ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
- ----12 sonders die Stabkirche in Norwegen um das Jahr 1200 die ge- wöhnlichste Kirchenform gewesen sein mufs. Die Kirche und die Gemeinde, heifst es hier, werden in der heiligen Schrift mit demselben Namen genannt: das Kirchenhaus bezeichnet darum die Gemeinde, theils die himmlische, theils die irdische, und in diesem Sinne wird nun die Symbolik durch alle ein- zelnen Theile der Kirche durchgeführt. Wir geben den Text etwas verkürzt: „Der Chor (Songhus) bezeichnet die Heiligen im Himmel, das Schiff (kirkian) aber die Christen hier auf der Erde. Der Hauptaltar (altare) bezeichnet Christus. Die Altar- tücher (altares cläde) bezeichnen die Heiligen, die in guten Werken Christus als ihr Kleid anziehen. Die Grundschwellen (Syllostoccar) bezeichnen die Apostel Gottes, welche die Unter- schwellen (Undirstoccar) des ganzen Christenthums sind. Die Öffnung der Kirchenthür (Dyrr kirkiunnar) ist der wahre Glaube, der uns in die allgemeine Christenheit einleitet. Die Thür- flügel (hurd) bedeuten die verständigen Männer, die den Ketzern kräftigen Widerstand leisten und sie durch ihre Lehre aufserhalb der Gemeinde Gottes halten. Die Diele (golfjfili) bedeutet die Demüthigen, die von sich selbst gering denken und dadurch das ganze Volk um so mehr aufrechthalten, je mehr sie selbst sich dem Unterfüfsentreten aller aussetzen. Die festen Bänke um die Kirche herum (setopallar) bedeuten die Barmherzigen, die durch ihre Barmherzigkeit die schwachen Nächsten, wie die Bänke den Sitzenden, unterstützen. Die zwei Längswände der Kirche (tveir kirkioveggir) bezeichnen die zwei Völker, die zusammen die Kirchengemeinde aus- machen: Juden und Heiden. Die Giebelwände (brjostpli), welche die beiden Längswände zu einem Hause vereinigen, be- deuten den Herrn, der die zwei Völker in einem Glauben ver- einigt und selbst Brust und Schild seiner Gemeinde ist. In dieser Giebelwand ist eine Thüröffnung, um einzugehen, und Fenster (gluggar), welche die Kirche erleuchten (siehe oben die Bemerkung über diese Öffnungen in Urnes und Hopperstad). Die Giebelwand zwischen Schiff und Chor bezeichnet den hei- ligen Geist; denn sowie wir durch Christus in die Gemeinde eingehen, so gehen wir in die himmlische Herrlichkeit durch die Thür der Gnade des heiligen Geistes ein. In dieser Giebel- wand ist eine grofse Öffnung, sodafs man im Schiffe alles sehen kann, was im Chor geschieht; denn jeder, der die Thür der Gnade des heiligen Geistes findet, kann mit den Augen der Seele die vielen himmlischen Dinge betrachten. Die vier Eck- stäbe der Kirche (fiorer hornstafar) bezeichnen die vier Evan- gelisten; ihre Lehren sind die stärksten Stützen der ganzen Christenheit. Das Sparrendach (räfr) bezeichnet die, welche ihre Augen von den irdischen Dingen zur himmlischen Herrlichkeit erheben und durch ihr Gebet die Gemeinde gegen Versuchungen, wie das Dach das Haus gegen Regen beschützen. Die Langhölzer (langvidir), nämlich die Aasen (åsar) und die Staflägjen (staf- lägiur), die sowohl das Dach (röftum) wie die Wände (vägg- Jilium) stützen und zusammenhalten, bezeichnen die Oberhäupter, die als Stütze und Regierung der Gemeinde angestellt sind (Häuptlinge). Die Querbalken (dvärtre), welche die Staflägjen stützen und die die Aasen stützenden Sparren tragen, bezeichnen die Männer, die unter den weltlichen Häuptlingen Frieden stif- ten und Klöster und heilige Orte mit ihren Gütern bereichern. Die Glocken (cloccor) sind die Priester, die für Gott und Men- schen schön singen, Kreuze und Kruzifixe (crossar oc rodor) bedeuten die Asketen, welche die Leidenszeichen des Herrn auf ihren Körpern tragen.