Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Fleischfresser.
Saugethiere.
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aber nur mit Manlforb lodgelaffen iverben barf, wenn
es nicht nn Jnnern bed Banes ein ganz nutzloses Shubab
antichten soll. UnfLhig gemacht zum Beipeit, treibt es
bie Kaninchen Heraus unb in bie Hdnbe bes wartenben
Jagers. Frette in Zimmern zu hatten, zumal wenn
tierne Jtinber in benfelben schiafen, ist jebensalls sehr ge-
fahrlich; Jesse, Berfasser tttehrerer engiischer Bolksschriften
naturgeschtcytlichen Jnhaites, erzahit bie traurige Geschichte
eined Saugltugs, weichent ein arett bie gropen Halspuls-
abern aufgebqfen hatte unb ber nur mit genauer Noth
unb mit bent Beriuste bed einen Auges gerettet iverben
touitte. Gd ist sogar vorgekornmen, bap Krette uachtliche
Angrisse aus Erwachsene unteruommen haben, bie nur
mit Muhe unb mehrsach verivunbet stch bed blutgierigen
Gegnerd erwehrten. Die Ratteitfanger benutzen bas
Frett zu ihrer Jagb, bevorzugen aber bie burch attsehn-
hajere Grbpe, buntlere Farbung unb hochrothe Augen
ausgezeicynete Bastarbraxe. Die gemeine, weiflich-gelbe
Art nnpt ohne ben o ^sil langen Schwanz einen bis
anberthaiben Fup in ber Vange.
3. Das Wiesel. ^Mustela vulgaris.) Fig. 221.« ”4.
Ungeachtet seiner Kleinheit unb aiischeinenben Schwache
entivicteit bas aiigemein betanute Wie^ei ente eben so
grope Bintgier unb Wilbheit, ais anoere unb iveit gro-
pere Arten seiner Gattung, untemitumt ohne Zagen ben
Angriss aus starte Bogel, Hasen unb Kaninchen unb be-
finbet pch nu unabiasstgen Kriege mit Mausen, Ratten,
Aiauiwursen, bie ihm eiite Viebiingsnahrung stub, unb
seibst Mit Wasserratten. Erwagt man ben aus soiche
Art gestisteten Nutzen, so erscheint ber Schaben gering,
ber aus ber anbern Seite burch geiegentiiche Eeraubungen
von Lauben- unb Huhnerhausern ben Lanbwirthen er-
Wachst, bie nicht atter Orten bas Wiesel ais ein burchaus
nur Beriuste bringenbed unb baher unnachstchtiich zu
bersoigenbed Thier betrachten. Die, Beiveguiigeii besseiben
stub hbchst beheitb unb geschickt; ed ersteigt eine irgenb
unebene Wanbstache mit Veichtigteit unb Schuette, springt
gewanbt bem Gegner in ben Ratten unb stichi ihm juerft
ben Hintertops zu zerbeipen, begnugt stch aber ostmais,
eben so ivie bie Ratten, mit bem Genusse bed Hiritd
attein. Wahrscheinlich entftanb ber Giaube, bap bad
Wiesel sauienbes Fieisch bem frifelten vorziehe, aud bem
Umftanbe, bap in ber Nahe ber von ihm bewohnten
Spalten ooer Wnitel gemeimglich fauienbe rhierleichen
herumilegeii, an iveichen nur ber Kopf zerstori ist. «eine
Bente jagt ed, ivie ber Huitb, burch bie Lpur geleitet,
folgt Ratten unb Mausen ohne Jrrthum burch ihre bun-
telii unb vieifach gewunbenen Gange, schwimmt sogar
Hinter ber Bente her uber tleine Gewasser unb entivicteit
bei ber Jagb foviel Schnette unb Ausbauer, baf ihm aueb
fluchtige Thiere nicht entkommen. Blån tenni fogar
Beispiele, bap Wiesel stch vereint unb Menfchen angefatten
Haben, bie nur mit Schwierigteit ihren Hals fchutzten,
benn bap i2 — 15 .soicher Hochst erbitterter Thiere einent
einzelnen Menschen zu schaffen ntachen tonnen, ist wohl
zu glatiben. Raubvogel greifen zwar Wiesel an, attein
1te stub bgrum nicht attentat Sieger; Bell war Zeuge,
ivie ein mit einent ergriffenen Wiesel aufsteigenber Habicht
nach einigen Minuten tobt Herabsiel, weilbas entschlofsene
tleine Raubthiet stch angetiammert unb bem Gegner bie
gropen Arterien unter bem Flugel aufgebisfen Hatte. Das
Wiesel wirft givet bis brei Mal in einent Jahre funs Junge,
Pstegt fte in einent gut atisgefiitterteii Reste unb veitheibigt
sie mit uttzahmbarent Muthe. Leine Farbe ilt oben
zimmetbraun, unten weist; bie Lange be* Korpers betragt
6 — 7 Zott, bie bes Schivanzes 1 —2 Zott.
