ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
14 Krustenthiere. Lrste Vr-nung. Kusten, die von thierischen Organismen wimmeln, nach abgefallenen Pflanzenfruchten zu greifen. XXI. Landkrabbe. (Gecarcinus.) Gattungscharakter: Bruststfick der Sumps- krabbe. Endglied des Sugeren Kieferfuges unter dem vorletzten Gliede desselben verborgen. Ueber die Sitten der Landkrabben, zu welchen im weiteren Sinne auch die beiven vorhergehenden Gattun- gen zu zLhlen febi wurden, giebt eS um so zahlreichere Berichte, als sene in beiden Erbhalften vorkommen und in ihrer Erscheinung allerdings mancheS Sonder- bare haben. Landkrabben halten fich nicht allein fur gewohnlich im Trockenen auf, sondern mehrere unter ihnen sterben sogar, tuemi man fte zwingt, eine Zeit lang unter dem Masser zu verweilen. VorzugSweis betuohnen sie feuchte, schattige Walder, verbergen fich unter Baumwurzeln oder graben auch Locher von ansehii- licher Tiefe; einzelne Arten scheinen jedoch besonderen Orten den Vorzug zu geben, denn manche verlassen die Halbsumpfigen Niederungen in der Nahe des Meeres nicht, andere leben in ziemlicher Entfernung von bem- selben und sogar auf steilen, felfigen Bergen. Aufden ganz wafserlosen, mit niedrigem Biischwalbe bedeckten, sonst aber von Pflanzenerde fast entblogten Kalkfelsen Cuba's finden fich Wahrenb 8 Monate deS Jahres groge Landkrabben., die, im durren Laube raschelnd, den einsamen Fngganger erschrecken konnen und, entdeckt, mit vielem Muthe fich zur Mehr stellen. Man beob- achtet sie nut einzeln, wenn auch hliufig , denn Gesellig- keitstrieb empfinden sie nur zur Zeit der Fortpflanzung. Gar nicht felten nisten sie fich ein an sehr unreinlichen Orten, neben den Cloaken der Lanbgfitet und besonderS gern auf Friedhofen. Dag sie zu oberflachlich ver- scharrten Leichnamen sich einen Weg bahnen und diesel- ben benagen, glaubt man in Westindien allgemein und tvohl mit vollem Rechte. Daher Hat auch der Abscheu, den ziemlich alle Volksclasseit gegen sie als Speise au- siern, einen triftigen Grund. Auf den franzofischen Antillen verzehrt man allerdings gewisse auf dem Lande lebende Krabben, indessen bleibt eS ungewig, Welcher Gattung sie angehoren msgen, denn altere Reisebe- schreiber tuerfen unter dem Namen von Landkrabben verschiedene Kruster zusammen und erzahlen von allen, waS vielleicht nur auf einzelne pagt. Die von der Seekuste wiederkehrenden Krabben sollen durch das Eierlegen und die Anstrengung deS langen Marsches sehr erschspft und mager sein und sich in Erdlocher ver- bergen, die Mundungen derselben genan verstopfen und bald darauf den Panzer abwerfen. Man soll sie dann aufgraben und, so lange sie noch mit einer bfinnen, wei- chen Haut bedeckt sind, unter dem Namen von Beutel- krabben als Leckerbissen verspeisen. Auch scheinen ge- tuisse Arten von eigentlichen Landkrabben mit Minker- krabben verwechselt worben zu sein, von welchen fibri- genS durch Beobachtung zuverlafsiger Naturforscher seststeht, dag sie uber Aas schaarenweis herfallen und solches den Geiern streitig machen. Sammtliche dieser kleinen Gruppe angehorenben Arten befitzen in hohem Grade die Fahigkeit der Luftathmung mittelS der Kie- men, die fiberhaupt allen Krustern, jene der untersten Ordnungen ausgenommen, zusteht. Der fur die Ath- mung bestimmte Ranm ist bei ihnen von sehr bedenten- dem Umsange, von einer grogen Seitenwolbung des Bruststficks fiberdeckt und von den Kiemen nicht zur Halste erfuKt, fann alfo viele Luft aufnehmen ; die auskleidende Haut erfcheint bei vielen als ein sehr fchwammiges Gewebe und schlagt sich biSweilen am un- ieren Rande fo Herum, dag ein tieser, zur Ausbewah- rung von Masser tauglicher Behalter entsteht. Nach den Beobachtungen von Edwards und Audouin wohnt fiberhaupt den Kiemen sehr vieler Masserthiere die Fa- higkeit zum Luftathmen bei, nur muffen sie gegen volligeS Eintrocknen gefchfitzt sein, indeni dieses