Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Fleischfrester.
Saugethiere.
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engtifcher Sagben betoeist, basi er, von Hunden verfolgt
und Kreife befchreibenb, Wege von 10 deutschen Meilen
zuruckzulegen vermag, ohne einen Augenblick die Geistes-
gegenwart zn verlieren. Auch uber der Gefahr der
anhaltenden Verfolgung Vergipt er nicht, jebes Boben-
Hinbernisi sich zn Nutzen zn machen unb dnrch List die
Hnnde von der Fahrte abzubringen, und stirbt enblich,
wenn keine Rettung bleibt, ohne Schmerzenslant, aber
bis znm letzten Augenblicke sich mnthig vertheidigend.
Es halt schwer, ihn zn fangen, denn kein anderes Sange-
thier gleicht ihm dnrch Misitranen nnd Klngheit. Er
ubertapt nichts dem Znfalle, nntersncht anfdas Genaneste
die Umgebnngen seines Wohnortes , macht sich mit allen
Schlnpfwinkeln derselben bekannt nnd sncht die Gefahren
kennen zn lernen. 3eber nene Gegensianb erregt seinen
Verbacht, unb wenn er bie Beschaffenheit besselben bnrch
vorsichtiges Heranschleichen anf Weiten Umwegen zn er-
grunben nicht vermag, so entflieht er unb ist im Stanbe,
ben bisher bewohnten Bezirk ganz zn verlassen. Den
Tag verbringt er in ber Tiefe seines Banes unb gehi nur
in ber Dammernng unb bes Nachts auf Raub aus,
schleicht mit leisem Schritte in ben Ackerfurchen- fort unb
uberrascht, burch untrugliche Scharfe ber Nase unb bes
Anges geleitet, bas Rebhnhn anf bem Neste unb ben
Haasen in feinein Lager. Den Kaninchen lauert er auf
an ben Zugangen ihrer Baue, bringt wohl anch in biesé
ein unb verfolgt bisweilen kleines Wild mit Hunbeartigem
Gebell uber ostene Ebene. Gelingt es ihm, in Huhner-
hofe einzubringen, so tobtet er, was er irgenb erreichen
kann, unb fchleppt bie Tobten einzeln bavon, um sie in
einem Verftecke fur spåteren Gebrauch unterzubringen.
Auch bie besten Bissen lapt er unberuhrt, sobalb er eine
Falle in ber Nahe wittert. Le Noi erzahlt in seinen
Briefen uber bie Thiere, bap einst ein Fuchs volle vierzehn
Tage Hungernb in seinem Baue blieb, umbie ringsumher
aufgeftellten Fallen zu vermeiden. Die Paarungszeit
fållt auf ben Monat Februar, bie Tragezeit banert 50
bis 56 Tage. Die 5—8 Jungen iverben in einem toohl-
bereiteten Lager geboren, sinb behaart, aber blinb unb
iverben mit gropter Zartlichkeit von ber Fuchstn gepstegt,
bie alle Furchtsamkeit ablegt, nnermublich fur bie Nach-
kommen sorgt, mit Knhnheit unb gropent Muthe ben
Angreifern entgegentritt unb notpigenfartS ihr Leben
anfopfert. Gegen ben Vierten Monat verlassen bie Sungen
ben Ban, trennen sich balb unb auf immer von ihren
Aeltern unb sinb mit zivei Jahren ausgewachsen. Die
Schablichkeit bes Fnchses ist so grosi, auf ber anberen
Seite aber seine Verfolgung wegen seiner List unb Ge-
Wanbtheit bem rechten Jager so interessant, basi Fuchs-
jagden in vielen Lanbern zu bevorzugten Vergnugungen
gerechnet werben. In Frankreich fuhrte sie Lubivig XIII.
ein, in Englanb werben sie ganz systematisch getrieben
unb verlangen einen gewaltigen Aufwanb, ber sich sogar
auf Einfuhrung lebenber Fuchse vom Continent erstreckt.