4 Das Hermetin. (Mustela erminea.) Fig. 221 11. 225. 226.
Mit bem Wiesel hat bas Hermelin hinstchilich ber Ge-
stglt viel Aehnlichteit, attein es ist unt einige Zott långel*
unb stettt groperen Thieren, Hasen unb seibst Rehett nach,
obgleich es anch Ratten nicht verfchntaht. Jit Jagbrevieren
kanit es baher unter ben eittheitnischen Raubthieren nicht
leicht ein verberblicheres geben. Die Nahe menschlicher
Wohnungen stieht es, zieht felsige Walbet ben ebeneit vor,
gieicht ubrigens burch Geivohitheiten unb Art zu jagen
ben Wieselit. Wahrenb bes Winters tvirb sein sonst Hett-
brauner Pelz fchlteeweif, unb nur bie Schmanzspitze bleibt
schwarz, eine Untanberung, bie unt so votttommener ivirb,
je norblicher unb falter ber Wohnort ist. So gefarbte
Felle stub bie eigentlicheit Hermelme, bie, zumal aus Schwe-
ben, Ruplanb unb Sibirien ausgefuhrt (in Eitgiaub wur-
beit 1839 vom Hermelin 105,139 Stucf eingefubrt), ehebeni
ben Flirsten ais ausschlieplicher Putz vorbehalten tvurben.
5. Der Edelmarder. (Mustela Maites.) Fig. 221 c. 227.228. 229.
Man hat aus bem uber ben ganzen Norben von Europa,
Asten unb Amerita verbreiteten Ebelmarber ober Baum-
marber verfucht, zivei Arien zu ntachen, ben Fichtenmarber
(Fig. 227. 228.; unb ben Buchenmarber (Fig. 221/
229.), jeboch ohne irgenb genttgenben Grunb, benn ber
gange Uitterschieb besteht barm, bap ber letztere an Brust
unb Kehie nicht gelb, sonbern tveif gefarbt ist unb stch
eher in bie 9^0 menschlicher Wohnungen begiebt, als ber
sogenannie Fichtenmarber, ivelcher ititr in bichten unb
Hochstammigen Walbungen angetroffen ivirb. Beibe
kommen sonst in Sitteit uberein, beivohnen hohle Bauitte
ober Kelsspalten, 1v0 bas Weibchen fur bie Jungen ein
iveiched Nest attlegt. Dent Wilb stub fte sehr nachtheilig,
fchnell unb beheitb, geschickte Kletterer, schlau, vorstchtig
unb grausam, also int Ganzen bem Bilbe entsprechenb,
tvelched oben von ber Familie uberhaupteiitivorfen tvurbe.
