ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
52 Akanthusblatt innerhalb der trapezförmigen Einrahmung vor. Auch über den Kapitälen und zwischen den Bögen finden sich Akanthusblätter. Auch hier beobachten wir somit als Ähnlich- keit mit der Kirche zu Urnes, dafs die Wandbohlen des Lauf- ganges geschmückt sind, was nur an diesen zwei Kirchen stattfindet; später hört die Ornierung der Wandbohlen, soweit uns bis jetzt bekannt, für immer auf. Neben jenen Ähnlichkeiten mit der Kirche zu Urnes fanden wir aber auch neue, in keiner anderen Stabkirche vorkommende Eigenthümlichkeiten, die als ausländische, diesmal aber in die einheimischen vollständig eingearbeitete Motive angesehen werden müssen. Scheinbar sind diese Motive byzantinischer Art. Es kann nicht geleugnet werden, dafs zwischen jenem Akanthuskapitäl mit der trapezförmigen Einrahmung und einigen Kapitälen in der Hagia Sofia und in San Vitale in Ravenna eine gewisse Ähnlichkeit besteht, sowie auch die Anordnung des Eingangs durch eine Reihe von 7 Bögen, deren Mittel- bogen der höchste ist, vom byzantinischen Stil in den roma- nischen übergeht (Hagia Sofia [537], S. Vitale [547], St. Markus in Venedig [976—1071], Dom zu Pisa [1063]). Es würde aber dennoch sehr voreilig sein, aus dergleichen Ähnlichkeiten an einen unmittelbaren Einflufs des Byzantinismus auf die norwegischen Stabkirchen zu schliefsen: dieselben Formen kommen ja auch an irischen Steinkirchen vor (z. B. an der obengenannten St. Cronans Church), die trapezförmige Kapitäl- einrahmung sieht man da öfters (cf. Marg. Stoke 1. c. pl. LI Abbild. 110). Hier ist das Zwischenglied zu suchen, und kennten wir die irischen Holzkirchen, so würden wir gewifs alle Details dieses Formenschemas wiederfinden. Übrigens gehört die Kirche zu Vaage höchstwahrschein- lich einem Zeitpunkte an, der es sehr verführerisch macht, die Blicke nach Byzanz zu richten, der Zeit Sigurd’s, des Jerusalem- fahrers. Setzen wir nämlich die Urneskirche um oder etwas vor das Jahr 1100, und erinnern wir uns, dafs die Kirche zu Vaage eine jüngere Stufe als diese zu bezeichnen scheint, während, wie schon oben angedeutet, um 1150 das Drachen- schlingensystem der späteren Kirchen in Borgund fast voll- ständig entwickelt dasteht, so mufs die ursprüngliche Kirche zu Vaage um 1100—1150 entstanden sein. Die Thürplanken der Kirche zu Bödalen (Gudbrands- dal) und der Kirche zu Rennebu (Stift Drontheim), erstere im nordischen Museum zu Stockholm, die anderen im Museum zu Drontheim, dürfen nicht mit völliger Sicher- heit in diese Periode einbezogen werden, doch wüfste ich keine andere, in die sie besser pafsten. Sie scheinen mir beide. Übergangsformen zwischen dem archaischen Typus und dem späteren Typus der Blüthezeit zu sein. Die Planken von Bödalen (Abbild. 47) zeigen uns noch das vierfüfsige Thier aus Vaage unverändert mit aufgeworfener Schnauze und öfters mit Nackenkamm; an einem zweifüfsigen Thiere, das auch denen von Vaage nahe verwandt ist, scheinen schon rudimen- täre Flügel hervorzuwachsen. Das Neue ist hier das Empor- wachsen der vegetabilischen Elemente: die Thiere beifsen nicht mehr in die Schwänze der anderen, sondern in eine Pflanzen- schlinge, die schon gleich dem Schema der Blüthezeit sich fügt. Abbild. 48. Rennebu. Abbild. 47. Bödalen. Die Kirche zu Bödalen ist wahrscheinlich Ende des vorigen Jahr- hunderts verschwunden. Ungefähr auf derselben Stufe scheinen mir die Thürplanken von Rennebu zu stehen (Abbild. 48). Die vierfüfsigen Thiere ändern schon ihre Kopfformen, springen in Pflanzenschlingen, die sich aber — ein völliges Unicum — nicht wie sonst von unten nach oben, sondern umgekehrt von oben nach unten entwickeln. Die Masken, welche die Kapitäle bilden, scheinen irischen Ursprungs zu sein. Die Kirche scheint eine ähnliche Vorhalle ohne Balustrade wie die Kirche zu Urnes (und wohl auch Vaage) gehabt zu haben, da Reste von Säulen des Umganges keinen Ansatz einer Balustrade zeigen. Die ursprüngliche Kirche zu Rennebu scheint um 1668 verschwunden zu sein. 2. Kapitel. Von der Errichtung des erzbischöflichen Stuhles zu Nidaros 1152 bis zum Tode Haakon d. IV. 1263. (Die romanische Blütheperiode von 1150 —1250). Allgemeine Charakteristik der Periode. Kirchen, die uns nur litterarisch bekannt, in dieser Periode ur- kundlich erwähnt werden, aber älter sein können. Kirchen, deren monumentale Reste andeuten, dafs sie der Stilrichtung dieser Periode angehören. Kirchen, die uns nur litterarisch bekannt als in der zweiten Hälfte dieser Periode errichtet, urkundlich erwähnt werden. In der soeben geschilderten Periode vor 1150 waren die nur durch die Litteratur uns bekannten Stabkirchen weit zahl- reicher als die, deren Reste vollständig oder theilweise bewahrt sind: Umgekehrt werden wir in der Periode, in die wir jetzt eintreten, ein weit reicheres monumentales als litterarisches Material finden: wir stehen eben hier vor der Periode der erhaltenen Stabkirchen. Es ist eine merkwürdige Zeit in der Geschichte der nor- wegischen Kirchenbaukunst wie der norwegischen Kirche, das Jahrhundert, das mit dem Jahre 1152, dem Jahre der Errich- tung des erzbischöflichen Stuhls in Nidaros, anfängt: das an die Selbständigkeit der norwegischen, unmittelbar unter dem Papst stehenden Kirche geknüpfte nationale Selbstbewufstsein und namentlich die kräftige Centralisation der kirchlichen Macht führt besonders durch die mächtige Persönlichkeit des Erzbischofs Eystein Erlandsson (1161 —1188) zu einem Übergewicht der