Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Fleischstesser.
Saugethiere.
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am treuesten bewahrten, an der Spitze stehen, Hingegen
solche den Schluh machen, die durch Form des Schadels
Weit mehr den Hyanen als den Wolstn gleichen. Cuvier
nimmt nur drei Gruppen an und Lezeichnet jede mit dem
Namen einer ihrer besonders ausgezeichneten Rapen, indeni
er bekennt, dah es ihm nicht gelungen fei, einen Namen
fur jede Gruppe zu ersinden, der auf alle enthaltenen
Rayen oder Spielarten gleichmasug paste.
Erste Gruppe. Windhunde. Schadellang-
lich, Scheitelbeine unmerklich genahert von der Naht der
Schlastnbeine, ziemlich gleichformig einporsteigend; Ge-
lenkkopse des Unterkiefers mit den oberen Backenzahnen
auf gleicher Horizontallinie stehend.
Der die Reihe eroffnende Dingo oder neuhollan-
dische Hund (Fig. 245. 248? 249.) liefert ein in der
ganzen Gattung kaum weiter vorkonimendes und Hockst
merkwnrdiges Beispiel von gleichzeitiger Eristenz.im wil-
den und halbgezahmten Znstande und ist daher von gro-
sem Interesse. Zu welcher Zeit und unter welchen Um-
standen der Hund, der wohl nicht als Nrthier Neuhol-
lands angesehen werden darf, in dem Lande, wo er
jetzt allein unter seiner Lezeichnenden Form vorkommt,
eingefuhrt worden ^ein nlag, ift uns vollig unbekannt.
Nur soviel weis man mit Sicherheit, das der Dingo
in entlegenen Gegenden als Wahre Plage und Geihel in
grohen Zahlen sich Herumtreibt, das Kanguru jagt, aber
wo Gelegenheit sich darbietet, es vorzieht, auf nrnhelo-
sere Weise, und zwar durch Angriffe auf die Heerden
europaischer Colonisten, sich zu nahren. Jm Aeuseren
isi er so wolfsahnlich, das die ersten, Neuholland bernh-
renden Seefahrer nicht anstanden, ihn ohne Weiteres fur
einen Wolf zu erklaren, z. B. Dampier, der in dem Be-
richte von seiner zweiten, im Jahre 1699 unternom-
menen Reise erwahnt, das seine Matrosen zwei oder drei
Thieren begegnet seien, die ganz und gar wie Hungrige
Wolst ausgesehen hatten. Zwischen dem halbgezahmten
Dingo, der den wilden, heimathlofen und der menschlichen
Bildinig toenig fahigen Nreinwohner nuf stinen Streist-
reien begleitet, und zwischen dem wilden Thiere derstlben
Art sindet kein erheblicher Unterschied Statt. An Grose
gleicht er ohngefahr einer gewohnlichen Bracke (Jagd-
hunde), ist stark gebaut, hat muskulost Glieder, kurze,
aufrechte und spitzige Ohren, einen nach hinten ziemlich
breiten Kopf, spitzige Schnauze, einen dicken und kraftigen
Hals; der etwas lange und buschige Schwanz Hangt ent-
weder schlass herab, oder wird felten Horizontal getragen.
Seine Farbung ist im Allgemeinen fuchsroth; die kleinen,
schief stehenden Augen haben einen besonders wilden
Ausdruck und verrathen den aus Tucke, List und Wild-
heit gemischten Charakter. Auf Van Diemensland ist
ubrigens diests bosartige Thier niemals gefunden wor-
den. Man Hat in England Gelegenheit gehabt, einen
dort geborenen und in der stchsten Woche von der Mutter
entfernten Dingo zu beobachten. Eingesperrt verkroch
er sich in den dunkelsten Winkel des Zimmers, betrachtete
mit unverhehlter Abneigung und unverbefferlichem Mih-
trauen die Menschen, brach, allein gelaffen, in melancho-
lisches Geheul aus, schwieg, toenn Personen eintraten,
und fetzte diests Benehmen mehrere Wochen fort. Mit
der Zeit wuchs er gesund und stark empor, gewohnte sich
zwar an seine Warter, begrnste sie indessen niemals mit
Schwanzwedeln und behielt seine alte Scheu gegen Un-
bekannte. Er bellte niemals, schwieg, obgleich Fremde
eintraten, erwies sich also zum Wachdienste ganz unfahig,
schnappte dagegen heimtuckisch und von hinten nach Vor-
ubergehenden und verkroch nach jedem solchen Angriffe
sich alsbald in seine Hutte. Einen grohen Theil des
Tages verbrachte er zum nicht geringen Verdrusse der
Nachbarfchaft unter lautem, in Mondscheinnachten beson-
ders verstarkten Geheul. Seine Behendigkeit und Mus-
kelkraft waren gleich groh, denn eine starke Kette komite
, ihn nicht hindern, mit einem Satze auf eine nahe Hohe
Mauer zu springen. Jm wilden Zustande wurde der
Dingo von mehreren englischen Naturforschern, z. B. von
Orley, dem verdienten Geographen Neuhollands und
