Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
230
Stachelhauter.
Awcite Vr-nung. Seeigel.
rischen Theile. Einen sehr schLnen Anblick gewahrt
das Organ der Alhmung, welcheS einen ziemlich grohen
Raum in der Leibeshohle cinnimmt. ES entspringt
in der Gestalt zweier nach unten trichterartig erweiterten
Rshren von der Kloake oder dem Hintersten Darmende,
verzweigt fich nach oben, endet in unzahlige feine Aeste
und erhstlt Hierdurch die Gestalt eines zierlichen Baumes.
DaS von unten in die Hauptstamme getriebene Wasser
dringt bis in vie letzten, den Kiernen vergleichbaren Aest-
chen und badet dort die mikroskopischen Enden derBlut-
gefhhe. Das eine dieser AthmungSbaumchen verbrei-
tet seine Zweige uber den Darmcanal, daS andere Hangt
an der inneren Flache der Bauchhaut fest. Die weibli-
chen Fortpflanzungswerkzeuge bestehen aus unzahligen,
mannichfach verLstelten , am entgegengesetzten Ende ge-
schlossenen, fadenfbrmigen Rohren, melche ziemlichen
Raum wegnehmen und endlich zu einem einzigen Aus-
fuhrungsgange fich vereinen, der nahe am Mund, je-
dochauherhalb der Fuhler fich offnet. UebrigenS bietet die
schon erwsthnte Gattung Synapta ein unter den Echino-
dermen sehr selteneS Beispiel wirklicher Zwitterbildung.
Eine sehr bedeutende Zahl von Holothurien ist be-
reitS beschrieden worden, indeh kennt man wohl nur
den geringeren Theil der vorhandenen. Man sand fie
bisher in allen Meeren, selbst die antarktischen nicht
ausgenommen; ob ste zahlreicher, wie einige gemeint,
unter den gemahigten Breiten vorkommen, mochte fast
zu bezweifeln sein, denn gerade auS den tropischen Mee-
ren find in neuesten Zeiten sehr viele Arten nach Europa
gebracht worden; dort wohnen wenigstenS die grLhten.
Jm Suhwaffer sterben fie sogleich, konnen selbst das
Brakwasser nur kurze Zeit vertragen und erweisen fich
sonach als wahre Seethiere. Ueber ihre Lebensweise,
das Alter , welcheS fie erreichen konnen, ihre Fortpflan-
zung und ihre Geschichte uberhaupt fehlen noch immer
Beobachtungen, obgleich mehrere Arten sehr Haufig
im Mittelmeere vorkommen. In unserem Welttheile
bringen fie dem Menschen keinen Nutzen; Hochstens essen
die armsten Umwohner des Golfs von Neapel eine oder
die andere Art. Hingegen dilden einige im sudlichen
Asten den Gegenstand eines lebhaft betriebenen Han-
dels; der fogenannte Trepang (Holothuria Tripang), der
zumal an der Nordkuste von Neuholland und zwischen
den Molukken gefischt wird, lockt jahrlich ganze Flotten
kleiner malaiischer Fahrzeuge auf das Meer. Die von
Tauchcrn heraufgeholten, an zwei Fuh langen Thiere
werden anfgeschlitzt, entweidet, gerstuchert und in Ma-
cassar von den Chinesen aufgekauft, die fie in China
mit bedeutendem Vortheile verhandeln. Auf dem erstge-
nannten grohen HandelSplatze unterscheidet man nicht
weniger alS dreihig Sorten, die, in Bundel von 130 eng-
lischen Pfund oder einem indischen Picul verpackt, durch-
schnittlich 40 — 50 spanische Thaler bringen. Man
rechnet, dah von Macassar alljahrlich an 7000 Picul
Trepang nach China verschifft werden, wo diese Zoo-
phpten als Lcckcrbiffen Mohlhabenderer in groher Nach-
frage stehen. Auch Aermerc streben nach demselben
Genusse, begnugen fich aber mit einer geringen Sorte,
von welcher der Picul nur acht spanische Thaler gilt.
1. Synapta. (Synapta.)
Gattungscharakter: Korper verlangert, wurm-
fhrmig; Ruckenseite von der Bauchseite nicht unterschie-
den. Haut dunn, statt dcr Fuhchen uberall mit anker-
formigen Hakchen besetzt. Mund mit blattfhrmigen,
grohen, gefiederten Fuhlern umgeben.
