ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
66 Snugethiere. Varieteten einer Eigeuthuuilichkeit, wetche viele Forstiller beschastigt Hat, indefsen von keineni genilgend erklart wor- den ist. Ob die Zukunft in dieses Dunkel Licht bringen werde, mag dahingestellt sein. Man mockte an der Mog- lichkeit zweifeln, wenn man mit dem Geiste, dem Umfange und Erfolge der Heutigen Naturforschung vertraut, die ihr zu Gebote stehenden, zwar sehr bedentenden, allein der Tiefe des Rathfels nicht entsprechenden Mittel ab- schatzt. Der Veruiuthung ist hier ein eben so weites Feld geosfnet, als die positive Kenntnih gering ist. Mehr in das Gebier der ersteren als der letzteren gehort Alles, was uber klimatische Einfluffe, zum Theil mit grohem Aus- wande von Gelehrsamkeit, andere Male wenigstens in rednerischer Einkleidung, von den Naturforschern fniherer Zeiten haufiger, als von denjenigen der Gegenwart, ge- schrieben worden ist. Die gelauterte Physiologie Hat allerdings ans das Ueberzengendste die Abhangigkeit der Lebenserscheinungen von allgenteineren Zustanden, also die Beziehungen nachgewiesen, die zwischen dem Leben des Jndividuum und demjenigen des Weltalls stattfinden, allein se grosier ihre Entdeckungen waren, um so mehr abgeneigt wurde fte, jede nicht sogleich deutbare Erscheinung nach alterer bequemer Weise fur Wirkung gewisser Krafte zn erklaren, die man sich eben so vielartig als unbegranzt denten kann. Kein klarer Forscher wird jegt, wie dieses ehedem geschah, die Schwarze, das Wollhaar und die Ge- fichtsbildung des Negers, oder die gerade entgegengesetzten Formen des Europaers aus der allerdings grosien klima- tischen Verschiedenheit der zwei Welttheile zu erklaren unternehmen. In nicht minderem Grade einseitig ist es, wenn utait die Zersplitterung der Gattung der Hunde von ortlichen Ursachen herleitet, denn man sindet grosie und Heine, edle und entartete Rayen neben einander in allen Landern. Auch ist nicht anzunehmen, dasi der Mensch mittels grosierer oder geringerer Pstege und Erziehung, oder durch Vernachlasfigung und rohe Behandlung die Abarten hervorbringen komite. Jedermann weisi, dasi man durch Dressur Jagdhunde scharfsinniger machen kann, dah timgekehri der ausgezeichnetste Wittbhunb, in grosien Stadten oder int Zintmer gehaltett, endlich sein scharfes Spurvermogen ganz verliert, dasi es aber unntoglich ist, eincni Pudel oder eineni Bullenbeisier diesen Scharfsinn zu verleihen, der also wohl von Anbeginn Her den Stain- nteit derselben versagt geweseit sein musi. Dasi die Be- schaffenheit der Nahrung in dieser Beziehung ohne Wirkung sei, lehrt das Beispiel mancher weit verbreiteten Ra^en, die Hier mit Fischen, bort mit Fleisch, anberwarts nur mit Pstanzenstoffen gefuttert luerben tiitb bennoch im Aeuhereit unb hinfichtlich ber ihnen eigenthumlichen For- men bes Jnstincts, ober ber Begabtheit fich vollkommen gleich bleiben. Mangel ober Ueberfiusi ntogen etwas klejnere Statur ober anbererseits einen kraftigeren Wuchs erzeugen, werben aber niemals Weber ben Nasenmuscheln sene besonbere Form geben konnen, von weltber bie Fein- Heit bes Spurvermogens abhangt, noch ben