ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Achte Ordnuttg. Flugellose. K erf e. 127 Achte Ordnung. Flugellose. Einleitung. Nur in zwei Hinfichten, durch den Mangel an Flu- geln und die Trennung des Kopfes bom Bruststucke, kommen die Kerfe dieser letzten Ordnung unter sich uber- ein; in allen anderen Beziehungen erscheinen sie so man- nichfach gebildet, dah man nicht unrecht haben wird, wollte man ihren weiterhin auszufuhrenden Gruppen den Werth von Ordnungen berleihen. Verwun- derung kann eS sonach nicht erregen, dah uber ihre Stel- sung ini Systeme die entgegengesetztesten Ansichten Herr- schen. Wiffenschaftlich richtiger und folgerechter wird eS allerdings fein, wenn man dem Mangel der Flugel ein grohes Gewicht nicht beilegt und einen Theil der eigentlich Flugellosen da einordnet, wo sie nach Maah- gabe der Bildung anderer und nicht minder wichtiger Organe ihren wahren Platz finden sollten, allein dem in der Entomologie minder Erfahrencn wird Hierdurch manche Schwierigkeit berettet. Dah etwas Allgemei- nes uber eine auS so ungleichen Theilen zusammenge- setzte Ordnung sich nicht sagen lasse, bedarf kaum der Verstcherung. Die Fuhler sind meist kurz und wenig- gliederig, bisweilen aber lang und vielgliederig, die Au- gen einfach oder zusammengesetzt oder gehfiuft, biswei- len sehr schwer zu erkennen oder vielleicht gnr nicht bor- Hånden ; die Beine finden sich bei vielen in der gewohn- lichen Zahl von sechs, die hingegen bei den Mhriopo- den zu Hunderlen ansteigen kann. Auch das Phhfio- logische Verhalten bleibt sich nicht gleich, denn manche Flugellose bestehen nur Hautungen, andere eine boll- kommene Verwandlung, einige scheinen ihre Gestalt nie- mals zu wechseln. Es giebt unter ihnen mikrosko- pisch kleine, aber auch spannenlange, langsain krie- chende, weitspringende oder raschlaufende, Parasi- tische und umherstreifende, nur hit Trocknen gedeihende oder das Feuchte liebende, oberirdische oder lichtscheu unter der Erde sich berbergende Geschopfe. Man bringt fie in zwei Hauptabtheilungen, je nach der Zahl der Futze. Zu den sechsbeinigen gehoren die fims ersten, zu den bielbeinigen die ubrigen Familien. Erste Familie. Lepismiden oder Borstenschwnnze. Hinterleib in drei Borsten berlangert. Fuhler biel- gliederig. Taster borstehend. Wegen einiger wohl nur scheinbaren Verwandtschaf- ten mit den Schaben glaubten Manche, den Lepismiden unter oder neben den Geradfluglern ihren Platz anweisen zu mussen. Ein Beispiel ihrer Gestalt liefert der be- kannte Zuckergast (Lepisma saccharina) Fig. 3329., deffen Korper uberall einfarbige, silberige Schuppchen bekleiden, der tit unseren Hausern sich einnistet, des NachtS eigentlich nur Herumlauft und ursprunglich aus Amerika gekommen sein soll. Seine unter Fig. 3328. abgebildeten Mundtheile (* Oberkiefer, * * Lippentaster, *** Kiefertaster) gehoren zwar zu den beifienden, kon- nen aber irgend eine Gewalt nicht ausuben. Ueber den abwfirts geneigten Kops ragen die Taster weit bor, auch sind die Fuhler wohl entwickelt, dafur aber die Augen gehauft, eigentlich also wohl nur aus zusammengesetz- ten zerfallene. Verwandlung bestehen diese, ubrigens ganz unschadlichen Thiere nicht. Zweite Familie. Poduriden oder Springschwanze. Hinterleib mit gabelformig berlangerter, nach unten umgebogener Spitze. Fuhler weniggliederig. Taster eingezogen, kurz. Poduriden sind sehr kleine, den Flohen nicht unahn- liche, mittels des Schwanzanhanges sich fortschleudernde Kerfe. Sie haben einen Walzenformigen Korper, un- deutliche oder doch sehr kleine Mundtheile und zwei