Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Flcifchsrcsscr. Saugeth iere. oo VI. Dachs. (Meles.) Sattungg^aratter: Vorberzohne oten unb unten 6; Eckzahne ftarf, kegelformig; Backenzahne beiderseits 5 oten, 6 unten, motion 3 otere, 4 untere Ltickenzahne, der letzte uterall ein stumpshockeriger Mahlzahn. Die Nagel der Hinterfufie kurz und zum Graten geschickt. 1. Der gemeine Dachs. (Meles Taxiis.) gig. 204. Die nahe Verwandtschaft zwischen Dachs und Bar ist nicht zu verkennen, indessen unterscheidet sich der erstere durch geringere Zahl der toahrett Backenzahne oderMahl- zahne, tion welchen der otere (hinterste der Reite) unge- mein treit und zur Zerkleinerung pflanzlicher Nahrung geschickt ist (Fig. 203.). Der Dachs mifit ohne den 6 3or( langen Schtoattz 2% Fus in der Lange, Hat einen langen, zugespitzten Kops, anliegende Ohren, einen trei- ten, dicken, niedrigstehenden Korper, ein bidit, ater grot behaartes, oten grangeltes, an den Seiten helleres, am Bauche schwarzes Fell; uter den toeifilichen Kops laust tion der Schnanzenspitze sederseits tis auf die Schultern ein schwarzer Streifen. Nirgends sehr haufig, in wald- loseren Gegenden sogar sehr selten und stets einsam le- tend, entwickelt der Dachs toenige Lethastigkeit und toird, toie alle tion pflanzlichen und thierischen Sloffen sich nåhrende Thiere, leidit sehr fell. Man findel ihn uter ganz Millelenropa und einen grofien Theil tion Asien, too er in dichlereir Waldent mil Schnelligkeit und Geschick tegnerne Bane ausgratt, die nur einen Zugang haten, ater in mehrere Atlheilungen zerfallen, beren hinlersle treisformig angelegl unb mit Hen toeich ansgepolsterl toird. Nnr des Nachts oerlafit er diese Wohnnng, unt feine an Wurzelrr, Fruchten, Jnseclen, Froschen, jungen Kaninchen, Feldmausen, jungen Rethnhnern und Vogel- eiern testehende Nahrung aufzusuchen. Man sagt, dafi er, durch sein dickes Fell untiertoundtar gemacht, auch die Slotte toilder Bienen ohne Furcht plundere. Das Weit- chen roirft toahrenb des Sommers in einem tesonders be- reiteten Neste ihres liefeu Banes 4 — 5 Junge, faugl sie 5 — 6 Wochen und uterlafit sie dann ihrem Schicksale. Jung eingefangen, ist der Dachs leicht zu zahnien und ge- toinnt seinen Warler tiet ; von Natur harmlos und fried- lich, fanu er durch Reizung sehr toild und dann seltst fur einen ztoeimal grtfieren Hund ein sehr gesahrlicher Gegner toerden. Bei keinem Rautlhiere namlich sind die Beifi- muskeln im Verhaltnisse eten so enttoickelt, noch die lln- tertiestraste in den Schabel so fest eingelenkl, dafi sie auch am Skelell nie ans einander fallen tonnen. Die;e Bif- sigkeil tieranlafile, dafi man ehedem die grausamen Dachs- Hetzen als ganz tesonderes Vergttugen telrachlele. Das Fell ist nicht toerlhlos und toird tion Salllern n. s. to. tierarbeitet; das Haar tiefert sehr geschayle Malerpinsel. Das Fleisch oder wenigstens die Hinterviertel sollen schmackhaft fein unb bent Barensleische gleichen; in Chiita toerden Dachse dutzendweis anf den Fleischmartten aus- getolen. — In Nordamerika eristirl eine ztoeile, sehr