Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
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III
genannt worden sind (was ja für den von uns vermutheten
anglonormannischen Ursprung der Rauchofenstube spricht),
theils zweistöckige, nur als Vorrathshäuser, oder auch als
Schlafräume und dgl. benutzte „Loft“ oder — fast gleich-
bedeutend — „Bur“. Der Unterschied wird später hervortreten.
Um nun diese Häuser des späteren Mittelalters zu beschrei-
ben, brauchen wir glücklicher Weise nicht zu den spärlich fliefsen-
den Schriftquellen jener dunklen Zeit, die keine Königschroniken
mehr besitzt, unsere Zuflucht zu nehmen, denn noch stehen in
Norwegen nicht wenige dieser bis 600 Jahre alten Gebäude,
als Reste der Vorzeit in unsere Zeit hineinragend. Wir können
uns somit an der Hand der erhaltenen Denkmäler die häus-
liche Einrichtung des Mittelalters deutlich vergegenwärtigen.
Während wir das Alter einiger dieser Stuben mit ziemlicher
Genauigkeit zu bestimmen vermögen, entziehen sich manche
in dieser Beziehung unserer Untersuchung. Wir wissen nur,
dafs die meisten der Zeit vor 1600 angehören. Zu näherer
Erforschung ihrer Eigenthümlichkeiten werden wir die wich-
tigsten einer Betrachtung unterziehen.
I. Die Arestuben des späteren Mittelalters.
Dauer der Arestube.
Die Arestuben haben etwa 800 Jahre unverändert in Nor-
wegen bestanden, da sie von Anfang der historischen Zeit bis
zum Jahr 1600 nachgewiesen werden können, hin und wieder
auch weit später gebaut sind. Die ältesten der noch bestehen-
den Arestuben scheinen der zweiten Hälfte des 12. Jahr-
hunderts, der Zeit Haakons IV. (t 1263), Magnus Lagaböters
(1263—1280) oder Erik des Priesterhassers (1280—1299) anzu-
gehören; die jüngsten sind vor ungefähr 60 Jahren gebaut.
Stube von Rauland.
Unter den Arestuben hat die merkwürdige Stube von
Rauland (Numedal, Stift Christiania), trotz mehreren im Laufe
des Jahrhunderts stattgefundenen Änderungen das alterthüm-
liche Gepräge am besten bewahrt. In diesem Hause erkennen
wir noch ganz deutlich die oben beschriebene früh-mittelalter-
liche Anlage der Gebäude, wie sie in den isländischen Sagaen
auftritt. Die niedrige Eingangsthür mit geschnitzten Pfosten, der
Flur, die Kove oder Kleve, das über den letztgenannten beiden
Räumen liegende Oberzimmer, die Halle mit den festen Bänken
längs der Wand, die aus Stabwerk errichtete Zwischenwand
zwischen der Halle und jenem kleinen Zimmer mit den zuge-
hörigen Thüren, das ebenfalls aus Stabwerk aufgeführte „Skot“
längs zwei Seiten des Hauses, die Dichtung der Wände durch
rothes, wollenes Zeug, das Sparrendach, das kleine Fenster
der Kove finden wir hier, ganz so, wie wir sie oben S. 102 — 104
beschrieben haben, wieder, und zum gröfsten Theil in wohl-
erhaltenem Zustande. Etwas genauer lernen wir hier auch die
Einrichtung des kleinen Oberzimmers kennen, obschon es mög-
lich ist, dafs auch dieses im Laufe der Zeit gewisse Änderungen
erfahren hat. Der Oberraum (Ram, Hjell) über Flur und
Kove ist hier durch zwei Querwände in drei Theile ge-
theilt; der mittlere Raum zwischen den Querwänden ist das
eigentliche „Zimmer“. Von den Seitenabtheilungen unter den
niedrigeren Theilen des schrägen Daches ist die über dem
Flur liegende nur als Vorraum zu jenem Mittelzimmer anzu-
sehen. Eine steile, im Innern des Flurs liegende Treppe führt
nämlich in diese Vorstube hinauf, eine Thür in der Querwand
leitet in das Mittelzimmer hinein. Anstatt durch diese Thür
einzutreten, kann man sich aber auch links gegen die Giebel-
wand wenden; hier öffnet sich in der Aufsenwand eine Thür,
die nach einem unter dem hervorragenden Dache liegenden,
nach aufsen geschlossenen Balkon oder Laufgang führt. In
die jenseits des Mittelzimmers liegende dritte Abtheilung des
„Ram“ führt nur eine Treppe aus der Kove hinauf; mit dem
Mittelzimmer hat sie keine Verbindung. Man kann verstehen,
dafs die Tradition diesen wohlverwahrten Raum „die Schatz-
kammer“ nannte, warum aber dieselbe Tradition das fenster-
lose Mittelzimmer „das Gefängnifs“ nennt, ist nicht zu er-
klären. Eine bestimmte sagenhafte Überlieferung mag ihm
diesen Namen eingetragen haben. Übrigens giebt Gudmundsson
in seiner Übersicht der verschiedenen Zimmer des isländischen
Hauses auch ein „Dunkelzimmer“ oder Carcer an.
