ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

Søgning i bogen

Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.

Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.

Download PDF

Digitaliseret bog

Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.

Side af 212 Forrige Næste
ist nun der entwickelte Schiffsbau eine solche für die nor- wegische Vikingerzeit (c. 750—1050) nicht aber für die Angel- sachsen eigenthümliche Bauart. Sollte in durchgreifender Weise der Einflufs des Schiffbaues der Vikingerzeit auf den Kirchenbau Norwegens nachgewiesen werden können, so würde der einheimisch-norwegische Ursprung der entsprechenden Formen im Kirchenbau als im höchsten Grade wahrscheinlich dargelegt sein. Dafs im Allgemeinen der Schiffsbau den profanen Hausbau der Norweger beeinflufst hat, davon legt schon die Sprache ein Zeugnifs von grofsem Gewicht ab. Die alten Norweger sprachen von dem „Steven“ der Häuser sowohl wie von dem der Schiffe, beide hatten ihre „brandar“ und der Quer- balken der Kirche theilte den Namen „biti“ mit dem unter den Sitzen des Bootes hinlaufenden Spannriegel (der Spliefse). Nicht nur wurden die Schiffsschnäbel, wie wir oben gesehen haben, bisweilen auf Kirchen aufgestellt, sondern auch auf das Haus wurden die ,,brandar“ des Schiffes überführt, wie wir aus Grettis saga c. 38 erfahren: „en brandana af knerrinum let han setja yfir utidyr sinar“ („er liefs den Gallionschmuck seiner Schiffe über seiner Hausthür aufstellen“). Der junge schwedische Forscher J. Bruun, der in seiner Abhandlung für den philosophischen Doktorgrad „Norges Stafkyrkor“ sich meiner Ansicht angeschlossen hat, erinnert auch daran, dafs die „parketähnliche“ (der Ausdruck ist meiner Arbeit entnommen) Art, in der die Diele der Kirche be- handelt wurde, vollständig mit der Art und Weise stimmt, in der die Planken des Verdecks der Schiffe eingelegt werden. Die Art, wie man die Säulen der Kirchen durch ein eigenthümliches Zapfenprofil in die Zapfenlöcher hinein- gleiten liefs, indem man die Säulen aufrichtete, erinnert durch die ähnliche Profilirung, meint Bruun, vollständig an die Art, wie der Schiffsmast aufgerichtet wird, ist also ebenfalls dem Schiffsbau entlehnt. Auch zeugt es wohl von mehr als einem blofsen Zufall, wenn wir finden, dafs die Instrumente der Vorzeit und Jetztzeit dieselben Formen haben, und dafs dasselbe Leistenprofil noch heutzutage in den Fischerböten der norwegischen Fjordbewohner nachgewiesen werden kann, das sich durchgehends längs den Leisten der alten Stabkirchen hinzieht. Schon der geniale Gottfried Semper hat in seinem Werke „der Stil“ den springenden Punkt hier richtig erkannt, indem er an die Schiffskonstruktion als an etwas dem Dachwerk der Stabkirchen analoges erinnert. Er benutzt — Nicolaysen, mit dem ich mich fortwährend in Widersprucli befinde, meint „wenig glücklich“, ich meine im Gegentheil sehr glücklich den Namen „Kielbogen“ für den wichtigen Knieverband, der die oberen Theile der Untersparren und den Spannriegel verbindet und der in gewissen Kirchen auf einen bogenförmigen Einschnitt in die Unterseite der Untersparren und des Querbalkens be- schränkt worden ist, wo somit eine ursprünglich konstruktive Form in eine ästhetische übergegangen ist.*) Glücklich scheint mir der Name „Kielbogen“, weil dieser Bogen im Dachwerk zwischen den Sparren genau dieselbe Rolle spielt, wie das „Spant“ (der Kielbogen) im Boote, während die Querbalken im unteren Iheile des Dachstuhls ganz dieselbe Funktion haben, wie die Spliefse, das spannende Querholz unter den Spitzen des Bootes, und es ist wohl nicht ohne Bedeutung, dafs sowohl dieses Querholz im Boote wie der Querbalken in der Kirche in den alten norwegischen Berichten denselben Namen „biti“ — „biten“ tragen. *)Wenn Nicolaysen glaubt, dafs die ästhetische Form, die Vorliebe für den Rundbogen, der Ursprung der konstruktiven Form sei, so mufs ich daran erinnern, dafs einer solchen Entwicklung, wenn sie auch möglicherweise als Ausnahme das eine oder andere Mal vorkommen kann (zu beweisen ist das wohl nicht), von fast allen