ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
47 — ander (Abbild. 35), mit zwei Säulen an jeder kurzen Seite zwi- schen den Ecksäulen (Abbild. 36). Die zwei Säulen der kurzen Abbild. 35. Urnes. Abbild. 36. Urnes. Mittelschiff bezeichnen. Seite haben jedoch zwischen sich ein doppeltes Säulenintervall, da sich sowohl im Osten wie im Westen eine kurze Säule be- findet, die aber nicht bis auf die Diele hinunterreicht, sondern — gewifs schon ursprünglich — in der Höhe des Tri- foriums abgeschnitten ist, um die Öff- nung sowohl am Eingang wie am Chor weiter zu machen. Die Kirche mufs also innerhalb der vielsäuligen Gruppe als sechszehnsäulig bezeichnet werden. Diese 16 Säulen sowie die zwei Säulen in der Höhe des Triforiums sind durch 18 Rundbögen verbunden, dagegen ver- missen wir die in den späteren Kirchen gewöhnlichen Zangen und Andreas- Itreuze, die das Triforium gegen das Das Triforium ist somit gleichsam nur verborgen da, indem die Streben mit zwischen sie gelegten um- gekehrten Rundbögen die Säulen gegen die Aufsenwände der Seitenschiffe absteifen. Dafs dies die älteste Form des Trifo- riums ist, erscheint als wahrscheinlich, da sowohl die fehlenden Kreuze und Zangen als die ornirten Würfelkapitäle, welche die Säulen krönen, unmittelbar die Vorstellung von der Stein- kirche als Vorbild der Konstruktion wachrufen. Erst allmäh- lich wird man sich der Forderungen des Holzmaterials bewufst und die Kreuze und Zangen treten in die Konstruktion ein. Das Mittelschiff ist im Verhältnifs zu den Seitenschiffen sehr hoch. Das nördliche Seitenschiff hat an der Aufsenseite gegen das Westende hin eine reich geschmückte Thür (Abbild. 40); eine ganz einfache befindet sich an der Südseite in der Nähe des Chors. Die letztere ist jedoch in keiner Zeichnung der Kirchen angedeutet. Die ursprüngliche Form des Chors ist unklar. Wie er sich jetzt zeigt, besteht er aus zwei Theilen, die beide viereckig sind. Das Dach der vorderen Abtheilung, dem Schiffe zunächst, wird von zwei freistehenden Säulen getragen, der hintere Theil bildet den Altarplatz, ist nur wenig schmäler aber viel niedriger. Betrachtet man die Form und die Verhältnisse dieses Theiles und die sichtbaren Spuren seines späteren Ursprungs, so ist es gewifs nicht sehr gewagt anzunehmen, dafs er ursprünglich nicht viereckig, sondern halbrund abgeschlossen war; denn so- wohl der Ansatz gegen den vorderen Chor, als die geringe Höhe dieses Theiles scheint eine Apsis anzudeuten. Von dem nach 1722 entfernten Laufgang ist an der west- lichen Vorderseite der Kirche ein Rest übrig geblieben. Ur- sprünglich bestand dieser Rest aus 8 freistehenden, etwa 3 Ellen hohen Säulen ohne Ballustrade, die 7 Arkaden bildeten, wobei die etwas erhöhte Mittelarkade mit darüberliegendem Giebel sich gerade vor der Eingangsthür erhob, eine Anordnung, die an irische Steinkirchen erinnert, z. B. an die aus 5 Blendarkaden mit einer höheren Mittelarkade bestehende Façade der St. Cronans Church, Roscrea (abgb. bei Marg. Stokes: „Early Christian Archit. of Ireland“ Bl. XLVI Abbild. 