den Umlaus in den Haargesagen mechanisch aushebt. — Die gemeine Landkrabbe (Gecarcinus ruricola) Fig. 2589. ruird aus allen Jnfeln WestindienS und an den Kfisten des nahen FestlandeS angetroffen; ste unterscheidet fich von einer eben dort ledenden verwandten Art (G. lateralis) durch fechs Reihen dornsormiger Zahne an dem vorletz- ten Fuggliede, ist gewohnlich von dunster Purpursarbe, allein Abanderungen unterworsen, blagviolett, gelblich oder felbft aus dunklem Grunde hell gefleckt. Einmal im Jahre verlagt fie ihren eine bis zwei Wegstunden von der Kfiste entsernten Ausenthalt und zieht nach dem Meere. Im Februar bemerkt man die ersten diefer Wanderer, die zwar immer mehr an Zahl zunehmen, indessen jene dichtgedrangten Schaaren niemals bilden, von welchen altere Reisebefchreiber fprechen, und die, ohne vertilgende Angriffe zu achten, immer vorwarts btångien, kein Hindernig sfirchteten noch umgingen, fon- dern fiber und durch lfinbliche Mohnungen den Weg versolgten und als Vertilger aller dort eingenisteten Ratten und Schlangen gern gefehen wurden, — Fabeln ober Nebertreibungen, die einer Widerlegung nicht wfirdig sind. Der Zug dauert bis in den April. Am Strande angekommen fiberlaffen sich die Landkrabben zwar den Wogen, vermeiden aber alle Orte, wo diefe heftig bran- den, und verweilen fiberhaupt niemals lange Zeit im Masser. Sie ziehen sich aus demfelben zurfick, fobald die Eier, die, mit einem zahen Leime angeklebt, die Un- terfeite des Hinterleibs deS Weibchens zahlreich bebecken, abgewafchen find. Im Mai und Juni treten fie die Rfickreife an und find bann burchaus nicht geniegbar, benn einerseits ist bas Miiskelsteifch fehr gefchwunben, unb augerbem hat bie groge Leder, bie bei allen Krabben unb Krebsen ben einzigen geniegbaren Theil beS Brust- stficks barstellt, ihre fonstige Schmackhastigkeit mit einer fcharseii Bilterkeit vertaufcht, babei aber an Umsang augerorbentlich zugenommen. Einige Wochen reichen zur Erholung hin; gegen Mitte August verbirgt fich bie Lanbkrabbe in einer mit tobteni Laube wohl ausgeffit- terten Hohle, verstopst ben Zugang mit vieler Vorsicht unb besteht bie Hautung, bie etwa einen Monat zu er- sorbern fcheint. Die alte Bebeckung berstet fowohl aus bem Rficken als an ben Seiten unb wirb vermuthlich ohne groge Beschwerbe adgestreist; fie wirb langsom wieber ersetzt, benn mit rothgeaberter, sehr bfinner unb hhchst empfinblicher Haut fiberzogen wirb bie Krabbe bis Ansang September in ihrem Berstecke ausgesunben unb bann als seine Speise von Vielen detrachtet. Von Neuem mit festem Panzer dekleibet, wagt fie fich Hervor, inbeffen mehr ber Nacht, als am Tage, unb wirb grab- weis setter bis Januar, wo bie schon beschriebenen Ver- anberungen wieber eintreten. Brown verfichert in sei- ner Naturgeschichte von Jamaiea, bag bie Gutschmecker jener Jnsel biese zur rechten Zeit gesangene unb zweck- magig dereitete Lanbkrabbe als bie leckerste aller Ver- wanbten betrachtet haben, unb bag sie biese Anerkennung in Wahrheit uerbiene. Im llebrigen lauft fie gleich anberen mit groger Schnelligkeit, fticht fich zwar in Spalten unb Erblocher zu verbergen, halt aber wahrenb ber F'lucht bie Scheeren offen. Packl sie ben Feinb, so schleubert sie mit einem gewaltigen Renken bie Scheere von sich, bie bennoch auf bas Heftigste vielleicht noch eine Minute zu kneipen sortsahrt. Jhr scheint ein sol- cher Verlust, auch wenn er mehrere Glieber trafe, Wenig zu bebeuten, benn bie nachste Hautung ersetzt bieselden, wenn auch im unvollkommneren Maage. XXII. Eckkrnbbe. (Gonoplax.) Gattungscharakter: Bruststfick rhombisch mit geraben ober kaum gekrfimmten Seitenranbern, etwaS platt; Stirn sehr breit; Augenstiele lang, bie Ecke beS Bruststfickes fast erreichenb. Enbglieb ber angeren Kau- fuge ber inneren Ecke beS britten GliebeS angefugt. Bei ben Eckkrabben ist bas Bruststfick mehr als an- berthalb Mal långer als