tierschiedene Art (Meles labradoricus), die sich durch toei- ches Haar, tesonders ater durch die weifie Fartung der Unterfeite auszeichnel. VII. Sliiltdacho. (Mydaus.) Gattungscharakter: Vorderzahne unb Eckzahne gewohnlich; Backenzahne jederseils 4 oten, 5 unten, mo- tion oten 2 toahre, unten 3 Luckenzahne, der otere drille, ber uniere tiierte ist Reihzahn, bie utrigen sinb Hocker- zahne. Krallen ber Vorberfufie sehr lang, zum Graten geschickt, Schtoanz kurz. linier dem Schwanze ;toei einen stinkenden Sloff atfonbembe Astersacke. 1. Der javanische Stinkdachs. Teledu. (Mydaus meliceps.) Fig. 208. In Jaoa und Sumatra tiertritt ber Telebu bie Stelle ber toeilerhin zu teschreitenben Slinklhiere Amerika's, mil toelchen er Hinsichllich ber Zahntilbung (Fig. 205. Schabel, 206 Oterkiefer, 207 llnterfiefer, 209. Kops) unb tesonders ber toibrigen, in teiber Gallungsnamen angebeulelen Ei- genschaft utereinkommt. An Grofie erreictt er iiidit ben Dachs, hal anliegenbe, autzerlich faunt temerktare Ohren (Fig. 208.), einen spitzen Kopf, eine fast untehaarle Schnauze, ungemein starte Fufie, sunf tis zum tiorletzlen Gliebe tiertunbene, mit getoaltigen Krallen tiersehene Zehen unb grotes Haar, tvelches auf bent Hittierkopfe aufrechi steht, auf bent Nacken nach tiortt geriditet ist. Die allgemeine Fartung ist buntelbraun; ein auf beni Scheilel entspringenber, treiler, toeifier Streifen lauft uter ben Rucken unb umgietl bie Wurzel bes kurzen und buschel- formigett Schtoanzes. Nach Horsfielb ist die geographi- sche Vertreilung des Teledu sehr eigenthumlicher Art. Die lang gestreckte Jttsel Java tragt eine grofie Zahl tegel- formiger Berge, die sich tttehr als 7000 yup uter den Ocean erheten, theils isolirt liegett, theils durch fortlau- fettde toagerechte Kellen tierbimben sind, die wiederum mit anderen auf mattnichfache Weise zusammenhangen, toie die auf Raffle's Charle tion Sara angegetenen HLHenzuge nott Pratu und tion Tengger. Auf biefett Bergreihen unb an ihren Seiten behnen sich toeite Slreckett guten Acker- (anbeS atts, welches, zur Culttir europaischen Gelreides geeignel, aufiertropische Fruchte tragt, ben Pfirsichett unb sogar ben Slachelteeren zusagt unb zttttt Anbane getoohit- licher europaischer Getttuse pafit. Kartoffeln unb Kucheti- getoachse gebeihen Hier so tiortrefflich, bafi bas toarnte llttlerlaitb, toelches solchen Felbtau nicht zulafit, nur atts biesett hoherett Regionen mil seinent Bebarfe bersthen toirb. Europaer unb Chineseit finben in biesett HLHen, tro nicht eintttal ber Reis gut forlkommt, einen eten so gesunbett als anmuthigen Aufenthall, unb seltst bie Jatia- nesett, sonst eten feine Freunbe kuhler Temperaturen, halten es jetzt sur tiorlheilhaft, sich borthin zu toenbett, bie Walbungen nieberzuschlagen, Dorfer zu errichten und ben fruchltaren Bobett anzutauen. Wentt ber Reisenbe an biesett Bergen tis zu eitter getoissen Hohe emporgeslie- gen ist, so tegegnei er fast immer bent Telebu, der utrigens forilaufende Keiten den isolirien Bergen tiorziehi, auf den Eteneit von Baiavia, Surutaya