Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
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ander (Abbild. 35), mit zwei Säulen an jeder kurzen Seite zwi-
schen den Ecksäulen (Abbild. 36). Die zwei Säulen der kurzen
Abbild. 35. Urnes.
Abbild. 36. Urnes.
Mittelschiff bezeichnen.
Seite haben jedoch zwischen sich ein doppeltes Säulenintervall,
da sich sowohl im Osten wie im Westen eine kurze Säule be-
findet, die aber nicht bis auf die Diele
hinunterreicht, sondern — gewifs schon
ursprünglich — in der Höhe des Tri-
foriums abgeschnitten ist, um die Öff-
nung sowohl am Eingang wie am Chor
weiter zu machen. Die Kirche mufs
also innerhalb der vielsäuligen Gruppe
als sechszehnsäulig bezeichnet werden.
Diese 16 Säulen sowie die zwei Säulen
in der Höhe des Triforiums sind durch
18 Rundbögen verbunden, dagegen ver-
missen wir die in den späteren Kirchen
gewöhnlichen Zangen und Andreas-
Itreuze, die das Triforium gegen das
Das Triforium ist somit gleichsam nur
verborgen da, indem die Streben mit zwischen sie gelegten um-
gekehrten Rundbögen die Säulen gegen die Aufsenwände der
Seitenschiffe absteifen. Dafs dies die älteste Form des Trifo-
riums ist, erscheint als wahrscheinlich, da sowohl die fehlenden
Kreuze und Zangen als die ornirten Würfelkapitäle, welche
die Säulen krönen, unmittelbar die Vorstellung von der Stein-
kirche als Vorbild der Konstruktion wachrufen. Erst allmäh-
lich wird man sich der Forderungen des Holzmaterials bewufst
und die Kreuze und Zangen treten in die Konstruktion ein.
Das Mittelschiff ist im Verhältnifs zu den Seitenschiffen sehr
hoch. Das nördliche Seitenschiff hat an der Aufsenseite gegen
das Westende hin eine reich geschmückte Thür (Abbild. 40);
eine ganz einfache befindet sich an der Südseite in der Nähe
des Chors. Die letztere ist jedoch in keiner Zeichnung der
Kirchen angedeutet.
Die ursprüngliche Form des Chors ist unklar. Wie er sich
jetzt zeigt, besteht er aus zwei Theilen, die beide viereckig
sind. Das Dach der vorderen Abtheilung, dem Schiffe zunächst,
wird von zwei freistehenden Säulen getragen, der hintere Theil
bildet den Altarplatz, ist nur wenig schmäler aber viel niedriger.
Betrachtet man die Form und die Verhältnisse dieses Theiles
und die sichtbaren Spuren seines späteren Ursprungs, so ist
es gewifs nicht sehr gewagt anzunehmen, dafs er ursprünglich
nicht viereckig, sondern halbrund abgeschlossen war; denn so-
wohl der Ansatz gegen den vorderen Chor, als die geringe
Höhe dieses Theiles scheint eine Apsis anzudeuten.
Von dem nach 1722 entfernten Laufgang ist an der west-
lichen Vorderseite der Kirche ein Rest übrig geblieben. Ur-
sprünglich bestand dieser Rest aus 8 freistehenden, etwa 3 Ellen
hohen Säulen ohne Ballustrade, die 7 Arkaden bildeten, wobei die
etwas erhöhte Mittelarkade mit darüberliegendem Giebel sich
gerade vor der Eingangsthür erhob, eine Anordnung, die an
irische Steinkirchen erinnert, z. B. an die aus 5 Blendarkaden
mit einer höheren Mittelarkade bestehende Façade der St.
Cronans Church, Roscrea (abgb. bei Marg. Stokes: „Early
Christian Archit. of Ireland“ Bl. XLVI Abbild. 97). Ob der
einmal um die ganze Kirche sich ziehende Laufgang auch an
den drei übrigen Seiten ohne Ballustrade war, ist zweifelhaft.