von dem Botaniker Cunningham beobachtet. Beide schil-
dern ihn als ein sthr bosartiges und graufames Raubthier,
welches Vergnugen im Morden sindet, weil mehr Schaafe
todtet, als es zu verzehren vermag, so Heftige Bisse ver-
setzt, dah ein einziger zur Todtung Hinreichr, und an Muth
den Wolf weit ubertreffend, ohne Zagen sich auf uber-
legene Gegner sturzt. Der Dingo jagt in Paaren, bis-
weilen auch in Menten von 5—6 Stuck, ist durch Starke
und Schnelligkeit den starksten europaischen Hunden vollig
gewachsen, hegt gegen diest eine unversohnliche Feind-
schaft, sucht sie nuf und verfolgt sie bis vor die Fuse ihrer
Herren. Mit grostem Jngrimm greift er fedes ihm fremde,
wenn nuch grose Thier nn. Plan Hatte, wie Pennant
erzahlt, in Englnnd einst Muhe, einen friedlichen Efel
den Zahnen eines vor Kurzem nus Neuhollnnd gebrach-
ten Dingo zu entreihen, und ein nnderer sprnng gegen die
Eifengitter der von Baren, Jngunr oder Pnnther bewohn-
ten Zellen der pnrifer Menngerie. Die Znhl der Jungen
verhalt sich wie bei zahmen Hunden; sie werden in einem
hohlen Stumme, in einem verlnsfenen Termitenhugel oder
in einer, von dichtem Gestrupp verborgenen Grube gebo-
ren. Nnch Orley ubertrifft diefer durch gegenseitige An-
Hanglichkeit alle undere Hunde. Die Gefahrten jenes
kuhnen Wnnderers todteten einen Dingo, wnrfen den
Korper nuf einen Bufch und trnfen, nnch ncht Tngen nn
derstlben Stelle wieder vornberziebend, eine die Leiche
bewnchende Hundin nn, welche in der Zwifchenzeit keine
Nnhrung gefucht hntte, zu fchwnch und nbgezehrt wnr,
um sich bewegen zu konnen und nus Mitleid erfchoffen
wurde. Die im Besitze der Ureinwohner Neuhollnuds
befindliche Rape knnn Hochstens fur Halbgezahmt gesinlten
werden, denn wenn auch etwas kleiner als die vollig
wilde und nur 22 engl. Zoll hoch in der Schultergegend,
laht sie jene Neigung zur Abartung nicht gewahren, welche
Hunden alteivilisirter Lander soviele Mannichfaltigkeit der
Farbung und des Banes verfchafft Hat, ist vielmehr durch-
aus rothbraun und Hat siochstens eine weihe Schwanzfpitze.
Dah auf isire Erziehung niemals Sorgfalt verwendet
worden ift und das achte Naturelt der Raubthiere in isir
vorwaltet, ergiebt sich schon aus dem Umstande, dah sie
den Begriff des Eigenthumes, den unfere Hunde Haben,
sich niemals angeeignet Hat und ihren Herren eben fo
beraubt wie Fremde. Das rednerifche Bild, welches
Buffon vom wilden Menfchen und Halbwilden Hunde
entwirfl, die sich bei der Jagd unterstutzen und treulich die
Beute mit einander theilen, verliert fouach alle Bedeutung.
Die theils in Neufudwales, theils in Paris gemachten
Versuche, durch Kreuzung solcher halbzahmen Dingo's
mit wolfasinlichen Hunden europaischen Stammes eine
ueue Rape zu ersialten, sind ganz fruchtlos geblieben.
Ein Paar achter Dingo's siat sich Hingegen in London
fortgepstanzt; die Jungen waren weihgefleckt, alfo gewiffer-
maahen im Zustande einer beginnenden Ausartung. Eine
der afrikanischen Erpeditionen brachte vom Niger einen
Hund nach England, der zwar dem Dingo sthr ahnlich,
aber weit kleiner und leichter gebauet war, eine spitzere
Schnauze und rothlichere Farbung hatte, ubrigens Anfangs
eben auch weder bellte noch mit deni Schwnnze wedelte.
Wasirscheinlich gehoren in diest erste Gruppe eben auch
jene Hunde, die, nsch sthr wenig gekannt, als verwilderte
in manchen Gegenden.Sudanierika's und felt 'ft nuf einigen
Jnfeln Westindiens^ eine Lnndplnge nusmachen. Mnn
leitet sie von Hund u nb, welche von den erften Ansiedlern
bei Veranderung des Wosinortes zufallig zuruckgelnfsen
wurden und, unb.r jenem nrilden Hinnuel der menschlichen
Vorsorge nicht bedurftig, mitLeichtigkeit sich fortpflnnzten.
In Paraguay und auf den endlofen Steppen der Plata-
finaten zieheiesie in Haufen herum, die, nicht felten einige
Hundert Kopfe zahlend, von der Jagd auf die gleichfalls
verwilderten Pferde und Kuhe leben und selbst einfamen
Reitern gefahtZich werden konnen. Sie hnusen nach Art
der Fuchse in Hohlen, kommen in Gestalt und Grohe,
nicht aber in Farbung uberein, sind im Allgemeinen
scheu, stig und vorflchtig, werden aber zu grimmigen
Raubthieren, sobald sie ihre llebermacht erkennen, und
greifen dann selbst wohlbewachte zahme Heerden an.
