Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Ficischstesser.
Saugethicre.
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an der Schnauze entfpringenbe, uber den Augen brillen-
artig gekrummle Streifen sich auszeichnet. Seine Sitten
im wilden Zustande sind unbekannt, indeffen verhielten
sich einige in Londoner Menagerien bewahrte Jndividuen
ganz wie andere Bare. Eine Spielart der beschriebenen
Species lebt nach Sir Ker Porter's Angabe in den Ge-
birgen von Venezuela.
4. Der Griselblr. (Ursus ferox.) gig. 180.
Unter den Raubthieren des gesammten Amerika konimt
keines an Furchtbarkeit dem Griselbar gleich, welcher theils
die Kette der Felsgebirge, theils die Gegenden an ihrem
ostlichen Fuhe, und zwar von Merico bis zum 61.0 N.-Br.,
bewohnt und, wo er irgend erscheint, allgemeines Schrecken
veranlasit. Den Ureinwohnern ist er sehr bekannt, in-
dessen furchten die Muthigsten das Zusammentreffen mit
ihm, weil er selbst den machtigen Bisonochsen fibenval-
tigt und den tausend Pfund schweren Korper desselben
fortschleppt, den er ties einscharrt und spater beguemlich
verzehrt. Nach Lewis und Clark sind die vielleicht etwas
ubertriebenen Maahe eines solchen Thieres folgende: ganze
Lange 9 gup, Lange der Vordertatze 9 Zort, der Hinteren
ohne die gewaltigen Krallen 12 Zort, Breite der Hinter-
tatze 7 Zoll, Gewicht 700 Pfund. Er grabt sehr geschickt,
klettert aber, wenn vollig erwachsen, nicht auf Baume,
ein Uinstand, welchem schon mancher Jager das Leben
verdankt, indein eine Kugel niemals Hinreicht, den eben
so furchtbaren als lebenszahen Gegner zu tobten. Sein
Haar ist lang, dicht, etwas wollig, grau und anden Spitzen
gelblich. Nach Europa Hat man ihn selten gebracht, in-
deffen lebte einer gegeit 20 Jahre in der Tower-Menagerie
Londons, die unter Wilhelm IV. aufgelost und der zoolo-
gischen Gesellschaft geschenkt wurde. Trotz der langen
Gefangenschaft blieb er bis zu seinem Tode so grimmig
und ungezahmt, als ob er die felstgen Wildnisse seiner
Heimath nie verlassen Hatte.
5. Der syrische Bar. (Ursus syriaeus.) Sig. 181.
Obgleich schon die Bibel (2. B. d. Kon. II. 23., 1. B.
Sam. XVIII. 34.) einen Baren als Bewohner Syriens
erwahnt, so haben denselben dennoch wenige Reisende be-
inefkt und die systematischen Zoologen daher fibergangen.
Der alte Chronist Matthias von Paris erzahlt, wie Gott-
fried von Bouillon, wahrend der Belagerung von Antio-
chia, eines von einem Baren fiberfartenen Mannes sich
annahin und, aus dem Sattel geworfen und gefahrlich
verwundet, erst nach langem Fupkampfe seinen Gegner
erstach. La Roque klagt uber die zu seiner Zeit im Li-
banon haufigen, die Reisenden bedrohenden Baren, und
Seetzen (1811) horte in Palastina, dah sie in den oden
Bergen nicht selten sein sollten. Hemprich und Ehren-
berg bemerken, dah von den zwei Schneespitzen des Liba-
non, Gebel Sanin und Makmal, nur der letztere Baren
beherberge, die im Winter die Garten der Dorfer besu-
chen, den Sommer aber in der Schneeregion verleben.
Sie todteten in der Nahe deS Dorfes Bischerre eine 4 Fus
2 Zoll lange Barin und fanden ihr Fleisch schmackhaft,
die Leber Hingegen fup und widerlich. Das etwas knrz-
Haarige, weipgelbe Fell wird von den Einwohnern ge-
schatzt, die Galle gilt als Arznel, und in ganz Syrien
verkaufl man unter dem Namen Bar el Dub die geirock-
neten Ercremente als untrugliches Hilfsmittel gegen die
klimatischen Augenubel. Eigentlich nahrt sich dieser
Bar nur von Vegetabilien, vertofistet daher nicht selten
die in den oberen Regionen gelegenen .Erbsenfelder, greift
aber im Nothfalle auch andere Thiere an. Der „toeihe
grohe Bar", defsen Athenans, als im Triumphzuge des
Ptolemaus Philadelphns aufgefnhrt, gedenkt, wird toahr-
scheinlich der syrische, gemih aber nicht der Eisbar gewesen
sein, wofur ihn einige Ausleger, wnnderlich genug, ge-
Halten haben.
