ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
44 fehlen sie. In Vaage kommt freilich eine vor, sie hat aber noch nicht ihren schliefslichen Platz gerade bei der Thüröffnung gefunden; in Rennebu nähert sie sich demselben etwas mehr. Von den Kirchen, die litterarisch oder durch ihren Bestand bezeugt dieser Periode angehörten, ist nur noch eine vorhanden: die Kirche von Urnes; es ist möglich, dafs in der erst 1882 abgebrochenen Kirche zu Garmo in Gudbrandsdal einzelne Reste der zur Zeit Olafs des Heiligen hier erbauten Kirche noch vorhanden waren. Jedenfalls aber sind die Überreste zu gering, um uns von der Entwicklung der Konstruktion dieser Periode eine Vorstellung zu geben. Das Dachwerk in der Kirche zu Garmo, das den ältesten Theilen dieser Kirche angehört, war indessen vollständig so entwickelt, wie es in den späteren Kirchen vorkommt; dasselbe ist mit dem Dachwerke der Kirche zu Urnes der Fall. Überhaupt war das Konstruk- tionssystem der Blüthezeit hauptsächlich schon in den ältesten der uns bekannten Kirchen, in Urnes um 1100 vollständig ent- wickelt, ein Umstand, der auf eine längere, bis in die heid- nische Zeit hinaufreichende Geschichte des Dachwerkes und auf eine Übertragung des dreischiffigen Systems von England her zu deuten scheint. Als eine Andeutung dessen, dafs die dreischiffigen Kirchen der ersten Periode sich den Steinkirchen des In- und Aus- landes genauer angeschlossen haben, als es bei den Kirchen der Blüthezeit, wo das Holz vollständig in sein Recht eintrat, der Fall war, dürfen wir vielleicht aus dem Umstand ersehen, dafs unter allen Stabkirchen die älteste, die Kirche von Urnes, sich am meisten den Formen des Steinbaus anschmiegt. Die Vorhalle wird von freistehenden Säulen getragen, die an Stein- säulen erinnern; das Innere zeigt ebenfalls freistehende Säulen aber ohne das von den Eigenthümlichkeiten des Holzbaus be- dingte Triforium mit Andreaskreuzen und unteren Bügen; die Kapitäle und Lisenen sind in der Weise der Steinarchitektur geschmückt, was später nie vorkommt, und der Eingangsbogen der Westseite endlich ist als Steinbogen profiliert: alles Um- stände, welche dafür sprechen, dafs Norwegen die Stabkirche in Formen empfangen hat, die von der Steinkirche sehr abhängig waren und erst allmählich selbst, innerhalb der Grenzen des Landes, nicht wenige der Formen entwickelt hat, welche die Stabkonstruktion den Forderungen des Holzes so vortrefflich angepafst hat, dafs die Stabkirche eine geniale Übertragung der Steinkirche in Holzmaterial genannt werden darf. Wir gehen zur Darstellung dessen über, was die norwegische Litteratur über die Stabkirchen der ersten Periode uns erzählt. Im Jahre 872 hatte Harald Haarfager (Schönhaar) das Reich gesammelt, und sein Sohn Haakon der Gute, der in England erzogen war, ging mit dem Gedanken um, Norwegen zu christianisiren. Die Zeit war aber dafür noch nicht reif; die drei Kirchen, die er in Möre einweihte, deren Ort und Namen wir nicht mehr kennen, die aber wahrscheinlich Stabkirchen nach dem Muster der Angelsachsen gewesen sind, wurden schon im folgenden Jahre von den heidnischen Drontheimern verbrannt und die Priester ermordet. Nach und nach gelang es dem ge- waltigen Asenanbeter Haakon Jarl, alle Spuren der Wirk- samkeit Haakons des Guten zu vertilgen, bis Olaf Tryg- vessön (99.5—1000) aus England in das Vaterland zurückkehrte, um Norwegen zu bekehren, ein Unternehmen, das zwar auch ihm nicht völlig gelang, das aber eine grofse Stütze, ein mäch- tiger Vorläufer der späteren Bekehrung des Landes wurde. Olaf Trygvessön, der gleich nach seiner Ankunft seine Wirksamkeit als Kirchenbauer begann, errichtete, wahrscheinlich schon von Anfang an in Stein, die Kirchen zu Moster, wo er zuerst gelandet war, und zu Selje, wo die Gebeine der heiligen Sunniva gefunden worden waren; er mufs ferner zahlreiche Kirchen in dem später hauptsächlich in Stein bauenden