ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
228 Stachelhauter. tLinititnng. ser eigenthumlichen Form der Metamorphose, die, wie schon oben erwahnt, Geiierationswechsel genannt wird, alle Zoophyten unterworfen find, so ist fie bisher doch nur an einzelnen, indessen den verschiedenen Claffen an- gehorenden nachgewiesen. Die individuelle Grohe der Pflanzenthiere ist nie sehr betrSchtlich; den graten limfang beobachtet man bei Seesternen und Quallen, die in selteneren Fællen wohl bis drei Fuh Durchmesser haben fénnen; unter den Ho- lothurien giebt eS zwei Fuh lange. Polypen stud mit AuSnahme der Pilzcorallenthiere meist immer sehr klein, ost kaum eine Linie lang, vermsgen aber, indem fie myriadenweis neben einander leben und in raschen Generationen fich folgen, machtige Corallenblocke Her- vorzubringen. Jnfustonsthiere bleiben, wenige auS- genommen, dem nackten Auge unsichtbar. Form und F^rbung find bei vielen ebenso zierlich alS glanzvoll; die unendlich, aber symnietrisch verzweigten Arme eineS sogenannten Medusenhauptes (Euryale), die hochrothen Seesterne, die theilmeiS blauen oder purpurrothen See- igel, vor allen die prachtvollen Seeanemonen, welche im Meere ausgebreiteten Sternblumen oder CactuSbliithen gleichen, liefern Beispiele. Welche Herrliche Formen die Corallenstamme, die inneren Skelette vieler geselli- ger Polypen darbieten, weih jedermann; weniger be- kannt ist es, dah viele von ihnen, wenn fle im srischen Zustande mit einer sehr lebhaft gefarbten, jedoch schlei- iiiigtn und leicht verghnglichen Haut uberzogen und mit bunten Polypen bedeckt stnd, wunderbaren bluheuden Gestrauchen ahneln. Mehr noch als bei anderen Thier- classen ivirkt auf ihre Verbreitung das Klima, denn mit Ausnahme der uberall Heimtschen Jnfusorien wohnt die ungleich grbhere Mehrzahl der Zoophyten innerhalb der Wendekreise; nur der zwanzigste Theil aller bis jetzt bekannter Corallen findet fich in auherlropischen Mee- ren, und Hhnlich gestaltet fich das Perhaltnih Hinfichilich der Quallen und Echinodermen. Zieht man nur die eigentlichen Strahlthiere in Erwagung, so stellt fich Heraus, dah eine auherordentlich geringe Zahl obenein sehr kleiner Arten ini Suhwaffer, alle andere im Meere leben. Sie entziehen fich vernidge ihreS AufenihalteS so sehr der Beobachtung, oder mindestens wird diese durch Nebenumstande so erschwert, dah die Kenntnih der Lebensweise nothwendig luckenhast sein muh; das Er- grundete ward oft nicht ohne grohte Muhe festgestcllt oder durch Combinationen gewonnen, welche dem Scharf- finne und der Geduld der Forscher gleichgrohe Ehre nia- chen. Im Studium dieses TheileS der Zoolvgie liegt ubrigens uin so mehr Reiz, je weniger eS rhedem urnfas- send getrieben ward; eS kann daher Verwunderung nicht erregen, dah fich ihm, wie einem neuen, noch unange- baueten und vielversprechenden Folde viele der besten Forscher zugewendet haben. Zoophyten erregen freilich nur wiffenschaftlicheS Interesse, denn abgesehen davon, dah minder civilifirte Volker einige Holothurien und Echiniden alS Speise benutzen, und dah sene und die Edelcoralle allein einen wichiigeren Handelsgegenstand abgiebt, steht die ganze Classe zu dem Menschen in kel- ner Beziehung. JnstiflonSthierchen brachten allerdingS durch ihre ubriggebliebenen Panzer ganze Schichten der Erdrinde hervor, und Corallen schlossen die flachen Mun- dungen kleiner Hhfen PolyncstenS, indeffen uben selbft solche Thatsachen zu geringen Einstuh, uni allgemein be- merkt zu werden, und um einer, unserem Geschlechte mehr alS alle andere fernliegender Abiheilung des Thierrei- cheS allgemeine Aufmerksamkeit verschaffen zu konnen. Zoophyten durfen ubrigens den altesten aller Organis- men zugez^hlt werden, denn die Mehrzahl der fosfilen findet fich in den der Kreide vorauSgehenden, einige, wie gewisse Crinoiden, sogar in den attesten der Versteine- rungen fuhrenden Schichten. Sie waren daher nebst Seepflanzen die ersten organischen Wesen in einer Peri- ode, wo kaum festes Land aus der allgemeinen Fluth zu steigen begann. Man theilt die Zoophyten nach folgenden Kennzci- chen in funf Claffen: A. Pflanzenthiere mit mehr oder minder deutlich strahligem Baue. I. Freie Thiere. 1. Kbrper mit lederartiger oder kalkiger Hulle, innerem, angehefteten Darnie, mannichfachen Bewegungswerkjeugen...........................Zwslfte (achte der Wirbellosen) Claffe: Stachelhauter. 