Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Saugethicre.
Dicrte Ordnung.
9 Zoll Lange, Philipps ein anderes von 7 Fup Lange
und 610 Pfund Gewicht. Die grotten Ereniplare er-
Mabiien Sop, von 7 Fup 10 Zoll Lange und 1160 Pfund
Gewicht, und Lyon, von 8 Fus; 7 Zoll Lange und 1600
Pfund Gewicht. Der Kopf ist ubrigens lang, der Scha-
del wenig gewslbt, das Maul im Verhaltnisse klein, der
Hals lang ; die Sohlen sind sehr gros;, dicht kehaart und
gewahren daher auf dem Eise ciiteit sicheren Tritt; die
dicken, kruiumen Kralleu erreichen tehie bedeutende Grosie ;
der gell'lich silberweisie Pelz besteht ans kurzen, dichten,
glattanliegenden, am Banche und den Beinen feinen und
wolligen Haaren. Nach alten Berichten, welchen aber
Lyon's Erfahrungen widersprechen, sollte der Genus des
Eisbarenfleisches, unter anderen schrecklichen Wirkungen,
Ablosung der Haut u. s. w. verursachen.
Reste vorweltlicher Baren sindet man in vielen Hohlen
von Deutschland, Ungarn und England, mit Knochen an-
derer Fleischfresser, Wolfe, Bielfrape, Hyanen und so-
gar einiger Grasfresser unterinengt. In allen diesen
Hohlen, Kirkdale ausgenommen, wo fast nur Hyanenkno-
chen vorkoinmen, dilden die Barenknochen die grosiere
Menge. Die bekannten Hohlen des Fichtelgebirges (Kel
Gailenreuth) enthalten Knochen dreier vorweltlicher Ba-
ren (Ursus prisens, aretoides, spelaeus), die in Lehiu
eingebettet, oft mit Kalksinter uberzogen und weder zer-
Krochen noch abgerollt erscheinen. Nach Goldfutz ist das
Verhaltiiisi so, dap, wenn man 1000 bort Kegrabene Ranb-
thiere annimmt, die Hohlenhyane (Hyaena spelaea) 25,
der Hohlenwolf (Canis spelaeus) 50, der Hohlenluchs
(Felis spelaea) 25, der Hohlenvielfras; (Gulo spelaeus)
30, die drei Barenarten aber 870 Stuck betragen. Unrer
diesen ist der Hbhlenbar am haufigsten (800 in 1000),
groper als irgend ein Bar der Jetztzeit und durch gewolbte
Stirn leicht kenntlich. DieGeologen haken fiber die wahr-
scheinliche Entstehuugsart dieser erstaunlichen Knochen-
lagen sich lange nicht einigen konnen. Gegenwartig scheint
die von Prevost aufgestellte Ansicht Anerkennung zu fin-
den, dap jene Hohlen die Betten ehemaliger unterirdischer
Stroine sind, melche bei Gelegenheit der letzten gropen
Weltfluthen die Korper der ertrunkenen Thiere fortrissen
und endlich aksetzten.
11. Waschbar. (Procyon.)
Gattungscharakter: Vorberzahne 6 oben und un-
ten, v6u den oKeren die 4 mittleren kleiiter; Eckzahne ge-
wbhnlich;Backenzahne fiberall 6, sehr stuitlpfhockerig,
davon oben jederseits 3, unten 4 falsche oder Lfickenzahne,
zusammen 40 zum Fleischfressen menig geeignete Zahne.
1, Der genuine Waschbar. (Procyon lotor.) Fig. 191. 192.
Der gemeine Waschbar gehorr ausschlieplich den kalteren
Gegenden Nordamerikas an, ist kaum so grosi mie ein
Fuchs, etmas dickleibig, stark von Gliedern und nur ein
Halber Sohlenganger, indem er im schnellen Laufe mit
den scharfkralligen Zehen ailein auftritt. Sein Kops
verlangert sich zum spitzen, mit sehr beweglicher, immer
seuchter Nase und langen Bartschnurren versehenen Rus-
sel; die Augen sind grosi, die Ohren kurz, aufrecht und
abgerundet. Die im Ganzen braunlich graue Farbung
geht am Schmanze in Schwarz, an der Schnauze in
schmutziges Weisi fiber und mird am Banche ganz meitz;
durch die Augen und fiber die Wangen lanst eine schmarz-
Kraune Binde, eine andere quer fiber die Stirn. Der
Waschbar verschlaft den Tag in feiner Hbhle, geht nur des
Nachts anf Ranb aus und zieht die Ufer der Flfisse und
den Meeresstrand zum Aufenthalt vor; seine Nahrung
Kesteht in Heineren Vbgeln, Eiern, Krabben und selbst
Mnscheln, die er mittels Zernagung ihres Schlosibandes
geschickt zu offnen meisi. Dasi er sein Futter stets vor
dem Genusse in Waffer tauche, ist eine Fabel, allerdings
aber Hat er die Gemohnheit, Alles, Mas er'irgend erfasit,
