiben gegen eine
Watid zu entledigen, und das Mannchen uiiterzog sich dantt
der Wnrtung der Jungen. Itu Jahre 1819 wurdett in der
pariser Menagerie drei Junge von eiitfach gratier Farbung,
mit Haarlostm Schwanze, aber mit offetien Angen geboren.
Fr. Clivier beschreibt die hausliche Zucht dieser Thiere ge-
nnu wie Edwards, iiidefseit war der naturliche Trieb durch
Gefangenschaft in diesent Falle so lueit abgestumpft, dast
die Mutter eitts der Jungétt in der erstett Zeit stines Le-
bens todtete. Die beidett anderen geluanit sie tint so lieber,
ztitnal nachdent das Sangen begonneit, uberliesi sie aber
ihretit Schicksale, nachdent die naturliche Nahrungsquelle
wahrfcheiulich in Folge unpnssender Nahrung versiecht
war. Das Mannchen Hatte bis dahin die Pstege und
Abwartung der Jungen fast alleitt beforgt, sie auf detit
Rucken Heruntgetragen und mit dettt eigenen Korper er-
luarnit, das Weibchen aber Betheiligung an diesen Mithen
inoglichst vermieden und ihretit Gefahrten die Jungen, so-
bald sie gesattigt schieiten, wieder aufgezwuitgeit. Jhr
sehr befonderer Schret klang dann wie eitte ungeduldige
Aufforderutig tint Besreiung von einer unangettehmen
Burde. Auch in der londoner Menngerie der zoologischen
Gesellschaft tourben 1833 Zwillittge solcher Affett geboren,
bie aber balb barauf starben.
2. Der getbe Eichhornaffe. (Hapale Rosalia.) Fig. 82.
Von Geoffroy tourbe biest Art ohtte luestntliche Grunde
als Typus ber Gattung Mibas Hingestellt. Die Betyna-
ruttg ist lang, stibenartig, von glanzeitber Gvldfarbe, nuf
bent Kopfe lnttg, mahnenartig hernbhangenb unb bie Ohrett
verbergenb. Die Schwnnzfpitze ift fast bufchelforniig.
Die ebett nugegebene Farbung unterliegt ntauchen Abattde-
rungen unb ist balb bunkler balb heller. — Matt hat nicht
oft Gelegenheit gehabt, biefen in Brasilien Heimifchen,
uberaus schonen, aber zarlett Affett in Europa lebenb zu
fehen. In ber Gefangenschaft ausiert er mehr Zutrauett
zn seitten Umgebungen als ber vorher beschriebene Eich-
Hornasse, bem er sonst in Sitten gleicht. Beutirutyigt ober
geargert stostt er eitteit fchnrfen Schrei aus, straubt bie
Haare itu Umkreife bes Gesichts eittpor unb broht zu bei-
stett. Gegen unser Klima ist er so empfinblich, bast
Nasse oder nttr Luststuchtigkeit ihtu nieist fogleich tobtlich
toerben. Auch ttach Friebr. Cuvier's Meinung kattn er
nur mit grositer Vorsicht teint Leteit erhalten toerben,
toahrend unferer kalieit unb nafstit Winter ziintal. Der-