Der Pelz, zumal bes Fichtenmarbers, ist bicht unb weich,
fchbit brattii unb bent bed Zobels nicht imahnlich. Der
letztere fbntntt attein in Sibirien vor, tv0 .er besonbers
bie wuftesten Berggegenben betvohnt, ein Umstanb, ber
bie ohnehin beschwerliche Jagb zu eliter ber furchtbarsten
Aufgaben ittacht, tvelche man einent Verwiesenen stetten
kann. Die Zahl ber int Hanbel erscheinenbett Zobelpelze
ist baher keinestvegs bebeutettb unb erflart ben sehr hohen
Preid. Aus Norbanterika Hingegen kommen attjahrlich
gegeti 100,000 Ntarberfelle in ben Hanbel, bie von einent
bent Fichtenmarber sehr verivanbteit, ivahrscheinlich speei-
fisch verschiebenen Thiere herruhren, tvelched nur in Hohen
Breiteit, nantentlich in felstgen Gegeitben norblich vom
Superior-See ivohnt, fuhn unb ntuthig sein unb ivie eine
Katze pusten sott, ivenn ed angegriffen wirb. Die werth-
vollsteit bieser Fette stub sehr sein unb fast ganz schivarz.
Ileber ganz Norbanterika unb von Pemtfylvanien bid zum
Sclavensee verbreitet ist enolich ber Pekatt (Mustela cana-
densis), besseit Fell gleichfatts in Mettge nach Europa
gebracht ivirb, jeboch verhaitnifntafig geringen Werth Hat.
XII. Bieifrasi. (Gulo.)
Gattungscharakter: Gebif (Fig. 230.) ivie att-
gegeben int Familiencharakter. Korperban gebrungen.
1. Der nordische Vielfratz. (Gulo borealis.) Fig 231. 232.
Geittåp seiited Gebissed gehort ber Bielsrap in bie
Gruppe ber wiefelartigen Thiere, obgleich Gnteliit unb
Pattad ihit zu ben Baren stettten, zu welcheit er burch
ben Dachd ben Nebergang bilbet. Sein Vaterlanb ist
bas norblichste Europa, Sibirien unb Norbamerika, benn
bie in letzterem Welttheile vorkommenbe Art, ber Wolve-
rette ober Carcajou (Gulo luscus), uitterscheibet stch faunt
ald Spielart von bereuropaischen, fchwarzbrautt gefarbtett,
burch lichteres Eolorit. Der ttorbische Bielfraf subit
ein nachtliches Leben, Hat starfe, furze Glieber, sunf mit
scharfeit Kratten bewebrte Zehen unb tritt mit Haiber
Sohle auf; b'et Schivaitz ist furz,. ber Kopf breit, bie
Schnauze stumps, bie Ohrett furz unb abgeruiibet. Ileber
bie Sitten> blases Thiered stub viele, 511111 iheil tebr alte
Fabeln Kit Nntlatife. Schon ber beutsche Name unb
nicht miltber anch bie aus biesent eittstaitbeneit franzostschen
unb englischen Benennungen (Glouton unb Glutton)
beruheit auf einent Jrrthume, benn ber finnifche Name
Fjåll-jerf bebeutet einen Felsettbeivohner. Er ist feiltes-
ivegs gefåfiger, als bie verwanbten Raubthiere uberhaupt,
unb iveber bent Menschen noch auch atten Saugethieren
ohne Uitterschieb gefahrlich, obgleich er verntoge elites
sehr gebrungenen Korperbaues grofe Starfe beftpen mag.
