Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Linleitung.
zu ubergehen sein. Sie betriffi ihre psychischen Kryste.
In der Thatigkeit der Kerfe, mag sie nun auf Selbster-
Haltung oder auf Fortpflanzung gerichtet sein, stellt stch
theils eine Art von Berechnung, theilS Kenntnih deS
allein Zn eckmahigen Heraus. Ausgerustet mit Werk-
zeugen, deren mechanische Beschaffenheit an Hbchste
Vollkommenheit grånet, zerftoren oder bauen die Jnsec-
ten mit immer gleicher und uns unerreichbarer Kunst.
Man begreist diese Aeuherungen einer ihnen im Vorzuge
verliehenen Fahigkeit unier bem Narnen des Kunsttrie-
beS und Hat diesen von je unier zroei verschiedenen
Gesichtspunkten aufgefaht, hier den hsheren Geistes-
thLtigkeiten gleichgeachtet, bort nur als Darlegung beS
Jnstinets anerkannt. Jene hohe Schwung erfuhr er
inbeffen mehr in vergangenen als in gegenwartigen
Zeiten, mehr von Seiten gutmcinenber als scharf erroa-
genber Forscher. Was bie Mehrzahl ber Hanblungen
ber Kerfe, zurnal aber bie Uebungen bes Kunsttriebes als
unfreie unb sonach als verschieben von ben a>iS Ueber-
legung entsprungenen Hanblungen des Menschen erken-
nen lasit, ist ihre Unveranderlichkeit unter ubrigenS
wechselnden Unistanden. Kerfe gelangen zwar bei
Herstellung eines BaneS oder eineS Nestes fur sich oder
ihre Eier auf bem kurzesten unb angemessensten Wege
zum Ziele, allein sie machen nie Versuche unb geben,
wo ungewohnte Hinbernifse ihnen 'entgegentreten, ent-
weber bie Arbeit auf, ohne nach Mitteln zur Abhilfe zu
suchen, oder ste fahren fort unb scheitern an jenen , ge-
winnen sogar nicht Erfahrung, Wenn berfelbe Fall in
kiirzer Zeit fich mehrmals ereignet. ES kann baher
nur ein innerer, unbesiegbarer Drang sein, ber sie zum
Hanbeln treidt, ber aber Hierbei nur einer Richtung zu
folgen g^stattet unb folglich ber hbheren Geifteskraft
nicht verglichen toerben barf. Gerabe bie Familie ber
Bienen, beren HanShalt unb Baukunst von jeher am
Meisten bie Ausmerksamkeit auf fich zog, liefert zu bem
Gesagten bie besten Betoeife. Die gemeinen Honigbienen
befestigen ihre Zellen an baS Geroolbe beS StockeS mit
fogenanntem VorwachS, ber unverarbeiteten , Harzigen
Ausfchtoitzung ber Baumknofpen, verfertigen aber bie
Zellen felbst aus WachS, einem ztoifchen ihren Bauch-
ringen abgesonderten Stoffe. Fehlt ihnen baS VortoachS,
fo bebienen fie stch statt beffelben beS fonst mit Sparfam-
keit vettoenbeten eigentlichen Wachfes, kommen aber nie
barauf, statt feiner irgenb einen britten Stoff, z. B. zahen
Lehitt, zu vertoenben, bon toelchem anbere Kerfe nicht fel-
ten Gebrauch machen. Auf ganz gleiche Art verfuhren fie
aber vor 2000 Jahren, als noch vorhanbene Schriststeller
ihre Baue befchrieben, unb folglich haben ste von bem
vorgefchriebenen Wege fich nie entfernt, in fo langem
Zeitraume nichts gelernt noch Erfahrungen gefammelt.
Kerfe bestehen nie eine Lehrzeit, fie bringen bie nbthigen
Fertigkeiten mit fich auf bie Welt, finnen biefe nicht
vermehren noch ben Nachkommen uberliefern. Wenn
ber kunstreiche Bau ber Bienenwabe Erzeugnih bes
Nachbenkens unb ber Berechnung ware, fo rourbe ein
vieljahrigeS Leben kaum hinreichen zur Erwerbung der
als Grundlage erforderlichen Kenntnisse; ber beste
Mechaniker tourbe umsonst verfutfen, etivas Aehnliches
Herzustellen, roenn ihm geometrifche Kenntniffe mangel-
ten, aber bie Aufgabe gelingt ber vielleicht kaum vier
kage alten Biene. Ueber bie Granzen feineS Jnstinets
hinauSzugehen vermag kein Jnfeet, bafur befitzt es biefen
aber nicht allein in groher Vollkommenheit, fontern auch
in mannichfaltigerer Form alS Thiere hoherer Claffen.