Au- gen, oon welchen fedes auS acht Punktaugen besteht, le- ben an Baunten, unter MooS, in feuchten Graben, bil- den zurnal im Fruhjahre und Herbste zahlreiche Gesell- schaften, die bei Storungen wie Flohe auSeinanderstau- ben, und tonnen, wegen ihrer Leichtigkeit, sogar aus dem Maffer umherkriechen. Verwandlungen haben fie nicht zu durchlaufen, sondern Hauten fich nur. BereitS kennt man inehrere Arten. Der seidenhaarige Spring- schwanz (Podiira holosericea) Fig. 3324. berdankt sei- nen Namen seiner Bekleivung. Dritte Familie. Pediculiden oder Lanse. Hinterleib ohne Verlangerung. Fuhler borgestreckt, dreigliederig. Saugrussel beihend, rohrenformig. Keine Art dieser Gruppe fommt anders alS aus Saugethieren bor, bon deren Blute fie sich nfihren. Jhr Korper ist platt und durchscheinend, ihr Ansehen widerlich. An der Haut oder dem Haar bermogen sie sich sehr fest anzuklammern mittels des hakigen in das borhergehende Glied fich zuruckschlagenden Endgliedes der uberhaupt nur zweigliederigen Tarsen. Durch grohe Fruchtbarkeit konnen alle Arten unter sonst gunstigen Umstanden, bei Menschen durch Vernachlfissigung und Unreinlichkeit, so zunehmen, dah Abzehrung als Folge ihrer uniinterbrochenen Angriffe eintritt. Den Men- schen suchen drei besondere Arten Heim. Dah sie gewiffen Vblkern als unauSrottbareS Erbtheil bon der Natur selbst zugewiesen seien, ist ebenso eine Fabel als die Erzahlitngen bon ihrem wunderbaren Herbordrechen aus geoffneten Eiterbeulen. Zuberlassig nachgewiesene Falle bon sogenaunter, als wirkliche Krankheit austretender Lausesucht giedt es, trotz aller geschichtlichen Ueberlie- ferungen, auherordentlich wenige. Vierte Familie. Nirmiden. Hinterleib ohne Verlangerung. Kein Saugrussel, sondern Beihwertzeuge, narnentlich deutliche Oberkiefer. Auf den ersten Blick ahneln diese aus Vogeln und Saugethieren ledenden Parasiten jetten der dritlen Fa- milie. Sie sangen indeffen kein Bltit, sondern nahren fich bon zerdiffenem Haar und dem feinsten Flauin der Federn. Funfte Familie. Pnliciden oder Flohe. Hinterleib ohne Verlangerung. Hinterdeine ber- langert, zuni Springen eingerichtet. Saugrussel. Eine einzige ganz isolirt stehende Gattung bildet diese Ordnung. Jenachdem man auf eine oder die andere Eigenthumlichteit mehr Gewicht legt, kann man dem Floh in inehreren Ordnungen seinen Platz anweisen. Den Mundtheilen nach wurde er zu den Halbstuglern gestellt werden kbunen, durch den Gang seiner Verwand- lung erscheint er den Zweififiglern berwandt, und sogar zu Kafern hat er einige Beziehungen. Erhebt man ihn zum Vertreter einer besonderen Gruppe oder wohl gar Ordnung, so stutzt titan sich auf den Mangel der Flugel, die zwei einfachen Punktaugen und die Bildung der Mundtheile (Fig.333l.). Diese bestehen auS einer bor- stenformigen Zunge, welche in der Mitte bon zwei wie Degenklingen gestalteten, bei detn Stechen in die Haut dringenden Unterkiefern liegt; umfaht werden diese Theile durch die ebenfalls sehr schmalen Oberkiefer, die sich zur Scheide zusammenlegen. Zu beiden Seiten dieseS SaugruffelS, und die Wurzel der biergliederigen Fuhler etwas veckend, stehen zwei kleine Schuppen, die man gemeinlich fur Lippentaster erklart. Harte, am Rande genimperte Schienen inngeben den seitlich platt- gedruckten Korper (Fig. 3332.), der in drei deutliche Theile, einen kleinen, runden Kopf, ein kurzes, dun- nes und fast drehrundeS Bruststuck und einen tinber- haltnihmahig grohen Hinterleib zerffillt. Von den Fnh- paaren sitzt das borbetc scheinbar am Kopfe, das Hintere, den Sprung bermittelnde hat nicht die