ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
68 Linleitung. zu ubergehen sein. Sie betriffi ihre psychischen Kryste. In der Thatigkeit der Kerfe, mag sie nun auf Selbster- Haltung oder auf Fortpflanzung gerichtet sein, stellt stch theils eine Art von Berechnung, theilS Kenntnih deS allein Zn eckmahigen Heraus. Ausgerustet mit Werk- zeugen, deren mechanische Beschaffenheit an Hbchste Vollkommenheit grånet, zerftoren oder bauen die Jnsec- ten mit immer gleicher und uns unerreichbarer Kunst. Man begreist diese Aeuherungen einer ihnen im Vorzuge verliehenen Fahigkeit unier bem Narnen des Kunsttrie- beS und Hat diesen von je unier zroei verschiedenen Gesichtspunkten aufgefaht, hier den hsheren Geistes- thLtigkeiten gleichgeachtet, bort nur als Darlegung beS Jnstinets anerkannt. Jene hohe Schwung erfuhr er inbeffen mehr in vergangenen als in gegenwartigen Zeiten, mehr von Seiten gutmcinenber als scharf erroa- genber Forscher. Was bie Mehrzahl ber Hanblungen ber Kerfe, zurnal aber bie Uebungen bes Kunsttriebes als unfreie unb sonach als verschieben von ben a>iS Ueber- legung entsprungenen Hanblungen des Menschen erken- nen lasit, ist ihre Unveranderlichkeit unter ubrigenS wechselnden Unistanden. Kerfe gelangen zwar bei Herstellung eines BaneS oder eineS Nestes fur sich oder ihre Eier auf bem kurzesten unb angemessensten Wege zum Ziele, allein sie machen nie Versuche unb geben, wo ungewohnte Hinbernifse ihnen 'entgegentreten, ent- weber bie Arbeit auf, ohne nach Mitteln zur Abhilfe zu suchen, oder ste fahren fort unb scheitern an jenen , ge- winnen sogar nicht Erfahrung, Wenn berfelbe Fall in kiirzer Zeit fich mehrmals ereignet. ES kann baher nur ein innerer, unbesiegbarer Drang sein, ber sie zum Hanbeln treidt, ber aber Hierbei nur einer Richtung zu folgen g^stattet unb folglich ber hbheren Geifteskraft nicht verglichen toerben barf. Gerabe bie Familie ber Bienen, beren HanShalt unb Baukunst von jeher am Meisten bie Ausmerksamkeit auf fich zog, liefert zu bem Gesagten bie besten Betoeife. Die gemeinen Honigbienen befestigen ihre Zellen an baS Geroolbe beS StockeS mit fogenanntem VorwachS, ber unverarbeiteten , Harzigen Ausfchtoitzung ber Baumknofpen, verfertigen aber bie Zellen felbst aus WachS, einem ztoifchen ihren Bauch- ringen abgesonderten Stoffe. Fehlt ihnen baS VortoachS, fo bebienen fie stch statt beffelben beS fonst mit Sparfam- keit vettoenbeten eigentlichen Wachfes, kommen aber nie barauf, statt feiner irgenb einen britten Stoff, z. B. zahen Lehitt, zu vertoenben, bon toelchem anbere Kerfe nicht fel- ten Gebrauch machen. Auf ganz gleiche Art verfuhren fie aber vor 2000 Jahren, als noch vorhanbene Schriststeller ihre Baue befchrieben, unb folglich haben ste von bem vorgefchriebenen Wege fich nie entfernt, in fo langem Zeitraume nichts gelernt noch Erfahrungen gefammelt. Kerfe bestehen nie eine Lehrzeit, fie bringen bie nbthigen Fertigkeiten mit fich auf bie Welt, finnen biefe nicht vermehren noch ben Nachkommen uberliefern. Wenn ber kunstreiche Bau ber Bienenwabe Erzeugnih bes Nachbenkens unb ber Berechnung ware, fo rourbe ein vieljahrigeS Leben kaum hinreichen zur Erwerbung der als Grundlage erforderlichen Kenntnisse; ber beste Mechaniker tourbe umsonst verfutfen, etivas Aehnliches Herzustellen, roenn ihm geometrifche Kenntniffe mangel- ten, aber bie Aufgabe gelingt ber vielleicht kaum vier kage alten Biene. Ueber bie Granzen feineS Jnstinets hinauSzugehen vermag kein Jnfeet, bafur befitzt es biefen aber nicht allein in groher Vollkommenheit, fontern auch in