Auch eine gewisse Orientirung findet bei diesem Gebäude
statt, freilich in umgekehrter Weise. Das Haus liegt von 0.
nach W., der Eingang aber zum Ersatz an der Nordseite gegen
das östliche Ende des Gebäudes hin; die Thür zwischen Flur und
Halle befindet sich also an der Ostseite der Halle anstatt an
der Westseite, infolgedessen mufs der Ehrensitz ersten Ranges,
der dem Eintretenden zur linken Hand lag, hier an der Süd-
wand gestanden haben. Es ist dieses einer von den vielen
Ausnahmefällen, die jenes Orientirungsgesetz sich hat müssen
gefallen lassen, die gegenwärtigen Verhältnisse der einzelnen
Theile sind dennoch bewahrt. Der Haupteingang hat das
alterthümliche Gepräge bewahrt; seine Ornamentik, die wir
später genau erörtern werden, deutet auf die zweite Hälfte
des 13. Jahrhunderts als ihre Entstehungszeit hin. Die Flach-
bogenform ist deutlich gothisch, also nicht älter als etwa 1250.
Die Runeninschrift über der Thür: „porgautr Fifil mik gerju“
(Thorgaut Fifil hat mich gemacht), die uns wohl den Namen
des Erbauers des Hauses nennt, kann nach der Meinung der
Runologen nicht aus späterer Zeit als um 1300 stammen; so
ist das Gebäude nach beiden Richtungen als ein Werk der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bestimmt.
Bei den vielen Änderungen des Hauses ist die Are mitten
in der Halle verschwunden und hat einem „Peis“ (offener Schorn-
stein mit Rauchfang) in der Südwestecke der Halle Platz ge-
macht. In die Wände sind Fenster gebrochen und eine flache
Decke über die Halle gelegt; das ist im Jahre 1734 ge-
schehen. Gleichzeitig vielleicht wurde das Sparrendach mittelst
zweier vom östlichen bis zum westlichen Giebel gehender und
auf den Giebelseiten ruhender Horizontalbalken (Aaser) ver-
stärkt. Die festen Bänke längs den Wänden scheinen ur-
sprünglich zu sein; dagegen war, als ich das Haus 1886 be-
suchte, der „Skot“ an der Westseite fast verschwunden, und
die noch stehenden Theile desselben an der Nordseite sind
wohl neueren Ursprungs.
Die Heidenstube zu Uv.
Ungefähr dasselbe Alter müfsten wir der sogenannten
Jutulstube (d. h. Stube des Riesen) oder Heidenstube zu Uv
(Rennebu, Stift Drontheim) zuerkennen. Das höchst inter-
essante Haus ist freilich 1867 abgetragen, die hervorragendsten
Theile desselben, die Eingangsthür mit Umfassung und die
zunächst stehenden Theile des Laftwerks sind aber im Dront-
heimer Museum aufbewahrt. Zur Zeit der Abtragung war
das Haus vielfach verändert worden, es hatte Fenster und
neue Thüröffnungen erhalten und das „Skot“ war verschwunden.
Auch die Bänke nebst dem mit Erde gefüllten Fufsschemel, sowie
die Wand zwischen Flur und Kove fanden sich nicht mehr vor.
Man hat an Ort und Stelle eine Überlieferung bewahrt, nach der
die Stube, als der erdgefüllte Fufsschemel entfernt war, viel
kälter geworden war. Das Dach zeigte einen Firstbalken und
mehrere Horizontalbalken (Aaser), von denen ersterer natür-
lich erst nach dem Verschwinden der Ljore — also nach 1600 —
verlegt sein kann. Man fand, dafs das Haus nur auf einzelnen
Steinen ruhte, die unter die Stellen gesetzt waren, wo die
verschiedenen Wände zusammenstiefsen; der Boden der Halle
war in die Erde vertieft. Die Dichtung der Wände bestand
aus Moos, die Stämme der Wand lagen aber dennoch so genau
an einander, dafs man kein Messerblatt zwischen dieselben
treiben konnte. Zur Bestimmung des Alters des Hauses geben