Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
Mit 1100 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
50
Snugethiere.
Viertc Ordnung.
kraftvollen Zehen in gekrummte, spitzige Krallen, bie als
Waffe oder zum Festhalten der Bente bienen. Der
Darmeanal ist kurz, weil Fleischnahrung in kurzerer Zeit
verbanet wirb als pstaitzliche. Alle Fleischfresser Halen
scharfe Sinne, sinb heftig, innthig, ost fehr gransam,
listig ober rachsuchtig, bennoch in vielen Fallen ber Zah-
mung unb sell'st ber Dankbarkeit fahiger als bie grosien
Wieberkauer. Wenige leben unb jagen gesellig, bie mei-
sten sinb einsam, monogamisch, mit Ausnahme ber klei-
nen Arten wenig fruchtbar, in alten unb bicht bevolkerten
Lanbern meistens vertilgt, sonst aber fiber alle Zonen ber
Erbe verbreitet. Die systematische Eintheilung in Fa-
milien berilht anf ber Zahl unb Bilbung ber Backenzahne
unb bem Gange, ber balb Sohlengang, balb Zehengang ist.
Erste Familie.
Bnrennrtigc Fleisckfrcsser.
Die Baren unb verwanbte Gattungen bilben bie erste
Familie, inbem an ihnen ber Ban ber Fleischfresser min-
ber entschieben Hervortritt, vegetabilische Nahrung Vielen
Beburfnisi ist, ober boch ber Mangel animalischer Kost
ohue Schaben ertragen wirb. Statt ber ReiHznhne haben
sie stnmpfkroiiige Backenzahne, einen plumpen, zur Fett-
absonberung geneigten Korper, sohlengangige Fusie (Fig.
187.), tief gespaltene, grofikrallige Zehen. Viele fuhren
ein nachtliches Leben, unb bie ben kalten Erbgegenben
angehorenben Arten verschlafen ben Winter. Jhre Nah-
rung eninehmen sie nach llmstanben beiben Reichen, fressen
Fleisch, Honig, Eier, aber auch Fruchte, Wurzeln, bie sie
mittels grosier Grabenagel sich verschaffen, unb sogar
Blatter.
I. Bar. (Ursus.)
Gattungscharakter: Vorberzahnes oben unb nn-
ten; Eckzahne gewZhnlich; Backenzahne oben 6, nitten 7,
bie hintersten beiben sehr grosi, fast viereckig, mit stumpf-
Hockeriger Krone; znsammen 42 Zahne (Fig. 171.). Korper
grosi unb schwerfallig; Glieber stark, funfzehig; Schwanz
kurz; Schabel lang, fister ben Scheitel breit.
1. Der gemeine Bar. (Ursus Arctos.) sig. 172 — 175.
Der gemeine ober braune Bar unterscheibet sich von
nahestehenben Arten burch rasch aufsteigenbe, sehr ge-
wolbte Stirn, langen unb stark zugespitzten Rfissel, braune
ober schwarzliche, jeboch Haufig abanbernbe Farbung.