und Samarang so toenig vorkommi, dafi die Betoohner ihn als ein bollig sremdes Thier anstaunen tourben, unb tiorzugstoeis gerit itt der Nahe ber auf fruchitarstem Bobett angelegien Pflatizungen leti. Er hohll tinter ben Wurzeln eittes starten Bauntes, ber nach oten Schutz bartietet, eine ku- gelrunbe Kammer aus, bie, mehrere Fufi im Durchmesser Halienb, regelmahig gearteiieie unb ganz glatte Wandutt- gen zeigt. Ein unterirbischer, ohngefahr sechs Fufi langer Canal tilbet ben einzigen Zugang, bessett Munbung mit kleinett Ztoeigett unb atgefallenen Baumtlattern uterbeckt unb unkenutlich gemacht toird. Den Tag tiertringt er, nach Art des Dachses, tiersteckt in seinent Batte, des Nachts tegietl er sich, Ftitler suchend, auf die Waitderuitg und gerath bonit nicht selten in bie Pflatizungen, too er mit russelariiger Schnauze Insecien unb Insecienlartien, aber auch Wurttter, ztintal bie itt jenent stuchitaren Bobett in Menge tiorkommenben Regentourmer auftouhlt unb sotttii, zum grofien Verbruffe ber Eolottisien, jungen Getoachsen titelen Schaben zufugl. Lange unb tiefe Furchen tierrakhen biese ttachllichen Besuche, bie abzutoehren Nientanb tier- mag unb bie gerabe bie testen Lanbereien treffen. Iletrigens soll sich stets ein Paar zusammenhalien unb bas Weitchen ztoei tis brei Junge auf ein Mal toerfett. Iltigeachiei bes sehr toiberlicheit Geruches schatzen die Eingetorenen das Fleisch, toelches geruchlos sein soll, toenn das Thier uterraschi und mit einem Schlage geloblet tottrde. 2. Tcr hindøstanische Stinkdachs. (Mydaus collaris.) Fig. 210. Von den Hindostanern toirb ber Stinkbachs fehr te- zeichnenb Ballu-suhr (nicht Belli-saur, roie Duoaucel schriet) b. h. Schtoeinetar genannt. Er gleicht bent Dachse an Grofie, ift ater hochteiniger unb tal eine russel- arlig tierlangerte, tiorn abgeslutzle, fieifd'farbene, fast narfte Schnauze. Die Ohren sinb kleitt, behaarl, mit tveifiem Ranbe berseteif, ztoei schtoarze Streifen reichen von ber Schnanzenspitze bis zu den Wangent der treitere schliefil Atigen und Ohren ein, laust uter Nacken unb Schulter und tierliert sich in das Schwarz der berberen Glieber. Der Korper ist oben geltlichtoeifi, unten sehr bunit tehaart; bie groten Ruckenhaare taben schtoarze Spitzen, unb der Schtoanz ist fast toie am Sditveine ge- staltel. Die fitnf in ihrer ganzen Lange tierbuitbenett Zebett tragen sehr storke, zttttt Graten geeignele Krallen. Von den Sillett bieses Thieres im toilben Zustanbe tveitz titan sehr Wentg. Dutiaucel schilberte ein in ber Mena- gerie bes Goutierneurs tion Barrackpore teotachletes Paar tion Sliitkbachsen als uttgettteiit scheu unb toilb; bas Weitchen schiett toeniger ntifitrauisch als ihr Gefahrle, teibe tierriethen Spuren von Jttlelligenz unb tourben, jung eingefangen, toohl zu zahitten getoesen sein. Den grofiten Theil bes Tages tierbrachlen sie schlafettb, nitter beitt Stroh ihres Kafigs tiergraten, toaren in allen Betoe- gungen merttourbig langsom, tierachteten ztoar thierische Nahrungsmitlel nicht ganz, gaten ater untierkeniitar ben tiegetatiltschen, Brol, Fruchten