Man besitzt nur einzelne Spuren ähnlicher ballustradenloser
Umgänge (Vangsnes, Hopperstad), und diese befanden sich alle
gewifs an der Westseite. Der an der Kirche zu Fortun ge-
machte Versuch einer Wiederherstellung mit freistehenden Säulen
um die ganze Kirche herum ist nicht von guter Wirkung, während
die mit Ballustraden versehenen Laufgänge die Schönheit der
Kirchen in wesentlichem Grade erhöhen. Ist der Laufgang der
Kirche zu Urnes mit Ballustraden versehen gewesen, so müssen
wir uns diese im Osten verschlossen und vor den zwei Thüren
der Langseiten mit Eingängen und darüberliegenden Giebeln
(Skruv) geschmückt denken.
Unter den übrigen Eigenthümlichkeiten der Kirche mufs
die rundbogige Fensteröffnung an der westlichen Giebelseite
hervorgehoben werden. In den späteren Kirchen kommt diese
Öffnung nicht vor, nur in der Kirche zu Hopperstad wurde vor
kurzem bei ihrer Wiederhestellung eine ähnliche Öffnung ent-
deckt. Auch dies zeugt von dem hohen Alter der Kirche zu
Urnes. Die gewöhnlichen kleinen runden Lichtöffnungen in den
Oberwänden des Mittelschiffs sind, 5 an jeder Seite, vorhanden.
Im nördlichen Theile der Ostwand des Schiffes findet sich eine
verschliefsbare, viereckige Öffnung der oben beschriebenen Art.
Das Interesse knüpft sich in der Kirche zu Urnes vor.
nehmlich an die Ornamentik, da diese uns zugleich die Frage
vom Alter der Kirche annäherungsweise lösen kann, indem sie
sich von der aller jüngeren Kirchen ganz bestimmt unterscheidet.
Noch mehr aber: Auch innerhalb der Kirche selbst können
wir zwei, unter sich ganz verschiedene Richtungen verfolgen,
indem die Ornamente im Innern der Kirche und im westlichen
Laufgang von denen der nördlichen Aufsenseite und des West-
giebels durchaus verschieden sind: Sie gehören zwei un-
gleichen Stilrichtungen an, was schon falsche Vorstellungen
von der Entstehung der Kirche hervorgerufen hat. Wir
müssen zuerst jede Richtung für sich betrachten, um schliefs-
lich ihr gegenseitiges Verhältnifs bestimmen zu können. Zuerst
die Ornamentik im Inneren und im westlichen Laufgang.
Die Säulen im Inneren sind noch nicht, wie in den späte-
ren Kirchen in Sogn, an zwei Seiten flach gehauen, sondern
cylindrisch und tragen sämmtlich Würfelkapitäle, die so-
wohl wie die über den Säulen aufragenden Wandlisenen mit
Schnitzereien geschmückt sind.
Die Lisenen (Abbild. 21) zeigen uns geflügelte, mit den
Köpfen nach oben und den Körpern nach unten gekehrten
Drachen, die sich längs den immer schmäler werdenden Lisenen
verschlingen und allmählich in pflanzenähnliche Formen über-
gehen. Wenn wir aber auch hier wie in den späteren Kirchen
Drachenformen und deren Übergang in Pflanzenformen haben,
so tragen dieselben doch ein ganz anderes Gepräge, als die
späteren Drachen: sie sind feiner und eleganter geformt und
erinnern uns weit mehr an die in der Steinarchitektur der aus-
ländischen Kirchen vorkommenden Gestalten, als an unsere
eigenen späteren Drachenfiguren der Stabkirchenportale. Die
ganze Ornamentik des Inneren und des Laufganges dieser
Kirche steht in so hohem Grade ohne Zusammenhang mit
unserer übrigen Ornamentik, dafs wir nicht umhin können,
einen ganz anderen Einflufs als den der schon in der heid-
nischen Zeit, dem jüngeren Eisenalter, empfangenen irischen
l'ormen anzunehmen. Es ist der Einflufs der gleichzeitigen
romanischen Kirchen.
Die Würfelkapitäle (Abbild. 37 — 3g) erinnern uns durch
ihre Form sowohl wie durch die Figuren, welche sie schmücken,
wenn möglich noch bestimmter an die Kapitäle und Kapitäl-
figuren des sich seit dem Jahr 1000 entwickelnden romanischen
Stils, wie derselbe in den ausländischen, auch irischen Kirchen