Raum bes Hirnkastens erweitern, ben Schabel hoher tiitb rtiiiber, bie Schnauze spitziger ober stumpfer machen. Diese ver- schiebenen scharf ausgepragten Eigenschaften finb vielmehr erblich; fte finb bie Beweife einer ursprunglich vorhanben gewesenen typischen Verschiebenheit zwischen gewissen Ur- thieren, bie, gegenseitig nahe verwanbt, bie besonbere Fahig- keit besahen, Verbinbungett einzugehen tiitb welche burch ihre Vermengung sene zahlreichen Raoen Hervorbrachten, bie, wenn fte zu ben reitten unb ebelit gehoren, gegenseitig weit verschiebener finb, als ntanche anerkannte Species groher Gattungen, als ber Hase Dont Kaninchen, bas Frett vom Iltis unb ber Buffel vom Ochsen. Es ist jeboch nicht moglich, bie Zahl bieser vermutheten wilbeit Hundearten anzugeben, ihreit Entwickelungsgang und ihre Geschichte barzulegeit, ober auch nur festzusetzen, welche ber jetzt vorhanbenen Raxeit ben Urthieren am tiachsten stehe, also ber eigentlichen Gestalt am treuesten gebliebett sei. Dasi mehrere typische Gestaltungen zu Grunbe gelegen haben, wirb man feriter auch barttm vermuthen muffen, tveil bas Menschengefchlecht nicht an allen Orten zugleich vorhanben gewesen sein kann, vielmehr sich langfam ausbreitete, nicht mit gleichem Schritte auf ber Bahn der Civilisation vorwarts ging unb sebes Volk biejenige wilbe Hunbeart sich zuerst tuirb unterworfen haben, bie in ber Nahe seitier Wohnsitze sich aufhielt. Theils burch incitere Ausbreitung, theils burch formliche Auswanberung ber Menscheiistamnte ivurben sene gezahmten llrthiere nach anberen Lanbern versetzt unb erzengten Abarten, ittbent fte den ursprunglichen Hunbearteit anberer Gegenben begeg- tieten. Es ist baher nicht anzunehmen, bah ber oben erwahnte Buansu bie einzige primitive Species von Httitb barstelle. Wenn auch Thibet als ein Mittelpunkt gelten muh, Don welchem bie Menschheit ber Urzeit ausging, tiitb wenn bort ntanche Pflanzen iut wilbeit Zustanbe ge- fuiibeii worben, welche bie attswanbernben Geschlechter mit sich nahtnen unb bie als angebauete jetzt uber ben grohten Theil ber Erbe Derbreitet sittb, fo hat mindestens der thibetanische Hund nicht eitte gleich grohe Verbreitung erfahrett, sondern ist schott in der Urzeit in anberen Lan- bern von Hunben vertreten worben, bie wilb angetroffen unb gezahmt worben waren. Sculptitren aus uralten Deitkmalern unb mumisirte Schabel bes ausgestorbenen altaghptifchen Httnbes beuteit auf unverkeiinbare Ver- waubtfchaft befselben mit eineni noch eristirenben Schakal (Canis Antlius) unb liefern einen Nebenbeweis, bah ber zahttte Huitb uuferer Zeit von utehreren ursprunglichen wilbeit Arten herstamme. Dah biese mit einer ober zwei Austtahmen ganz verschwunben sittb tiitb ihr Geprage in ben Nachkommen meist nur verwischt Hervortritt, beweist ferner, bah sie schott in ben entlegensten Zeiten von ben Menschen unterworfen worben sittb. Die altesten ber auf utts gekommeneit geschichtlichen Urkunben befchreiben den Hunb fo, wie wir ihn fennen ; fpatere clafsifche Schrift- steller gebenkeit zwar ber gleichzeitigen Eristenz zahnter unb wilber Httnbe in Italien unb Griecheulanb, inbeffen ist auf