2. Kbrper gallertartig, durchscheinend, ost scheibenfbrmig oder Halbkuge- lig, ohne freien Darm, ost ohne Mund, mit Saugarmen oder Fuhl- faden, mannichfachen Bewegungswerkzeugen.........................Dreizehnte (neunte „ „ ) Classe: Quallen. II. Feststtzende, meist zu vielen vereinte Thiere, oft einen Corallenstock Hervorbringend. Karper gallertartig, feltener lederartig, mit Verdauungshohle oder auch kitrzem Darme, sonach mit oder ohne After, Mundhffnungmit strahlen- formigen Fuhlern umgeben, Fortpflanzung durch Eier, Knospung und Theilung............................................................... B. Pflanzenthiere von nicht strahligem Baue und meist sehr geringer Grohe. 1. Ksrper gallertartig, meist in Abschnitte getheilt und in eine vielkam- merige Schaale gehullt, durch deren Lbcher astige Fuhe treten. 2. Korper gallertartig, mit oder ohne Panzer, vielgestaltig; Mund mit Wimpern umgeben; viele Magens^cke......................................... Vierzehnte (zehnte „ ) Classe: Polypen. Funfzehnte (elfte „ // ) Classe: Lbcherfuher. Sechzehnte (zwolfte,, // ) Classe: Infusionsthierchen. Zwolste Classe. Stachelhauter. Einleitung. In der Gestalt der Stachelhauter oder Echinodermen erkennt man mehreredurch Uebergange unter einander ver- bundene Grundformen, die cylindrische bei den Seewalzen oder Holothurien, die scheibenartige, mehr oder minder zum Stern eingschnittene bei den Seesternen oder Aste- riden, die der Kugel fich nahernde bei den Seeigeln oder Echiniden. Nur unter den Seewalzen giebt eS den Ringelwurmern verwandte, unvollkommene, von strah- liger Bildung keine deutlichen Spuren zeigende Gattiin- gen , deren Haut keinen Kalk absondert und daher alle- zeit weich bleibt; bei den eigentlichen Seewalzen beginnt Kalkabsonderung in Gestalt von kleinen, der Hautschicht eingestreuten Kornern, bei allen anderen Echinodermen befteht die Hulle aus Platten von groherer oder gerin- gerer Hhrte, bestimmter Gestalt und mehr oder minder unnachgiebiger Verbindung, die nach einem strengen System fynimetrisch geordnet und mit einer nieistens weichen, dunnen, schleirnigen und leicht zerstdrbaren Hautschicht uberzogen stnd. Nnvollkommener erscheint bitfe kalkige Umkleidung, wo fie, wie bei den Seester- nen, aus Wenig harten, ein Gitter oder Netz bildtn- den Staben zusammengesetzt ist, vollkommen bei den Echiniden, wo dit sehr regelmahigen Platten fich engbe- rtihren und hitrdurch die Schaale zum festen Korper wird. Meist bleibt die Kalkabsonderung nicht auf die Ebene der Oberflacht beschrankt, sondern findet stch wieder in uberragenden grohen Warzen, auff^lliger noch in den zahllosen festen oder beweglich eingelenkten Stacheln, die bei manchen Echiniden den Ksrper an LLnge mehr fach ubertreffen, bisweilen sogar keulenformig gestaltet und sehr schwer sind. Vollig glatte, ebene Oberfl^che sindet sich nur bei Spritzwurmern, ben iinvollkom- metitn Verwandten der Seewalzen ; die bei allen anderen mehr oder wenigerbeinerkliche Bewaffnung mit Hervorra- gungen oder Stacheln rechtfertigt den fur die ganze Klasse eingefuhrten Namen. Bisweilen wohnt der Hulle lebhafte F^rbung bei ; durch solche zeichnen sogar inanche der in den Sand eingegrabenen Holothurien sich auS. Viele Echiniden befitzen bunt geringelte Sta- cheln. Je weicher die Haut, um so bemerklicher treten in ihr oder unmittelbar unter ihr MuSkelbundel auf; bei den Seewalzen kreuzen fich diese rechtwinkelig und ziehen stch unter Umstilnden so milchtig und von dem Willen des ThiereS so unabhangig zusammen, dah fie die Eingeweide aus den Kirperossnungen Hervorpreffen und hierdurch den Tod herbeifuhren. Seesterne und Seeigel befitzen keine Suderen Muskellagen, sondern nur sehr kleine, mit der allgemeinen Hautdecke ver- schmolzene, die Stacheln bewegende Bundel. Hinge- gen umgiebt ein sehr zusamniengesetzteS System einzelner Muskeln die merkwurdigen Kauwerkzeuge der Echini- den. Nicht minder werden die Strahlen der Seesterne durch zahlreiche symmetrische, von einer Platte des Ske- letts zur anderen gehende Muskeln bewegt; bei Crinoi- den fehlen diese dem Stængel und vermitteln nur die Bewe- gung der Arme, deren Ausstreckung durch eine die Glie- ber verbindende elastische Substanz erfolgt. Ortsbewe- gung geschieht auf mehr alS eine Weise, mehrentheilS aber dnrch Fuhchen, die fich ausstrecken und ansaugen; ihnen folgt, indem sie sich zusammenziehen, derKbrper nach. Sie fehlen nur den Spritzwurmern und der zu den Seewalzen gehsrenden Gattung Synapta, liegen meist in sehr groher Zahl, nach festen Systemen in Rei- Hen geordnet, unter der Haut oder auch unter ben Kalk-