ForsideBøgerDas Unbekannte Spanien :…, Landschaft, Volksleben

Das Unbekannte Spanien
Baukunst, Landschaft, Volksleben

Forfatter: Kurt Hielscher

År: 1922

Forlag: Verlagt Von Ernst Wasmuth A. G.

Sted: Berlin

Sider: 328

UDK: st.f. 72(46) Hie

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Side af 336 Forrige Næste
Moschee oft genug weltliches Versammlungshaus und gleichzeitig Universität. Doch genug der Vermutung; Tatsache ist, daß die Verehrung des Herrn und der Jungfrau Maria für die Spanier ein Freudendienst ist und die Lebenslust zum Himmel emporjauchzt, gleich ob am Fronleichnamstage oder in der Todesstunde des Welterlösers --- --- Unvergeßlich wird mir aus diesen Ostertagen frohgemuter Frömmigkeit eine Feier- stunde stillen Ostergeistes sein : ich war am Ostersonntagmorgen zur Giralda emporgestiegen, dem Turm der Kathedrale, diesem Schmuckstück einstiger maurischer Minarettbaukunst. Ich blickte über das weiße Häusermeer zu meinen Füßen. Sonnenglanz lag über der Sonnen- stadt. Des herrlichen tiefblauen Himmelsdomes allumspannendes Gewölbe breitete sich wie schützend und segnend über das festlich strahlende Land. Aus der Tiefe drangen verlorene Töne vom Orgelklang der Messe, und da ---------ein Dröhnen erschüttert die Luft! alle Glocken des Turmes, die so lange stumm geblieben, rufen es hinaus in die leuchtende Ferne: Christ ist erstanden! -------------------------und jubelnd tragen die Schwesterglocken der andern Türme diese Kunde fort ins osterselige Frühlingsland. Der Patio C4o, 42—49). Man nennt Sevilla gern die Stadt der lichten Höfe, jener Höfe, die wie ein heiteres Lied das ganze Haus durchtönen. Das sevillanische Haus, besser gesagt das andalusische Haus ist nicht Außenbau wie unser Haus, sondern Innenbau; es kehrt nicht das Gesicht zur Straße, sondern in den Hof hinein. Nach außen sind die Häuser schmucklos,, oft fast fensterlos, dem Vorübergehenden ein Geheimnis. Nach dem Hol zu Schönheitsentfaltung; da prunkt der Reichtum oder schmückt die Armut. Lin Gitter schließt den Hof vom engen Gang, dem Zaguan, gegen die Straße hin ab. Säulen tragen die Galerie, in die vom Hof aus die Treppe emporführt, auf die sich die Gemächer des oberen Stock- werkes öffnen. In der Mitte befindet sich meist ein Kühlung spendender Springbrunnen, von Palmen, Araukarien, Lorbeer, Orangenbäumen, Oleander und Blumentöpfen um- geben. An den Wänden buntfarbige Kacheltäfelung. Polstermöbel, Stühle, dann und wann ein Klavier, eine Guitarre in der Ecke. -Pflanzengerank umspinnt oft den Hof. Hier spielt sich fast das ganze Leben der Familie ab; hier empfängt man liebe Freunde und verbringt mit ihnen ein paar frohe Stunden bei Wortgefecht, Saitengezirp, neckend ge- sungenen Coplas, wohl auch einer graziös getanzten Sevillana. Oder man lauscht allein dem Geplauder des plätschernden Biunnens, schaut dem Sonnenspiel zu, wenn das Licht wie flüssig Silber über die schneeweißen Wände hernieder- rieselt, und träumt in den azurnen Himmel hinein und knüpft das goldene Heut an das ver- sunkene Gestern und das werdende Morgen. --------Der Hof die Seele des Hauses. Spanische Städte tragen kein Alltagsgesicht zur Schau; sie halten meist auf ihre Eigenart, wie sie die Patina des Alters ihnen gab. Viele sind unter der Last der Jahre zusammengebrochen; viele tot; aber sie sind »in Schönheit gestorben«. Der Glanz ihrer hohen Zeit strahlt noch aus Gotteshäusern und von Prunkfassaden verlassener Paläste. Die spanischste Stadt ist Toledo. Einst das Herz des Landes, durchbraust in gewaltigen Rhythmen vom Epos der Weltgeschichte -------es schlägt nicht mehr! Über dem tiefgesägten Tajotal lastet auf steilem Granithügel, wie aus dem Felsen emporgewachsen, der gelbgraue Häuserkoloß. Zwei Riesenbrücken überspannen den Fluß, enge Gassen führen bergauf, bergab, winklig, düster... die ganze Stadt auf Kampf gestimmt: gewaltige Tore und Türme, die Häuser wie kleine Festungen, die lüren mit Riesennägeln bewehrt. Kaum eine Stadt ist so umkämpft worden. Spaniens Geschichte ist mit schweren Schritten über Toledo hinweggegangen. Und heut? -----Zerborstene Mauern Ver- fall, Schweigen -------------------------------------ein Scherbenberg der Jahrtausende. (139—148.) XIV ^^^w^MM^^^^M^M^^Hi^^HMi