Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
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Ausstattung.
Ehe wir weiter gehen, müssen wir zuerst mit einigen
Worten der Ausstattung der Peisstube gedenken. Die Aus-
stattung, der Platz der verschiedenen Möbel sind fest bestimmt,
wie die Anlage selbst. Die Peisstube zeigt in der Regel mit
nur wenigen Ausnahmen folgende Anordnung (Taf. F, Abbild.
8 u. io): An der jetzt an der Längsseite der Stube befindlichen
Eingangswand neben der Thür einen Schrank („Vorder-
schrank“, „Fremskab“), in der Ecke den Ehrensitz, eine kurze
Bank, über derselben, höher als der Kopf der Sitzenden, ein
fünfeckiger Schrank („Roskab“), in dem die Dokumente des
Hauses aufbewahrt werden. Längs der vom Ehrensitze aus-
gehenden Giebelwand läuft, ihre ganze Länge einnehmend, als
rechtwinklige Fortsetzung des Ehrensitzes, eine lange Bank; vor
ihr steht in einem dem Sitzenden bequemen Abstand der lange
Tisch, an dessen anderer Seite, parallel der Giebelwand, sicli
eine zweite Bank (die ,,Langbank“, „Langkrakken“, dem alten
„Forseti“ entsprechend), befindet. An der der Ihüre gegen-
über liegenden Langwand ist, falls der Hausherr hier in der
Setstova schläft, sein feststehendes Bett, gewöhnlich von un-
begreiflicla kurzen Verhältnissen, fast ebenso breit wie lang
angebracht, oder, wenn die Letztere nicht als Schlafraum
dient, längs der Wand eine dem Ehrensitze entsprechende
Bank. Der Peis steht in der Ecke, welche von dieser Wand
und der zweiten Giebelwand gebildet wird, in welcher sich
auch der Eingang bezw. die Eingänge zur Kove befinden.
Zwischen den Thüren steht eine kurze Bank und vor dem
Peis ein Haublock, auf dem das Brennholz für den Peis
gespalten wird. Auf diesem Block findet der einkehrende,
arme Wegfahrende einen Platz am Feuer. Über den Platz
der Ehrensitze vergl. übrigens S. iii.
In der Kove stand stets ein eingebautes Bett, zu dem
eine oder zwei Stufen hinaufführten.
Viele alte Arestuben oder Rauchofenstuben sind später in
Peisstuben verwandelt worden; bisweilen ist auch der Rauch-
ofen, freilich fast ungenützt, neben dem Peis stehen geblieben
und in neuster Zeit hat sich in mehreren solcher Stuben zu
den zwei alten Heizapparaten als ,,im Bunde der Dritte
ein moderner Kochofen gesellt — drei Zeitalter in einer Stube.
Bekannte Peisstuben.
Stuben des 17. und 18. Jahrhunderts trifft man in Norwegen
noch sehr häufig, wenn auch einzelne der unten genannten in
den letzten Jahren abgetragen sein mögen.
Die älteste dieser Stuben, bei der die Zeit ihrer Errichtung
genau bestimmt ist, dürfte die Stube zu Stödnum (Sogn,
Stift Bergen) sein, ursprünglich sicher eine Rauchofenstube,
mit Inschrift „ANNO I. H. S. 1614“. Nächst der später zu nennen-
den Stube von Trönnes in Oesterdalen aus dem Jahre 1618
dürfte die 1882 abgebrochene Stube zu Ödegaard (Thele-
marken, Taf. F, Abbild. 3), welche laut Inschrift 1671 erbaut,
aber mehrfach verändert war, die älteste sein. Etwas jünger
sind vielleicht die Stuben von Söndre-Gjellerud (Numedal)
und Ramberg (Thelemarken). Die Stube zu Brokke (Sae-
tersdalen, Taf. G, Abbild. 13), noch dem 17. Jahrhundert an-
gehörend, neulich abgebrochen, hatte die Eigenthümlichkeit,
dafs sie durch eine überdeckte, schwebende Galerie, die
man hier „Drombegang“ nennt, mit dem Vorrathshause (Sta-
bur) vereinigt war. Stube und Bur scheinen derselben Zeit
anzugehören. Eine ähnliche schwebende Galerie sieht man
auch bei der Stube zu Lofthus in Thelemarken. Die
Stube zu Brokke sowohl wie die etwas jüngere zu Roland
(Thelemarken) waren beide ursprüngliche Arestuben, wenn
sie auch in der Periode der Peisstuben gebaut sind. Die
Gjetestue von Gulsvik (Hallingdal), so nach den vielen
„Gjeder“ d. h. Ziegen genannt, mit welchen unter anderen
figürlichen Darstellungen die inneren Wände bemalt sind,
ist 1891 — 92 nach Frognersäteren bei Christiania versetzt
worden. Auch die 1738 gebaute Stube von Hove (Thele-
marken) wurde zu Anfang der achtziger Jahre von König
Oscar II. nach der königlichen Villa auf Bygdö gebracht.