Auch nach Norbamerika sollen leibenschaftliche Fuchsjager
schon bie europaischeit Fuchse gebracht unb bort in Frei-
Heit gesetzt haben, um sie zu vermehren, Weil bie ameri-
kanischen Arten viet leichter zu fangen stub unb baher bem
Jager nicht genugen. Nur im Winter ist ber Fuchspelz
brauchbar, berjenige ber jungen Thiere ist werthlos.
Den grohten Hanbel mit benselben treibt man wohl in
Rusilanb.
5. Der Lgyptischk Fuchs. (Canis niloticus.) Sig. 300.
Sn Aegypten unb Syrien lebt ein Fuchs, ben bie
-Kopten Tahaleb, bie Araber Sabora nennen, ber an
Farbung 5ivar unserem Fuchse gleicht, allein schlanker
gebauet ist unb Hohere Beine hat unb, in bem burren,
steinigen Lanbe tun Bethlehem, zumal um bas Kloster
S. Johann in ber Wuste sehr Haufig, ben Trauben so
nachstellt, basi man genothigt ist, bie Weinberge mit
Wachen zu versehen. Uebrigens lebt er in Bauen wie
unser Fuchs unb hat fast gleiche Sitten.
6. Der amerikanifshe Kreuzfushs. (Canis fulvus var. decussatus.)
Fig. 301.
Envier ivar ber Anstcht, basi ber gemeine Fuchs" auch
uber Norbamerika verbreitet sei, baher ber Rothfuchs, ben
auch to ir bereits unter ben kiimatischen Varietaten an-
fnhrten, als Art nicht angesehen werben burfe. Englische
unb amerikanische Zoologen sinb freilich ber entgegenge-
setzten Meinung unb wollen ben Unterschieb weniger in
ber veranberlichen Farbung, als in ber Breite ber znm
Gehen anf Schneefeibern vorzuglich eingerichteten Fusie
finben unb fupren als charakteriftisch bas lange Waugen-
Haar, bie kurzeren Ohren unb bie etwas ftumpfere Schnauze
an, welche znsammen bem ganzen Kopfe eine rmtbere
Gestalt geben. Das ganzeThier ist grosier als ber euro-
paische Fuchs unb hat einen bichter unb langer behaarten
Schwanz; bie Behaarung bes Felles ist uberhaupt bichter
unb feiner, weicher unb von reinerer goldrother Farbe.
Alle biese Charaktere burfen aber, streng genommen, bie
Anytellung einer besonberen Art um so weniger recht-
fertigen, als sie grositentheils aus dem weit kalteren Klima
Hergeleitet werben tonnen. Sitten und Lebensweise sinb
wie diejenigen des gemeinen Fuchses, der aber langeren
Athem, mehr Kraft und Ansbauer btsitzt. NachRicharb-
son's Berichte lauft ber Rothfuchs nur einige Hunbert
Schritte mit Schnelligkeit, lapt aber bann so nach, basi
ihn ber Wolf ober ein Reiter balb einholt. Im Petz-
Hanbel ist sein Fell zwar haufig, aber geschatzter, als bas-
jenige bes gemeinen Fuchses ; Englanb allein erhalt jahr-
lich 800 Stuck bnrch bie Hubfoitsbay-Companie. Eine
im Preise hoher stehenbe Varietat nennt man Kreuz-
fuchs (Fig. 301.); steunterscheibet sich bnrch ein schivarz-
liches Krenz uber bie Schulter unb eine in bas Silbergran
ziehenbe rothliche Farbung, gilt aber selbst bei ben cana=
bischen Pelzjagern, welchen in biesem Falle am Ersten
bas Urtheil zusteht, nur als Spielart bes Rothfnchses.