Die Synapten nahern fich den Ringelwurmern. Sie
find mit dunner Haut umgeben, entbehren Muskelma-
gen und Respirationsorgan, haben statt der Fuhchen
scharfe, kalkige Hakchen und find Zwitter. An frern-
den Kbrpern hangen sie fest wie Kletten und bringen
bei Beruhrung ein neffelartigeS Brennen Hervor. Der
Mehrzahl nach bewohnen fie die indischen Meere und
den grohen Ocean. Die gestreifte Synapta (S.
vittata) Fig. 3952. ward zuerst von Forskal im rothen
Meere entdeckt, sieht wie gegliedert aus und ist mit funf
weihen, schwarz eingefahten Streifen gezeichnet.
II. Seewalze. (Holothuria.)
Gattungscharakter: Ksrper Walzenfsrmig.
Fuhchen zahlreich, zumal am Bauche entwickelt. Mund
mit schildfbrmigen hohlen Fuhlern umgeben.
Megen einer gewissen stuheren Aehnlichkeit nennt
man im gemeinen Leben die Holothurien anch Seegur-
ken, indcssen paht dieser Name nicht auf die todten Jndi-
viduen, die gemeinlich an beiden Korperenden keulenfor-
mig aufschwellen. und ebenso wenig auf die mehr verliln-
gerten, zu welchen die schone Holothurie (H. ele-
gans) Fig. 3953. ju zahlen sein wurde; fie konimt an
den Kusten Norwegens vor, wird bis 10 Zall lang, Hat
allein an der Bauchseite gegen 600 Fuhchen (in nat. Gr.
c), um den After kleine zahnformige Hervorragungen
(b), um den Mund gegen zwanzig scheibenforinige, ge-
stielte, weihe Fsihler (a). Der Karper ist braun, mit
schwarzbraunen Punkten bedeckt, die Fuhchen find weih.
III. Psolus. (Psolus.)
Gattungscharakter: KLrper etwas eiformig,
oben gewolbt, unten platt. Fuhchen in der Mitte ei-
ner Bauchscheibe. Fuhler baumfbrmig verststelt, in
den Mund zuruckziehbar.
Auf der Abbildung des um Europa vorkommenden
gemeinen Psolus (P. phantapus) Fig. 3954. er-
scheint der ganze Bordertheil eingezogen; wirklich ver-
mogen diese Thiere in solcher Meise fich so zu verkurzen,
dah von den fein verststelten, indessen traubenformigen
Fuhlern (a) keine stuherliche Spur bleibt. Arten dieser
Gattung finden fich in allen Meeren. Jm Kriechen ver-
langern fie den Korper nach beiden Enden in Spitzen, die
sie erhoben tragen.
IV. Pentacta. (Pentacta.)
Gattungscharakter der Psolus, jedoch: Fuh-
chen in funf ringSum in gleichen Abstanden befindlichen,
vom Munde bis zum After laufenden Doppelreihen.
Die laubige Pentacta (P. frondosa) Fig. 3955.
erhielt von den ersten Beschreiben ihren Namen als An-
deutung der regelmahigen, zweig- und blattformigen
Theilung ihrer Fuhler (a). Sie bewohnt die nordli-
cheren Meere und wird bis 1 Fuh lang.
Iweite Ordnung.
Seeigel.
Einleitung.
Echiniden oder Seeigel sind allezeit tn eine kalkig
krustige Hulle eingeschlossen, die in vielen Fallen grohe
Harte erlangt, nach auhen indessen immer mit einer
dunnen und schleimigen Haut uberzogen ist. Ihre ty-
pische und am Besten verstandliche Form ist die kugclige.
Ein solcheS seiner Haut und Stacheln beraubtes GehauS
gefallt schon durch die grohe Symmetrie der durch Nathe
angedeuteten einzelnen Theile und besteht aus zahIrei-
chen Platten von zweierlei Arten, die, mit einander kei-
neswegeS fest verwachsen, auherdem auch fur Erfullung
verschiedener Zwecke bestimmt find. Man unterscheidet
leicht funf vom Scheitelpunkte nach der unteren entgegen-
gesetzten Mundung verlaufende, breitere Streifen oder
Zonen (Fig. 3958. a a), wovon jede aus zwei Reihen
funfeckiger Platten besteht. Jede solche Platte tragt
eine warzenformige, einem Stachel zur Anheftung die-
nende Erhohung oder Marze. Bei allen der Kugelge-
stalt fich nsthernden Gehausen muffen nothwendig diese
Platten gegen die Mitte der Zone, also gewissermaahen
unter dem Aeguator, an Breite zuttehmen, gegen die Pole
fich verschmalern, wo der Mund und entgegengesetzt der
After fich befinden. Mit jenen breiteren Zonen oder
Ambulacren wechseln schmalere, gleichfalls auS Doppel-
reihen von funfeckigen Platten bestehende (Fig. 3958.
