Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Vierha'ttder.
Saugethiere.
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felbe Zoolog berichtet von emem 1818 von Brasilien nach
Paris gebrachten, allein vort Lald gestorbenen Rosalia-
Affen, dasi er eine vogelartige Beweglichkeit gezeigt und
tei dem geringsten Gerausch sich sogleich verborgen Habe.
Obgleich gegen Liebkostlngen nicht nnempfanglich, erwie-
derte er dieselben doch niemals und schien jene Anhanglich-
keit nicht zu besitzen, die andere Affen gegen bekannte
Personen zu Tage legen. Fremde waren ihm zuwider;
Furcht oder Aerger druckte er aus durch ein kurzes Pfeifeu,
liesi aber auch gelegentlich wie aus Langeweile seiue
Stimme volter isnen. In der Menagerie zu London Hat
man ohngefahr dieselben Eigenthumlichkeiten bemerkt.
Die Zuneigttng, welche die meisten Beschauer gerade diesen
Thieren bewiefen, war mehr Folge ihres schonen Ansehens
als ihrer beschrankten Jntetligenz; fte verrathen nicht ein-
inat jene uberalt Herumspurende Neugierde, durch welche
andere Asfen theils belustigend theils lastig sind, und au-
sierten gegen die Personen, von welchen sie ihr Futter zu
empfangen gewohnt waren, wohl Zutraueu, niemals aber
wahre Aithanglichkeit oder Dankbarkeit. Es wurde jedoch
ungerecht sein, von dem Verhalten der gefangenen, tinter
einem rauhen Himmel lebenden Thiere aus die Sitten und
deu Charakter der frei in tropischen Waldungen Herum-
ziehenden zu schliehen. Wahrscheinlich eutwickeln sie
dortebenso, wie unsere Eichhornchen, Sitten und Gewohn-
Heiteit, die wohl der aufmerksamen Beobachtung Werth
sind. Nach des Prinzen von Neuwied Angabe kommt
der Rosalienaffe in Brasilien weit feltener vor als in
Guyana.
Zweite Gruppe. Halbaffen. (Lemuridae.
Prosimiae.)
. Die Halbaffen unterscheiden sich von den eigeutlichen
Asien sowohl der alten als der netten Welt Hauptsachlich
durch ihr Gebisi, kommen aber mit ben Affen der Lstlichen
Halbkugel uberein durch abstehende Daumen au Vorber-
und Hinterhanden. Jhre Gestalt ist mehr schmachtig
und verlangert als gedrungen und der Kops zugespitzt, saft
fitchsartig; bie gewnndenen Nasenlocher stehen am Ende
einer etwas vorragenden, unbehaarten Schnauze; die gro-
sien Augen gehoren unverkemibar einem Nachtthiere an.
Die Glieder sind allezeit lang, znmal die Hinteren, welche
in gewiffen Gattungen die vorderen an Lange weit fiber-
treffen; an der Vorderhand besindet sich ein wahrer Dau-
men ; bei gewisseu Arten ist der vordere Zeigefinger sehr
verkurzt; der Datinten der Hinterhand ist grosi nnd nach
vorn sehr verbreitert; die Hinteren Zeigefinger tragen lange
Sichelkrallen, die bei den Gespenstmaki's sich ansierdem
auch noch aus den Hinteren Mittelfingern sinben; alle
ubrigen Nagel sind Plattnagel. Der Pelz ist dicht und
wollig, der Schwanz niemals Greisschwanz, sonst aber ver-
anderlich und sehlt bisweilen ganz. Bei Vergleichung
vom Schadel des Asien (Fig. 83.) nnd des Maki (Fig. 84.)
gewahrt man manche Verschiedenheit. Die Hirnschale
ist im Verhaltnisse znm Gesichtstheile bei dem Maki weit
kleiner; es bleibt teine Spur von Stirn, benn bas Stirn-
beiii fallt so zurnck, dah es mit ben Nasenknochen in einer
von ber Nasenspitze bis znm Scheitel ungebrochen fortge-
setzten Ebene liegt. Die Gelenkstachen des Hinterhaupt-
knochens, ans welchen der Schadel sich dreht, stehen fast so
Weit nach Hinten, wie bei dem Hunde, nnd daher erscheint
der Schadel wie anfgehangt an der Wirbelfanle, nicht im
Gleichgewichte von ihr getragen. Die seitlichen Angen-
Hohleit sind nicht mit einer vollstandigen Knochenwanb
umschlossen, sondern stehen mit den Schlafengruben in
Verbinbung; die sehr langen Nasenlocher reichen fast bis
zu die Nasenspitze, und der schmale Unterkiefer besteht ans
zwei langeii, am Sinit vollig getremtten Knochen, die nie-
mals so fest mit einander verwachsen, dasi die verbindende
Kitochennath unkeniitlich Wftrbe. An Menschen tmb
Asien erscheint der Unterkiefer in febent Lebensalter aus
einem Stuck bestehend; an alten anberen Saugethieren,
die Dickhauter ausgenommen, bleibt die Knochennath der
zwei Aeste immer sichtbar.
