ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
20 hafteste Bewegung - gerathen ist. Energisch und dreist ist alles eingeschnitten, rasch und interessant alles erzählt. Es sind die Völsunger und Gjukunger, die begeisternden Vor- bilder der Tapferkeit und des starken Willens bei unseren Alten, dieselben, welche die norwegischen Väringer, wenn sie nach Konstantinopel kamen, in den Statuen des Hippodroms erkennen zu dürfen glaubten, die in fünf Kirchenportalen dieser Art dargestellt sind. Am reichsten treten diese Darstellungen am Portal der Kirche von Hyllestad auf (Abbild. 28 a u. b). Da sehen wir rechts (b) in den Medaillons von oben nach unten den Schmied Regin, der für den tapferen Sigurd, den Sohn Völsungs, das Schwert schmiedet, während Sigurd selbst den Blasebalg bewegt; dann erprobt Sigurd das Schwert gegen den Ambofs des Regin, wo es zerspringt. Nachdem Regin endlich das Schwert Gram geschmiedet hat, sehen wir Sigurd im Graben sitzend den Drachen Fafner tödten, und hier ist der Drache Fafner in der geschichtlichen Komposition ganz als ornamentaler Eckdrache des Portals behandelt; das Medaillon, das Sigurd umgiebt, geht in den Schwanz des gräfslichen Drachens über, während alle Rundungen der Medaillons den Rankenschlingen der ge- wöhnlichen Ornamente sowie die Figurenbilder den kleineren Drachen derselben entsprechen. Auf der linken Seite sehen wir, in die Ornamentik verwoben, von unten anfangend Sigurd, der, während Regin schläft, Herz und Leber des Drachens bratet, und, indem er seinen Finger, den er am Fette ver- brannt hat, in den Mund steckt, die Sprache der Vögel im Baume über seinem Kopfe, die ihn vor Regin warnen und von der schönen Brynhild singen, verstehen lernt. Über dem Baume mit den Vögeln sehen wir sein Pferd Grane mit dem Andvaregolde (dem „Rheingold“ der deutschen Sage) belastet. Dann tödtet Sigurd den falschen Regin, wonach eine breite, geschmückte Linie uns darüber belehrt, dafs jetzt eine neue Abtheilung des Heldenliedes, die der Geschichte der Gjukunger anfangt. Oberhalb der Linie sehen wir den unglücklichen Gunnar in der Schlangengrube, wie er liegend, die Hände auf den Rücken gebunden, mit den Füfsen die Harfe schlägt, um die Schlangen einzuschläfern, während eine derselben doch wach bleibt und den Helden durch einen Bifs tödtet. Diesen prächtigen erzählenden Reliefs am nächsten steht die eine Seite des Portals der Kirche von Vegusdal. Die Dar- stellungen, die deutlich den zu Hyllestad oder einem gemein- samen Vorbilde entlehnt und weniger zahlreich sind, enthalten: Sigurd mit dem Braten des Herzens Fafners beschäftigt (der schlafende Regin fehlt), ganz in der Haltung des Sigurd von Hyllestad, darüber die Schmiedescene, dann die Schwertprobe und endlich Sigurd Regin tödtend; die innere Zeitfolge der Erzählung ist also nicht beobachtet. Von der Kirche zu Austad stammen zwei Planken, die auf dem Fufsstück zwei Scenen aus der Geschichte der Gjukunger bewahren: rechts das Herz wird dem Högne durch Atle aus der Brust geschnitten und links Gunnar in der Schlangengrube, dem Atle das heraus- geschnittene Herz des Bruders zeigt, während jener mit den hüfsen die Harfe spielt und von der Schlange getödtet wird. Aus der Kirche zu Lardal in Jarlsberg stammt dann gewifs ein Portal, dessen rechte Seite den Sigurd Schlangentödter (? nur. .der untere lheil eines Kriegers ist erhalten), dann den getödteten Otter mit dem Golde bedeckt (d. h. davon umgeben) und mit dem Ringe Andvares um den Hals, dann Regindas Schwert schmiedend und endlich Fafner von Si- gurd getödtet, darstellt. Die linke Planke enthält drei fabel- hafte Thiere in Medaillons und einige Schlingen. Endlich kommt in der Kirche zu Opdal zwischen einer Menge von Schlangen, die das Ornament bilden, sonst zwischen völlig vegetabilen Ver- schlingungen Gunnar in der Schlangengrube, stehend die Harfe mit den Füfsen spielend, vor, gewifs eine sehr späte Darstellung. Auf zwei Kirchenstühlen aus