zwischen den Tatzen hin und her zu rollen. Die letzteren
benutzt er geschickt und augenscheinlich als Tastmerkzeuge,
doch vermag er mit einer allein einen Gegenstand nicht zu
ergreisen noch festzuhalten. Seine Neigung, Alles zu
betasten und gleichsam maschend zu reiben, seine Neugierde
und Zerstorungssucht machen ihn, ungeachtet sonstiger
Gutmfithigkeit und Possirlichteit, zum gefahrlicheit Mit-
bewohner einesZimmers, in welchem Papiere und Bficher
Herumliegen. Obgleich er in jedem Hause lliifug stiftet,
mird er im Jnnern der Vereinigten Staaten von Land-
leuten dennoch gern gehalten, indem er, jung eingefangen,
sehr zahm mird und niemals zu entstiehen versucht. Im
schnelleren Gange bewegt er sich schieflinig und mittels
einer Reihe von Sprfingen vorwarts, gleicht Hierburch
dem Lemiir, entmickelt aber Meder die nierhufirbige Leich-
tigkeit noch bie Zierlichkeit desselben. Im wilbenZustande
lebt er vorzugsmeis auf Baumen, klettert sehr geschickt,
stellt jungen Vbgeln nach, schleicht aber anch bes Nachts
in Hfihnerstalle, richtet ba grosie Verwfistungen an unb
entmeicht so still unb imbemerkt mie ein Fuchs. Selbst
im zahinen Zustanbe unternimmi er bismeilen geheime
Angriffe auf bas Hausgestfigel unb vergiebt niemals ber
Person, bie ihn ertappt unb abgestraft Hat. Er mirb
sehr fett unb gilt im Westen ber Ver. Staaten eben nicht
als verachiliche Speise. Die jahrliche Ausfnhr ber von
ben Hutmachern gesuchten Waschbarfelle betragt tiiehr
als 100,000 Stfick.
III. Katzcttbar. Panda. (Ailurus.)
Gattungscharakter: Gebisi bes Waschbaren, allein
nur 5 Backenzahne fiberall, die mit scharfen, im Alter sich
abschleifenden Hockerit versehen, in dem Oberkiefer sehr
grosi unb breit, int nitteren eng unb schmal sinb (Fig. 193.).
I. Der Panda. (Ailurus fulgens.) Fig. 194—197.
Der Paitba ist von ber Grosie eines Dachses unb von
kraftigem Batte, Hat einen bichten, meichen Pelz, inittel-
langett, brehrunden, bichtbehaarten, unbeutlich geringelten
Schmattz, kitrze Schnauze, kitrze und zugespitzte, inwendig
meisi behaarte Ohren, starke Glieder, ffinfzehige, ntit Halb-
zurfickziehbaren Krallen und schneeMeitz behaarten Sohlen
versehene Ffisie. Der aus einem dichten, wolligen Ilitter-
kleide und langent, glatten Grannenhaar bestehende Pelz
ist oben schon gelbroth, an der ganzen Unterseite glanzend
schwarz, ber Kops etwas blaffer als ber Rficken, bie
Schnanze tueip, ein Bogen unter jebeiit Attge rothlich.
Lange bes Korpers 20 Zoll, bes Schwanzes 11 Zoll.
General Harbwicke entbeckte ben Paitba in ben Hoheren
Regionen ber Hittialaya's unb bemerft von ihtu, bap er
sich vorzfiglich an Alpenbachen aufhalte, Baunte mit
Behenbigkeit erklettere, kleinen Sangethieren unb Vogeln
nachstelle unb Hattfig ben Schrei „Hua" Horen lasse, wel-
cher seine ttepalestsche Benennung „Tschithua" erklart.
(Fig. 195. littker Vorberfusi, Fig. 196. rechter Vorber-
fusi, Fig. 197. bie wollige Sohle.)
IV. Nasenthier. Coati. (Nasua.)
Gattungscharakter: Vorberzahne 6 oben unb
tinten, nach vorn gerichtet; Eckzahne pprantibalisch zusant-
meiigebrfickt an ben Ranbertt scharfschneibenb; Backen-
zahne fiberall 6, bie 3 vorberen Lfickenzahne, ber vierte
Reisizahit, bie ztvei Hintersten Hockerzahne. -
1. Der branne Coati. (Nasua rufa.) Fig. 198.
Gebisi unb Lebensweise ber nur fiber bas tropische Sfib-
anterika verbreiteten Coati's sinb zwar ganz wie am
Waschbar, inbesseit unterscheibet sie ber fiber ben llnter-
kiefer vorragenbe, sehr bewegliche, inmenbig knorpelige,
ausien abgestutzte, zum Aufwfihlen bes Bodens geeignete
Rfiffel. Sie Haben einen gestreckten Korper, kurze, starke
Glieder, spitzen Kopf, kleine, aber lebhafte Augen, kurze
Ohren, ffinfzehige, mit scharfen Krallen bewehrte Ffisie,
grobes, langes, dichtes Haar und geringelten Schwanz.
