ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

Søgning i bogen

Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.

Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.

Download PDF

Digitaliseret bog

Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.

Side af 212 Forrige Næste
— 125 durch die Dekoration selbst erhalten. Die Ecksäulen dagegen behalten etwas mehr von dem Charakter der mittelalterlichen Säulen, verwandeln aber bald ihre Form in oft höchst barocker Weise. Die Giebelornamentik theilt sich in das Schmücken der Giebelspitze und das der Dachschrägen (Vindski). Greifen wir, um den Entwicklungsgang dieser Ornamentik uns vergegenwärtigen zu können, aus der Masse der Häuser die mit Jahreszahlen versehenen oder sonst in Bezug auf ihr Alter genauer bestimmten Gebäude heraus, so ergiebt sich folgendes Resultat: schon die ältesten Gebäude der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Saetersdalen, Thelemarken und Østerdalen zeigen neben einzelnen Resten der mittelalterlichen Formengebung (Schlingen und ähnl.) zugleich andere von den einheimisch-mittelalterlichen ganz verschiedene Formen unbe- dingt modernen fremden Einflusses, die dann durch die folgen- den Jahrhunderte festgehalten werden, während in anderen Gegenden, z. B. Numedal, Valdres und Gudbrandsdal, die Formengebung, wenn auch hier deutlich von dem Fremden beeinflufst, einen weit innigeren Zusammenhang mit der ein- heimisch - mittelalterlichen Kunstübung besitzt. Die inneren Thäler bewahren das alte besser als die mit der Aufsènwelt in Verbindung tretenden äufseren. Jedenfalls besteht aber überall eine Wechselbeziehung zwischen dem Althergebrachten und dem Neuen, Fremden. Dafs die Einflüsse im Östlichen durch Dänemark und Schweden kommen, ist ebenso selbstverständlich, wie dafs das hanseatische Bergen aus Deutschland beeinflufst wird. Wir können aber auch nicht lange darüber im Zweifel sein, welche fremden Einflüsse sich in den südlichen Gegenden, in Saetersdalen und Thelemarken, geltend machen, wenn wir uns erinnern, dafs im 17. Jahrhundert die lebhaftesten Handels- verbindungen zwischen den Niederlanden und der Südwestküste Norwegens stattfanden. Wir brauchen weder zu den ausländi- schen Falkenjägern, die im 16. Jahrhundert Saetersdalen be- suchten, noch zu den deutschen Bergleuten, die sich zu derselben Zeit in Thelemarken niederliefsen, noch zu den ein- gewanderten dänischen Pfarrern unsere Zuflucht zu nehmen: sondern wir brauchen nur die eine Thatsache festzustellen, dafs den ungeheuren Massen exportirten Holzes der Import ver- arbeiteten Holzes das Gleichgewicht hielt, wodurch eine Menge Motive der holländischen Renaissance dem alten Stamme der norwegischen Schnitzerei unmittelbar eingeimpft wurden. Die noch nicht versiegten Massen prachtvoller holländischer Schränke, die sich in den Küstengegenden Norwegens gefunden haben und jetzt in Museen und Salons wieder zu Ehren gekommen sind, zeugen genugsam für die Lebhaftigkeit dieser Verbindun- gen, die übrigens — besonders in der zweiten Hälfte des ge- nannten Jahrhunderts, auch die West- und Nordwestküste, Nord- möre und Fosen umfafst hat, eine Verbindung, deren Lebhaftig- keit der Umstand bekräftigt, dafs man auf holländischen See- karten jener Zeit nicht so sehr die Städte Norwegens angeführt findet, als vielmehr die Namen der Pfarrer, mit denen die Holländer Holzhandel trieben: „Hr. Mikkel op Hevne“, „Hr. Christen op Aure“ u. s. w. Es war dieselbe Zeit, die einen Allaert van Everdingen aus Holland nach Norwegen führte, und die Kirche von Valle im Sätersdal mit einem Altarbilde des Federigo Baroccio versah. Die leicht gereizte Lust der gewandten norwegischen Bauernhände, die empfangenen Formen selbständig zu behandeln und sie durch Aufimpfung auf die alten einheimischen Formen umzugestalten, hat sich in allen Richtungen und natürlich nicht am wenigsten in der Baukunst bekundet. Ständer und Beiteski. Man betrachte uur die „Beiteski“ und andere Ständer, wie sie sich