u. s. to., ben Vorzug. Gereizt, liefien sie ein eigenthumliches Grunzen horen unb strautiett bas Ruckenhaar empor; ittt hochsteit Grabe er- zttrnl, richlelett sie sich nach Art ber Baren auf ben Hiitler- sufien atif, schtenen gleich biesett itt ihren Vorbergltebern ungemetne Krast zu tesitzen unb sich ihrer getoaltigen Krallen titid Zahite als furchttarer Waffen bediettett zu tonnen. Johnson erzahlt itt seinen Skizzen inbischer Jagbeti, dafi diese „indtschen Dachse", toie er sie nennt, die utrigens ttur selten itt den Bergen angetroffen toerden, bor teiner Zahl bon Hunden fliehett, und dafi eittzelne Hunde, die sonst Hhanen und Wolfe nicht furchleit, den Angriff des Stinkdachses scheuen. Friedr. Cutiier erhot den indischett Stinkdachs zttttt Typus einer neuen, Arcto- nyr gettannlett Galtung. VIII. Stiltkthi'cr. (Mephitis.) Gallungscharatler: Vorderzahfie unb Eckzahne getoohnlidist Backenzahne oben 3 ober 4, unten stels 5, wobon 1 ober 2 Luckenzahne, ber untere bierte stels Reifi- zahti, bie Hiitlerstett Hockerzahne (Fig. 211. 212.). Korper berlangert, lang behaarl; Schtoanz fast zweizeilig. Fufie halt fohlengåttgig, an ben borberen lange Grateiiagel. 1. Das nørdamerikanischc Stinkthier. (Mephitis Chinga.) Fig. 213. 214. Seil ben fruhesten Zeilen sinb bie uter ganz Amerika, jeboch nur uter biesett Welltheil ausschliefilich tierbreilelen Slinklhiere tekanitt, bon toelchen man biele schtoer bon einanber unlerscheibtare Arten — bielleichi nur Varietåien, in ben Buchern tierzeichnel fiitbel. Sie kommen uter- ein bttrch bie Fahigkeit, aus einer am After gelegenen Drusentasche eine Flussigteit bon bent toiberlichsten Ge- ruche auszuspritzen. Von Menschen ober Hunben ber- folgl, suchl bie hier atgetilbele, schon bon Kalm umstanb- lich teschrietene Art sich auf einen Bauiu zu retten ; findel sie dieses unmoglich, so spritzl sie, und ztoar tis auf bier Fufi Enlstruung, ihren Feinden jene Flussigteit entgegen, die nicht alleiit auherordenllidi utelriecht, fonbern elivas eigenthumlich Erstickenbes, zum Ertrechen Reizenbes tal unb so scharf ist, bafi ein einziger Tropfen, in ras Auge getrachl, bie schlimmsten Zufalle erregl. Grahant taiinle mehrere Jubier, toeldie burch so enlstanbene Enlzunbttng bas Gestdil tierloren Hatten, unb Aubuton schilbert unt- stanblich bie Schtoierigteit, mit toelcher man Kleibuiigs- stucke tioit jeneilt fast uttauslofchlichett Gerudie tefreiei. Hititbe gehett nur aus Untoissenheil gegeit bas Slintthier; gelroffen bon jenent Safte, fpringen sie enitoeber toie rasenb in bas Wasser ober sutten sich zu tiergraten, sressen meh- rere Tage gar iiidit unb fliehen svalerhiit teint enlfernlen Anblicke eines so gefahrlicheu FeinbeS. Dennod> toirb bas Fleisch tioit ben Jnbierit gegessen, bie jeboch bie Vor- sidil antoenben, bent srisck getobteten Thiere jeneu Dru- senapparat sogleid! auszusdmeibeit, unt bie Millteilung bes Gestantes an ben ganzen Korver zu tierhinbern. Jung eingefangen unb gezahmt, soll bas Slintthier sich selten jettes furchltaren Verlheidigungsmitlels bebietten. Die