Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
48
vorkommt. Hätten wir eine etwas genauere Kunde von
den Steinkirchen, die nach dem Muster des Auslandes in
jener Zeit nach Norwegen verpflanzt wurden, wir würden es
gewifs noch deutlicher em-
pfinden, dafs die Holzkapi-
täle der Kirche zu Urnes
zum Theil nur unmittelbare
Nachbildungen jener waren.
An einzelnen Punkten läfst
dies sich sogar auch jetzt
Abbild. 37. Urnes.
wirklich
nachweisen: Eine
ähnliche Kentaurengestalt
wie die an einem Kapitale
zu Urnes kommt auch an
einer Bodenplatte aus Terra-
cotta in der Klosterkirche
zu Hovedöen bei Christiana
vor, verwandte Figurendar-
stellungen finden sich an
Kapitälen der Kirche zu
Nes in Unter-Thelemarken,
und Verschlingungen, den
Lisenenschlingen der Kirche
zu Urnes verwandt, finden
sich an einem Friesbande
der neuerdings ausgegra-
benen Kirche des hl. Olaf
in Drontheim, alles in Stein.
Kirche zu Urnes sind, sowie
Alle Kapitälfiguren
auch die Lisenenfiguren,
der
mit
ihrer feinen reichgeschnitzten Arbeit, mit ihren künstlich ge-
schwungenen Thier- und
Menschengestalten den
norwegischen Schnitze-
reien der Stabkirchen
dieser und der folgen-
den Zeiten so unähnlich,
dafs wir, besonders wenn
wir auch die in Urnes
oft vorkommenden sym-
metrischen Schlingen,
die von den norwegi-
schen prinzipiell ver-
schieden sind, in die
Betrachtung einbezie-
hen, versucht werden,
an ausländische oder
an einheimische, von
den ausländischen
Steinbauten aus zwei-
ter Hand beeinflufste
Künstler als Urheber
derselben zu denken.
Diese Figuren ste-
hen aber auch ihrem
Hunde, Löwen, Hirsche, ein Löwe, der einen Hirsch angreift
ein Hippogryph, Kentauren, Kerberos, ein reitendes Weib,
Drachen, ein Bischof, David den Löwen würgend u. a. m. vor.
Diese Figuren sind nicht zufällig da, sie sind symbolischer
Natur, wenn auch die Zusammenstellung vom Künstler
ohne klares Bewufstsein der Zusammengehörigkeit ge-
wisser Gruppen unternommen ist, da er die Figuren gewifs
kopiert hat, ohne des Umstandes bewufst zu sein, dafs die ganze
Serie die Sammlung der guten und bösen Mächte, die sich
Welt bekämpfen, darstellen
in der Kirche und in der
Abbild. 39. Urnes.
Abbild. 38. Urnes.
sollte. Die bösen Mächte werden von
des heil. Antonius), dem Kerberos
Abbild.
Urnes.
40.
Inhalte nach in einem mehr un
mittelbaren und innerlichen Verhältnifs zu der kirchlichen
Bedeutung, welche
lich besitzen mufste,
verschlingungen, in
schwunden scheint.
Zwischenformen eine
jedes kirchliche Ornament Ursprünge
als die späteren norwegischen Drachen-
weichen jene Bedeutung ganz ver-
Denn während wir uns nur durch
kirchliche Bedeutung hinter jenen in die
einem Thiermunde entsteigenden Pflanzenschlingen beifsenden
Drachen denken können, so liegt diese Bedeutung hier offen
zu Tage, sowie wir auch eine Menge dieser Figuren in aus-
ländischen Steinkirchen wiederfinden. An den Kapitälen der
Kirche zu Urnes kommen neben den Verschlingungen mit
Thierköpfen und thierischen Gliedern noch Adler, Tauben,
den Kentauren (Legende
(Charfreitagspredigt des
Eusebius von Alexan-
dria) ,den Drachen (Apoc.
20, 2), dem reitenden
Weibe (Apoc. 17,3) re-
präsentiert, während der
Löwe sowohl Christus
(Gen. 49,9) als den Satan
(1 Petri 5,8) darstellen
kann, und der Adler
(Evangelistensymbol,
heiliger Geist), die Taube
mit Ölblatt (Gen. 8,11)
der Hirsch (Ps. 42, 2) und
der Bischof mit Kreuz
und Stab die guten
Mächte versinnlichen.
Der Kampf selbst ist
durch das persische Mo-
tiv des Thierkampfes und
durch den Kampf Davids
mit dem Löwen (1 Sam.
17> 34—3fa) vergegenwär-
tigt. Die Form der niedri-
gen Bischofsmütze, die Kentaurendarstellung und ähnliches
deutet die Zeit vor oder um das Jahr 1100 an.
Im westlichen Laufgang kommen zwei kannelierte Säulen
und ein an der einen Seite orniertes Kapital vor es scheint,
wie wenn die Ornamentation der Vorhalle angefangen, aber
nicht vollendet sei. Möglich ist zwar, dafs dieser Versuch einer
etwas späteren Zeit angehört. Der Haupteingang hat eine viel-
fach profilierte Archivolte, die an die Steinarchivolten erinnert,
und ornierte, oben stark beschädigte Kapitäle. Eine Schnitzerei
an der inneren Seite des Westgiebels, einen Sattel darstellend,
kann, da der Sattelknopf vertikal gebogen ist, nicht jünger als
t i8o (Nicolaysen), wohl aber älter sein.
Durchaus anderer Art als alle diese Ornamente sind die