Die jüngere Stube zu Gulsvik scheint der Mitte des 18. Jahr-
hunderts anzugehören. Ungefähr um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts scheint die Stube zu Kittelsvik (Hallingdal) ent-
standen zu sein. Sie hat doppelten Eingang, gesonderte
Küche im vormaligen Flur und in der Stube selbst eine
eigenthümliche Einrichtung. An der der Kove und Küche
entgegengesetzten Giebelwand liegt zwischen dem Querbalken
und der Wand eine Diele, über welcher sich ein abgesonderter
Raum mit Betten befindet, zu dem eine Stiege in der Stube
hinaufführt. Dieser Raum wird bezeichnender Weise in Halling-
dal nach der Nachbargegend „Hemsedal“ genannt, weil Hem-
sedal im Hochgebirge und also über Hallingdal — wie
jener Raum über der Stube — liegt. Die Stube zu Steien
(Söndfjord, Stift Bergen) hat, obschon erst 1768 gebaut, Rauch-
ofen und Ljore. Eine sehr interessante Gebäudegruppe bilden
endlich die sogenannten Villandstuben in Aal (Hallingdal),
die im vorigen Jahrhundert von dem einem seiner Wildheit
wegen bekannten Geschlechte angehörenden Bauern Torkel
Villand errichtet sind. So wie er die Stube zu Nyhus (jetzt
am Frognersäter) gebaut hat, so ist ihm auch die interessante
Thingstube zu Sundre u. a. zuzuschreiben.
Der Zeit und der Gattung nach unbestimmt, wahrscheinlich
aber dieser Periode angehörend, sind die Stuben zu Hauge-
stad (Jarlsberg), Ryen (Hitterdal und die Sparrenstuben zu
Gresli und Aas (beide im Stift Drontheim), zu Gammelsrud
und zu Svenke-Raanaas (beide in Smaalenene), letztere
schon längst verschwunden.
Erweiterungen des Gebäudes.
In dieser Periode zeigt sich fast allgemein das Bedürfnifs,
die zerstreuten Einzelhäuser der Gehöfte zusammenzuziehen
und unter ein gemeinsames Dach zu bringen, ein Umstand,
der nach und nach zu bedeutenden Erweiterungen des einfachen
Hauses führt, Erweiterungen, die wir jetzt in der Reihenfolge
betrachten werden, in welcher sie sich logisch entwickeln, da
auf diese Weise am deutlichsten die allmähliche Ausbildung
des modernen Bauernhauses sich darstellen läfst, selbst wenn
sich nicht in allen Fällen beweisen läfst, dafs die logische
Folge sich vollständig mit der historischen deckt, weil Neben-
einflüsse, die durch die Forschung noch nicht aufgeklärt sind,
sich hie und da geltend gemacht haben können. Gewifs
würde, wenn es uns gelänge, ein ausgiebigeres Licht über
die dunklen Punkte zu verbreiten, es sich zeigen, dafs die
logische und die thatsächliche Entwicklung in der That zu-
sammenfallen. Die Wohn- und Lebensbedingungen unserer
Vorfahren sind aber vielfach noch in tiefes Dunkel gehüllt.
1. Die Stube mit Eingang vor dem Hause.
Die erste und zunächstliegende Bolge der Einführung des
Peises und somit die erste logische Änderung ist, dafs die
Halle (Setstova) ihren Eingang nicht durch den Flur, sondern
direkt von dem Freien, und zwar an einer der langen W ande
erhält. Da die Are sowie der Rauchofen und mit ihm die
Ljore verschwinden, so braucht man einen direkten Zutritt der
Luft nicht mehr zu scheuen. Es entsteht kein Rauch mehr,
den man sich von Lungen und Augen fern halten mufs.
Bald indessen zeigte sich, dafs die Zugluft unangenehm war,
denn gewöhnlicli liegt vor dem direkten Eingang in den Haupt-
raum entweder das alte „Skot“ (Taf. F, Abbild. 8) oder ein kleiner
verschlossener s. g. „Beischlag“. Der unbenutzte Flur wird nun
in eine zweite Kove (Kleve) verwandelt; in der einen schläft man