auffallende Lange, wie bei anderen springenden Kersen, indeffen ist der Schenkel aller Beine sehr dick und kurz. Kurze und Harte Haare stehen berstreuet sowohl auf den Gliedern als dem Korper. Keine der ziemlich zahlreichen Arten die- ser Gattung erreicht mehr als die doppelte Grohe des gewhhnlichen, den Menschen Plagenden Floh's, inehrere sind weit kleiner als dieser. Alle leben parafitisch auf Saugethieren und Vbgeln, benn bie in Pilzen entbeck- ten zwei Arten muffen eine besonbere Gattung bilben. Der gemeine Floh finbet fich auf ber ganzen Erbe, in- beffen borzugSweise Haufig in warmen unb trockenen Lanbern; int sublichen Italien, am Cap ber guten Hoff- nung, in Chile, Peru, Buenos-AyreS unb in Neuhol- lanb, uberhaupt uberall, wo ber Sommer in mehreren bollig regenlosen Monaten besteht, wirb er zu einer Plage, gegen bie auch ber Mohlhabenbste unb Rein- lichste sich zu schutzen nicht bermag. Eben beshalb nimmt er auch in- Deutschlanb gegen Enbe SommerS unb bei bem Eintritte bes Heiteren Herbstes mehr uber- Hanb alS int Fruhlinge. Seine Fruchtbarkeit ist nicht betrachtlich, benn er legt ttur gegen zwanzig glanzenb weihe Eier zwischen bie Haare ber Thiere, in Fuhbecken unb Fugen ber Zimmerbielen; aus ihnen gehen nach sechs bis zwolf Tagen kleine fuhlose Larben Herbor, bie nach acht Tagen innerhalb eineS seibenartigen Gespinn- stes zu Puppen sich untgestalten. Grohe Reinlichkeit kann ben Floh allein beschrfinken, wettn auch nicht gattz bertreiben, benn alle bem Pflanzenreich entnont- ntene Gegenmittel leisten nichts. Der beruchtigte Sanb- floh (Pitlex penetrans) Fig. 3333. lebt in Westinbien unb Subamerika auf staubigen, Hethen Platzen in ber Nahe ber Hauser. Das befruchtete, mit unbewaffnetem Auge kaum erkeunbare Weibchen grabt sich unter bie Haut ber Zehenspitzen, Sohlen unb Fuhballen nicht allein beS Menschen, sonbern auch des HauShunbes, wachst ba zu einer weihen Kugel bom Umfange eineS kleinen Schrotkornes, bringt unangenehmes Zuckett Her- bor unb kann allerbingS, wo eS in groherer Mettge sich eingenistet, burch Vernachlhssigttng Eiterung und Schlimmeres herborbringen, indetn die Larben in der Hhhle sich entwickeln, welche durch den Druck des an- geschwollenen Leibes der Mutter nach und nach entstand. Mie andere Uebelstande und Gefahren entlegener Læn- der, so ist auch die Mirkung deS Sandfiohs allztt ft'trch- terlich beschriebcn worden. Sechste Familie. Juliden. Karper aus zahlreichen, Harten Ringen bcstehend, bon welchen fast jeder ein Fuhpaar tragt. Keine oder undeutliche Kinnladen und Taster. Fuhler wenig- gliederig. In bielen spstentatischen Attordnungen der Glieder- thiere dilden die beiden letzten Familien der ungeflugel- ten Kerfe die besondere Ordnung der Tattsendsuhe oder Mhriopoden. Dah diese ein Mittelglied zwischen den eigentlichen Jnsecten, den Spinnen und Krustenthieren bilden, laht fich ebenso wenig laugnen, als dah fie eigene, bei jetten in boller Gesammtheit nicht bereinigte Kennzeichen besitzen. Dennoch mag eS zweckmahiger er- scheinen, sie an diesem Orte nur alS Anhang der Kerfe zu betrachten. Von diesen unterscheiden sie fich sogleich durch die Zahl ihrer Fuhe, die allezeit sechs ubersteigt, und durch die Gestalt des KbrperS, an welchem die deut- liche und scharfe Begranzung mindestens der Brust und deS Hinterleibes bermiht wird. Sie fihneln der Mehr- zahl nach kleinen, geringelten Schlangen und dewegen sich auch, obwohl bon Fuhen getragen, wie diese durch seitlicheS Hin- und Herwinden. Einige gleiten langsam borwartS, andere laufen schnell und berrathen uberhaupt