Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
114 ------
Das Loft zu Gryting.
Früher stand in der Nähe das Loft zu Gryting, von
dem eine ähnliche Vermuthung ausgesprochen wurde. Es ist
aber schon längst verschwunden.
Das Loft von Stave.
Das Loft von Stave (Aal in Hallingdal, Stift Christiania)
zeichnet sich durch gute Erhaltung aus. Hier finden wir
neben einander Rundbögen und Spitzbögen, ein Umstand, der
als früheste Grenze des Alters dieses Gebäudes die zweite
Hälfte des 13. Jahrhunderts bedingt. Viel jünger ist es wohl
nicht. Die Volkssage erzählt, dafs während des grofsen Pest-
jahres, 1349, als zuerst alle Bewohner des Thals ausgestorben
waren, ein Mädchen sich ein ganzes Jahr in diesem Loft auf-
gehalten hat. Der historische Kern der Sage dürfte darauf
zurückführen, dafs das Loft wirklich älter als 1350 ist. Darauf
deutet auch die Dekoration des Gebäudes, die recht reichlich
vorhanden ist, mit ziemlicher Gewifsheit hin. Die Schmuck-
formen sind sehr mannigfaltig und phantastisch und deuten
eine Zeit älter als das 14. Jahrhundert an: es wechseln
cylindrische mit ausgebauchten Säulenkörpern, Rundbögen
mit Stich- und Kleeblattbögen ab. Die „Svale“ zieht sich um
drei Seiten des Obergeschosses herum. Die Thüren sind oben wie
unten, ganz wie zu Vindlaus, an der Giebelseite angebracht. Im
zweiten Stock befanden sich zwei eingebaute Betten und ein Tisch.
Das Loft zu Gavlstad.
Das Loft zu Gavlstad (Jarlsberg, Stift Christiania), wahr-
scheinlich dem 14. Jahrhundert angehörend, besteht noch theil-
weise, obwohl das obere Stockwerk, das von einem Laufgang
mit geschmückten Säulchen umgeben war, ungefähr 1845 ab-
getragen wurde. Das untere Stockwerk hat, wie das Loft zu
Finne, zwei Zimmer ohne Verbindung, hier aber mit gemein-
samer Zwischenwand; jedes Zimmer hat eine Thür an der Lang-
seite des Hauses. Die Stöcke der Wände waren mit rothem,
wollenem Tuch gedichtet. Die Portalplanken der alten Kirche
zu Lardal mit den Reliefs aus der Sigurdsage (vergl. S. 91)
waren in späterer Zeit, nachdem sie etwas verkürzt worden,
an dem einen Eingange befestigt. Der Falz in den Planken
zum Anreihen der nächststehenden Bohlen zeigt, dafs die
ersteren einer Stabkirche angehört hatten.
Das Loft von Skjelbred.
Das um 1830 abgetragene Loft von Skjelbred (unweit
Gavlstad) wurde von der Volksüberlieferung mit dem in der
norwegischen Geschichte des 13. Jahrhunderts berühmten
Helden Alf Erlingsson, dem „Mindre Alf“ oder „Milder Alf“
der Volkslieder, in Verbindung gebracht, indem es, jedoch
ohne wirklich geschichtlichen Halt und offenbar durch eine
Ortsverwechslung, „das Haus Alf Erlingssons“ genannt wurde.
Das interessante Gebäude, das glücklicherweise durch eine
Zeichnung des vorigen Jahrhunderts nebst Beschreibung uns
erhalten ist, hatte, als fast einzig in seiner Art, nicht weniger
als drei Stockwerke. Das unterste Geschofs bestand auch bei
ihm aus zwei neben einander liegenden, nicht verbundenen
dunkeln Räumen von verschiedener Gröfse, jeder mit einer
Thür an der Langseite des Hauses; eine Treppenverbindung
nach dem zweiten Stockwerk war nicht vorhanden. Vom
Nachbarhause aus mittelst einer vorgelegten Plattform von der
Langseite her trat man durch eine Thür in einen Saal, der an
beiden Giebelseiten ein Fenster mit einer Mittelsäule hatte und
das ganze Geschofs einnahm. Die Fenster waren spitz, aber
nicht in Bogenform, sondern mit gradlinigen Schenkeln und
hatten keine Glasscheiben, sondern wurden durch hölzerne
Fensterläden geschlossen. Eine äufsere einarmige Treppe, auf
der Platform neben der Eingangsthür gelegen, führte in den
über dem unteren Geschofs hervorspringenden Laufgang des
dritten Stockwerks. Beide Laufgänge waren aus Stabwerk
gefertigt. Das dritte Stockwerk bestand aus zwei Zimmern.