Die grosie Zahl ber stekamiten Spielarten erklart sich ans
ber weiten Verbreitung; man finbet ben braunen Bar in
allen bunn bewohnteil Berglanbern Europa's, vom Po-
larkreis bis in bie Alpen unb Pyrenaen unb burch ganz
Sibirien bis Kamschatka unb Japan. Einige bieser Vn-
rietaten sinb zur Art erhoben worben, z. B. ber am Kopfe
Hellgelbe asturische ober Phrenaenbar unb bie fast schwarze,
nach ihrem Embecker Ursus Crowtheri genanute, bie am
Fusie bes AtlaS, ohngefahr 6 geogr. Meilen von Tetuan,
erlegt wurbe, bort fur felten gilt, von Wurzeln, Eicheln
unb abgefallenen Fruchten lebt, Baiiuie nicht besteigt,
nur nach eiueiii unvollkommenen Felle beschrieben wurbe,
aber insofern interessant ist, als man von ber uber bie
brei anberen Welttheile verbreiteten Gattung bisher in
Afrika noch keine Spur gefnnben hatte. Der Alpenbar
ist sehrbnnkelbraun, fastschwarz, kommt auch, aber Hoctist
felten (;. B. in Graubunbten), ganz weisi vor. Die
Sitten ber gemeinen Baren sinb ziemlich bekannt. Ein-
sam unb ungesellig bewohnen sie bie bustersten Schluchten
ober Hohlen, graben eine Vertiefung ans, in ber sie ein
moosgefnttertes Lager bereiten, beziehen wohl auch einen
hohlen Stamm, ober heglingen sich im Sommer mit bem
Sebntze fiberhangenber Baumzweige. Sorgsamer richten
sie bas Winterlager ein, in luelchem bas Mnnnchen bie
kalteste Zeit lethargisch scklafenb verbringt, bas Weibchen
aber im Januar ein bis brei Junge wirft, bie ganz gut
gebilvet unb keineswegs so unformlich sinb, wie misere
Vorfahren erzahlten, allerbings aber 30 Tage bliiib blei-
ben. Wentt ber Bar, bei bem Eintritte starker Kalte,
seiit Winterguartier bezieht, ist er gemeiniglich sehr
fett, alleiii im Fruhjahre kommt er um so magerer Her-
vor, ba wahrenb jenes langbauernben Zustanbes von
schlassuchtigem Hinstruten ber Organismus bas astgeln-
gerte Fett.wieber aufgesogen unb verarbeitet Hat. Gun-
stige Temperatnrveranberungen wirken nuf ihn wie anf
viele nitbere Winterschlastr; er erwacht bann schon im
Januar, geht aus, fallt aber bei Wieberkehr ber Kalte in
netten Schlaf. Das Wetbchen schlaft nicht anhaltenb,
inbem es fur bie Jungen zit forgen Hat. Dasi Baren
wnhrenb ber Ueberwinternng burch Aussangen ber eige-
nen Pfoten sich nahren, ist ein alter, Wiberlegung nicht
beburfenber Jrrthum. Den Menscheit greifen sie felten
nit, tonnen aber, gereizt ober burch Hunger geqttalt, zu
wnhrhaft furchterlichen Feinben werben unb bnnn eine
Behenbigkeit unb Geschick entwickeln, bie mnn ihnen, ttach
Mnahgabe ihres schwerfalligen Ansthens, nicht zutrauen
mochte. Nilffon, ein sehr znverlafsiger schwebischer Na-
turforscher, erznhlt, bnsi man einen Baren gesthen, welcher,
mit einem tobten Pferbe zwischen ben Vorbertatzen, nitf-
recht anf einem uber eine Schlucht gefnllenen Bnitmstnmme
Hinschritt (Fig. 172.). Annnhme unb Behauptung stitk-
rechter Stellung tiitb senkrechten Ganges werben ubrigetts
bem Baren leichter als anberen Raubthieren, inbem nicht
nlleitt bie grosie unb wohlgebilbete Sohle ber Hinterfnsie
ben Korper gut unterstutzt, sonbern nttch bieSchenkelkno-
chen, luenit auch kttrzer als bie meitschlicheit, benselben in
vieten Beziehungen sehr nhulich sinb. Im hohen Norbeii
erlniigt er ubrigens eine nnsehnliche Grosie; Llohb, wel-
cher bie eigenen, tinter jenen itnfreunblichen Breiten ge-
snmmelten Jagererfnhrungen in recht nnziehenber Form
beschrieben hat, tobtete einen Bar von 460 Pfunb Gewicht
unb erwahnt, bah bort schon Einzelne von 700 Pfunb er-
legt worben sinb. In Graubunbten wirb ber Bar gele-
gentlich ben Heerben gefnhrlich, obgleich er sich sonst
Jahrelang in ihrer Nahe aufhnlt, ohne einen Angriff zu
lungen. Mnn weisi Beispiele, bnsi er nuf bas Dnch
eines Stnlles geklettert ist, biests nbgebeckt unb burch bie
Oeffnmig eine schtiell erwurgte Kuh Hernusgezogen unb
bnvongeschleppt Hat. Uebernll stellen ihm bie Inger eifrig
nnch unb verfertigen im Norben Ettropa's unb Asiens
Fnlleti sehr verschiebener Einrichtnng, bie bas nnvorstchtig
eintretenbe Raubthier entweber erschlagen ober lebenbig
sangen. Fast alle Theile seines Korpers sinb von Werth
ober boch brauchbar; bas Felt giebt gute Decken, bas un-
gemein flufsige Fett gilt minbestens bem Volke fur ein
untrugliches Heilmittel mancher Krnnkheit, unb bas nller-
bings fusiliche Fleisch luirb bnrcli Ratichern schmackhaft.