folche Angaben barttm kein Gewicht zu legen, weil banials bie Frage nach bent Urfprunge unfererHausthiere noch nicht angeregt war unb verwilberte Hunbe, wie bie Levante sie noch jetzt barbietet, von ben eigentlich wilbeit nicht unterfchieben wurben. Fruchtbarer als biefe Forfchungen nach bent Urfprunge ber Hunberaeen finb bie Versuche ihrer systematischen Aiiorbnung gewefen. Sie erheifchen genaite Verglei- chtittg eines reichlich vorhanbenen, jeboch schwer zu sich- teuben Materials, eine Arbeit, bie bei alter Schwierigkeit angenehmer ist, ats bie Beweguttg int unbegraitzien Reiche ber Vermuthung. Die Feststellung ber Raeen ber Hunbe burch Entwerfung fo bunbiger Phrafen, wie ber naturhistorifche Gebrauch vertangt, inurbe zuerst von Linne, spater von Bttffon unb zwar nach sehr willknr- lichett Gruubsatzen versucht. Die netteren Anorbnungen ubertreffen bebeutenb bie alteren, inbem sie, von tttehr phitosophischen Anstchten ausgehenb, mit ber Wiffett- schast tttehr itu Einktange stehen. Sowie man in ber Zootogie jetzt bas Uuwesenttiche zutetzt berucksichtigt unb ba, ino es sich unt bie Beurtheitutig eines Geschopses Hanbett, bie wichtigsten, auf Leben unb attgemeines Ver- hatten zunachst bezngtichen Orgatte zuerst in bas Auge saht, eben so Hat man zu verfahren, wenn innerhalb einer Gattung bie Arten, ober in einer Art bie Rayen unb Spietarten in atigentessette Reihesotge gebracht werben otten. Je groher bie Zahl ber Zwischeustusen, je fritter bie Unterschiebe, unt so schwieriger wirb die ltntersuchuitg unb bie Feststettung ber Resuttate. Nach Farbe, Be- schaffenheit ber Haare u. s. w. bie Hunbe attein eitizuthei- ten, ist minbesteus unwissenschafttich. Das Knochenge- batibe giebt vor Attein sichent Anhatt. Die Verhaltnisse ber einzelnen Knochen zu einanber bedingen bie Statur bes Thieres unb sinb bei renten Na^en weit bestanbiger, ats man gemeinhin gtaubt, was schott Daubeittvn, ber getehrte Gehitfe Buffon's, in sehr genauen unb interessan- ten Tafeln nachgewiesen Hat. Die auffalligsten Verschie- benbeiten bietet ber Schabel bar, benn man vermag an Vierte ©rbttung. bent groheren ober geringereu Umfange bes Hirnkastens unb bent baher abanbernben Gesichtswinket mit Sicherheit auf ben Untsang ber Jntettigenz zu schtiesien, bie bekannt- tich bei ben verschiebeneit Rayen einer gropen Abstusung untertuorfen ist. Beispiete tiefern bie von zwei Seiten bargestettten Schabel bes Vullenbeitzers (Fig. 239. 240.), bes grohen Wachtethunbes (Fig. 241. 242.), bes grohen banischen Htinbes (<yig. 243. 244.). Nicht attein sinb bie Aeibattuige ber einzetnen Schabetpartien bei atten ganz ungteich, fonbern jener hohe Hintkasten bes notorisch zehr butnmen Buttenbeihers Hat einen relativ viel geritt- gerett Ouerburchmeffer, also weniger wirklichen Raum stir bas Hint. Besoubers grosi unb unverkenubar ist bie Verwanbtschast bes Dingo mit bent intettigenten Scha- ferhunbe; fte ergiebt sich leicht aus ber Ausicht ber fast gleichgebilbeten Schabel beiber (Fig. 245. 