Sie klettern bald auf Bauinen uitiher, wo sie bie Nester
ber Vogel plfiitdern, bald dtirchwfihlen sie mit dem Rfiffel
den Boden und spfiren, durch ein sehr entivickeltes Geruchs-
orgatt unterstfitzt, Jnseeten und Wfirnter auf. Selteit
werdeit sie ausierhalb der dichten Walber gefunden, von den
Jndiern jedoch Hausig eingefangen und gezahint und aus
den Seestabten Brasiliens nach Europa gebracht. In
der Gefatigeuschaft verschlafen sie ben Tag, werbett gegen
Abenb lebhafter unb untersuchen jedett Winkel mit bem
Rfiffel, ben sie bei bem Trinken seitmarts biegen. Sie
sinb sehr lannisch, leicht zu erzfirnen, geneigt, bie geringste
Beleibigung mit eittetu scharfen Bisse zu vergelten, und
daher gerade nicht die angenehmsteu Gesellschaster, zuitial
da sie Zerstorungssucht mit bem Waschbaren theilen unb
burch Zubringlichkeit belastigen. Gegen Unbekannte sind
sie tfickisch, vertheidigeu sich tufithend beisiend gegen Hunde
und klettern und springen mit der Gewandtheit der Katzen.
Renere Zoologen haben die angeffihrte Art in zwei ge-
spalten, die, vielleicht nicht wesentlich verschieden, durch
braune, hier titehr in das Rostroth, bort in das Schmatz-
liche ziehende Farbung fibereinkommen.
V. Wickelbar. (Cercoleptes.)
Gattungscharakter: Vorderzahne 6 oben und
unten; Eckzahne stark, kegelforntig, gefurcht; Backenzahne
uberall 5, wovon obett 2 wahre, unten 3 Lfickenzahne
(Fig. 199.). Ein langer, behaarter Wickelschwanz.
Ffisie ffinfzehig, mit starkeu, kruntmen Krallen.
In den Walderit von Java und Sumatra mird 6er
Wickelbar durch den Marderbar ober Binturong (Arcti-
ctis Binturong) Fig. 202. Vertretett. Die Aehnlichkeit
bieser asiatischen Gattung mit ber amerikanischen ist sehr
bebeutenb, sowohl im Ansehen als auet)itu Batt bes Ge-
bisses unb ber Lebensart; ber systematische Unterschieb bes
ersteren berttht auf einer etwas groperen Zahl von Backen-
zahnen (6 fiberall, sonach 40 Zahnen, im Ganzen), kurzen
Haarbuscheln an ber Ohrspitze unb bem bidder behaarten
Schwanze. Das Mfinnchen ist schwarz, bas Weibchett
gran mit weisilicher Stirn, bie Jungen sinb schmutzig gelb,
bie Erwachsenen 2% Fus; lang ostne ben 2 Fup langen
Schwanz. Sie ffihren ein ntehr nachtliches Leben, ge-
nicpen sowohl thierische als pflanzliche Nahrung, lieben
besonbers Bananen, stellen aber anch Vogeleieru unb
Restvogeln ttach unb bewegeit sich, burch sehr schmiegsanteu
Wickelschwanz unterstfitzt, mit Leichtigkeit unb Schuelle
in ben Kronen ber Hochsten Bauitte. Soviel bekaunt ist,
Hat titan sie noch nie lebeub nach Europa gebracht.
1. Der kurjohrige Wickelbar. (Cercoleptes caudivolvulus.) Fig. 200.
Man Hat neuerbings zwei Arten von Wickelbaren nach
ebett nicht auffalligeit Merkmalett unierschiebeit. Beibe
leben iveit verbreitet im tropischen Sfibamerika, gleichen
bem Nasenthier burch Sitten, Nahrung unb Leben in ben
Bauniwipfeln, besitzeu jeboch einen runberett Kopf unb
volligen Wickelschwanz. Gegen bas Licht, welches, nur
als ntilbe Tageshelle einfallenb, ihre Pupillen zur Putikt-
grosie zusammenzieht, sinb sie hochst empfiublich unb ver-
rathen, Wenn man sie bentselbeti eittige Zeit aussetzt, burch
uuruhige Bemeguitgeu ihr allgemeines Misibehagen. Der
seit langer Zeit bekannte, kurzohrige Wickelbar ist von
ber Grosie einer Katze, aber kraftiger unb gebrungetter
gebauet unb poller Sohlenganger. Sein oben graugelb-
licher, brauit getvollter, am Kinne unb Unterleibe stroh-
gelber, bichter unb etwas krauser Pelz ist von saniinetarti-
ger Weichheit. Kein Raubthier Hat eine ebett so lange
unb fo ausbehnbare Zititge; sie bient, utti aus hohlen
Siantitteit Jnseeten, Eier unb Nestvogel Hervorzuziehen,
ober ben Hottig ber Walbbienen aufznlecken, bie, nach
Hnmbolbt's Erzahlung, feinen schlimnieren Feittb als ben
Wickelbar Haben, ber beshalb anch von ben spanischen
Missionairen Honigbar genannt tvirb. Ungeachtet seittes
ntilbeti unb gnimfithigen Ansehens unb bes zutraulichen
unb geselligen Wesens, welches er in ber Gefatigeuschaft
zu Tage legt, ist er beitnoch int wilben Zustanbe ebenso
blutgierig als grausant.