Viken, dem südöstlichen Theile des Landes, angelegt haben, unter denen doch wohl im Anfang, als es sich noch um Nothkirchen handelte, viele Stabkirchen gewesen sind. Die Christianisirung der westlichen und nördlichen Theile des Landes rief, es wird dies ausdrücklich gesagt, die Errichtung einer Reihe „Fylkes“- Kirchen (Bezirkskirchen) hervor, von denen die meisten gewifs Stabkirchen gewesen sind. Sie sind aber ebenso gewifs fast alle nach seinem Tode zu Grunde gegangen. Am Drontheims- fjord, am Auslauf des Flufses Nid in den Fjord, legte er seine neue Hauptstadt Nidaros an, und in derselben baute er die erste Stabkirche, von der eine Nachricht bis in unsere Zeit ge- drungen ist; es war dies: Die ältere Clemenskirche in Nidaros*). Im Herbste 996 errichtete König Olaf seinen Königspalast in Nidaros und innerhalb der Gebäudegruppe desselben auch die dem heil. Clemens, dem Patron der bekehrten seefahrenden Vikinger, ge- weihte Kirche, die ganz gewifs eine Holzkirche, folglich eine angelsächsisch beeinflufste Stabkirche gewesen sein mufs, da der Königsbau ohne allen Zweifel aus Holz gebaut war und die Kirche erst im Herbst angefangen, schon zu Weihnachten in Gebrauch genommen werden konnte. Sie war somit sicher eine kleine einschiffige Kirche, eine Schlofskapelle. Der Kirche scheint eine nur kurze Lebenszeit zu theil geworden zu sein. Nach dem Falle Olafs in der Schlacht bei Svoldr (1000) liefsen die Söhne Haakon Jarls, Erik und Svein Jarl, die jetzt in Nor- wegen Herren wurden, seine Anlagen verfallen, und als Olaf der Heilige 1015 König geworden war, wurde er durch Svein Jarl aus Nidaros vertrieben und die ganze Stadt mit dem Königsbau und gewifs auch die Kirche verbrannt. Olaf der Heilige (1015—1030) war jabekanntlich der eigent- liche königliche Bekehrer des Landes, sowie er später der grofse Landesheilige wurde. Die Volkssage schreibt ihm die Erbauung fast aller mittelalterlichen norwegischen Kirchen zu. Gewifs hat er Bezirkskirchen in allen den „Fylkes“ errichtet, die nicht schon unter seinem Vorgänger mit Kirchen versehen worden waren. Ebenso wird ganz besonders berichtet, dafs er in Gud- brandsdal (1021), Hedemarken (1021) und Valdres (1023) Kir- chen errichtete, ebenso wie mächtige Bauern, die bekehrt wurden, Kirchen auf ihren Bauernhöfen, oft an den Stellen der alten Götzentempel, erbauten. So wird dies z. B. von dem fabel- haften Eponymen des Gudbrandsdal, Dale-Gudbrand, erzählt. Von der Kirche von Garmo ist dies, wie wir bald sehen werden, urkundlich bezeugt. Dafs diese Kirchen Olafs des Heiligen alle, soweit sie, was wohl meistens der Fall war, Holzkirchen waren, zugleich thatsächlich Stabkirchen gewesen sind, scheint daraus hervor- zugehen, dafs Stabkirchen nachweislich zu seiner Zeit be- standen. In der Laxdaelasaga cap. 74 wird erzählt, dafs der Isländer Thorkel Eyulfssön in Norwegen war, um Material für den Bau einer Holzkirche zu sammeln, die er auf dem wald- armen Island bauen wollte. König Olaf hat ihm das Holz für die Kirche geschenkt, und Thorkel mafs dann als Muster für die neue Kirche „die Stäbe“ einer Kirche, die Olaf selbst bauen liefs, wobei Olaf ihm etwas spöttisch zurief, er könne zwei Ellen aus jedem „Grofsstab“ (die hohen Säulen des Mittelschiffes) hauen und dennoch die gröfste Kirche auf Island bauen. Indessen kennen wir mit einiger Bestimmtheit nur zwei Stabkirchen, die unter Olaf dem Heiligen aufgeführt sind. Die jüngere Clemenskirche in Nidaros war Schlofskirche in dem von Holz errichteten Königspalast, den Olaf ungefähr auf dem Platze des 1015 abgebrannten Palastes, während seines Aufenthaltes in Nidaros 1017, aufführen liefs. Da der Palast *) Die Detailbeschreibungen der einzelnen Kirchen sind sehr abgekürzt, um den deutsclien Leser nicht mit einer Menge nur norwegisclie Leser interessirender Angaben zu ermüden. Die, welche nähere Auskunft wünschen, müssen wir auf das norwegische Werk verweisen.