allmählich entwickeln. Die erste Hauptform ist die derüberwiegenden Linienornamentik. In dem Loft zu Fekjan\ (Numedal), wahrscheinlich der zweiten Hälfte des 17. Jahrhun- derts angehörend, ist dieses Glied sehr diskret, mit horizontalen vertieften Perlschnüren oder wenn man will Zahnschnitten be- handelt — deutlich ein einfaches Renaissancemuster ausländi- schen Ursprungs. Gleichzeitig (1671) treten die Ständer des Laufgangs in der Stube zu Söndre Ödegaard (Thelemarken) in derselben Weise geschmückt auf und ihnen reihen sich die Ständer des gleichfalls dem XVII. Jahrhundert angehörenden Lofts zu Hande (Valdres) an Die Perlschnüre waren also ein weit verbreitetes, sowohl für die Ständer wie für die Beiteski angewandtes einfaches Motiv. Später, am Ende des 17. Jahr- hunderts, in der Stube zu Roland (Thelemarken) sind die Ständer anders behandelt. Die Perlschnüre sind durch geflochtene Schnüre ersetzt, jetzt aber drei bestimmten, ge- gliederten Stellen, der Mitte und den Enden zugewiesen; in den Zwischenstücken finden wir die breiten, oben und unten ab- gerundeten Cannelluren der holländischen Schränke mit einer leichten sich gegen die Mitte erhebenden Profilirung. Die Gliederung des Ganzen erinnert nunmehr an den Pilaster. — In der Stube zu Brokke (Sätersdalen) treten gleichzeitig die alten, von Schlingen mit Blätterenden gebildeten Formen, die z. B. an der linken Halbsäule des Portals von Senning vor- kommen, wieder auf, diesmal aber gleichsam verdoppelt, wo- durch ein den Strickmaschen ähnliches Muster gebildet wird, das sich später auf andere Gebäude Saeterdalens vererbt hat, so auf das Loft zu Øse, um 1700 (?) (Taf. K, Abbild. 27 und 28). Als aus diesen zwei Motiven: den Kanelluren von Roland und den Strickmaschen von Brokke, die sich jetzt zu Knoten zusammenziehen, können wir einige Ornamente der Beiteski des 18. Jahrhunderts zusammengesetzt denken, die gleichzeitig auf die Ecksäulen übergehen. Sie fanden sich im Loft zu Selstad aus dem Jahre 1735, im Stabur von Berdal und dem von Mule (Thelemarken), beide aus dem Jahre 1749. Auch hier tritt die oben beschriebene Profilirung der kanellirten Theile auf. In einem der beiden Gebäude von Ose kommt noch einmal eine Variante des mittelalterlichen Musters von Skjönne vor, deren Ursprung als Ornament der schrägen Abfasung der Thürseite wir oben besprochen haben. Die zweite Hauptform ist die der Blattornamentik. Sie tritt zum ersten Male in der Stube zu Gaardsjordet (Thele- marken) auf. Zwar zeigen sich oben und unten die ver- tieften Perlschnüre auch hier, aber nur als Randorna- ment, mit einer doppelten Flechtwerkslinie verbunden; da- gegen ist jetzt die ganze dazwischenliegende Fläche ohne jeg- liche Gliederung mit einem zusammenhängenden, sehr reichen, symmetrischen, auf Renaissancemotiven beruhenden, stark stili- sirten Blattornament ausgefüllt, den sog. Laubsägemotiven nicht unähnlich (Taf. J, Abbild. 26). Dennoch aber klingt leise eine alte Melodie durch: die alten rhytmischen romanischen Blatt- verschlingungen hatten sicli durch eine Berührung mit der ältesten Frührenaissance in dem Kirchenportal von Hof (oben S. 94) eine neue symmetrische, elegante Form geschaffen; durch Berührung mit den Formen der entwickelten Renaissance ist hier noch einmal ein neuer Ausdruck für denselben Gedanken gewonnen; die nationalen Eigenthümlichkeiten sind zwar voll- ständig abgestreift, aber dennoch dringt das alte Formenschema für das feinere Auge empfindsam durch. Das Motiv wiederholt sich später in den mehr naturalistisch aufgefafsten Blattornamenten des prachtvollen Staburs zu Sandaak (Thelemarken), das dem 18. Jahrhundert angehört, und kehrt um 1775 noch zweimal, mehr dem ursprünglichen Motiv ähnlich in den Staburen von Gotuholt und Söftestad wieder. Auch in Numedal finden wir die zwei ornamentalen Hauptformen, aber in etwas veränderter Weise wieder (Taf. L, Abbild. 38 — 40). Die schon im Mittelalter der kirchlichen Ornamentik dieses Thales eigenthümliche lockere Behand-