I. Maki. (Lemur.)
Gattungscharakter: Kopf lang; Schnauze zuge-
spitzt; Augen schief gesteltt, masiig grosi; Ohren kurz und
behaart; Schwanz lang, buschig; zwei Brustzitzen. Das
Gebisi besteht aus 36 Zahnen, wie solgt: obeu vier kleine
Schneibezahite, die paarweis gesteltt und durch einen klei-
nen Zwischenraum geschieden sind, in welchen die Spitzen
ber unteren Schneide- und Eckzahne Hineinpassen; vier
nittere Schneibezahite (bei den eigentlichen Maki's, in an-
deren Gattungen zwei oder sechs); untere Eckzahne, den
Schneidezahnen sehr ahulich in Steltung ynd Hohe, allein
etwas spitziger und starker; obere Eckzahne znsantmenge-
driickt, zugespitzt, am Hinteren Rande schneidend. Ueber-
alt sechs mit scharshockerigen Kronen versehene Backen-
zahne (Fig. 88.).
Atle Maki's ^shbren der Jnsel Madagascar an und
sind nachtliche Baumthiere, die sich mit Leichtigkeit, Gra-
zie nnd Behendigkeit bewegen. Jhre gewohnlichen Tone
gleichen einem dtimpfen Grilitzen, wechseln aber biswei-
len mit abgebrochenem, Heiseren Geschrei. Den lateini-
schen Natnen Lemur (Gespenst) gab Linne diesen Thieren,
ttm an ihr nachtliches Leben und ihre gespensterartigen,
leisen Bewegnngen zn erinnerii.
2. Der Mokoko oder Vari. (Lemur Macaco.) Fig. 85. 89.
Der Vari gehhrt ztt den grositen und schonstett Arten
dieser Gattung, erreicht ziemlich die Grosie einer Katze,
Hat einen dichten, seidenartig weichen, sehr schonen Pelz
tind einen langen, bnschigen Schwanz. Auf der reinwei-
sieii Grnndfarbe des Korpers stehen grosie, schwarze, sehr
ungleiche Flecken; der Schwanz ist schwarz. Vom Kopfe
fiber die Ohren Herab Hangt langes, lockiges Haar fast wie
bei dem Pubel.
Man weisi wenig von den Sitten der Lemnr im Wilden
Znstande. Sie sind furchtsam, fliehen den Menschen,
vertheidigen sich jedoch nothigenfalts mit vielem Mitthe,
beisien bann sehr heftig, bilden kleine, am Tage schlafende,
des Nachts herumstreifende Gesellschasten, deren ftbelto-
nenden Chor man weithin horen kann, uud nahren sich
von Frnchten, Jnseeten, Reptilien nnd kteineit Vbgeln.
Jiing eingefangen, werden sie bald sehr zahnt nnd lasseit
sich gern liebkosen, strafen aber Veleidignngen durch scharfe
Bisse. Sie sind zwar frostig, vertragen aber bei gehori-
ger Vorsvrge unser Klima, lieben mit ausgebreiteten
Hånden und Halbgeschloffenen Angen vor dem Kaminfener
zu sitzett und verrathen bnnn die unverkennbarste Zufrie-
benheit. Am Tage schlastn sie, zn Ktigelii zufammenge-
ballt, aufdeit Stangen ihrer Kafige; sind zwei zusammeit,
so druckett sie sich an einander, umwinden sich mit den
langen Schwanzen und bilden einen Haarigen Ball, aus
welchen bei Storung plotzlich zwei Kopfe Hervorblicken.
Weitiger intelligent, aber anch nicht entfernt so frech und
Ntuthwillig als Affen, sind sie von rnilder nnd zntraulicher
Art und angenehine Stubenthiere; sie suchen die Llnf-
merksamkeit Bekannter anf sich zu ziehen und Ltebkosungen
zu erlangen. Ihr Futter erfaffen sie gemeiniglich mit
beiden Hånden, trinkeit leckend wie Hiinde, springen mit
erstaunlicher Flinkheit und Zierlichkeit und tragen dabei
den Schwanz nach oben gefrnmmt, statt ihn zn schleppen.
Starkes Licht ist ihnen zuwider; ihre Augeu leuchten des
Nachts, und die qnerelliptische Pnpille erweitert sich mit
Eintritt der Abenddammerung.
1. Der weitzstirnige Maki. (Lemur albifrons.) Fig. 86. 87.
Pelz oben graubraun; Gesicht schwarz, bei dem Maitn-
cheit weisi — bei dem Weibchen gran eingefafit. — Der
weisistirnige Maki ist ein mildes, zahines, anhangliches
und lebhaftes Thier nnd fallt nach einem Sprunge von
mehreren Elten so leicht auf die Fingerspitzen nieder, dasi
man kanut ein Gerausch verninimt. Sonst sind seine
Sitten ganz wie bei den ubrigen Maki's.
IL Judvl. (Lichanotus.)
Gattungscharakter: Zahne wie bei deit Maki's,
die Backenzahile jedoch mit stiimpfhockerigen Kronen.
Kopf lang, dreieckig, Schnauze spitzig. Schwanz sehr
kurz.