Bei ben letzteren Hangt tie Enttoickelung beS Jnstinets
auherbem ab von bem Zustanbe ber Organe unb von
bem LebenSalter; kein junges Saugethier toirb Gefahr
so leicht erkennen unb so geschickt zu vermeiben toissen
roie ein reifeS Jnbivibuum seiner Art, unb es muh, wenn
eS zu ben von Raube Lebenben gehhrt, sogar von ber
Mutter geschult roerben, um bie Beute unb bie Jagb auf
biese kennen zu lernen. Bei Wirbelthieren erscheint ber
Jnstinet.immer in roenigeren unb einfacheren Richtungen ;
baS Wuhlen deS MaulrourfS, bas Lauern beS TigerS,
baS Herabstohen bes Raubvogels halt nicht ten Bergleich
aus mit bem Berfahren, toelches selbst minber begunstigte
Kerfe befolgen, toenn fle ihre Beute fangen roollen. Nicht
ein Wirbelthier versteht es, in bas eigene Versteck bas
Opfer fallen zu machen, roie ber bekannte Ameifenloroe
(Myrmecoleon) , unb in ber Baukunst bleiben selbst bie
angestaunten Webervogel roeit hinter ben gem ein sten ber
Hautflugler zuruck. Bon besonberen unb ihnen im
Vorzuge zukommenben Arten deS Jnstinets liefern Kerfe
Betoeife burch bas Auffinben ber angemessensten Lager-
statten fstr ihre Eier. Nicht allein roerben biese von
ber zum balbigen Tob bestimmten Mutter immer an
solchen Orten angebracht, roo sie gegen bie Witterung
Schutz finben, sonbern roo auch bie auskommenbe Brut bie
dem Larbenzustanbe angemeffene Nahrung in unmittel-
barer Nahe vorfinbet. Mag es nun auch toahr sein,
bah in ber Zerfallung bes JnstctenlebenS in mehrere
VerroanblungSstusen unb in ber Kurze ber mutterlichen
Eristenz bei fehr vielen bie Nothroenbigkeit solcher Ein-
richtung vorgezeichnet liege, roahrenb bei bem Sauge-
thiere unb bem Vogel baS Junge alterliche Pstege erhhlt,
so toirb boch ber Jnstinet bes Vogels, ber seine Jungen
anS bem eigenen Kropfe futtert, jenem ber Schlupftoes-
pen nicht vergleichbar sein, bie eine Raupe packen
unb fie, nachbem fie in ihren angebohrten Leib ein
Ei gelegt, bavonziehen laffen. Dergleichen Beispiele
bietet in vielseitiger Veranberung bie Geschichte ber
Jnseeten zahlreich bar. Ihnen gegennber stehen aller-
bings aber auch anbere, bie man burch Annahme eineS
ansschliehlich roirkenben JnstineteS nicht erklaren kann.
Es ist zroar Grunbsatz, bah Jnstinet unb Vernnnst
immer im umgekehrten Verhåltnih zu einanber stehen
unb sonach von ber letzteren ben Jnseeten toenig ober
nichts zuzuschreiben sein tourbe, inbeffen vermag man
nicht in allen Fallen ihre Spuren ganz abzuleugnen.
Nur barf man an jenem Worte keinen Anstoh nehmen
unb muh unter ihm eben nur eine beschrankte Fahigkeit
zum Ueberlegen ve> stehen. Auf biefem allein kann baS
bei vielen augenscheinliche Vermhgen gegenfeitiger Mit-
theilung beruhen. Dah Kerfe unter Umstanben Ge-
bachtnih verrathen, ergiebt stch aus vielen vorurtheilsfrei
angestellten Beobachtungen. Wo aber bie Granze bes
Jnstinets liege, unb welche Hanblungen nur ihm allein
ober auch einer psychischen Kraft zuzuschreiben seien,
toirb wahrscheinlich nie entr^hselt toerben bei Thieren,
bie uns selbst so vollig unahnlich stub in ihrer Organi-
sation, unb zu beren Beurtheilung in allen nicht anato-
mischen ober phystologischen Dingen uns ber Maahstab
entschieben abgeht.