b), die mit sehr zahlreichen symmetrischen Lochcrn
fur den Durchtritt der Fuhe versehen find und Jnteram-
bulacral-Streifen oder Fsthlerstreifen heihen. Ob-
wohl nicht unter einander verwachsen, befitzen diese Plat-
ten doch keine Bewcglichkeit, leisten vielmehr, vermoge
der Spannung des Gewolbes, welcheS fie darstellen , ei-
nem Drucke bedeutenden Miderstand. Jhr Machsthum
kann nicht von unten oder innen allein geschehen, denn
in solchem Falle wurde die sphstrische Ausdehnung deS
Gehauses nicht gleichmahig fortschreiten, vielmehr ist
anzunehmen, dah in die, wenn gleich sehr geringen, die
einzelnen Platten trennenden Furchen Falten der inneren
Haut hineinreichen, welche sstmmtliche Rander feder
Platte durch Kalkablagerung gleichmahig vergrshern und
hierdurch eine gleichzeitige Ausdehnung des ganzen Ge-
Hstuses hervorbringen. Jeder der zahlreichen Stacheln
steht mittels seiner hohlen Basts auf einer Halbkugelig
vorragenden Erhohung nnd wird durch ein Paar sehr
kleiner Muskeln um seine Are gedreht. Da nun die
Bewegung der Stacheln gruppenweis geschehen, ein
Theil fich aufrichten und einbohren kann, wsthrend der
andere fich zurucklegt, so vermag allerdings ein EchinuS
durch seine Stacheln fich in den Sand einzuwuhlen oder
auf ihm langsam fortzuschieben. Da gleichzeitig die
langen, vorn zu Saugnstpstn umgestalteten, die Sta-
cheln uberragenden Fuhchen (Fig. 3961.) thsttig find, so
vermag ein Seeigel an etwas rauhen Klippen Hin-
auf zu kriechen oder an denselben fich sehr fest zu san-
gen. Gehaus und Stacheln erscheinen zwar im getrock-
neten Zustande wie durre Kalkgebilde, allein sie durfen
den fast unorganisch gewordenen Muscheln und Gehau-
sen der Meichthiere nicht verglichen werden, indem eine
lebende, wahrscheinlich auch gefsthreiche Haut fie stuher-
lich uberkleidet, die, uber die Spitze der Stacheln rei-
chend, auch das Machsthum dieser verursacht. An je-
dem guer durchschnittenen Stachel erkennt man bei An-
wendung deS GlaseS leicht die regelmsthig angesetzten,
das Machsthum anzeigenden Schichten deS mit thieri-
schen Stoffen gemengten KalkeS, aus welchem uberhaupt
das Gehaus besteht. In den Stacheln tritt allerdingS
der mineralifirte Kalk deutlicher Hervor als an underen
Theilen, indem er dort eine hald krystallinische Bildung
erlangt und Spaltflstchen der Stacheln die rhomboidale,
den kohlensauren Kalk bezeichnende Krystallisationsform
gewahren lassen. Den soweit beruckflchtigten gewiffer-
maahen normalen Echiniden gegenuber stehen andere von
ost sehr platter und, wegen seitlicher Einschnitte, schein-
bar unregelmsthiger Gestalt. Mie fle aber auch urnge-
formt sein mogen, so wiederholt fich ihnen dennoch im-
mer die Sudere Theilung nach der Funfzahl, und selbst
die anscheinend glatten und wehrlosen tragen unzahlige,
zwar sehr feine, aber bewundernSwerth kunstliche Sta-
cheln. Bei allen Gattungen steht die Mundsffnung
unten und im Mittelpunkte; fie ist mit einem lippenar-
tigen, oft gefransten Hautsaume, mehreren sehr beweg-
lichen Fuhlern und einigen minder unbeweglichen Schaa-
lenstucken umgeben und in ihrem ganzen Umfange mit
einem sehr zusammengesetzten Kauapparate erfullt, wel-
chen die alteren Anatomen mit dem wunderlichen Na-
men der Laterne des Aristoteles belegten. Zusammen-
gesetzt wird dieser von funf sehr grohen kalkigen Stucken,
die, einzeln genommen, dreiseitigen, auf der Spitze ste-
Henden Pyramiden gleichen und wegen Krummung der
Ruckenflachen mit den Spitzen fich gegen einander net-
gen. Eine bedeutende Zahl symmetrischer Muskeln
verbindet diese Theile und setzt fie theils in gemeinsame,
theilS in abwechselnde Wirksamkeit; fie zermahlen fremde
Gegenststnde durch ihre breiten BeruhrungSflstchen, die
wie Feilen mit parallelen scharfen Erhabenheiten verse-
hen find, allein fie nagen und beihen auch mittels eines
einzelnen Zahnes, der zu der Hohe des ganzen EchinuS-