breit, hinten verfchmalert, vorn fehr breit, bie Stirn leicht geneigt unb abwfirts gebogen. Die Lange ber Augenstiele erinnert an bie Stielaugenkrabben, bie Vorbersfige stub ungemein lang, ihre Glieber sast brehrunb, bie Scheeren Haufig etwas ungleich, aber gleichsalls fehr lang, fchnial unb zusam- mengebrfickt, bie Hinteren vier Fugpaare messen kaum halb foviel in ber Lange als Wie bas vorberste, unb bie Gliebmaagen stehen fiberhaupt kaum int Verhaltniffe zu bem fibrigenS fehr kleinen Korper. Man kennt nur zwei im Mittelmeere unb an ben europaischen Mest- kfisten Heimische Arten, bie bas Masser nicht verlassen, auf bie hohe See jeboch nicht hinauSgehen, sonbern in geringen Tiefen zwifchen Felfen fich aushalten, fehr gut fchwimmen unb zwar auch an ber Oberflache fich gern Hin unb Herbewegen. Die Nahrung besteht, nach Riffo, in kleinen Strahlthieren unb Fifchen. Die ab- gebilbete Art (G. rhomboides) Fig. 2590. unterscheibet sich von ber zweiten (G. angulalus) burch Mangel an Stacheln am vorberen Seitenranbe beS BruststfickeS unb gilt bei einigen Systematikern nur als Spielart. XXIII. Bartkrabbe. (Grapsus.) Gattungscharakter: Bruststuck vorn etwas brei- ter als hinten, abgerunbet, fehr flach. Aeugere Kiefer- fuge einen Raum zwifchen sich laffenb. Aeugere Ffihler sich in horizontale, von ber Stirn fiberwolbte Furchen zurfickfchlagenb. Aus ben Bartkrabben unb ihren Verwanbten Hoben nettete Systematiker eine befonbere Gruppe gebilbet; es kaiin ihnen ein charakteristisches Ansehen nicht streilig gemacht werben, iiibeni alle burch groge Plattheit bes KorperS unb burch seitlich breite, sonst stark zusanimenge- brfickte Suge sich als solche Kruster zu erkennen geben, bie in ben flachsten Schlupfminkeln Sicherheit su- chen konnen. Aus ben franzofischen Antillen Heigen sie Mangrove-Krabben, weil fle zuinal haufig zwischen ben Dickichten sener merkwfirbigen Murzelbaume Herumlau- fen, bie an ben niebrigen Kfisten Amerika's einen Gfirtel von Hunberten von Meilen bilben. Am Tage verbergen fie sich unter Steinen unb anberen Schutz bietenben Ge- genstanben, unb werben sie auf festem Boben fiberrafcht, so laufen sie, seitwarts, mit ungemeiner Schnelle bavon, um unter Murzeln sich zu verbergen ober in bas Masser fich zu stfirzen. Wirklich zu schwimmen vermogen fie nicht, inbeffen vermogen sie burch eine Art von Lauf rasch fiber baS Masser Hinzugleilen unb, um bie Schnel- ligkeit zu forbern., Sprfinge auszuffihren. An offene Seekfisten wagen sie fich nicht, sonbern verweilen in Man- glesfimpfen unb ben mit brakischein Masser erfullten Flug- nifinbuiigen. Ohne eigentlich gesellig zu sein, treiben fie sich an solchen Orten zahlreich Heruiit, bleiben intiner wachsam unb stfirzen, unter eigenthfimlich klappernbeni Zusanimenschlagen ber Scheeren, in baS Masser, sobalb ein Mensch in ihre unheimlichen Berstecke einbringt. Mie anbcre Krabben leben auch fie uom Fleische tobt angetroffcner Thiere ober solcher, bie sie mit ben Schee- ren lebenb zu haschen vermogen. Die genauer beobach- teten norbamerikanischen Arten verbringen bie kalte Jah- reszeit im Schlamme vergraben ober an tieferen Orten unter bem Masser, kommen im Frfihjahre zum Vorschein unb legen bann ihre Eier. Von einigen tropischen Ar- ten weig man, bag sie bie Sotine sehr lieben unb baher gern auf Felsenriffen wohneit, beren Spalten unb Locher Schlupfwinkel gewahren; sie stammen sich mit Scheeren unb Ffigen so kraftig gegen bie Manbungen berselben, bag es schwer halt, sie hervorzuziehen. Die Gattung zahlt acht Arten, bie niehrentheils ben Wornteren Breiten angehoren ; auch Neuhollanb liefert einige. Die bunte Bartkrabbe (G. pictus) Fig. 2591. wirb 4 Zoll lang, finbet fich auf ben Antillen unb ist auf schonrothetii Grunbe mit zahlreichen,unregelntagigen,Wellenforntigen, hochgelben Linien gezeichnet. XXIV. Pseilbograpslts. (Pseudograpsus.) Gattungscharakter wie bei Bartkrabbe, se-