Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Jllustrirte
Naturgeschichte des Thierreichs.
Einleitung.
28irbellose Thiere jerfaHen, wie bereits oben (S. 3)
gezeigt worden, in drei Hauptabiheilungen, die man in
ihren hoheren Clafsen an einer bestimmten, scharf aus-
gepragien Korperform leicht erkennt. Jndem aber ge-
gen die Grenzen einer jeden jener grohen Gruppen die
typische Gestalt schwindet und Uebergange fich auSbil-
den, bleibt in zweifelhasten Fallen die Beschaffenheit
deS inneren KorperS, nauienilich die Einrichtung des
Nervensystems meist allein maastgebend. Ganz beson-
ders werden diese Erkennungszeichen in der dritlen gro-
hen Abtheilung, derjenigen der Pflanzenthiere im Allge-
meinen, von Wichtigkeit sein mussen, weil hier eine
uberall wiederholre, unter allen Abanderungen leicht
wieder zu erkennende Grundform der stuheren Gestalt
meist fehlt, vielmehr eden diese die grohte Mannichfaltig-
keit zeigt. Jhr erstes anatomisches Kennzeichen besteht
daher in dem verh5ltnihmLhig einfachen Nervensysteme,
welcheS als ein den Schlund umgebender Markfaden,
von welchcm nicht immer Zweige abgehen, auftritt.
Selbst diese unvollkommene Organisation ist nicht bei
allen Pflanzenthieren nachzuweisen, denn bei vielcn, ei-
ner lebenden Gallert gleichenden cntdeckt auch der geub-
teste, mit besten Mikroskopen ausgeriistete Beobachter
nichts einem Nerven AehnlicheS. Dah eS Thiere ohne
alle Nerven gebe, darf darum noch nicht angenommen
werden, wohl aber, dah die Korner deS Nervenmarks
so klein, so einzeln verstreuet oder so mit dem Gewebe
deS Korpers verschmolzen sind, dah fie der Entdeckung
entgehen. Ein Geschbpf ohne Nerven oder ohne in der
Wirksamkeit diesen analoge Bestandtheile kann ein Thier
nicht sein. In der Korperbildung waltet bei manchen
Pflanzenthieren eine gewisse Grundform vor; man nennt
fie die strahlige. Sie beruht auf der Lagerung der
Theile deS Korpers um einen gemeinsamen Mittelpunkt,
tritt mit besonderer Deutlichkeit hervor bei den Seester-
nen und findet fich auch da, wo der nicht Unterrichtete
fie ableugnen Wurde, wie bei den Corallen, die an fich
ost als ganz asymmetrische Kalkgebilde erscheinen, aber
Myriaden kleiner Polypen tragen, deren vorderes Kor-
perende in regelmahige Strahlen zerfallt. WLren nicht
mehrere Quallen, die Jnfustonsthiere und die soge-
nannten Foraminiseren asymmetrische Geschhpfe, so
konnte der von Cuvier fur die ganze Classe aufgestellte
Name Strahlthiere alS bester und am meisten bezeich-
nender gelten. Dah man die ganzo grohe Abtheilung
unter der Bezeichnung Pflanzenthiere oder Zoophyten
begreift, sindet Erklarung in der ost undeullichen auhe-
ren Darlegung thierischen LebenS; manche der Neueren
wollen jenen Namen nur auf die Classe der Polypen an-
gewendet wiffen, verkennen aber, dah solche Beschran-
kung, gegenuber der altherkornuilichen Anwendung deS
Wortes, leicht zu Mihverst^ndnissen fuhren kann.
Pflanzenthiere.
Ueber daS Aeuhere der Pflanzenthiere vermag man
Allgemeines kaum zu sagen; wahrend die Stachelhiluter
immer einige Grohe befitzen und mit einer mehr oder
minder Harten, lederartigen oder kalkigen Haut uberzo-
gen sind, Quallen gallertartige Massen darstellen, Po-
lypen auf ihren ost sehr grohen, kalkigen Corallenstam-
men verschwinden oder ausgebreiteten Bluthen gleichen,
wechseln die Umriffe von der Kugel zur ungetheilten oder
strahlig eingeschnittenen Scheibe und von dem PriSma-
tischen jum Malzenformigen oder auch Formlosen. Im
Gewebe der auheren Decken erkennt man bei wenigen
deutliche Muskeln, die ubrigens nur bei den Holothu-
rien sehr kraftiger Zusammenziehungen fahig find; nicht
felten auhert fich Bewegung nur an einzelnen Theilen.