Von dem genannten Laufgang trat man in das erste Zimmer,
das mit einem eingebauten Bett versehen war. Durch eine
Thür an der entgegengesetzten Seite des Zimmers gelangte
man auf einen zweiten Laufgang an der anderen Längsseite
des Hauses, zu dem aber keine Treppe hinaufführte, und der
somit nur durch das Zimmer zugänglich war. Von diesem
Laufgang führte wieder eine Thür in das zweite, kleinere
Zimmer. Die Laufgänge waren alle beide aus Stabwerk er-
richtet. Eigenthümlich genug fanden sich in der Diele dieses
Stockwerkes viele runde Löcher, etwa 2,5 cm im Durchmesser,
durch welche man in den darunter liegenden Saal hinabsehen
konnte. Ein reich verziertes Stück des erwähnten Bettes scheint
es zu sein, das sich jetzt in der Universitätssammlung zu Chri-
stiania befindet. An den Giebelseiten dieses Geschosses kommen
ganz ähnliche Fensteröffnungen wie im zweiten Stock vor.
Andere Lofte.
Die Lofte von Senning (Sandsver, Stift Christiania) und
Loftsgaard (Thelemarken) sind längst abgetragen, die noch
vorhandenen Portale dieser beiden, wahrscheinlich der Zeit um
1300-1350 angehörenden Gebäude werden weiter unten behandelt.
Die Heidenbude zu Jndset (Oesterdalen) wird 1775 erwähnt.
Das Loft von Nigard-Rauland (Thelemarken), vor
einigen Jahren abgetragen, enthielt an der Thür eine Runen-
inschrift, die vom 31. Juli 1325 datirt war und lautete: „Am
Mittwoch nach den Vigilien St. Olafs im sechsten Jahre der
Regierung unseres edlen Herrn Magnus des Königs von Nor-
wegen“. Dieser Magnus mufs Magnus Erikson Smek (1319—
1374) sein. Das Loft selbst war vielfach beschädigt worden.
Zwei Portale eines abgebrochenen Lofts zu Skjönne
(Numedal), die der Ornamentik wegen etwa um die Mitte
des 14. Jahrhunderts geschnitzt sein müssen, sollen weiter unten
behandelt werden. Die Lofte von Alstad und Kravik
(Numedal), von Lydve (Voss), das Ritterloft zu Leirhol
(Valdres), das längst verschwundene Bischofsloft zu Voss
und das Loft zu Sandven (Hardanger, Stift Bergen) mögen
hier nur als der Zeit vor dem Jahre 1500 angehörend genannt
sein. Vielleicht gehörten auch die Lofte von Oraug und
Langset, mit wollenem Zeug gedichtet, sowie das Loft zu
Hoböl (alle in Smaalenene), zu Havnor (Ringerike), zu
Komnes (Sandsver), zu Fjöse (Numedal), zu Aasheim (Thele-
marken), mit wollenem Zeug gedichtet, zu Kvelland (Stift
Christianssand), zu Helleland und Lisletun (Hardanger) und
zu Gresli (Drontheim), alle in die Zeit vor 1600.
Loft zu Rygnestad.
Aus dem 16. Jahrhundert, und zwar aus den letzten
Decennien, stammt das Loft des bösen Aasmund zu
Rygnestad (Saetersdalen). Es soll von einem norwegischen
Bauern nach seiner Rückkehr aus den niederländischen Frei-
heitskämpfen, an denen er auf spanischer Seite theilgenommen
hatte, Namens Aasmund, wegen seiner berüchtigten Wildheit
der „böse“ genannt, errichtet worden sein. Die Gebäudegruppe
besteht aus zwei Baulichkeiten: die eine ist ein Thurm mit
länglicher Grundfläche, der eine Art Nachahmung der auslän-
dischen Donjons in Holz sein mufs und das andere Gebäude
überragt. Er hat drei oder vier Stockwerke ohne Fenster, je-
doch mit kleinen verschliefsbaren Löchern, die man als Schiefs-
scharten zur Vertheidigung des Hauses angesehen hat. Neben-
an steht das eigentliche „Rygnestad“, aus schweren Balken ge-
zimmert und mit Schnitzereien geschmückt, übrigens den älteren,
mittelalterlichen Loften vollkommen ähnlich. Das Loft bewahrt
mehrere Alterthümer aus dem Besitze des „bösen Aasmund“.
Sein Nachfolger im Besitze des „Loft“ hat — wie man mir
neulich an Ort und Stelle versicherte — das seit uralter Zeit
bewahrte Bild eines der alten Götter in seinem Besitz und
betet es noch heimlich an.