Thelemarkenfindenwir gleich- falls den beliebten Liederkreis behandelt: in der Kirche Hitter- ! dal: Sigurd und Gunnar zu der schönen Brynhild auf dem brennenden Berge reitend, Sigurd hält den Ring des Andvare in der Hand, und in der Kirche Gol (jetzt zu Bygdö bei Christiania), ursprünglicli aber ebenfalls in der Kirche zu Hitter- dal befindlich: Gunnar in der Schlangengrube stehend. Das Alter dieser Darstellungen soll später untersucht werden; hier ;beschäftigt uns vorläufig eine andere Frage: wie erklärt sich die seltsame Erscheinung der soeben vertriebenen heidnischen Heroen in den Thürpfosten der christlichen Kirchen? Sehr interessant ist jedenfalls der Umstand, dafs kirchliche Gebäude und Mobilien mit Vorliebe heidnische Darstellungen aufnehmen; gab er aber nicht dem religiösen Bewufstsein der Zeit einen Anstofs? Dafs das Volk in Sätersdal und Thelemarken, noch in weit späteren Tagen für seine halbheidnische Wildheit be- rüchtigt, in den Gegenden, wo Sagen und Volkslieder am häu- figsten und treuesten bewahrt sind, wohl auch am meisten das Bedürfnifs gefühlt hat, die heidnischen Helden, die man wohl gar als eigene Vorfahren und Stammheroen ansah, auch in bildlichen Darstellungen sogar weit in das christliche Zeitalter hinein zu verherrlichen wünschte, das bedarf keiner Erklärung. Wie konnten aber die christlichen Priester solche Darstellungen an der Kirche erlauben? Dieser Zug hängt gewifs mit der Art der Bekehrung Nor- wegens zum Christenthum zusammen. Nur selten ganz frei- willig, gewöhnlich durch den Machtsprucli der Könige, war das Volk bekehrt worden und die heidnischen Vorstellungen waren tief gewurzelt und mischten sich gewifs lange mit dem halbklaren christlichen Bewufstsein des Volkes. Dafs irgend eine bewufste christliche Symbolik in diesen Darstellungen zu suchen sei, dafs z. B. durch Sigurd, der den Drachen Fafner tödtet, Christus der grofse Drachentödter ge- meint sein sollte, darf nicht angenommen werden; ebensowenig dürfen wir in Sigurd einen St. Michel oder St. Georg, die freilich beide Drachentödter waren, erblicken. Dafs Sigurd hier ganz einfach Sigurd und nichts anderes bedeutet, zeigt sich ja zur Genüge darin, dafs nicht nur der Kampf mit dem Drachen, ja nicht einmal vorzugsweise der Kampf mit dem Drachen, sondern die verschiedensten Züge aus dem ganzen Sagenkreise der Völsunger und Gjukunger von der Geschichte mit dem Golde Andvares bis auf den beliebten Gunnar in der Schlangengrube dargestellt sind. Ebensowenig scheinen die Darstellungen unserer Künstler von der Vorstellung, die in der Volkssage öfters angedeutet ist, ausgegangen zu sein, als seien die heidnischen Götter und Helden jetzt Dämonen und böse Geister geworden, wenn schon der Platz an der Westseite der Kirche ja wirklich im mittel- alterlich-kirchlichen Bilderkreise der Platz der Dämonen war: die ganze Darstellungsweise zeugt von der innigen Sympathie, mit der die ganze Darstellung unternommen ist. Desto schärfer mufs betont werden, was die alten Volks- lieder uns deutlich genug bezeugen, dafs der heidnische Held Sigurd sowie der heidnische Gott Thor im Bewufstsein des christianisierten Volkes nicht als heidnische Götterwesen, son- dern als christliche Ritter fortlebten. Dafs in dem alten Volksliede von „Sigurd Sven“ d. h. Sigurd Fafnersbane, dieser ein christlicher oder jedenfalls ein getaufter Held ist, zeigt sich ja deutlich genug darin, dafs ihm die Wahl gelassen wird: „Entweder der höchste Mann im Asgardsrej oder der geringste im Himmel zu sein“ (Landstad 123) — Asgardsrej ist die zwischen Himmel und Erde hinströmende wilde Jagd — sowie es auch heifst, dafs Gudrun in die „Kirche ging“ (ibid. 127). Sigurd hat den Bauern in Thelemarken und Sä- tersdal als der höchste Inbegriff der Tapferkeit und männ- lichen Kraft gegolten, und wenig hat er gewifs an ihrer Sym- pathie dadurch eingebüfst, dafs er sich für das Himmelreich bedankt, weil es ihm „übel scheint, der kleinste Mann zu sein.“