Keine Jagb ist ubrigens gefahrlicher als bie nuf eine von
ihren Jungen im Fruhjahre begleitete Barin, bie sich
wnthenb vertheibigt, nicht nnsteht, sich fur ihre Nnchkom-
menschnst aufzuopfern, unb, fchwer verwiinbet, nitter
bnmpfem Brntttmeti, bis zum Eintritte bes Tobes ben
Kninpf fortsetzt. Beibe Geschlechter erklimmeii Baume
tiitb Felswnnbe mit grosier Behenbigkeit, steigen ruckwnrts
wieber hinab, itibetn sie sich bie geringste Hervorragnug
zu Nutzeti lunchen, schwimmen schtiell tiitb geschickt unb
gehen im Sommer, ber Kuhtung wegeii, haufig unb anf
langere Zeit in bas Wnsfer. Jung eingefangen, lasseii sie
sich leicht zahinen unb zu manchen Kunsten abrichten,
inbem sie eine nicht gcringe Jntelligenz besitzen. Wie
alt sie im wilbeii Znstanbe werben mogen, lasit sich natfir-
lich nicht angeben; Einzelne hnben in ber Gefangenfchaft
schon bas Alter von 40 — 50 Jnstren erreicht.
2. Der sibirische Bar. (Ursus collaris.) Fig. 176.
Auch biese angebliche Art bitrfte nur Spielnrt bes ge-
meinett Baren seitt, von welchem sie sich burch ein breites,
weisiliches, uber ben Oberrucken tiitb bie Schnltern rei-
chenbes, nuf ber Brttst ringformig gefchlosfenes Halsbnnb
uiiterscheibet. Zu ben klimntischen Vnrietnten gehort
wnstrscheinlich auch ber Wustenbnr (Ursus arctos ameri-
canus), ber bie nnfruchtbnren, betl grosien Sclaveiifee im
ttorblichsteit Amerikn nmgebenben unb bis nn bns Eis-
tueer reichenben Einoben bewohnt, im Herbste nber ber
Meereskufte sich nahert, nm Fischen nnchznstellen. In
Fnrbititg gleicht er ber norwegischen Spielnrt bes gemeinen
Baren unb itnterscheibet sich sowohl von bem nmeriknni-
scheit fchwnrzen als beiu Grifelstar theils burch Grosie,
Profil bes Kopfes/ langere Sohlett 11110 Schwanz, theils
burch Farbung unb kleinere Krnllen.