Als eine zweite Varietat ist ber Schwarz- ober Sil-
berfuchs (C. fulvus, var. argentatus) anzufehen, ber
bisweilen glanzenb schwarz unb nur an ber Schtoanz-
spitze weisi, Haufiger silbergran baburch erscheint, basi alle
Haarspitzen weisilich sinb. Ungeachtet seines Preises, ber
wohl sechsmal hoher ist, als ber irgenb eines anberen
norbamerikanischen Pelzwerkes, gelingt es, obgleich ste
jebe Kunst antoenben, ben Jagern felten, auf einem Posten
innerhalb ber Jagbzeit mehr als 5—6 Stuck zu fangen.
— Norbamerika befltzt noch mehrere als Arten wirklich
unterschiebene Fuchse, wie ben virginischen (C. virgi-
nianus) unb ben im Pelzhanbel sehr Haufigen Kitfuchs
(0. cinereo-argenteus), ber in nnbewalbeten Gegenben am
Missouri uberart vorkommt, sehr wachsam unb schnell ist
unb, nach Richarbson's Anstcht, in Amerika ben Corsae
(0. Corsac) Mittelasiens, ber ganz gleiche Sitten unb
Aufenthaltsorte hat, vertritt.
7. Der Eisfuchs. (Canis lagopus.) Fig. 302.
Der Eisfuchs tritt als einziger Reprasentant seiner
grosien Gattung in ben hochsten arktischen Breiten auf,
wo bas Pstanzenteben fast ganz erstirbt unb von Lanb-
thieren eben nur wenige, meist vom Raube sich nahrenbe
bestehen tonnen. Er bringt bort sogar bis an bie ausier-
sten Granzen bes norblichsten Festlanbes, totrb sublich
vom 50. Breitegrabe nie gefunben, weil ihm bort bas
Klima schon zu toarm bunkt, halt sich aber in grohen
Mengen um Hubsonsbay, bie Behringstrasie unb au ber
sibirischen Norbkuste auf. In ber Nahe bes Eisnteeres
entbeckt man formliche Colonien von 20 —30 ober mehr
Bauen, benn selbst bie etoig gefrorne Melville-Halbinsel
verliesien, nach Parry's Bericht, biese Fuchse nicht fruher,
als im November, lleberall suchen sie bas Meer auf unb
gehen nur ba weiter nach Suben, >vo bie Kufte biese
Richtttng nimmt. Im Jnnern bes norbamerikanischen
Festlanbes, unter 65° N.-Br. erscheinen sie, jeboch nie-
titals zahlreich, nur im Winter; unter 610 N.-Br. sinb
ste felten, unb unter 53° N.-Br. sah man in 40 Jahren
nur zivei. Nachst bem fileiinthiere, bem ebenfalls ber
Sommer Petersburgs zu toarm ist, giebt es tvohl faittu
ein anberes, bie Kalte ebett so sehr aufsuchenbes Lattb-
saugethier. Obgleich nicht ohne Jntelligenz, ist ber Eis-
fuchs, nach Hearne's Erfahrung, boch nur int utivoll-
kontmenen Grabe zahmbar unb behalt gegen Viebtofungen
entschiebenen Wiberwilleii. Dem gemeinen Fuchse ganz
unahnlich, ist er nicht misitrauisch unb nicht eiitmal vor-
sichtig. Man hat beobachtet, basi er bem Jager ruhig
jusah, toahreitb bieser bie Falle aufstellte, unb in biese
blinb Hineinrannke, sobalb jetter ben Rucken geivenbet
hatte. Capitain Lyott erhielt burch eine einzige Falle
innerhalb vier Stunben einst 15 Stuck. Den Menschen
furchtet er nicht, benn bie sibirischen Reisenben klagen
uber bie Frechheit, mit welcher er in ihre Lager einbringt,
ben Proviant unb fogar ben Schlafenben bie Schuhe
raubt unb zuletzt bie zur Abwehr Hingelegten Stocke fort-
schleppt. Nahert sich ein Jager seinem Bau, so steckt er
furchtlos ben Kops Heratts unb klafft toie ein junger