6. Der tibetanische B^r. (Ursus tibetanus.) Fig. 182.
Der von Duvaucel in den Bergen von Sylhet, von
Wallich in Nepal entdeckte, von Pstanzen lebende tibeta-
nische oder Kragen-Bar ist nicht groh, aber dick und plump
gegliedert, hat einen flachen Schabel, geradliniges Profil
und schwache Krallen. Die Farbung ist glanzend schwarz,
mit Ausnahme der weifien Unterkinnlade und eines toei-
fien, gabelformigen Fleckes, dessen Stiel bis an den Bauch
reicht.
7. Der malayische Bar. (Ursus malayanus.) Fig. 183. 184.
Zwei Arten von Baren, der malayische und derjenige
von Borneo, zeichnen sich durch eine lange und biegsame
Zunge, kurze Behaarung und sehr grohe Krallen aus
und find daher von den Systematikern in die nicht allge-
mein anerkannte Gattung Sonnenbar (Helarctos)
oereint worden. Der malayische mitzt, vollig erwachsen,
entlang dem Rucken 4 Fup 6 Zoll, ist kohlenschwarz, Hat
aber eine gelbliche Schnauze und einen Halbmondformigen,
Weihlichen Brustfleck. Er fort scharfsinnig und klug fein,
den Honig der Waldbienen fehr lieben und mit der eigeu-
thumlich geftalteten Zunge auflecken, ubrigens Pstanzen,
zumal aber die Herztriebe der Cocospalme (den sogenann-
ten Palmenkohl) fressen. Raffles, der wirklich um die
verlassenen Dorfer des Passuma-Districtes auf Sumatra
arte Palmen durch ihn zerstort sand, besah zwei Jahre
lang einen jungen, der gemeiniglich in der Kinderstube
sich aushielt und, bei Tafel zugelassen, nur Mangostanen,
eine der feinsten Fruchte Indiens, und Champagner an-
nahm, Geringeres aber verschmahte. Er war gutmuthig,
zog sich nie eine Strafe zu, frah aus einer Schussel mit
einer Katze, einem neuhortandischen Papagei und einem
Hunde, der ihm der liebste Spielgefahrte toar und mit
welchem er, trotz arter Balgereien, niemals in Unfrieden
gerieth. Mit vorschreitendem Wachsthum erlangte er
gewaltige Krastc und pstegte im Garten Bananen, deren
Stamm er zu umklaftern nicht vermochte, mit der Wurzel
auszuziehen.
8. Der Bar von Borneo. (Ursus euryopilus.) Fig. 185.
In Gestalt, Sitten und Farbung weicht der Borneo-
Bar vom sumatranischen so wenig ab, bap man sich ge-
neigt fuhlt, benjenigen Zoologen beizupflichten, welche
beide als einer Art angehorend betrachten. Die kleinere
Gestalt, die dichtere Behaarung und die mehr orangen-
gelbe Farbung deS Brustfleckes unterscheiden artein den
Borneo-Bar, der ubrigens nicht artein sehr geschickt klet-
tert, sondern auch mit Leichtigkeit in senkrechter Stertung
fortschreitet, durch Scharfe der Sinne, zumal des Geruch-
sinnes, sich auszeichnet, in der Gefangenschaft gutmuthig
erscheint und sehr zahm wird. Der in der londoner Me-
nagerie lebende streckte mit demuthiger Miene die Tatzen
durch sein Gitter, um Gaben zu erlangen,. freuete sich,
wenn er bald bemerkt wurde, und zeigte fur gute Behand-
lung viele Empfanglichkeit. Gereizt oder gar mihhanbelt,
erlangte er seine gute Laune nur durch vortige Entfernung
des Beleidigers wieder.
9. Der Lippenbar. (Ursus labiatus.) Fig. 186.
Der Lippenbar Hat, toegen seiner abweichenden Gestalt,
das Schicksal gehabt, von den Zoologen lange verkanut,
einmal sogar fur ein Faulthier gehalten zu toerben, komint
aber im Wesentlichen mit ber Gattung der Baren uberein.
Im Aenheren entfernt er sich arterdings von den Verwand-
ten durch noch plumperen Bau, kurzere Beine, grovere
unb mehr gekrummte Krallen, Bildung der Schnauze und
ungemein langes und zottiges, am Hinterkopfe und Nacken
nicht selten 12 Zoll messendes Haar, welches auf der
Stirn theils ztoei dicke Schopfe bildet, theils uber die
Tingen herabhangt, auf Schultern und Rucken zur Mahne
toird und ein sehr schwerfalliges Ansehen veranlapt. Die
vorherrschende Farbe ist schtoarz mit Braun untermengt,
ein weifier, dreieckiger Fleck steht mitten auf ber Brust.
Der Kopf toirb niebrig, ber Rucken gekrummt getragen.
