ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
41 so scheint es mir wahrscheinlich, dafs er erst gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts in die Stabkirchen eingedrungen ist. Die Kirche zu Nes in Hallingdal, wo der Spitzbogen durchaus ursprünglich ist, wird somit ungefähr dieser Zeit angehören oder jünger sein. Die Ursprünglichkeit der in Nore, Reinli und Tuft vorkommenden Spitzbögen kann freilich nicht be- wiesen werden, andere gleich zu besprechende Umstände machen es aber wahrscheinlich, dafs sie der gothischen Stil- periode der Holzkirchen angehören, also etwa um oder nach 1 250 ausgeführt sind. 6. Bestimmte naturalistische Darstellungen mitten in unserer sonst so streng stilisirten Ornamentik deuten mit Sicherheit an, dafs die Gothik, deren Skulpturen sich den romanischen gegenüber durch ihren Naturalismus auszeichnen, in die Stabkirche eingedrungen ist. So deuten die zwei prächtigen kämpfenden Bären in der Kirche zu Hitterdal sicher an, dafs die Kirche jünger als 1200 ist, wenn sie auch vielleicht noch dem Schlüsse der ersten Hälfte des Jahrhunderts angehört. 7. Die einschiffigen Kirchen, die um einen Mast- baum in der Mitte gebaut sind, scheinen mit dem Ein- dringen der Gothik in Norwegen einen gewissen Zusammen- hang zu haben, was später näher erörtert werden soll. Hier bemerken wir nur, dafs es eben diese Kirchen sind, in denen der Spitzbogen vorkommt, und so dürfen wir wohl schliefsen, dafs aufser der Kirche zu Nes auch die Kirchen von Nore, Flaa und Opdal der Zeit um oder nach 1250 angehören. 8. Die Tiefstellung der Halbsäulenkapitäle, die in gewissen Kirchen bis auf die halbe Höhe der Portalöffnung hinuntergerückt sind, deutet ein Mifsverständnifs der Bedeutung der Kapitäle an, das erst ziemlich tief in der gothischen Zeit eingetreten sein kann, als die in der romanischen Baukunst sehr ausgeprägte Bedeutung der Kapitäle dem Zurücktreten derselben in der Gothik gemäfs anfing in Vergessenheit zu gerathen. Diese Tiefstellung scheint, wie auch aus anderen Gründen ersichtlich, wohl erst um oder nach 1300 eingetreten zu sein. So werden die Kirchen zu V eum, Öjfj eld und Tud- dal dem 14. Jahrhundert angehören, was bei der bestimmt auf etwa 1370 datirten Kirche zu Tuddal auch genau zutrifft. 9. Schlechte Schnitzereien, welche auf den Verfall der alten Kunst deuten, treten gleichzeitig mit dem Tiefstellen der Kapitäle in den Kirchen von Tuddal, Gransherred und Lilleherred auf. 10. Kreuzkirchen mit viereckigen statt runden Stäben, die in ihrer ganzen Konstruktionsweise (Stangvik und Hof) wie auch in ihrer Ornamentik (Hof, Ullensaker) vollständig von der älteren Formengebung abweichen, zeigen neue, von Aufsen kommende Einflüsse, die wir wohl nicht ganz ohne Grund Schweden, Dänemark und Deutschland und folg- lich der Zeit nach 1319 (Aussterben des alten Königstammes) und hauptsächlich der Zeit nach 1350 bis Ende des Mittelalters zuschreiben können. Hiermit stimmt auch die Bestimmung der Erbauung der Kirche zu Stangvik für das Jahr 1407 sehr gut. 11. Der allmähliche Übergang der Portalornamentik von animalischen zu vegetabilischen Ornamenten und das schliefs- liche Verschwinden ersterer ist zur relativen Bestimmung des Alters der verschiedenen Kirchen unter einander wohl zu beachten. II. Von der Bestimmung des Zeitpunktes, vor oder nach dem eine Stabkirche aufgeführt sein mufs. Wo man die Zeit der Aufführung einer Stabkirche nicht bestimmen kann, wird es öfters schon von Wichtigkeit sein, zu wissen, dafs die Kirche zu einer gewissen Zeit bestanden oder nicht bestanden hat. Die Kriterien können aufser den schon beschriebenen inneren auch äufsere sein. I. Datirte Inschriften, welche das Bestehen einer Kirche zu einer bestimmten Zeit angeben, kennen wir nur eine: Einen Grabstein auf dem Kirchhof zu Faaberg, welcher zeigt, dafs diese Kirche 1204 einen Pfarrer hatte, und folglich damals schon bestand. 