ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
in der linken Portalplanke eine ähnliche Darstellung, während die rechte Planke ornamental und dem Thelemarkschen Typus ge- mäfs gebildet war. Die figuralen Darstellungen (Abbild. i;6au. b) zeigen unten Sigurd, der die Eingeweide des Fafner bratet — mit dem Hyllestadbilde übereinstimmend, nur findet sich hier der schlafende Regin nicht — ; darüber sieht man Regin und Sigurd das Schwert schmiedend, dann erprobt Sigurd das Schwert (auch hier ist Regin abwesend) und endlich tötet Sigurd den Regin. Wie man sieht, ist die Chronologie hier nicht bewahrt und die ganze Darstellung weniger lebendig als in der Kirche zu Hyllestad. Vielleicht dürfte sie etwas jünger als letztere sein. Die Kirche zu Austad (Saetersdalen, Stift Christians- sand), 1327 zum ersten Mal erwähnt, ist nach 1666 abgebrochen; aufbewahrt sind nur die zwei Portalplanken, die sonst orna- mental (Telemark’scher Typus) gehalten, unten zwei Dar- stellungen aus der Geschichte der Giukungen enthalten: (Ab- bild. 1 77a u. b) rechts Atle (Attila), der das Herz des Högne her- ausschneiden läfst, links GunnarGiukesson in der Schlangengrube, die Harfe mit den büfsen spielend, während Atle ihm das Herz seines Bruders zeigt. Die Entstehungszeit scheint ungefähr mit der der vorigen Planken zusammenzufallen. Nachdem wir nun die uns durch Reste oder Zeichnungen genauer bekannten Kirchen dieser Periode betrachtet haben, müssen wir noch einige uns nur litterarisch bekannte Kirchen kurz erwähnen, die bestimmt in dieser Periode gebaut sind, und deren Charakter somit gewifs mit den hier geschilderten ziemlich übereinstimmend gewesen sein mufs. Sie sind alle in der letzten Hälfte der Periode nach 1200 entstanden. Zuerst nennen wir die dem St. Laurentius, St. Thomas Becket von Canterbury und Sta. Margaretha geweihte Kirche zu Tönset, die nach einer noch gegen 1600 vorhanden gewesenen In- schrift am 20. August 1211 geweiht wurde. Dann berichtet die Saga des Königs Haakon IV (des Alten) cap. 333 von mehreren von ihm erbauten Stabkirchen. Es sind das die Olafskirche der Dominikaner zu Björgvin, in der Nähe des Königshofes liegend, und 1508 mit einer Steinkirche ver- tauscht, dann die Kirche zu Evenvik (Stift Bergen), die als Kirche des Gulatinget (Rathsversammlung der westlichen Theile Norwegens) zu Gulen gebaut zu sein scheint, die Kirche zu Ockerö in Bohuslen (jetzt schwedisch), die von der Saga selbst als eine Holzkirche angegeben wird, und eine Kapelle im Königshof zu Nidaros, die als über einer Holzstube liegend, gewifs aus Holz und also wohl aus Stab- , iwerk gebaut war. Endlich hören wir in späteren Nachrichten von einer Hauskapelle zu Aga (Hardanger, Stift Bergen), die mit einer „Stube“ auf gemeinsamer Grundmauer aufgeführt war. Da dieser steinerne Unterbau noch romanische Rundbögen zeigt, dagegen die Stube Spitzbögen, so dürfen wir daraus schliefsen, dafs die ganze Baumasse um die Mitte des 13- Jahrhunderts oder vor dem Tode Haakons IV (1263) ent- standen ist. Wir können somit feststellen, dafs wir bisher in den Stabkirchen, die als älter als das Todesjahr Haakons IV angesehen werden müssen, noch keinen Spitzbogen gefunden haben, dafs es also wahrscheinlich ist, dafs der Spitzbogen erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in die Stab- kirchen (und übrigen Holzgebäude) Norwegens seinen Ein- zug hält. 3. Kapitel. Von dem Tode Haakons IV. 1263 bis zur Reformationszeit. (Die gothische Periode des Verfalls von etwa 1250—1500.) Allgemeine Charakteristik der Periode. Kirchen, von denen monumentale Reste oder Nachrichten bis in unsere Zeit hinein bekannt sind und dieser Periode anzugehören scheinen. Mit dem lode Haakon IV. hören die norwegischen Königs- chroniken auf, und mit ihnen fast alle Nachrichten über die altnorwegische Baukunst; nur spärlich fallt von Pergament- briefen, Büchern über die Kirchengüter und ähnlichen Doku- menten ein Licht über die Stabkirchen. Namentlich deuten diese Quellen nur selten, und bisweilen nur indirekt, die unge- fähre Entstehungszeit einiger Kirchen an (Tuddal um 1370, Stangvik 1407, Ullensaker um 1450—1500). Wir müssen uns also hauptsächlich an die monumentalen Reste und an die Zeichnungen solcher halten, die in unserer Zeit abgebrochen sind, um aus ihnen herauszulesen, was die Geschichte verschweigt. Hier sind aber die Resultate, was die chronologische Entwickelung betrifft, oft sehr unsicher und dunkel, und ich darf natürlich nicht den Anspruch erheben, in meiner Deutung dieser Reste, ihres Charakters und ihres Alters immer das Richtige getroffen zu haben. Die Reste charakterisiren sich als der Zeit nach 1250 angehörend, entweder durch sichtlichen Verfall in ornamentaler Beziehung oder durch Zeichen des Einflusses der Gothik sowohl auf konstruktive als ornamentale Formen. Denn aus mehreren Umständen geht hervor, dafs der end- liche Sieg der Gothik in der norwegischen Baukunst mit dem Verfall der Stabkirchen aufs genaueste zusammenhängt. Die Ursachen dieser Erscheinung werden wir versuchen, kurz dar- zulegen. Der Spitzbogen und mit ihm zugleich der gothische Bau- stil scheint zum ersten Mal mit der Rückkehr des vertriebenen Erzbischofs Eystein aus England (1183) nach Norwegen gekom- men zu sein. In England mufs der Erzbischof die erste eng- lisch-gothische Kirche, die Domkirche zu Canterbury, im Bau begriffen gesehen haben. Das neue Stilprinzip wandte er zum ersten Male in der Domkirche zu Drontheim an, sowohl in der Sakristei als in dem von ihm nach der Beckets Crown in Canterbury angefangenen berühmten Octogon im Chor. Auch der eine Spitzbogen, der Chorbogen in der alten Kirche von Sakshaug unweit Drontheim stimmt sehr gut mit einem Bericht des gelehrten Schöning überein, dem zufolge eine In- schrift an diesem Bogen besagt haben soll, dafs die Kirche von Erzbischof Eystein 1184 geweiht sei. Um 1200 tritt der Spitzbogen in einigen steinernen Kirchen in und um Dront- heim deutlich unter dem Einflufs der Domkirche auf; docl r ist er wohl kaum in dem norwegischen Steinbau völlig vor der Mitte des 13. Jahrhunderts oder vor dem Tode des Königs Haakon durchgedrungen. Lange treten Rundbogen und Spitz- bogen neben einander, sogar in demselben Gebäude auf. Hand in Hand mit diesem Sieg der Gothik auf der ganzen