ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
25 löwe, der im Sognschen Typus sehr selten sich fand, hier j überaus häufig auftritt, gewöhnlich stehend (Westportal von Hitterdal, Öjfjeld, Atraa, Tuft). Schneckenförmigen Hintertheil hat das Thier in den drei letztgenannten Portalen. Jene Thiere kommen in diesen Gegenden auch an figuralen Portalen vor (Lardal, Nesland) sowie auch an Portalen, von denen nur die Halbsäulen erhalten sind, sodafs wir ihren Typus nicht be- stimmen können, wenn sie sich schon, falls sie jemals Planken gehabt haben, gewifs dem Thelemarkchen Typus angereiht haben (Eidsborg, Gransherred). Endlich kommen in den zwei Südportalen von Hitterdal an Stelle der Löwen zwei Thier- figuren mit menschlichen Köpfen vor und eine ähnliche Sphinx sah man am Portal von Flesberg, sowie am Nordportal von Hitterdal. Auf der südlichen Halbsäule des Westportals der letztgenannten Kirche aber erscheinen als Pendants zu dem gewöhnlichen Löwen auf der nördlichen zwei sich in gewal- tigem Ringkampf umfassende Bären, so naturalistisch, sicher und tüchtig ausgeführt, dafs sie von den ersten Stadien des Ein- dringens des gothischen Stils in diese Kirche ebenso gewifs zeugen, wie wenn wir in der Kirche Spitzbögen entdeckt hätten. Dieselbe Gruppe ist denn auch auf dem einen Kapi- täle der Kirche von Gransherred nachgebildet. Von den Archivolten läfst sich nichts anderes sagen, als dafs sie mit geradlinigen Abschlüssen gewechselt haben müssen, wie es ja auch bisweilen im Sognschen Typus der Fall war. Archivolten kennen wir in den vier Portalen zu Hitterdal, sowie sie auch die zwei Portale von Hyllestad abgeschlossen zu haben scheinen, wogegen der geradlinige Abschlufs im Tuft und Atraa und der gedrückte Bogen in Opdal vorkommen. In den wenigen uns überkommenen Archi- volten des Thelemarkschen Typus findet man das Mittelband, das die Sognschen Archivolten schmückt, nicht. In zwei Por- talen von Hitterdal wird die breitere Archivolte von einer schmalen geflochtenen Bogenlinie ersetzt. C. Die figuralen Portale. Mit den zwei Haupttypen ist aber die Schilderung der norwegischen Holzkirchenportale noch nicht völlig erschöpft. Bisweilen werden die Kirchenportale anstatt mit rein vegeta- bilisch-animalischen Ornamenten mit figuralen Darstellun- gen, die jedoch gewöhnlich mit feinem Stilgefühl in die orna- mentale Umgebung verarbeitet sind, theilweise oder voll- ständig geschmückt. Diese figuralen Portale kommen jedoch nur in den südlichen Landschaften Norwegens vor und er- strecken sich von Sätersdalen über Thelemarken, Hallingdal und Numedal bis Jarlsberg hin. Sie kommen auf folgenden Portalen vor: i. Hyllestad, 2. Vegusdal, 3. Austad, alle in oder um Sätersdal, 4. Nesland in Thelemarken, 5. Lardal in Jarlsberg, 6. Opdal in Numedal und 7. Hemsedal in Hallingdal. Diese Figurendarstellungen gehören zwei weit auseinander geschiedenen Gebieten an: auf der einen Seite der biblischen ( Geschichte, auf der anderen dem altnordischen, heidnischen Heldenmythus. Was die Anordnung der Bilder betrifft, so sind sie entweder in Medaillons zwischen Ornamente eingesetzt, oder in die Verschlingungen der Ornamentik selbst sehr kunstvoll verwoben. Einmal treten sie auf einer Halbsäule (in Nesland), einmal als Fufs eines übrigens ornamen- talen Plankenportals (in Austad) auf. Die Behandlung der menschlichen Formen steht der Tüchtigkeit in der Behandlung der Ornamente weit nach; der höchste Ausdruck, der beim Besprechen der Figuren zulässig wäre, wird, namentlich an den Reliefs am Portal von Hyllestad (Abbild. 28 a u. b.) eine ge- wisse Lebendigkeit sein; von Schönheit kann so wenig wie von Korrektheit die Rede sein, dagegen ist die Handlung dreist und lebhaft ausgedrückt, die Erzählung besitzt eine ansprechende Einfachheit, die den kunstlosen Bildern ein In- teresse und eine Sympathie verleiht, die man dem Eindruck der ältesten, kunstlosen Volkslieder aus der nordischen Sagen- welt mit einem gewissen Rechte vergleichen darf. Bewunde- rungswerth dagegen ist den einfachen Mitteln gegenüber die Art und Weise, in der die Bilder mit der Ornamentik Zu- sammenwirken, sowohl wo die Bilder in die Ornamente voll- ständig verwoben sind, wie z. B. in den Reliefs von Hemsedal und Hyllestad (linke Seite), als wo sie von Medaillons umrahmt sind; es entsteht ein Eindruck der Figuren und der Ornamente, den man recht eigentlich als stilvoll bezeichnen darf. Die biblische Geschichte ist in zwei Portalen dar- gestellt. Das Portal von Hemsedal scheint links die Reise der Abbild. 28 a. Abbild. 28 b. Hyllestad. heiligen drei Könige nach Betlehem darzustellen, während man rechts die Anbetung des von der Jungfrau gehaltenen Kindes und den Besuch bei König Herodes sieht (?). Die Halb- säule von Nesland zeigt uns die Schöpfung der Eva, die Arche Noas, Moses läfst das rothe Meer sich über den Ägyptern schliefsen, Abraham erhält von Jehova das Gelübde, dafs ihm ein Sohn geboren werden soll (?), die drei Männer im feurigen Ofen (?), David und Goliath. Die Behandlung der heidnischen Heldenlieder auf den christlichen Kirchenthüren bietet indessen, sowie sie auch weit häufiger vorkommt, ein weit gröfseres Interesse, weil die Phan- tasie der alten norwegischen Künstler hier deutlich in die leb- 7