Eigenthumlich ist ber Bau ber weiplichen, russelartigen
Schnauze, beren behnbare Lippen nicht artein in ber Ruhe
uber bie Kiefern Hinausragen, sonbern so verlangert unb
zu einer Rohre zusammengeffigt werben tonnen, bap sie
ein vortreffliches Saugorgan bilben, welches burch bie
nicht minber lange, platte, vorn abgestntzte Zunge in seiner
Wirksamkeit unterstutzt wirb. Im icilbcn Znstanbe
wurbe biefer Bar znerst von Syles in Deccan, einer gebir-
gigen Provinz Jnbiens, spater auch von Williamson in
ben walbigen Bergen beobachtet, welche im Ojten unb
Westen Bengalen begranzen. Er wohnt bort in Hhhlen,
nahrt sich von Fruchten, Honig unb Termiten, beren Ge-
baube seinen grohen Krallen Wiberstanv zu leisten nicht
vermogen. Bisweilen sort er in bie Ebenen Hinabsteigen
unb in ben Zuckerrohrfelbern grohe Verwnstungen anrich-
ten. Sein Gang ist ungeschickt unb wankenb, aber schnell
genug, um einem unberittenen Manne bas Entkommen
unmoglich zu machen. Die eingeborenen Jager bringt
schon sein entfernter Anblick zur Flucht, benn sie fennen
seine Starke unb Wilbheit. Ergriffene Menschen martert
er unter furchtbaren Onalen langsam zu Tobe, benn
statt sie mit einem Male zu zerreihen, zerkauet er unter
fortwahrenbem Aussaugen ihnen Glieb nach Glieb.
Williamson erzahlt mehrere bieser Grausen erregenben Ge-
schichten.
10. Der Eisb^r. (Ursus maritimus.) Fig. 187. 188. 189. 190.
Der Eisbar, einer ber grotten unb furchtbarsten seiner
Gattung, lebt nur jenseits bes Polarkreises. Befahigt,
bie anhersten Kaltegrabe zu ertragen, streift er als unan-
gefochtener Alleinherrscher eines bustern unb verlassenen
Reiches umher zwischen Eisbergen unb Schneefelbern,
schwimmt, vom Hunger getrieben, von einer Schorte unb
einer Jnsel zur anbern, taucht eben so geschickt als anhal-
tenb unb vermag selbst zwischen ben rortenben Wogen bes
Eismeeres seine Vente zu fangen. Nach Lyon's Erzah-
lung sterti er bem Seehunbe listig nach, sinkt gerauschlos
in bas Meer, sobalb er einen solchen entbeeft Hat, getoinut
ihm im Schwimmen ben Winb ab, nahert sich oft unter-
tauchenb unb in arter Stille unb schatzt Entfernungen fo
richtig ab, bah er bei bem letzten Austauchen neben bem
Seehunbe erscheint, ber verloren ist, er mag nun auf bem
Eise liegen bleiben, ober in bas Wasser hinabrorten. Wie
grop seine Ausbauer im Schwimmen sei, erhertt aus bem
Berickte Sabine's, ber einem in ber Mitte ber 10 geogr.
Meilen breiten, vamals ganz eisfreien Barrowstrahe be-
gegnete. Auch im Schwimmen vermag er weite Sprunge
anszufuhren, unb nach Carttoright erhascht er untertau-
chenb selbst Lachse unb ahnliche schnelle Fische. Sein
Gang am Lanbe scheint wankenb und unstcher, erreicht
aber nothigenfarts die grohte Schnertigkeit. Beeren,
Sumps unb Seepstanzen scheint er nur zu geniehen, wenn
bie Jagb unergiebig gewesen. Zufolge ber besten Beob-
achtungen uberwintert ber mannliche Eisbfir niemals,
Hingegen zieht bie Barin bei Eintritt ber kaltesten JahreS-
zeit sich unter uberhangenbe Eisschollen unb Felsen zuruck,
ober grabt im gefrorenen Schnee ein Lager, welches burch
neue Schneefarte balb so vvllkvmmen verbeckt toirb, bah
nur eine Oeffnung zum Alhmen frei bleibt. In biesem
Schutzorte wirft sie gegen Enbe Decembers ztoei Junge,
bie im Marz, etiva fo grop toie Schaferhnnbe, in Gesert-
fchaft ihrer abgemagerten unb bann boppelt furchtbaren
Mutter bas Schneelager verlassen. Die mannlichen Eis-
baren toanbern bis November in ben Kustensumpfen um-
her, begeben sich bann auf bas Meereis, too sie burch
reichliches Futter balb vieles Fett erlangen, toerben aber
nicht selten auf gropen Schorten auf bie ostene See unb
selbst nach Jslanb getrieben, too sie unter ben Heerben
solche Nieberlagen anrichten, bah, nach Richarbson's Er-
zahlung, bie Eintoohner in Masse gegen sie aufstehen.
Wie gefahrlich biese Jagb fei, ist zu bekannt, um erneuete
Darstertung zu beburfen. Im Ganzen isi ber Eisbar
gestreckter gebauet als verwanbte Arten, inbeffen ist feine
mittlere Lange ehebem fehr ubertrieben angegeben toorben.
Partas beschreibt ein ertoachfenes Weibchen von 6 gup
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