Die Schaafhirten der Banda oriental fuhren daher mit
ihnen einen zwar unaufhorlichen, jedoch nicht entscheiden-
den Krieg; ihre Fruchtbarkeit ist groh genug, um trotz
der Verfolgungen die Zahlen unvermindert zu erhalten.
Selbst in dem dichtbevolkerlen Cuba fehlt es nicht an sol-
chen verwilderten Hunden, die zumal dem Hansgeflugel
vielen Schaden zufugen und in Fallgruben gefangen wer-
den. Sie sind vielleicht Abkommlinge jener zahmen
Hunde, von welchen eine genaue Beschreibung fehlt, die
aber von den Entdeckern Amerika's (z. B. von Columbus
1492 auf Guanahani) als Begleiter der Eingeborenen
erwahnt werden. Die damals auf den Antillen duge-
trossenen sollen einem Fuchse geglichen haben, diejenigen
von Panama sthr hahlich, mit langem Haar und aufrech-
ten Ohren versehen gewesen sein. Auch in Plerico und
Peru fand man zahme Hunde, von welchen Hernandez
zwei Rapen, den „fetten Alco" (Btzquinta porzotli der
Merieaner) und den „breitsuhigen Aleo" (Teschitschi)
anfuhrt. Beide waren klein, der Teschitschi fogar nur
von der Grohe eines Meerfchweinchens, Hatten einen
dicken und fchwerfalligen Korper, gekrummten Rucken,
kleinen Kopf, fchlaff Herabhangende Ohren und kurzen
Schwanz. Bullock brachte aus Durango, einer bergigen
Provin; des nordlichen Merieo, einen sthr kleinen, dort
Asealote genannten, weihen, schwarz und fuchsroth ge-
fleckten Hund, der vielleicht von jenen verloren gegangenen
Aleo's abftammt. Franzostfche Seefahrer fanden 1635
ausMartinique und Gouadeloupe nackte, dem fogenannten
turkischen Hunde ahnliche Thiere, welche von den Einge-
borenen gegeffen wurden, jetzt aber fpurlos verschwunden
sind. Wahrscheinlich haben diest Alco's nicht zu den ur-
sprunglich einheimifchen Thieren der neuen Welt gehort,
sondern sind von jenem sonderbaren Volke asiatischen
Stammes, welches die grohen Reiche von Peru und
Merieo grundete, eingefuhrt worden. Auf den Sudste-
infeln eristirt noch Heutzutage eine den Alco's ahnliche
Hunderaxe, die man mit Vegetabilien ernahrt, mastet
und als Schlachtvieh benutzt. Auch in mehreren Ge-
genden Afrika's, z. B. in Congo und Guinea, sind ver-
wilderte, in Menten jagende, Hohlen bewohnende Hunde
beobachtet worden; Clapperton begegnete ihnen im tie-
fen Jnneren des Welttheiles jenfeits Timbuktu. Sie
haben indessen nichts gentein mit den zahmen Hunden
von sthr vortrefflicher Raxe, die in denfelben Landern
znr Jagd verwendet werden. Noch ist es unentschieden,
ob man die oftindischen Pariahhunde fur ein ausge-
artetes Gemenge der verfchiedenften Blendlinge von ge-
zahmten Rapen, oder fur wirkliche Nachkommen einer
ursprunglichen, wilden, jedoch im Laust der Zeit entweder
untergegangenen oder doch verfchlechterten 2lrt Halten
folle. Fast fcheint es, als ob die feit Buffon Herkonunliche
Ansicht, nach welcher fle nur verwilderte fein follen, keine
Geltung erhalten durfe, denn man sindet sie in allen
Dfchungeln Indiens und in den Vorbergender Himalaya's,
wo fte, in grohe Gefellschaften vereint, nach Art der Swa-
kal jagen, jedoch keine Bane aushohlen. Sie Haben
kurze, wie man fagt, funfkrallige Futze, einen mittellangen,
wenig beweglichen, am Ende etwas bufchigen Schwanz,
zugefpitzte, nach vorn gerichtete Ohren und braune Augen.
Je nach der geographifchen Breite ihres Wohnortes ist
ihre Behaarung dichter oder dunner und die im Allge-
meinen fuchsrothe Farbung Heller oder dunkler, in den
Sudprovinzen z. V. mehr in Silbergrau, im Norden In-
diens mehr in Schwarz ziehend. Zwifchen ihnen, den
vollig wilden Bewohnern dunnbevolkerter oder ganz ein-
famer Berglander und den eigentlichen, die Stadte Indiens
umringenden, den Caravanen und Heeren nachfolgenden
Pariah's besteht eine unverkennbare, durch zahlreiche
Nebergange vermittelte Vertoandtschaft. Spkes berich-
l tet, datz unter den in Deccan besonders zahlreichen
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