Hitnb; too er viel verfolgt tvirb, toie in Jslanb, scheuet
er Betoaffuete ettoas mehr. Lyott beinerkte, bap er bie
Slimmen anberer Thiere, besonbers ber Brantgans, uach-
ahttte unb biese in seine Nahe verlocke. Am Tage schlaft
er, toacht aber bei bem geringsten Gerausche auf; bes
Nachts ist er in lebhaftester Betoegung, jagt enttoeber,
ober springt mit anberen lustig Heruttt. Die Reste seiner
Bente vergrabt er unter bem Schnee, ber ihm auch bas
Wafser erfetzt, ben er aber nicht ausleckt, toie Hitttbe es
thuti, fonbern in kleitten Bissen verschluckt. Bei ber
Verfolgung eines Thieres lasit er keinett Lånt horen, in
ber Gefangenschaft ober itu Zortte stosit er ein kurzes, schar-
fes Gebell aus. Sein Getoicht im ausgetoachsenen Zu-
stattbe betragt felten toettiger, als siebett ober mehr, als
tiettn Pfutib; uberhaupt erscheint er schtoach unb kletn,
zumal in getoohnltcher stehenber Stellung, ist aber itt
ber Wirklichkeit so stark unb behettb, basi toenige attbere
Saugethiere in ber Ausfuhruttg getoaltiger Sprttnge
ihm gleichkommen burften. Langes, im Winter fchnee-
toeisies unb batttt ettoas toolliges Haar bebecktnicht artein
ben Korper, fonbern sogar bie Fusisohlen unb schutzt bie
ubrigens buttite unb feine Haut vollstanbig gegen bie
arktische Kalte. llnt bie Wangett unb bis hinter bie Ohrett
zieht sich ein Hubsch aussehenber, abstehenber Pelzkragen.
Die kurzen, abgestumpften Ohren sinb ebenfalls bicht
behaart, unb itt ben langen, bichten Schtoanz to irb toahreitb
bes Schlafes bas Gesicht toie in einen Mttff versenkt.
Die verhaltitisimasiig langen Fusie sinb sehr muskulos
unb mit starten Krarten bewaffnet. Der Kopf bes
Weibchen scheint ntinber spitzig, als ber bes Mannchen
unb besitzt einen gutmuthigen Ausbruck. Beibe Haben
klare brauite Augen, verbreiten keineii ubetn Geruch toie
anbere Fuchse unb sinb nur im Winter weisi, int Sommer
von busterer, in Graubraun ziehenber Farbung.
8. Der Caama. (Canis Caama.) Fig. 303.
Unter ben afrikanischen Fuchsen ist ber Caama vom
Cap ber guten Hofsnung einer ber kleinsten ber ganzen
Gattung. Ztoar kommt er innerhalb ber Granzen ber
Cotonievor, boch scheint seine toahre Heimath norblicher
zu liegen. Er totrb tagtich feltener, toeitbie Ureintoohner
sich in seine Felle kleiben unb baher unter ben Bitfchua-
nas ntanche Jager sich nur mit ihm beschastigett unb ihn
theils burch Hunbe theits in Schtingen fangen. Wie
seine Vertoanbten ift auch er ein grosier Feinb arter am
Boben brutenben Vogel unb toirb baher vom Strausi
fcharf betoacht. Hat er sich beiinoch eineS Strauheiieies
bemachtigt, fo rortt er es fo lange aufbem steinigen Boden
Herum, bis es irgenbtoo eine Oefftittttg erhalt. Die Ein-
geborenen toiffen, dasi der misitrauische Strausi eilig Her-
beitauft, fobatd ein fotcher Fuchs bem Neste sich nahert,
biitdett daher neben demsetben einen Hund an, tegen sich
in Hiiiterhatt und erfchieheii ohne Muheben einen Rauber
vermuthenden unb aufgebracht Herbeifturzenden Riefen-
voget.
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