mannichfaltigerer Form alS Thiere hoherer Claffen. Bei ben letzteren Hangt tie Enttoickelung beS Jnstinets auherbem ab von bem Zustanbe ber Organe unb von bem LebenSalter; kein junges Saugethier toirb Gefahr so leicht erkennen unb so geschickt zu vermeiben toissen roie ein reifeS Jnbivibuum seiner Art, unb es muh, wenn eS zu ben von Raube Lebenben gehhrt, sogar von ber Mutter geschult roerben, um bie Beute unb bie Jagb auf biese kennen zu lernen. Bei Wirbelthieren erscheint ber Jnstinet.immer in roenigeren unb einfacheren Richtungen ; baS Wuhlen deS MaulrourfS, bas Lauern beS TigerS, baS Herabstohen bes Raubvogels halt nicht ten Bergleich aus mit bem Berfahren, toelches selbst minber begunstigte Kerfe befolgen, toenn fle ihre Beute fangen roollen. Nicht ein Wirbelthier versteht es, in bas eigene Versteck bas Opfer fallen zu machen, roie ber bekannte Ameifenloroe (Myrmecoleon) , unb in ber Baukunst bleiben selbst bie angestaunten Webervogel roeit hinter ben gem ein sten ber Hautflugler zuruck. Bon besonberen unb ihnen im Vorzuge zukommenben Arten deS Jnstinets liefern Kerfe Betoeife burch bas Auffinben ber angemessensten Lager- statten fstr ihre Eier. Nicht allein roerben biese von ber zum balbigen Tob bestimmten Mutter immer an solchen Orten angebracht, roo sie gegen bie Witterung Schutz finben, sonbern roo auch bie auskommenbe Brut bie dem Larbenzustanbe angemeffene Nahrung in unmittel- barer Nahe vorfinbet. Mag es nun auch toahr sein, bah in ber Zerfallung bes JnstctenlebenS in mehrere VerroanblungSstusen unb in ber Kurze ber mutterlichen Eristenz bei fehr vielen bie Nothroenbigkeit solcher Ein- richtung vorgezeichnet liege, roahrenb bei bem Sauge- thiere unb bem Vogel baS Junge alterliche Pstege erhhlt, so toirb boch ber Jnstinet bes Vogels, ber seine Jungen anS bem eigenen Kropfe futtert, jenem ber Schlupftoes- pen nicht vergleichbar sein, bie eine Raupe packen unb fie, nachbem fie in ihren angebohrten Leib ein Ei gelegt, bavonziehen laffen. Dergleichen Beispiele bietet in vielseitiger Veranberung bie Geschichte ber Jnseeten zahlreich bar. Ihnen gegennber stehen aller- bings aber auch anbere, bie man burch Annahme eineS ansschliehlich roirkenben JnstineteS nicht erklaren kann. Es ist zroar Grunbsatz, bah Jnstinet unb Vernnnst immer im umgekehrten Verhåltnih zu einanber stehen unb sonach von ber letzteren ben Jnseeten toenig ober nichts zuzuschreiben sein tourbe, inbeffen vermag man nicht in allen Fallen ihre Spuren ganz abzuleugnen. Nur barf man an jenem Worte keinen Anstoh nehmen unb muh unter ihm eben nur eine beschrankte Fahigkeit zum Ueberlegen ve> stehen. Auf biefem allein kann baS bei vielen augenscheinliche Vermhgen gegenfeitiger Mit- theilung beruhen. Dah Kerfe unter Umstanben Ge- bachtnih verrathen, ergiebt stch aus vielen vorurtheilsfrei angestellten Beobachtungen. Wo aber bie Granze bes Jnstinets liege, unb welche Hanblungen nur ihm allein ober auch einer psychischen Kraft zuzuschreiben seien, toirb wahrscheinlich nie entr^hselt toerben bei Thieren, bie uns selbst so vollig unahnlich stub in ihrer Organi- sation, unb zu beren Beurtheilung in allen nicht anato- mischen ober phystologischen Dingen uns ber Maahstab entschieben abgeht. Keine Thierclaffe konimt berjenigen ber Jnseeten an Zahl irgenb gleich,benn bie Heutzutage ettoa anzunehmenbe von mehr alS 150,000 Arten bleibt jebenfalls sehr toeit hinter ber Wahrheit. Daher ist auch bie Rolle bieser nteist kleinen Geschopse eine ebenso ntannichsache als toichtige. Liehe stch uberhaupt bas Ausfallen einer