2. Nicht datirte Inschriften, welche durch bekannte Namen, durch Sprach- oder Schriftform oder ähnliches das Bestehen einer Kirche zu der Zeit, als die Träger der Namen lebten, als die Formen im Gebrauch waren, andeuten, finden sich in mehreren Kirchen und scheinen das Bestehen der Kirche zu Borgund um das Jahr 1150, der Kirché zu Vinje, Aal, Torpe und Aardal um das Jahr 1200 zu beweisen. Die übrigen Kirchen, in denen Runenschriften vorkommen, scheinen der Zeit vor dem Aufhören derselben anzugehören. 3. Angaben in den Königschroniken und anderen Chroniken, in Gesetzbüchern, in Diplomen, Registern der Kirchengüter u. s. w., deren Datum bestimmt ist, kommen in sehr grofser Menge und fast für alle Stabkirchen, deren Bestand uns bekannt ist, vor. Leider sind die Diplome und Register meist aus so später Zeit, hauptsächlich aus dem 14. und 15. Jahrhundert, dafs sie für die Zeitbestimmung wenig Werth haben. Dagegen bezeugen die alten Gesetzbücher Norwegens uns bestimmt, dafs die Peterskirche in Nidaros eine schon um 1150 bestehende Stabkirche war, während ver- schiedene Chroniken uns die Kirche Bö zu Selje in Nordfjord als um 1180—1250, die Kirche Aller Heiligen in Björgvin als um 1181, die Kirche Stadsbygdens um 1184, die Kirche Eidskog um 1225, Vinger um 1227, Sandnes um 1239, und Sandtorr als um 1240 bestehend angeben. Erst als die Periode der Königschroniken abgeschlossen ist, fangen die meisten diplomatischen Quellen zu fliefsen an (etwa um 1250). Die Akten-Belege der päpstlichen Nuntien von 1327, die Register der Kirchengüter von Stift Bergen (Björgynjar Kalfskinn um 1360, von Stift Oslo („das rothe Buch“) um 1400 und des Erz- stiftes („Aslak Bolts Jordebog“) um 1432 sind neben den Diplomen im Diplomatarium Norvegicum (13 Bände) die Haupt- quellen. Nach der Reformation kommen dann die sogenannte Reformats von Drontheim aus dem Jahre 1589, die Visitats- bücher des Bischofs Jens Nilssön in Oslo und endlich eine zahllose Masse von Berichten und Rechenschaftsbüchern des 17. und 18. Jahrhunderts in Betracht. Obgleich man nun nicht berechtigt ist, aus diesen Angaben der Diplome etwas über die Bauzeit zu schliefsen, so dürfen wir doch die eigenthümliche Thatsache hervorheben, a) dafs die unserer Zeit als dreischiffig bekannten Stabkirchen (die Kreuzkirche von Stangvik natürlich ausgeschlossen), die wir aus Rücksicht auf die Konstruktion und Ornamentik dem 12. und 13. Jahrhundert zugeschrieben haben, mit nur drei Ausnahmen alle in den Diplomen vor 1336 sich verzeichnet finden; b) dafs keine der einschiffigen mit Mastholz oder Mittelstab versehenen Kirchen, die wir aus konstruktiven Gründen als jünger denn 1250 anzusehen haben, vor 1322 genannt ist, und c) dafs alle die von uns als nach 1300 entstanden angenommenen Kirchen mit tiefsitzendem Kapitäle und schlechter Ornamentik erst nach 1350 genannt sind. Einen Beweis für die Richtigkeit unserer Anschauung suchen wir natürlich in diesem Umstande nicht, dafs es indessen unserer Ansicht nicht widerspricht, mufs andererseits zugegeben werden. In der Verfallzeit müssen, was ja auch natürlich ist, gewifs eine grofse Menge kleiner einschiffiger Kirchen gebaut sein. 4. Funde von Münzen bei dem Abbrechen gewisser Kirchen unter den Dielen derselben geben uns bei mehreren Kirchen die Gewifsheit, dafs dieselben schon in dem Zeitraume bestanden haben, dem die gefundenen Münzen angehören. Diese öfters gefundenen Münzen sind entweder aus Aberglauben in die Spalten der Dielen gesteckt worden, oder, was wohl wahr- scheinlicher ist, zwischen den nicht zusammengefügten Dielen verloren gegangen, vielleicht aber, nach der Meinung des Prof. Rygh, in einer unter den Dielen für die Anhäufung des II