246.). Ver- gleichungen, wie sie Hier burch wenige Abbilbungen er- moglicht sinb, lassen sich aus interessantere unb lehrreichere Art an achten Raeenschabeln allein fortsetzen; sie sittb jeboch allezeit schwierig unb erforbern, zumal wenn bas Material reichlich vorhanben ist, einen hohen Grab von Uebung unb Sachkenntnih, iitbeut auch auf weit schwieri- ger aufzufinbenbe Verhaltuiffe, z. B. auf bie Stellung ber Jochbeine, bes Unterkiefers u. s. to., genaite Ruckficht ju nehmen ist. Die Bewegungsorgane fertter sinb bei Feststellung bes Rayenbegriffes von entschiebener Wich- tigkeit. Ziuar bleibt bei ben nteisten bie Zahl ber Zehen ziemlich bieselbe, allein bie Lange bes Uitterfuhes unb sein Verhaltnisi zur Lange unb Hohe bes Korpers ist unt so tttehr ber Veranberung unterworfen, als gerabe bie Bil- bttitg bieses Theils mit ber Fertigkeit iut Springen unb ber Schnelligkeit bes Lattfes in engen Beziehungeit steht. Den Anatomen sittb feine Unterschiebe im Knochettbatie bieser Theile bekannt, bie, bei verschiebenen Raxeit bestatt- big, hier nicht suglich erlautert werben tonnen. Auch bie Zahl ber Schwanzwirbel giebt einigen, wenn auch nicht bebeutenben Anhatt zur Charakteristik ber Ra^en. Von den Sinuenvrganen sind nur bie bes Geruchs unb Gehors tit aiigefuhrter Beziehung bebeutsam. Die Attgeit be- Haupten bei allett Huiideraoeit gleiche Stellung unb Bil- feung, nicht aber bie Nase, noch bie Ohren. Ittbent von ber Lange unb. bent Umfange ber Nasenhohlen bie Scharfe bes Riechsinnes abhangt, unterliegt bas Profil bes Kopfes je nach ber Raye ben erheblichsten Abanberungen, bie in ihren Ertrem en als lang zugespitzte Schnauze bei Wiiibhund unb Huhiierhuiib, als breites, geruiibetes unb kttrzes Ge- sicht am stumpfsinnigen Bullenbeisier auftreten. Cha- rakteristisch ist enblich bas ausiere Ohr, ittbent es betueg- licher, grotzer ober aufrechter sein kann je itach ber Ra^e. Nicht uninteressant ist bie Bemerkung, basi ein sehr be- iuegliches, meist steif aufrecht getragenes Ohr vorzugsweis solchen Hunben zukomint, welche, mehr im Freien lebettb, minber verweichlicht unb ihreut Urcharakter treuer geblie- bett sittb, auf Kampf gefatzt sein unb itt bestanbiger Auf- merksainkeit verharren muffen. Es kann in bieser Hitt- sicht nicht leicht einen scharferen Unterschieb geben, als zwischen bent Halbwilbeit Schaserhunbe unb bent att Skla- verei gewohnten, gutmuthigen Pubel ober gar bent eut- arteten Bologneser, att welchem bie bas Ohr Hebenben Muskelit geschwunben, Hingegen bas Ohr selbst zur un- gewohnlichen Grosie entwickelt ist. Von sehr geringer Bebeutuiig ist, wie schott erwahnt, stir systetnatische Zwecke bie Beschaffenheit unb Farbung bes Haares, indeni kein Theil bes Thierkorpers burch Cttliur ober Einstusi bes Klima's so leicht unb so schnell veraubert wirb, als ge- rabe bieser. Die von Friebr. Cuvier angegebeue systematische Ein- theiluug ber Hunberaoeit ist nicht allein von ben vorhatt- benett bie einfachste, sonbern bertihi wesentlich auf genauer Wtirbigung ber angeftthrien charakteristischen Eigenthum- lichkeiten bes Korperbaues, zttutal aber bes Schabels. Sie fucht bie Abarten in folche Neihefolge zu stellen, basi biejenigen, welche den wenigen fur wirflich wilb gebaltenen Arten am nachsten kommen, alfo bie Urgestalt bes Htinbes