ForsideBøgerDas Unbekannte Spanien :…, Landschaft, Volksleben

Das Unbekannte Spanien
Baukunst, Landschaft, Volksleben

Forfatter: Kurt Hielscher

År: 1922

Forlag: Verlagt Von Ernst Wasmuth A. G.

Sted: Berlin

Sider: 328

UDK: st.f. 72(46) Hie

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Side af 336 Forrige Næste
als wer früh sich vom Lager erhebt«, sagt ein spanisches Sprichwort — und die Bibel: »Siehe die Vögel unter dem Himmel, sie säen nicht, sie ernten nicht... und euer himmlischer Vater ernährt sie doch!« — O Feriain Sepùlveda — Stierkampf. In Sepùlveda (172, 173)» einem uralten Städtchen, fern der großen Welt, fern dem Schienenstrang, der fast 100 km weit von hier vorüberzieht, ist höchster Festtag: die Feria, der Freudenbrennpunkt des Jahres. Von allen Seiten strömen Männlein und Weiblein zu Pferd und Eslein herbei; man feiert ein Wiedersehen, man spürt wieder einmal den Pulsschlag der Zeit: vor allen Dingen aber lockt das Stiergefecht! Schon seit Wochen bildet es für die meisten den einzig lohnenden Gesprächsstoff. Da aber unser Städtlein keine Arena besitzt, so wird der Marktplatz zum Kampfplatz verwandelt. Munterer Hammerschlag tönt vom Morgen bis zum Abend. Behaglich blinzelnd blicken die Fensteraugen des malerischen altehrwürdigen Rathauses auf das bunte Treiben zu ihren Füßen; endlich gibt es für sie wieder einmal etwas Sehenswertes zu schauen; ein ganzes langes, langweiliges Schlummerjahr ist vorüber... Und wohl jeder wandert hinaus die Wegstunde vor die Stadt, um die Kampfstiere zu bewundern, die von weither gekommen sind und die man einstweilen im Gewahrsam auf der Weide hütet. Am großen Festtag in aller Herrgottfrühe ist alles auf den Beinen. In fieberhafter Aufregung erwartet man das Einbringen der wilden Tiere. Die Kühnsten zeigen ihren Mut; sie wagen sich dem Zug entgegen. Eine Staubwolke auf der grauen Landstraße kündet das Nahen an. Und endlich nimmt das brodelnde Grau Form an: voran ein Lanzenreiter zu Pferd, hinter ihm die schwarzen Leiber der Kampftiere, von zahmen Stieren eingeschlossen, gefolgt von einem zweiten Lanzenreiter ----so jagt es daher, jagt durch die engen Gassen der Stadt auf den Marktplatz. Wie Meeresbrandung schlägt es über ihnen zusammen : »Los toros! los toros!« Brüllen, Johlen, Pfeifen, Kreischen, Toben! -------- Endlich sind die Kampfsticre eingesperrt; erst am Nachmittag schlägt ihre Stunde. Am Vormittag aber gibt es noch eine ganz besondere Volksbelustigung: man darf seinen Mut erproben einem jungen Kampfstier gegenüber, den man zu diesem Zweck herbei- geschafft hat. Da erntet man Lorbeer oder Spottgelächter. Was man am Torero geschaut, das versucht man nun selbst; doch harmloser ist alles: es fließt kein Blut: nur zerrissene Hosen und blaue Flecke sind ehrenhafte Gedenkmale an den großen Tag. (174,175.) Meine Gedanken wandern unwillkürlich zum ersten Stierkampf, den ich in meinem Leben sah — in Madrid. Ein überwältigender Ansturm der Eindrücke: Im Riesenrundbau der Arena fünfzehntausend festesfroh gestimmte Menschen in ungeduldiger Erwartung des nervenpeitschenden Kampfspiels ... Stimmgetöse ... Farbenchaos ... duftige Spitzen- mantillen, blumengestickte Schultertücher, nervös zitternde Fächer, kohlschwarze, brennende Augen. — Beifallsjubel umbrandet die aufziehenden Stierkämpfer... Willkommengeschrei begrüßt den hereinstürzenden, gewaltigen Stier... Verwegenes Spiel um Tod und Leben... vergötternde Zurufe dem Tollkühnen... vernichtendes, zynisches Hohngelächter dem Zag- haften ... da! ------ein Farbenkreisel schleudert in der Luft ------ein einzig gellender Schrei aus abertausend Kehlen! -------------------------------------tot? — — nein! -befreiendes Aufatmen!- Weiter! ------------------------------------------------------------------------------Sinnlose Wut des todgeweihten Stieres ... eiserne Ruhe seines stählernen Gegners... Er trägt den Tod in der ïland... Da blitzt der Degen! — ein Orkan der Be- geisterung braust über den Sieger und sein zusammenbrechendes Opfer dahin. Weiße Tücher flattern von allen Sitzen empor wie weiße Tauben... Hüteschwenken... Blumen- XVII