3. Der amerikanische schwarze Belr. (Ursus americanus.) Fig. 177. 178.
Der ameriknuische schwarze Bar ist glatthaarig, glatt-
zettb schwarz, Hat eine schmnle, spitzige, rostgelbe Schnauze,
ein gernbliniges Profil unb nn ben Hinterfibsien sehr kitrze
Sohlett. Ehebeiti wnr er sehr Haufig, wirb nttch noch jetzt
in jettern bichten Wnlblnnbe vom Eismeer bis Cnrolina
unb vom Alleghanhgebirge bis nn ben Oregott cingetrof-
fen, nber fiberall sehr vereinzelt, weil bie Verfolgungen
ber Jager ihn gezwttttgen Hnbett, von eiiter Bergkette
zur nitbern unb bis in ben nuhersten Westett zu ent-
fliehen. Am Hnttfigstett wirb er noch in einigett Gegett-
bett Ol'ercnitnbn's ttttb gegen Cnlifornien gefnnben, aber
nnch bort Hat ber Werth feiites Felles bereits Verfolgungen
anf ihn gezogett. Vom Hunger gezwuitgeii, beguemt er
sich zum Genitsi von Fleifch, welches er unberuhrt lasit,
fobalb er Beereit, Wnlbfruchte, Wurzelit unb Eier aufzn-
finbett serning. Kuhn ist erebeit nicht unb greift Menschen
nur nit, wentt er verwiinbet ober zur Sell'stvertheibignng
gezwungen wirb; bns Weistchen Hingegen ist fnrchtbnr,
fobalb es ben Ruckzng feiner Jungen zu becken unter-
nimint. Seiite Schnelligkeit soll nicht grosi unb ein Mnnn
leicht im Stnnbe fein, ihm zu entkommen, ziitnal wenn
bichtes Weibengebusch ober mit hohem Gras stelunchsene
Flachen in ber Nahe sinb, bie ber Bar nicht betritt, ohne
vorher bie Oertlichkeit vorsichtig zu prufen. Richarbfon
stih inbeffen einen mit ber Schnelligkeit bes leichtesten
Pferbes bavonlnnfen unb stehenb wie eine Kntze nn einer
Felswnnb Hinnufsteigen. Er usterwintert tiitr in ben
weftlicheii, von Pelzjagern nllein besnchten Einoben, grabt
ein Loch in bie Erbe unb lasit sich ba einschneien. Balb
fchmilzt fein warmer Athem eine Oeffnung in biese Decke
unb verrath bem Jager ben Schlnpfwinkel. In stewohit-
teren Gegenben verbringt er ben Winter machenb unb fo
gut es eben geht, stellt aber bnnn ben Schweinen fo nach,
bast bie Lanblente gegen ihn nusziehen unb ihn gewohnlich
balb erlegeti. Jnbier Hasteit bemerkt, bah nur folche
Baren uberwintern, welche im Herbste gehorig fett Wareti,
unb bnsi bie von ber Kalte im ntngerii Zuftanbe uber-
rafchten Mannchen nach Subeii, Nahrung sucheitb, aus-
wanbern. Die Weistchen verstergen sich zu nllen Zeiten
fo forgfaltig, bnsi Reicharbfon nitter nllen Jnbiern ber
Hubfonsstny tiitr Eiitett finben konnte, ber ein folches, unb
zwnr im trnchtigen Zustanbe, erlegt Hntte. Die Ureiit-
wvhner Norbnmerikn's betreisten ustrigens biefe viele Vor-
tsteile gewnhrenbe Jngb mit grosiem Eifer, steostnchten
nber bnbei mnitche nberglanbische Gestrnuche, bitten bns
im gereizten Znstnnbe fehr furchstnre Raubthier um Ver-
zeihung, ehe sie Knmpf unb Tobtiing unternebmen, sucheti
biefe als Folge ber Noth barziistellen unb zu entfchulbigen
unb vergeffen tiid’t, ben steleibigten Geist bes getobteten
Thieres burch Ceremonien ztl verfobnen. — In ber Far-
bung niibert ubrigens nttch biefe Art nst; mnn kennt zim-
metstrnune, feltener ganz hellgelbe, mit weisiem Kehlflecke
Verfehene Eremplare.
3. Der Schitdb.tr. (Ursus ornatus.) Fig. 179.
In ben nieberen Gegenben ber Corbillera ber Atibett
von Chile tuohnt ein Bar, ber burch glattes unb glnnzenb
fchwnrzes Hanr zwar an bie norbameriknnifche Art eritt-
nern knntt, ber aster burch leberfarstene Schnauze, weisi-
liche Kehle unb Brttst unb ziitnal burch zwei rothfalste,