3. Der Jndri. (Lichanotus Indri.) Fig. 90.
Die Gattung Indri weicht von den Maki's nur durch
Zahnbau ab und besteht vor der Haud ans einer einzigen
Art, die, wie man sagt, in Madagasear von den Eiugebo-
reneit znr Jagd abgerichtet wird, wie ein kleines Kind
schreiet, in alten anderen Beziehtingeit aber 511 den Wenigst
gekamttelt Thieren jetter Jnsel gehort. Der Korper ntisit
iFtisi 8 Zoll, der Schwanz l Ftisi. Das Gesicht ist bei-
nahe utibehaart; Stirn, Schlafe, Kehle und Brnst weisi;
Ohren, Hinterkopf, Schultern, Arme und Hande schwarz.
UntererTheil des Rfickens tind Oberschenkel bratiit, Kreti;-
gegend, Schwanz nnd Unterseite derSchenkel weisi. Vor-
derseite der Hinteren Glieder brannschwarzlich, Fersen
weisi; Seiten und Bauchseite weisi. Felt sehr weich und
schoti, wollig. Daumen sehr breit und stark; erste Zehe
mit der zweiten fast bis znm letzten Gliede verwachsen;
die Nagel klein, platt, etwas gekielt, spitzig, ausgenommeil
an dem mit Kralle versehenen hinteren Zeigefinger.
III. Flockenmaki. (Propithecus.)
Gattungscharakter: Zahne wie bei den Jndri's.
Kopf rund, Schnanze kurz. Felt ansierordentlich dicht-
wollig. Hintere Ertremitaten beinahe zweimal langer,
als die vorderen; Schwanz lang, alle Finger mit Krallen-
nageln.
Die Flockenmaki's, so genaunt von der dichten, stockig-
wolligen Behaarung ihres Korpers, haben zwar im All-
gemeinen das Ansehen der Lemnriden, allein sie weichen
von den ubrigen Gattungen durch den Zahnbau ab und
stehen zwischen den Jnseetenfressern und Nagern in der
Mitte. Die Schneidezahne verhalten sich wie bei den
achten Lemur; die Eckzahne gleichen den uachststehendett
einspitzigen (falschen) Backenzahnett; die brei wahrett
Backenzahne jeder Kieferseite sind mehr Hockerig als zackig.
1. Der Avah i. (Propithecus lanatus. Lemur laniger. L.) Fig. 91.
Diese von Sonnerat zuerst abgebildete Art Hat das
Schicksal gehabt, nach einander unter verschiedene Gat-
tungen gesteltt zu werden. Geoffroy rechnete sie zn den
Jndri's, Linne zn den Maki's, englische Zoologen zu den
Katzenmaki's (Chirog-aleus), indessen scheint die ihr oben
gegebene systematischeStellung vollig gerechtfertigt. Die
Korperlauge des gleichfalls nur nuf Madagasear gefun-
denen Avahi ist 1 Fusi; der Schwanz ntisit 2—3 Zolt
weniger; der Pelz ift bicE, wollig, krans und verbeckt fast
ganz bie Ohren. Die Farbung bes Ruckens i ft blasi-
gelb, bes Bauches weisi, bes Gesichts fchwarz, ber grosien
Augen graugrunlich.
2. Der Schleiermaki. (Propithecus Diadema.) Fig. 92.
Auf bem fast nackten Gesichte stehen tint ben Mund
kurze fchwarze, ttm bie Augen gelblich-weisie Haare. Die
dichte, feibenartige, wallenbe Behaarnug bes Korpers be-
ginnt fiber ben Angen in Form einer gelblich-weisien
Stirnbinde, bie unter den Ohren hin bis znr Kehle reicht.
Kops und Hals sind fchwarz, eben fo die Schultern und
Seiten, jedoch ist an den letzteren viel Weisi nuterntischt,
welches nach hinten zunimmt. Der Schwanz ift an der
Wurzel rothgelb , nach dem Ende hin weisilich-gelb.
Die Hande sind zwar fchwarz, allein bie Fingerspitzen
tragen Buschel von langen, bie Nagel uberragetiben, roth-
gelben Haaren. Die hinteren Glieber sinb blaffer roth-
gelb als bie vorderen, in ihrer vorderen Halfte dunkel
rostfarben und mit schwarzlichen Fingern versthen. Die
Unterseite ^es Korpers ist weisi, ausgenommen die dunkel
gefarbte Kehle. Das glfinzendeHaar ist kurzer und bich-
ter und daher befonders wollig auf dem Krenze; am
Schwanze fallt es wallend beråb. Die vorderen Dau-
men stehen weit nach nitten gerfickt, sind ganz frei tind
dunn; die hinteren aber sehr stark. Die Lange des Kor-
pers betragt 1 Fusi 9 Zolt, des Schwanzes 1 Fusi 5 Zolt,
der vorderen Glieder olme Hande 7% Zolt, der hinteren
15% Zolt. Die Schnauze ist gleichstitig dreieckig, also
kurzer als in den Maki's; die runden, 1 Zoll langen Ohren
werden von bem Haar verbeckt. An jungen Jubiriduen
sinb bie Glieber fast goldfarben.
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