ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

Søgning i bogen

Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.

Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.

Download PDF

Digitaliseret bog

Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.

Side af 212 Forrige Næste
4 Licht erhielten diese Kirchen nur durch die geöffnete Thür und durch einige kleine, nur eine Viertelelle im Durchmesser haltende, runde Öffnungen in der Oberwand des Mittelschiffes und in der Chorwand (Abbild, i u. 3), gewöhnlich vier bis fünf an jeder Seite des Schiffes und zwei im Chore. Doch ist zu be- merken, dafs eine alt-norwegische Homiliensammlung, die gegen den Schlufs des 12. Jahrhunderts geschrieben zu sein scheint, als Lichtquelle auch Öffnungen im Giebel bezeichnet (p. 133 ed. C. R. Unger). Solche gröfsere Öffnungen in der Giebelwand kennen wir jedoch bei den auf unsere Zeit gekommenen Kirchen nur in Hopperstad und in Urnes, wo die Öffnung notwendig war, die feine innere Ornamentik der Kirche zur Geltung zu bringen. Freilich war dies, mit den Forderungen unserer Zeit ver- glichen, eine kümmerliche Beleuchtung; bedenken wir aber, dafs das Glas, als diese Kirchen gebaut wurden, im Norden noch gar nicht für Fenster angewandt wurde, dafs das rauhe Klima möglichst kleine Öffnungen forderte, damit Wind, Schnee und Regen nicht allzu gewaltig in die Kirchen eindringen konnten, dafs der Gottes- dienst damals, wo Gesang- bücher gar keine und vom Blatt gelesene Predigten eine nicht viel gröfsere Rolle spielten, wenig Licht brauchte, so können wir uns wohl die Geistlichen im Chor bei verhältnifsmäfsig reichem Kerzenlichte, die Ge- meinde in dem dunklen Kirchenschiff knieend denken, wo dann das Auge des Volkes nur um so schärfer vom Glanze geblendet wurde, der vom Altar und von den Priestern ausging: die Geistlichkeit im Licht, die Gemeinde im Dunkel, das war ja eine echt mittelalterliche Anord- nung. Der Grundrifs der Stabkirchen zeigt also, im allgemeinen betrachtet, vier Hauptformen. 1) Kirchen mit halbrunder Apsis, in welchen der Chor niedriger und schmäler als das Schiff ist (z. B. Borgund und Hitterdal). 2) Kirchen mit halbrunder Apsis, in welchen der Chor die Breite und Höhe des Schiffes hat (z. B. Reinli). 3) Kirchen mit viereckigem Chor, der niedriger und schmä- ler als das Schiff ist (z. B. Vangsnes). 4) Kirchen mit viereckigem Chor von der Breite und Höhe des Schiffes (z. B. Rinde). Wie die meisten mittelalterlichen Kirchen, sind auch die Stabkirchen gewöhnlich orientirt. Die ganze Anlage der Stabkirchen löst sich somit in eine bei den mittelalterlichen Steinkirchen wohl bekannte Form auf, indem die Stabkirche nichts anderes ist, als eine den Forde- rungen des Materials, des Holzes, genau angepafste Modifikation der romanischen Basilika. Es scheint darum angemessen, ehe wir zur Beschreibung der Konstruktion dieser Holzbauten übergehen, zuerst die durcli das verschiedene Material hervorgerufenen Abweichungen der Formen der Stab- kirchen von dem System der romanischen Steinbauten in einigen Worten anzugeben. Man tritt durch die Thür einer Giebelfaçade in die Stab- kirche wie in die romanische Basilika ein. In der Stabkirche der kriegerischen Nordlandsrecken hiefs die Vorhalle der Kirche das „Waffenhaus“, weil die Männer hier ihre Waffen ablegten, ehe sie in die Kirche traten. Das „Waffenhaus“ (Vaaben- hus) entspricht der Narthex der Steinkirche, bildet aber nur einen Vorsprung im westlichen Laufgang, während die Narthex ein für sich vollständig abgeschlossener Theil der Stein- basilika war. Wie in der Steinbasilika ist das Langhaus auch in der Stabkirche ungetheilt oder dreischiffig; in letzterem Falle aber tritt ein höchst wichtiger Unterschied im Holzstil ein. Während nämlich in der dreischiffigen Steinkirche die Pfeiler (bezw. Säulen) das Mittelschiff nur der Länge nach von den Seitenschiffen trennen, ziehen sich die Säulen der Stabkirche nicht nur in der Längen- richtung der Kirche hin, sondern, wie in der alt- christlichen Basilika Sta. Agnese bei Rom und in den heidnischen Basiliken, auch der Breite nach um das Mittelschiff herum, so dafs ein den Seiten, schiffen entsprechender Raum auch zwischen Eingang und Hauptschiff und zwischen Hauptschiff und Chor gebildet wird (Abbild. 2). Hierdurch tritt auch im Äufsern ein westliches und ein — freilich durch den Chorbau unterbrochenes — östliches Pultdach (Abbild. 1 und 4) unter dem West- und Ostgiebel des Mittelschiffes vor, was in den Steinbasiliken nicht vorkommt. Die Ur- sache dieser Abweich- ungen ist ausschliefslich in der vom Holzmaterial bedingten Nothwendig- keit zu suchen, die Wände der Kirche nicht nur nach der Länge, sondern nach allen Seiten hin abzusteifen, um ihnen dadurch die nöthige Stabilität zu geben. Wie in der Steinbasilika ist auch in der Stabkirche die über den Seitenschiffen laufende Oberwand des Mittelschiffes dazu bestimmt, Fenster aufzunehmen; diese erhalten aber, wie wir sahen, in der Stabkirche nur die Form kleiner runder Öff- nungen (Glugger). Der Dachstuhl des Mittelschiffes war in den Stabkirchen wie in der altchristlichen Basilika San Lorenzo fuori le mura bei Rom und in den romanischen Kirchen San Miniato bei Florenz, San Fermo und San Zeno in Verona, sowie in meh- reren englischen und als Nachahmung dieser in norwegischen Steinkirchen (Märe, Vernes u. a.) offen; nichtsdestoweniger ist, wie wir bald sehen werden, die Dachkonstruktion der Stabkirchen eine ganz andere, als die der Steinkirchen.. Der Dachraum der Seitenschiffe öffnet sich in den romanischen Steinbasiliken wie in den Stabkirchen durch ein Triforium gegen das Mittelschiff; während aber das