ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
27 Diese Sympathie und Bewunderung ist es denn wohl, die ihm, dem christlichen Ritter, den Platz an den Kirchenthüren und Kirchenstühlen verschafft hat, da man ihm den Platz am Hauptaltar nicht verschaffen konnte. Dafs es in jenen Zeiten, in denen diese Schnitzereien gefertigt wurden, sehr gebräuch- lich war, auch in gröfseren Privathäusern Schnitzereien mit denselben und ähnlichen Motiven anzubringen, wird unten, wo von dem Alter dieser Schnitzereien gesprochen werden soll, gezeigt werden. So haben denn die Priester in wohl verstandenem Interesse der Kirche das weitere Zusammenleben mit den alten im Volke eingewurzelten Vorstellungen erlaubt und erlauben können; mufs doch daran erinnert werden, dafs der altchrist- lichen Symbolik gemäfs das Portal und die Westseite der Kirche nicht nur der Darstellung des Dämonischen sondern überhaupt denen des weltlichen Wesens überlassen war, das man beim Eintreten in die Kirchen draufsen vor der Thür lassen sollte. Darum finden sich ja oft auf den Kirchenfaçaden Darstellungen der Jagd, der Liebe, des Krieges und anderer Gegenstände der weltlichen Lust mit satyrischen und dämonischen Schilde- rungen vermischt (vergl. instar omnium die Façade der Kirche St. Pietro bei Spoleto). Es hindert somit die Priester nichts, diese Darstellungen zu erlauben. Im Gegentheil: wir werden in der ältesten christlichen Kunst fast aller Länder ähnliche Assimilationen mit den übernommenen heidnischen Vorstellun- gen finden, Darstellungen, die keinen anderen Sinn haben können, als Anklänge an die alten heidnischen, jetzt über- wundenen Zustände zu erwecken. Selbstverständlich meine ich also hier nicht Darstellungen wie die des Orpheus, des Odysseus u. s. w. als Christus mit untergelegter symbolischer Bedeutung in den Katakomben. Was man von dem geflügelten Centauren in der jetzt verschwundenen Kirche San Andrea di Barbara in Rom denken soll, ist schon zweifelhaft. Aber um nur eine solche Gruppe zu nennen, die ohne kirchliche Bedeutung häufig vorkommt: Romulus und Remus die Wölfin säugend; diese Gruppe kommt am Diptychon der Agiltrude im 9. Jahr- hundert mit Sol, Luna und Christus am Kreuze vor, sie steht im Kreuzgang der Domkirche zu Brandenburg, am Giebel des Kapellenthurmes zu Rottweil (1380) und an den Thüren der Peterskirche von Rom (von Ant. Filarete 1439). Von Kirchen- stühlen hören wir öfters, dafs sie, wie jene in der Kirche Hitterdal, mit heidnischen Bildern, gewifs ohne jede tiefere symbolische Bedeutung, geschmückt waren; wissen wir doch selbst von der Kathedra Petri in der Peterskirche zu Rom, dafs sie eine Darstellung, der zwölf Arbeiten des Herakles ent- hält. Dieselbe ist nun freilich antike Arbeit; nichts ist über- Haupt gewöhnlicher, als heidnische, von den Heiden selbst nachgelassene Arbeiten in den christlichen Kirchen zu be- wahren, wie die Taufschale im Dome von Salerno (um nur ein Beispiel zu nennen) die heidnische Götterbilder enthält. Selbst die Geschichte jener irischen Mönche, deren Baukunst auf unsere Stabkirchen einen so tiefen Einflufs gehabt hat, be- wahrt uns ein merkwürdiges Beispiel der Anwesenheit heid- nischer Götterbilder in ihren Kirchen. In einer der heiligen Aurelia geweihten Kirche zu Bregenz am Bodensee fanden sich, so erzählt uns die Geschichte des heiligen Gallus um das Jahr 600, drei eingemauerte vergoldete Broncebilder. Diese Bilder hatten dazu beigetragen, dafs das Volk in die Abgötterei zurückgefallen war; den Altardienst verlassend, betete es nur die Bilder an und pflegte nach vollendetem Opferdienste zu sagen: „das sind die alten Götter und Beschützer unserer Hei- math, durch deren Hilfe wir und die unsern bis auf diesen Tag erhalten worden sind.“ (Piper.) Dies müssen selbstverständlich alte, entweder germanische oder römische Götterbilder gewesen sein, die in die Kirchenmauer eingesetzt waren, entweder um den Gegensatz zwischen dem alten überwundenen und dem neuen siegreichen Glauben auszudrücken, oder vielleicht aus Entgegenkommen, ad modum der Gewohnheit, die Festtage der Kirche auf die älteren heidnischen Festtage zu verlegen und Kirchen auf der Stelle der alten Tempel zu bauen, um das Volk durch die alte Gewohnheit, die Tempel zu gewissen Zeiten und an gewissen Orten zu suchen, nach der Kirche zu ziehen. Der altchristlichen Auffassung gemäfs gab es somit nichts, was derartige Darstellungen hätte hindern können: den Priestern waren diese Bilder die Zeichen der jetzt über- wundenen heidnischen Mächte, den Bauern waren sie liebe alte freunde, die vielleicht nicht wenig dazu beitragen mochten, die anfangs nur wieder ihren Willen zum Christenthum über- getretenen Neophyten und ihre Nachkommen mit dem neuen Glauben zu versöhnen. Dagegen ist es wohl möglich, dafs in späteren Zeiten von selten der Priester eine symbolische Bedeutung in diese Bilder hineingelegt worden ist, dafs Gunnar in der Schlangen- grube der von der alten Schlange, der Sünde, gequälte Mensch wurde, der durch die Harfenklänge der weltlichen Freude ich zu trösten und den peinigenden Wurm des Gewissens einzuschläfern sucht, während die alte Schlange dennoch seinen geistigen Tod verursacht; dafs Sigurd, den Fafner tödtend, in den den alten Drachen tödtenden Christus verwandelt wird. Sicher ist in der That, dafs Pfarrer der letzten Jahrhunderte öfters die ihnen unverständlichen Bilder in ihrer Weise erklärt und besonders den Sigurd auf St. Michael oder St. Georg gedeutet haben; mit der ursprünglichen Bedeutung der Bilder hat das aber sebstverständlich nichts zu thun.