“ „Die Kirche,“ fährt die Homilie fort, „bezeichnet aber auch den einzelnen Christen als den Tempel des heiligen Geistes.“ Mit dieser neuen Symbolik vor Augen wird die Kirche noch- mals gemustert (Chor = Gebet, Altar = die Liebe u. s. w.), hier werden in etwas veränderter Form nun genannt die „asar, er stydja räfrvido“ — die die Dachsparren stützenden Aasen und „dvärtre, er veggi stydja, at eigi falle päir fyrir ofvedre“ (Querhölzer, die die Wände stützen, damit sie nicht von Stür- men fallen). Endlich wird der Kirchenzaun (gardr um kirkiu) genannt und als „die Ausübung der guten Werke, von denen hier gesprochen ist“, bezeichnet. Ebenso soll der Kirch- hof (kirkiugardr) den Gedanken erwecken, den guten Bei- spielen derer nachzufolgen, die vor uns aus der Welt ge- gangen sind. Endlich wird erwähnt, dafs Thränen von Sünden reinigen, wie der Taufbrunnen (scirnarbrudr, scirnarbrunnr) der Brunnen der Reinigung ist. 3. Kapitel. Geographische Vertheilung der konstruktiven Typen. Waren alle Holzkirchen Norwegens im Mittelalter Stabkirchen? Gesammtanzahl. Vertheilung. Die Land- schaftstypen. Erzstift Drontheim (der Möretypus). Stift Bergen (der viersäulige Sogntypus). Stitt Stavanger (der viersäulige Valdrestypus). Stift Hamar (Numedaltypus mit Mastbaum in der Mitte der Kirche). Stift Oslo. Ehe wir die Landschaftstypen näher betrachten, müssen j wir zunächst die Frage feststellen, ob im Mittelalter alle nor- wegischen Kirchen Stabkirchen waren, oder ob Stabkirchen und andere Holzkirchen gewechselt haben. Für die letztere Annahme scheint zwar unwiderleglich zu sprechen, dafs wir thatsächlich zwei Blockhauskirchen aus dem Mittelalter in Norwegen kennen, freilich zwei kleine Kapellen: die Kirche von Flö in Stjördal bei Drontheim und die Kapelle zu Ören in Faaberg in Gudbrandsdal. Die in der Kirche von Flö angewandten Konstruktionsverbände („Sinkenaaver“) und das Datum der Einweihung der Kapelle zu Ören (1459) führen aber beide in eine so späte Periode des Mittelalters, so tief in die Verfallzeit Norwegens hinein, dafs diese zwei kleinen Ausnahmen einer abseits liegenden Kirche und einer Fischerkapelle, die sowohl in monumentaler als in literarischer Beziehung für die ganze uns bekannte übrige mittelalterliche kirchliche Holzarchitektur ohne Ausnahme be- zeugte Regel nicht umstürzen können, dafs jedes kirch- liche Holzgebäude des norwegischen Mittelalters in Stabwerk ausgeführt war. Dafs die Stabkirche, vielleicht mit einigen ganz vereinzelten Ausnahmen, wirklich die einzige mittelalterliche Holzkirchenform Norwegens war, läfst sich auf verschiedenen Wegen mit voller Sicherheit darlegen. Wir haben soeben den Auszug einer norwegischen Homilie geliefert, die allen einzelnen Theilen des Kirchenbaues symbolische Be- deutung unterlegt; alle Details dieser Homilie gründen sich auf den Stabkirchenbau und passen weder auf den Steinbau noch auf den Blockhausbau. Die Homilie sieht deutlich die Stab- kirche als Paradigma des norwegischen Kirchenbaues, ja als die absolut autorisirte Form der kirchlichen Holzkonstruktion an Dann sind, die zwei genannten Kirchen ausgenommen, alle aus dem Mittelalter erhaltenen oder literarisch beschriebenen kirchlichen Holzkonstruktionen Norwegens Stabwerk. Als ein starkes Zeugnis dessen, dafs die Stabkonstruktion die einzige kirchliche Holzkonstruktion in Norwegens Mittel- alter war, kann weiter angeführt werden, dafs die alten Ge-