Abtheilung be8 ThierreicheS als vertraglich mit bem grohen Haushalte ber Natur benfen, so tourbe ber voll- kommene Untergang aller Jnseeten unbebingt bie grohte unb allgemeinste Stdrung erzeugen, benn gerabe ste stehen mit ber ulrigen organischen Schopfung in noch vielarti- geren Beziehungen als Thiere anberer Claffen. In ihrer oft ganz verborgenen unb lautlosen Thatigkeit uben fie ben geroaltigsten Einstuh, ben bie grohe Menge meist nur ba kennt, roo er ihr lastig ober schabenb entgegen tritt, unb ben ste, roenngleich feltener, berounbert, roo er fich in Verbindung mit Kunsttrieb kunb giebt. Es liegt fo viel Lehrreiches ober auch schroer Erklarbares im Wesen unb Verhalten ber Jnseeten, bah ihr Stubium bes ernste- sten Mannes rourbig ist unb baher vielleicht mehr For- scher aus den verschiebensten Stanben angezogen hat alS bie meisten anbern Zweige ber Zoologie. Lange Jahr- Hunterte vor Sroammerbam unb Huder Hatten Griechen unb Romer baS Staatsroefen ber Bienen untersucht, unb Plato folk, ber Sage nach, in ihm bas Bordilb ber elge- nen , ibealen Republik entbeckt haben. Zu aller Zeit fanben fromme Gemuther bei naherer Kenntnih der Jnfectenroelt zur Berounderung fich Hingerissen, erkann- ten in ihr den Ausdruck einer unendlichen, das Weltall umfassenden Liebe und beroiesen aus ihr mit roarmer Beredfamkeit eine hochste Weisheit. Kann auch die kuhler forschende Wissenschaft solchen Auffassungen ba nicht immer beipflichten, roo ste Erscheinungen burch menschliche Motive ober vom Stanbpunkt bes Gefuhls attS erklaren, fo ehrt ste minbestenS bieselben, benn nie- bergefegt in leicht verstanblichen Schriften haben ste bes Guten viel gestistet. Eigenthumliche unb bebeutenbe Schroierigkeiten Hat bie toissenschaftliche Entomologie allerbings in Menge, boch stub sie bem Fleihigen unb mit Beobachtungsgabe Ausgerusteten nicht unuberwinblich. Die systematifche Eintheilung ber Claffe ist folgenbe: I. Nagenbe, fast immer freie Munbtheile. Sechs Futze. Vier Flugel. 1. Flugel von ungleichent Geroebe. A. Votbere Flugel hornartig, schilbformig, Hintere ^åutig, wenigaberig, in ber Ruhe ein- geknickt. Verroanblung vollkommen.............................................................. B. Vorbere Flugel pergamentartig, hintere lreiter, mit vielen netzformigen Abern, in ber Ruhe ber Sånge nach sacherartig gefaltet. Verroanblung unvollkommen. . 2. Flugel von gleichartigem Geroebe. A. Flygel mit toentgen astformigen Abern, bie votbern langer unb breiter als bie Hinteren niemals gefalteten. Verroanblung vollkommen.................................................... B. Flugel mit vielen netzformigen Abern, gleich ober ungleich groh. Verroanblung meist unvollkommen................................................................................... II. Saugenbe Munbtheile. Sechs Fuhe. Vier ober zroei Flugel. 1. Vier Flugel. A. Vorbere Flugel gegen ben Grunb meist Hart, Hintere ^åutig. Saugrussel gegliedert, in ber Ruhe unter bie Brust zuruckgeschlagen. Verroanblung unvollkommen. B. Flugel Hautig, meist uderall mit staubahulichen Schuppen. Saugruffel spiralisch aufgerollt. 2. Zroei Flugel. ..'...,............................................................................ III. Munbtheile verschieben. Fuhpaare ost sehr zahlreich. Keine Flugel...................................... Erste Orbnung. Zweite Orbnung. Kafer. Gerabflugler. Dritte Orbnung. Hautflstgler. Vierte Orbnung. Netzflugler. Funfte Orbnung. SechSte Orbnung. Siebente Orbnun Achte Orbnung. Halbflugler. Schmetterlinge. g. Zroeiflugler. Ohneflugler.