Keine Thierclaffe konimt berjenigen ber Jnseeten an
Zahl irgenb gleich,benn bie Heutzutage ettoa anzunehmenbe
von mehr alS 150,000 Arten bleibt jebenfalls sehr toeit
hinter ber Wahrheit. Daher ist auch bie Rolle bieser
nteist kleinen Geschopse eine ebenso ntannichsache als
toichtige. Liehe stch uberhaupt bas Ausfallen einer
Abtheilung be8 ThierreicheS als vertraglich mit bem
grohen Haushalte ber Natur benfen, so tourbe ber voll-
kommene Untergang aller Jnseeten unbebingt bie grohte
unb allgemeinste Stdrung erzeugen, benn gerabe ste stehen
mit ber ulrigen organischen Schopfung in noch vielarti-
geren Beziehungen als Thiere anberer Claffen. In ihrer
oft ganz verborgenen unb lautlosen Thatigkeit uben fie
ben geroaltigsten Einstuh, ben bie grohe Menge meist nur
ba kennt, roo er ihr lastig ober schabenb entgegen tritt,
unb ben ste, roenngleich feltener, berounbert, roo er fich
in Verbindung mit Kunsttrieb kunb giebt. Es liegt fo
viel Lehrreiches ober auch schroer Erklarbares im Wesen
unb Verhalten ber Jnseeten, bah ihr Stubium bes ernste-
sten Mannes rourbig ist unb baher vielleicht mehr For-
scher aus den verschiebensten Stanben angezogen hat alS
bie meisten anbern Zweige ber Zoologie. Lange Jahr-
Hunterte vor Sroammerbam unb Huder Hatten Griechen
unb Romer baS Staatsroefen ber Bienen untersucht, unb
Plato folk, ber Sage nach, in ihm bas Bordilb ber elge-
nen , ibealen Republik entbeckt haben. Zu aller Zeit
fanben fromme Gemuther bei naherer Kenntnih der
Jnfectenroelt zur Berounderung fich Hingerissen, erkann-
ten in ihr den Ausdruck einer unendlichen, das Weltall
umfassenden Liebe und beroiesen aus ihr mit roarmer
Beredfamkeit eine hochste Weisheit. Kann auch die
kuhler forschende Wissenschaft solchen Auffassungen ba
nicht immer beipflichten, roo ste Erscheinungen burch
menschliche Motive ober vom Stanbpunkt bes Gefuhls
attS erklaren, fo ehrt ste minbestenS bieselben, benn nie-
bergefegt in leicht verstanblichen Schriften haben ste bes
Guten viel gestistet. Eigenthumliche unb bebeutenbe
Schroierigkeiten Hat bie toissenschaftliche Entomologie
allerbings in Menge, boch stub sie bem Fleihigen unb mit
Beobachtungsgabe Ausgerusteten nicht unuberwinblich.
Die systematifche Eintheilung ber Claffe ist folgenbe:
I. Nagenbe, fast immer freie Munbtheile. Sechs Futze. Vier Flugel.
1. Flugel von ungleichent Geroebe.
A. Votbere Flugel hornartig, schilbformig, Hintere ^åutig, wenigaberig, in ber Ruhe ein-
geknickt. Verroanblung vollkommen..............................................................
B. Vorbere Flugel pergamentartig, hintere lreiter, mit vielen netzformigen Abern, in
ber Ruhe ber Sånge nach sacherartig gefaltet. Verroanblung unvollkommen. .
2. Flugel von gleichartigem Geroebe.
A. Flygel mit toentgen astformigen Abern, bie votbern langer unb breiter als bie Hinteren
niemals gefalteten. Verroanblung vollkommen....................................................
B. Flugel mit vielen netzformigen Abern, gleich ober ungleich groh. Verroanblung meist
unvollkommen...................................................................................
II. Saugenbe Munbtheile. Sechs Fuhe. Vier ober zroei Flugel.
1. Vier Flugel.
A. Vorbere Flugel gegen ben Grunb meist Hart, Hintere ^åutig. Saugrussel gegliedert, in
ber Ruhe unter bie Brust zuruckgeschlagen. Verroanblung unvollkommen.
B. Flugel Hautig, meist uderall mit staubahulichen Schuppen. Saugruffel spiralisch aufgerollt.
2. Zroei Flugel. ..'...,............................................................................
III. Munbtheile verschieben. Fuhpaare ost sehr zahlreich. Keine Flugel......................................
Erste Orbnung.
Zweite Orbnung.
Kafer.
Gerabflugler.
Dritte Orbnung. Hautflstgler.
Vierte Orbnung. Netzflugler.
Funfte Orbnung.
SechSte Orbnung.
Siebente Orbnun
Achte Orbnung.
Halbflugler.
Schmetterlinge.
g. Zroeiflugler.
Ohneflugler.