analogen Fällen widersprochen wird, indem die ästhetische Form als Regel in der Architektur aus der Konstruktion herzuleiten ist, nicht umgekehrt. Das Dach der Kirche scheint somit eine dem neuen Ge- brauche gemäfs modificirte Böotkonstruktion zu sein; wenn man so will und bildlich genommen ein ungestürztes Boot, das über die Kirche gelegt ist und die aus der umgekehrten Stellung fliefsenden Änderungen empfangen hat. Da aber dieselbe von der Konstruktion des Bootes herüber- genommene rundbogige Kniekonstruktion sichtlich aus rein kon- struktiven Gründen — obwohl Nicolaysen auch hier ästhetisch die Liebe zu der Rundbogenform als Grund annimmt, — auch an anderen Stellen der Dachkonstruktion, nämlich in der gegen- seitigen Absteifung der einzelnen Dachstühle sich wiederholt, scheinen somit fast alle die wichtigsten Glieder der Konstruktion des Daches an die Schiffskonstruktion lebhaft zu erinnern. Was hier stattgefunden hat, ist demgemäfs folgendes: Die leichten angelsâchèischen Dachkonstruktionen scheinen in dem stürmischen, schneereichen Norwegen nicht praktisch gewesen zu sein; hier mufste man sich selbst helfen, und diese Hilfe, woher sollten die seefahrenden Nordländer sie lieber oder natür- licher holen als von ihrem eigenen alten Revier, vom Meere; von den starken und seit Jahrhunderten geprüften Konstruktionen des Schiffbaus, von denen sie wulsten, dafs was gegen die Macht der empörten Wellen stand hielt, wohl auch den Stürmen und dem Schnee Widerstand leisten würde. Thatsächlich findet man noch heutigen Tages im Amt Nordland Hütten, deren Dach ganz direkt und in der That dadurch gebildet ist, dafs das aufser Gebrauch gestellte „Fem- börings-Boot“ umgekehrt über die Wände des Hauses gelegt ist, um als Dach zu dienen, indem die Vorder- und Hinter- steven abgeschnitten und zu Giebeln umgeformt sind. Diese Hütten besitzen dann ein Dach, das in seinem Konstruktions- prinzip völlig dem Sparrendach der Stabkirche entspricht. Natürlich beabsichtige ich nicht zu behaupten, dafs etwas dem Entsprechendes die Dachkonstruktion der Stabkirchen sollte veranlafst haben, aber ich möchte andeuten, dafs unsere Väter, durch die Umstände gezwungen, vielleicht ur- sprünglich für ihre Dachkonstruktionen der Häuser in der Vi- kingerzeit, und gewifs später in den Stabkirchen eine, ihnen von ihrer Wirksamkeit auf der See als zuverläfsig und praktisch bekannte und erprobte Schiffskonstruktion angewandt haben. Diese Konstruktion kommt in unseren Stabkirchen so früh vollständig entwickelt vor, dafs sie wenigstens gleichzeitig mit den ältesten uns bekannten normannischen Sprengwerken fertig dagestanden haben mufs. In der Vikingerzeit für den Schiffsbau angewandt, kann sie wohl wirklich, wenn das auch eine Ausnahme ist, einmal die Mutterform des normannischen und des späteren anglonormannischen Sprengwerkes sein, da sie weit natürlicher bei einem seefahrenden Volke, wie dem der Norweger in der Vikingerzeit entstanden gedacht werden kann, als bei den Angelsachsen, die schon eine leichtere Dachform besafsen und keine so schwerfällige brauchten, oder in der Normandie, wo die Seefahrt in den ersten Zeiten nach der Er- oberung des Landes nicht mehr die Hauptbeschäftigung des Volkes zu sein. Diese Auffassung finde ich durch drei Schriftsteller, von denen jeder in seiner Art als Autorität gelten darf, bestätigt: die zwei durch ihre weltberühmten Namen, der dritte durch besondere Kenntnifs der Geschichte des nordischen Privat- baus: Gottfried Semper, Viollet-le-Duc und Valtyr Gudmundsson. Semper meint, dafs das Sprengwerk der Normannen dem skandinavischen Norden, nicht aber der Normandie seinen Ur- sprung verdankt. Nicolaysen will dies nicht anerkennen, weil Semper auf anderen Punkten in seinen Behauptungen von der Priorität des Nordens, was verschiedene andere Bauformen be- trifft, unbedingt zu weit sich verstiegen hat; dies beweist aber doch nicht, dafs er auch in diesem Punkte sich geirrt habe. Viollet-le-Duc deutet dasselbe an, indem er (Dictionnaire VII, 38) die daselbst besprochenen normannischen Konstruktionen „de