Ortsbewegung sallt bei allen angewachsenen Zoophyten
weg, die indeffen zum Theil wahrend einer kurzen Zeit
des Jugendalters unter ganz anderer Gestalt frei umher-
schwimmen ; nicht angewachsene verandern zwar den Ort,
allein niemals mit Schnelligkeit, sondern entweder durch
schneckenartiges Kriechen oder durch eine Art sehr unvoll-
kommenen SchwimmenS; manche dem nackten Auge
unfichtbare Jnfustonsthiere gleiten in dem Waffertropfen
mit scheinbarer Schnelligkeit fort, bewegen fich aber in der
That auf das Langsamste. Als Bewegungswerkzeuge
dienen den StachelhLutern zahllose walzige, von Jnnen
mit Flfisfigkeit anfullbare Hautschlauche, den Qual-
len kammartig gestellte Floffen oder segelartige Verlan-
gerungen, bisweilen mikroskopische Wimpern oder der
Schirm, der zur wechselnden Zusammenziehung und
Ausdehnung bef^higte Haupttheil des Kdrpers. Jnfu-
sionsthiere besitzen entweder ahnliche Wimpern oder auch
Schwimmschwanze und mannichfache andere Bewegungs-
werkzeuge. Mundoffnung und Magen fehlt wenigen
Zoophyten, die dann, wie gewisse Quallen, durch Auf-
saugung mittels der Oberflache oder fadenfsrmiger An-
Hange fich nLhren. Bei anderen fehlt der Mund; allein
was gewisse kreuzformig gestellte Saugarme aufgenom-
men, gelangt in einen Magen. Polypen besitzen be-
reits einen Mund, der als Magenoffnung und Aster
dient und mit Fangarmen umgeben ist. Bei Stachel-
Hautern erlangt der Mund grohere Vollkommenheit, und
bei Echiniden schlieht er einen Kauapparat ein, der so-
gar jenen vieler Wirbelthiere durch kunstliche Zusam-
mensetzung und Wirksamkeit ubertrisst. Keinem Jnfu-
fionSthierchen fehlt der Mund, der bei einigen fich trich-
terformig verlangern kann und mit sehr beweglichen
Wimperkranzen umgeben ist. Wo die gesammte Bil-
dung auf einer niederen Stufe verharrt, behauptet die
Berdauungshhhle die einfache Gestalt einer inneren Ber-
tiefung der Ksrpermasse und entbehrt Auskleidung mit
besvnderen Hauten. Ein wirllicher Darm findet fich
bei den im Aeuheren den Polypen sehr ahnlichen MooS-
thieren, bei gewiffen Znfusorien scheint er stellenweiS zu
zahlreichen Magen anzuschwellen, den Quallen fehlt er,
bei vielen Echiniden wird er lang und windet fich spira-
lisch im Inneren deS Gehauses, bei Asterien erscheint er
in Gestalt symmetrischer vielastiger Blinddarme. Ge-
fahe und Umlauf nachzuweisen, gelang bisher nur in
den oberen Classen dieser Abtheilung deS ThierreicheS,
wo dann wirklicheS Blut nicht fehlt und fogat grohe
und kunstliche AthmungSwerkzeuge fich finden, wahrend
in entgegengesetzter niedrigsten Form Athmung durch
die ganze Oberflache vermittelt wird. Vielen Zoo-
phyten genugt eS daher, vom Masser umgeben zu
sein, welches bei anderen das Jnnere deS Kdrpers so
vollstLndig durchdringt, dah besondere AthmungSorgane
nsthig zu sein aufhoren. Bermuthlich fallen oftmals
BewegungS- und Respirationswerkzeuge zusamnien, und
die immer th^tigen Wimpern dienen zugleich als Kie-
men. Dah viele Zoophyten sowohl auf pflanzlichem
als thierischen Wege, ebenso durch Sprossung und
Selbsttheilung des mutterlichen KorperS als durch Ei-
bildung fich vermehren, wuhte man seit langerer Zeit,
indeffen kannie man weder die Grenzen dieser ZeugungS-
weisen, noch ahnte man die jetzt nachgewiesene Hochst
merkwurdige Metamorphose vieler. Stachelh^uter und
Quallen vermehren fich zuerst durch Eier, Polypen und
JnfufionSthierchen theils durch diese, theils durch Knos-
pen oder frciwillige Spaltung. Die Urzeugung, welche
man ehedeur als die gewohnliche EntstehungSart vieler
Zoophyten, als die alleinige der Znfusorien betrachtete,
ist selbst bei den letzteren sehr bezweifelt worden und
kann uderhaupt nur bei diesen vorkornmen, nicht bei an-
deren, ost sehr grohen Pflanzenthieren. Die auS dem
Eie Hervorgegangenen jungen Echinodermen, Quallen
und Polypen besitzen ost mit dem reisen Thiere gar keinc
Aehnlichkeit und verharren unter einer fremden Gestalt
das ganze Leben hindurch, indem fie eine Hbchst eigen-
thumliche Zwischenstufe einnehmen, alS sogenannte Am-
men erscheinen, auS welchen eine der Grohmutter oder
dem vollkommenen Thiere ahnliche Generation fich ent-
wickelt. Legen Geschopfe dieser dritten Generation Wie-
derum Eier, so entstehen wiederum Ammen, und sonach
werden jede zwei Generationen durch eine in der Mitte
liegende von UebergangSwesen getrennt. Mit einem
Worte, eS wiederholt fich daS Mutterthier nicht in sei-
ner elgenen Brut, sondern erst in seinen Nachkommen
deS zweiten, bisweilen des dritten GliedeS. Da nun
die auf solchen Zwischenstufen befindlichen Mesen ost
eine ganz eigenthsimliche Gestalt besttzen, andere Male
mit schon bekannten Thieren ubereinkommen, mit wel-
chen sie keine wahre Berwandtschaft haben, wie denn
frei gewordene junge Polypen kleinen Quallen sihneln,
fo wird die GrLnze der Classen nicht immer genau
zu ziehen stin und eS einleuchten, wie leicht auf
unvollkommener Eniwickelungsstufe befindliche Pflan.
zenthiere alS besondere SpecieS oder Gattungen angese-
Hen werden konnten. Obgleich anzunehmen ist, dah die.
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