Langsam in seitien Bewegungeit, bemachtigt er sich benitoch
ber Bente theild burch Ausbauer, theild burch List, setzt
feitte Berfolgung meilenweit fort unb richtet minbesteits
unter Hasen, fleiitereii Nagethieren unb Bogeln blutige
Berheerungen an. Was Busfon mit grofem Aufwanbe
von rebnerischem Schtitiitfe von seiner Grausainfeit erzahit,
gehort jebensalid unter bie liebertreibuitgen. Jnbesseit
haben bie tteuesten Reisenben bie alte, sonst vielfach be-
ziveifelte Nachricht bestatigt, baf er, aus Baumasten
iauernb, vorzugiich gern auf Reinithiere Herabfpringe, stch
fest an fe anflantntere, ihiteit bie Haldabern aufbeife
unb sie burch Berblutung langfam tobte. Bon bem
amerifanischen Bielfrafe, eliter Spielart bed europaifchen,
ivurbe nocb viet Wunberbareres erzablt unb ihm bie feinsteit
Listen unb furchtbare Grausamfeit angebichtet. Richarb-
fon, ein eben so unbefangeiier, als wissenschaftlicher Beob-
achter, verwirft ohne Unterschieb biese Sagen, erzahit
aber, eben so ivie .Grahant, baf ber Woiverene ben Peiz-
jagertt burch Storung ber Fallen unb burch Auffresseit
ber gefangenen Thiere sehr vielen Schaben znfttge unb
eine 50 —60 engl. Meilen lange, mit Fallen besetzte Linie
begehe, unt bie aus Kopfelt von Walbbuhnern ober ge-
trocfnetem Wilbpret bestehenbeii Kober zu rattben. Ge-
sangene Marber frift er zwar nicht auf, unterkaft aber
ttie, sie zu zerreifen unb, in anfehitlicher Entfernung von
ber Fatte, in ben Schnee zu vergraben. Hungrige Fitchfe
folgen ihm unb letzen fteb an biefen verschmahten Korpern.
Nach Gmelin's Erzahlung fpielt ber ttorbische Bielfraf
in Sibirien eine ahnliche Rotte, inbent er bie Fuchsfatten
entleert. Beibe Spielarten uberwintern nicht unb mågen
baher nicht felten von Hunger fo gegualt iverben, baf sie
alle Furchf verlieren. Ein Wolverene schlich sich fogar
wåhreitb ber langen Ileberivinterung auf bas Schiff bes
Capitain Rof unb fraf fo gierig ein Stuck Fleisch, baf
man ihn mitteld einer Schlinge fangen fonnte. Ange-
griffen vertheibigt er sich ubrigens mit vielem Muthe unb
wirb von einent einzigen Hunbe nicht besiegt. Seine
Sange betragt 2% Fttf ohne ben 8 Zoll langen Schwanz.
Der Pelz ist zwar fchon gefarbt unb glanzenb, attein nicht
feinbaarig unb baher nicht von bohem Werth.
XIII. Fischotter. (Lutra.)
Gattungscharakter: Gebif ber Marber, Borber-
unb Eckzahne gewohnlich, Backenzahne oben unb unten
jeberfeitd 5, bie vorberen 3 Lttckenzahne, ber Hinterste ein
Hockerzahn (Fig. 233.). Die furzen Fufe (f. Sfelett
Fig. 234.) mit Schwimmbauten verfehen; Ohren fehr
furz; Schwanz gegen bas Enbe flachgebruckt.
1. Die europKsch- Fischotler. (Lutra vulgaris.) Fig. 235 236.
Von ben zebengangigen Raubthieren unterfcheiben stch
bie Fifchottern burch eine auf bas Leben int Waffer Hin-
bentenbe Organisation unb bilben, obgleich burch Zahnbau
abweichenb, unoerfennbar ben llebergang zu ben Flofsen-
fnfern ober Seehttnbetl. Jnbessen stebeit sie in ihrer
Gruppe nicht ganz vereinzelt, benn unter ben eigentlieben
Wiefeln naherit sich ibnen ber Bison aus Norbamerifa
(Mustela Vison) unb ber Norz (Mustela Lutreola) aus
bem norblicben Europa unb Asien, tbeils burch Gestalt,
besonbers aber burch bie Sitre, ibre Beuie nur int Wasser
aufzusuchen. Die aebten Fischoitern zelchnen sich aus
burch sehr breiteit unb platten Kopf, fowie bureb abgerun-
bete Schnauze, Habeit biefe, fieifchige Lippeit, lange,
augenfcheinlich als Tastwerkzeuge bienenbe Bartborsten,
fehr fleine Ohreitmiifcheln unb ntafig grofe, buret) eine
NickHatit gefchutzte Atigett. Zu bent Schwimmen befahigt
sie ber gange Ban ihred langen unb platten Kårperd, bie
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