ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
49 Schnitzereien am Westgiebel über der oben erwähnten rund- bogigen Öffnung und die an der nördlichen Aufsenseite, die unter sich ähnlich sind. Dieser Umstand ist sehr merkwürdig und für die folgende Untersuchung von grofser Bedeutung. Wir müssen hier kurz die oben gegebene Schilderung der Ornamentik der Nord- seite wiederholen (Abbild. 40). Sie betrifft die Planken des Portals, die zwei Wand- planken und die nordöstliche Ecksäule (Abbild. 41). Es ist klar, dafs auch diese angefangene Arbeit nie ganz fertig ge- worden ist. Die Ornamente bestehen aus einer Reihe breiterer, bandähnlicher, und einer Reihe schmaler, drahtähnlicher Schlingen; jene endigen in feine Schlan- genköpfe mit zwei Vorderfüfsen und ge- schwungenen Schwänzen, während die letztgenannten sie in phantastischen Bie- gungen umschlingen. Schliefslich erblickt man an der einen Thürplanke ein voll- ständig entwickeltes vierfüfsiges Thier, nach dem Schwung des Schwanzes viel- leicht ein Löwe. Das vollständige Fehlen jeden Pflanzenmotivs rückt diese Orna- mente in die nächste Nähe der heid- nischen Urzeit hinauf. Die Ornamente er- innern in jeder Beziehung an die irischen Motive, die schon in heidnischer Zeit aus Irland nach Norwegen kamen; das vier- füfsige Thier kann in der Form des Kopfes sowohl in irischen-Ornamenten als in nor- dischen Arbeiten der irischen Gruppe TT des jüngeren Eisenalters wiedergefunden werden: der Kopf mit der geschwun- genen Schnauze, dem nach hinten abgerundeten, nach vorn spitzen Auge und dem kleinen aufsteigenden Nackenkamm ist bemerkenswerth und bezeichnend. Abbild. 42. Urnes. Der Giebel an der Westseite der Kirche (Abbild. 42) zeigt uns denselben langgedehnten „Löwen“ im Kampf mit Schlangen — eine beifst dem Löwen in den Hals, die übrigen umschlingen ihn — ; auch hier wechseln Band- und Drahtformen. Was hier geschildert wurde, ist ein ganz anderer Typus als der der inneren Ornamentik und des Laufganges und ist zugleich ein anderer Typus als der in den späteren Stabkirchen vorkommende. Die Ähnlichkeit mit der sogen, irisch-nordi- schen Gruppe in der heidnisch-norwegischen Ornamentik, be- sonders mit der von Sophus Müller als irisch - schwedisch be- bezeichneten, ist so unwiderleglich, dafs man nicht darüber im Zweifel sein kann, dafs hier einheimisch norwegische Motive vorliegen. Der grofse Unterschied zwischen den äufseren und inneren Ornamenten der Kirche zu Urnes hat nun mehreren Forschern den Gedanken nahe gelegt, es müssten diese zwei Ornament- gruppen zwei verschiedenen Zeitaltern angehören, und man hat geglaubt Spuren zu finden, die andeuten sollten, dafs die Wand des nördlichen Seiten-Schiffes mit den äufseren Ornamenten aus einem älteren Gebäude in die neuere Kirche wäre versetzt worden. So schreibt Nicolaysen (Norske Bygninger I p. 3): „Zu oberst sind die alten Schnitze- reien an der Nordseite über der Thür etwas abgehauen, und wie es scheint, waren die Planken von Anfang etwas höher als jetzt und die Thür selbst mit den Seitenpfosten zugleich in entgegengesetzter Richtung etwas länger (d. h. nach unten.). Diese Annahme gewinnt an Wahrscheinlich- keit, wenn wir gewisse Eigenschaften dieser Thür beachten. Von innen sieht man an der rechten Seite oben und unten einige Eisenbeschläge, die mit inneren Thürangeln ver- bunden sind und unzweifelhaft aus einer ziemlich neuen Zeit, als die Thür auch ihr jetziges Schlofs erhielt, herrühren. Früher safs das Schlofs, wie die Reste noch zeigen, an der das westlichen Seite (1^ Elle über der jetzigen Diele), die Thür- angeln dagegen an der östlichen Seite. Die Stelle, an der das unterste Querholz, die Thürangel und das Schlofs angebracht sind, läfst somit deutlich voraussetzen, dafs die Thür ursprünglich länger war, als es jetzt der Fall ist, wenigstens um neun Zoll. Entweder müssen also diese Theile einmal einem älteren Ge- bäude angehört haben und später abgesägt sein, um dem jetzigen Orte angepafst zu werden, was unläugbar eine gute Erklärung des verschiedenen und älteren Charakters der Schnitzwerke den Schnitzereien im Innern der Kirche gegen- über ergeben würde, oder diese Änderung ist in jüngster Zeit während einer Ausbesserung unternommen, durch welche die ganze Wand niedriger gemacht wurde.“ Soweit Nicolaysen. Ich glaube, noch eine dritte Annahme ist möglich, nämlich dafs einfach die Thür mit ihren Seiten- pfosten in jüngerer Zeit am unteren Ende des Moderns wegen abgesägt und somit um etwa 9 Zoll verkürzt worden ist, während die Wand ganz unverändert geblieben. Daraus kann aber nicht der Schlufs abgeleitet werden, dafs die Wand von einem älteren Gebäude hierher versetzt worden wäre. Meine Gründe für diese Annahme sind folgende: Nicolaysen sagt selbst, dafs die Eisenbeschläge und die Thürangel „unzwei- felhaft aus einer ziemlich neuen Zeit“ herrühren, und dafs die Stelle, an der das unterste Querholz, Thürangel und Schlofs angebracht sind, deutlich voraussetzt, dafs die Thür ursprüng- lich länger war, als es jetzt der Fall ist. Jedermann mufs sich in diesem Punkte durchaus einig mit ihm erklären. Da nun deutlich die Anbringung des neuen Schlosses und der jetzigen Thürangel mit der Senkung der Thür, welche die Änderung des Platzes jener nothwendig machte, zusammenhängt, so mufs diese Senkung der Thür doch wohl auch „unzweifelh aft aus einer ziemlich neuen Zeit herrühren.“ Wollte man eine von der Anbringung des Schlosses und der Thürangel unabhängige ältere Versetzung der Thür voraussetzen, so müfste ange- nommen werden, dafs nicht nur die Thür, sondern — wie Nicolaysen wirklich meint — die ganze Wand von einem älteren Gebäude hierher versetzt wäre, wodurch die Wand durchgehends um etwa 9 Zoll verkürzt worden sei. Die Thür und die dieselbe umgebenden Pfosten sind deutlich etwa neun Zoll gesenkt, darüber besteht kein Zweifel; das zeigt sowohl der niedrige Platz des älteren Schlosses als das plötzliche Ab- schneiden des unteren Theils der Ornamente, wo ein Ansatz von etwa 9 Zoll der abgeschnittenen Kreisschlinge ihren natür- lichen Abschlufs geben würde (vergl. die Zeichnung Abbild. 40). Daneben zeigt uns das Oberstück des Portals ein verhauenes Stück der Ornamente, das oben etwa 9 Zoll breit, bei der Sen- kung der Thür zu Tage getreten ist, während es ursprünglich verhauen wurde, um in der Rinne der „Stavlägje“ Platz zu erhalten. Dies gilt von dem Oberstück über der Thür, den drei Thürpfosten und der nächsten Planke nach Westen. Noch 13