ForsideBøgerDas Unbekannte Spanien :…, Landschaft, Volksleben

Das Unbekannte Spanien
Baukunst, Landschaft, Volksleben

Forfatter: Kurt Hielscher

År: 1922

Forlag: Verlagt Von Ernst Wasmuth A. G.

Sted: Berlin

Sider: 328

UDK: st.f. 72(46) Hie

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Side af 336 Forrige Næste
merte dieser Glanz, den Blicken verborgen; denn bevor man Cordoba den Christen übergab, vermauerte man dies Heiligtum. Erst 1815 wurde es — entdeckt. — Wie im Traum wandelt man durch die Säulengänge, hingerissen, gebannt, umbraust von der mächtig ergreifenden, poetischen Sprache dieses Steinwunders. Wie aus einem phantastischen Traum erwacht man, wenn man wieder draußen steht im gleißenden Sonnenlicht der stillen Stadt, die zum Schrein geworden, der eines der köst- lichsten Kleinode der Welt verwahrt. (50—60.) Maurisches — weit abseits: Ein sengend heißer Augusttag. — Flimmernd und zitternd glüht die Luft über dem schattenlosen Ödland; müde hängt der Tag in der heiß- gläsernen Blauschale des Himmels. Stundenlanges, endloses Wandern liegt hinter mir und da — eine Fata morgana! von Marokkos Küste herübergetragen? — Nein, Wirlichkeit! — Unmöglich! — Doch ! es verschwindet nicht beim Näherkommen ! Ganz merkwürdig: Häuser- würfel über einen Berg geschüttet. — (91.) »Wie heißt der Ort?« Scheu drückt sich der gefragte Bursche vorbei. Die Karte verrät den Namen nicht; doch endlich erfahre ich, daß ich angelangt sei vor »la muy noble y leal ciudad Mochagar, Ilave y amparo del reino de Granada«. Ich schüttle den Kopf. »Schlüssel undSchutz des Königreichs Granada nennt sich heut noch euer Nest? Ja, aber dies Königreich ging doch vor einem halben Jahrtausend, als die Mauren aus Granada vertrieben wurden, unter!« Hier muß das Wunder geschehen sein, daß die Zeit stillgestanden. Unverfälscht maurisches Gepräge! — Die Häuser meist fensterlos, die flachen Dächer bilden zuweilen die Straßenzeile der nächst höheren Häuserreihe, stets aber deren Schemel. Die Frauen — ob- wohl Taufwasser über ihren Scheitel rann — verhüllen auf der Straße nach maurischer Art das Gesicht; hochgeschürzt, nacktbeinig schreiten sie, mit Amphorenwasserkrügen vom Brunnen kommend, die steilen Gassen leichtfüßig empor. Mißtrauisch und neugierig blicken sie nach dem fremden Eindringling. Ich bitte die Verschleierten, mir für eine Aufnahme zu stehen; man sieht mich verständnislos an; denn man sah ja noch nie eine Kamera. Ich zeige eine Photographie und erkläre, daß ich auch von ihnen ein Bild machen möchte; man ver- weigert es. Endlich ist ein Mädchen dazu bereit; da aber eilt scheltend eine alte Frau herbei, schlägt auf das ungeratene Wesen ein — weil es sich so wegwarf! -Hier im christlichen Land noch die Scham des Gesichts und Beachtung des Verbotes Muhammeds: Keines Sterb- lichen armseliger Leib werde zum Bildnis! -------------------- Ein Alter, mit dem ich darüber plaudere, erklärt mir: »Ja, wenn ein Mädchen bei uns sein Gesicht nicht mehr verhüllt, aber die Beine verdeckt, dann ist an ihm nichts mehr zu verderben!« Das stand fest für mich, ohne das Bild einer Verschleierten durfte ich nicht von hier fort. Und endlich glückte es dochim Einverständnis mit der Mutter eines Mädchens. Lustig blinzelnd schloß das Zeiß-Auge meiner Ica-Kamera seine Lider, und ich klappte froh des Fanges den Verewigungskasten zu. Mit Dankesworten hielt ich die Hand zum Abschied hin, doch be- troffen wich die Verschleierte zurück und legte die Hände auf den Rücken. Aufmunternd rede ich ihr zu: »Sie können mir getrost die Hand geben, ich bin kein schlechter Mensch.« Ent- schuldigend erklärt die dabeistehende Mutter: »Nein, so ist das nicht gemeint; aber es ist bei uns nicht Sitte, daß ein Mädchen einem Mann vor der Hochzeit die Hand gibt!« — Bietet dies kleine Erlebnis vielleicht einen Anhalt für die Entstehung der einst so viel angewendeten Redensart, die der Freiersmann bisweilen heut noch braucht: »Ich bitte um die Hand Ihrer Tochter«? — (90.) XI