97). Ob der einmal um die ganze Kirche sich ziehende Laufgang auch an den drei übrigen Seiten ohne Ballustrade war, ist zweifelhaft. Man besitzt nur einzelne Spuren ähnlicher ballustradenloser Umgänge (Vangsnes, Hopperstad), und diese befanden sich alle gewifs an der Westseite. Der an der Kirche zu Fortun ge- machte Versuch einer Wiederherstellung mit freistehenden Säulen um die ganze Kirche herum ist nicht von guter Wirkung, während die mit Ballustraden versehenen Laufgänge die Schönheit der Kirchen in wesentlichem Grade erhöhen. Ist der Laufgang der Kirche zu Urnes mit Ballustraden versehen gewesen, so müssen wir uns diese im Osten verschlossen und vor den zwei Thüren der Langseiten mit Eingängen und darüberliegenden Giebeln (Skruv) geschmückt denken. Unter den übrigen Eigenthümlichkeiten der Kirche mufs die rundbogige Fensteröffnung an der westlichen Giebelseite hervorgehoben werden. In den späteren Kirchen kommt diese Öffnung nicht vor, nur in der Kirche zu Hopperstad wurde vor kurzem bei ihrer Wiederhestellung eine ähnliche Öffnung ent- deckt. Auch dies zeugt von dem hohen Alter der Kirche zu Urnes. Die gewöhnlichen kleinen runden Lichtöffnungen in den Oberwänden des Mittelschiffs sind, 5 an jeder Seite, vorhanden. Im nördlichen Theile der Ostwand des Schiffes findet sich eine verschliefsbare, viereckige Öffnung der oben beschriebenen Art. Das Interesse knüpft sich in der Kirche zu Urnes vor. nehmlich an die Ornamentik, da diese uns zugleich die Frage vom Alter der Kirche annäherungsweise lösen kann, indem sie sich von der aller jüngeren Kirchen ganz bestimmt unterscheidet. Noch mehr aber: Auch innerhalb der Kirche selbst können wir zwei, unter sich ganz verschiedene Richtungen verfolgen, indem die Ornamente im Innern der Kirche und im westlichen Laufgang von denen der nördlichen Aufsenseite und des West- giebels durchaus verschieden sind: Sie gehören zwei un- gleichen Stilrichtungen an, was schon falsche Vorstellungen von der Entstehung der Kirche hervorgerufen hat. Wir müssen zuerst jede Richtung für sich betrachten, um schliefs- lich ihr gegenseitiges Verhältnifs bestimmen zu können. Zuerst die Ornamentik im Inneren und im westlichen Laufgang. Die Säulen im Inneren sind noch nicht, wie in den späte- ren Kirchen in Sogn, an zwei Seiten flach gehauen, sondern cylindrisch und tragen sämmtlich Würfelkapitäle, die so- wohl wie die über den Säulen aufragenden Wandlisenen mit Schnitzereien geschmückt sind. Die Lisenen (Abbild. 21) zeigen uns geflügelte, mit den Köpfen nach oben und den Körpern nach unten gekehrten Drachen, die sich längs den immer schmäler werdenden Lisenen verschlingen und allmählich in pflanzenähnliche Formen über- gehen. Wenn wir aber auch hier wie in den späteren Kirchen Drachenformen und deren Übergang in Pflanzenformen haben, so tragen dieselben doch ein ganz anderes Gepräge, als die späteren Drachen: sie sind feiner und eleganter geformt und erinnern uns weit mehr an die in der Steinarchitektur der aus- ländischen Kirchen vorkommenden Gestalten, als an unsere eigenen späteren Drachenfiguren der Stabkirchenportale. Die ganze Ornamentik des Inneren und des Laufganges dieser Kirche steht in so hohem Grade ohne Zusammenhang mit unserer übrigen Ornamentik, dafs wir nicht umhin können, einen ganz anderen Einflufs als den der schon in der heid- nischen Zeit, dem jüngeren Eisenalter, empfangenen irischen l'ormen anzunehmen. Es ist der Einflufs der gleichzeitigen romanischen Kirchen. Die Würfelkapitäle (Abbild. 37 — 3g) erinnern uns durch ihre Form sowohl wie durch die Figuren, welche sie schmücken, wenn möglich noch bestimmter an die Kapitäle und Kapitäl- figuren des sich seit dem Jahr 1000 entwickelnden romanischen Stils, wie derselbe in den ausländischen, auch irischen Kirchen