Zimmermanns-arbeiten
År: 1921
Forlag: Georg D. W. Callwey Verlagsbuchhandlung
Sted: Dresden
Sider: 92
UDK: St.f. 728.61 Zim
Mit 9 Abbildungen Im Text U. 40 Tafeln
Zweite Auflage
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yiauberei uber das Holz als Baumaterial
Wenn man heute bei dem Bauen fur das Haus-
autzere Holz, besonders Holzfachwerk, verwendet, so
ist weit in den meisten Fallen der Hauptgrund fur die
Wahl des Holzes: „Es sieht malerisch, oder es sieht
sonstwie allé." Nun wird allgemein zugegeben wer-
den, dah ein Tiroler Bauernhaus oder ein Mosel-
fachwerkbau mit fehr vielem Holzwerk fehr luftig
aussieht,- aber ebensogut wird zugegeben werden, das;
eigentlich alle norddeutschen Bauernhauser mit eben-
sovielem Holzwerk fehr emst aussehen. Konnen wir
aber dann diese ganz entgegengesetzten Wirkungen
dieser verschiedenen Bauwerke auf die Verwendung
des Holzes zuruckfubren? Haben diese ganz verschie-
denen Wirkungen nicht vielmehr ihren Grund darin,
datz in beiden Fallen ganz verschiedene Bauaufgaben
gelost sind? Diese Losungen wurden von den alten
Baumeistern gesucht erst mal ganz ohne weitgehende
Rucksichtnahme auf die aufzere Erscheinung des Hau-
ses. Die einfache — sozusagen vernunftige - Er-
fullung eines bestimmten Bauprogramms Hat auch
uberall in gewissem Mas;e einen ganz bestimmten
Ausdruck zur Folge, und der Baumeister mit seinem
Konnen oder Nichtkonnen, mit seinem Fuhlen oder
Nichtfuhlen starkt oder schwacht diesen besonderen
Baucharakter. Bei dem Tiroler Bauernhaus galt
es, uberkragende Galerien, weit ubersteheade Dacher
zu bauen, das Haus in dem Moselstadtchen wurde
„malerisch", weil es galt, mehrere Stockwerke auf-
eir ander zu bauen und gegeneinander zu versetzen.
Und der norddeutsche Bauer wollte einen groszen
einfach rechteckigen Gremdris; umbauen und wollte
in dem grojzen Hause zu ebener Erde nur wenige
Wohnraume haben.
Der Eharakter eines Bauwerks wird durch die
Materialmassen, durch deren Anordnung bestimmt,
und es gibt das gleiche Material bei verschiedener
Verwendung, Anordnung, dem Bauwerk in dem
einen Fall vkelleicht ein vorwiegend malerisches, in
dem andern Fall ein mehr ernstes Aussehen. Und
also selbst das Malerisch- oder Streng-Bauen als
Ziel angenommen, so konnen uns die Materialeigen-
Heiten doch nur wenig helfen, dies Ziel zu erreichen.
Someit das gleiche Material auf linjere Sinne
immer gleich wirkt, denken wir an bestimmte Fein-
Heiten, die nur in unserer Nahe zur Geltung kommen,
und die darum fur den Gesamtausdruck eines Bau-
werks keine oder nur ganz gering; Bedeutung haben.
Es wird jedem Kunstler ganz naturlich sein, datz er
die Materialeigenheiten auch als Ausdrucksmittel bei
seinem Arbeiten benutzt, und darum werden ihm die
verschiedenen Materialwirkungen auch verschieden-
wertig sein, aber je mehr er von diesem Standpunkt
aus die Materialien aussucht, um so mehr sucht er
Ausdrucksmittel fur seine Empfindungen, um so weni-
ger sucht er im eigentlichen Sinne Baumaterialien.
Allerdings, je weniger eine Aufgabe sogenannt rein
praktischer Natur ist, um so weniger Hat auch fur die
Losung der Aufgabe unser praktischer Sinn Bedeu-
tung, um so weniger brauchen wir die Materialien
als Praktiker zu wahlen, und wir kommen schlietzlich
mit Recht dahin, das; wir das Material nur nach
seinem Aussehen bewerten. Es Hat darum die mehr