Das Unbekannte Spanien
Baukunst, Landschaft, Volksleben
Forfatter: Kurt Hielscher
År: 1922
Forlag: Verlagt Von Ernst Wasmuth A. G.
Sted: Berlin
Sider: 328
UDK: st.f. 72(46) Hie
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regen... gelassen, selbstbewußt dankt der gefeierte Held. ---Fanfarengeschmetter...
ein neuer Kampf. (125 ; 296.)
Durchquerung der Picos de Europa. Im asturisch-kantabrischen Küsten-
gebirge erhebt sich ein Hochgebirgsstock mit etwa 2700 Meter hohen Gipfeln, der den stolzen
Namen »Picos de Europa« (Spitzen Europas) trägt. Sie sind die Dolomiten Spaniens; doch
übertreffen sie diese an Unwegsamkeit bei weitem.
Spanien steckt mit seiner Touristik noch in den allerkleinsten Kinderschuhen. Daher
kommt es, daß sich in den Picos de Europa nicht eine Bergsteigerunterkunftshütte befindet,
geprüfte Führer also ebenfalls gänzlich fehlen. Allerdings gibt es einige Wildhüter, Hirten
und Minenarbeiter, die mit einzelnen Teilen des Gebirges vertraut sind und ab und zu auch
schon Führerdienste getan haben.
Bei dem berühmten Wallfahrtsort Covadonga war ich schon einmal bis an die Pforte
der Picos de Europa gelangt; seither hatte mich nie mehr der Wunsch verlassen, diese
trotzigschöne, lockende und doch jungfräulich sich wehrende einsameBergwelt näher kennen
zu lernen. So kam’s zur Bergfahrt.
Von Unquera ging’s durchs Devatal nach Potes an den Fuß der Picos.
Schon unterwegs merkte ich, daß es hart hergehen würde; denn kurz hinter Panes
windet sich der Weg durch ein gewaltiges, tiefgesägtes Tal, den Desfiladero de la Hermida.
Freundlich war der Empfang nicht. Die steinernen dalwächter zu beiden Seiten schauten
finster auf mich hernieder, und der Himmel warf mir hin und wieder einen kalten Guß
über den Kopf.
In Potes hing der Wolkenmantel tief herab und verhüllte den Gegner, mit dem ich
mich andern Tages im Kampf messen wollte. Aber der Ort nahm mich so gefangen, daß
ich die Fernsicht für heut verschmerzte.
Das Städtchen ist ein uraltes Nest, das einst der Sitz stolzer ritterbürtiger Geschlechter
gewesen sein muß. Das bezeugen die vielen steinernen Wappen spanischen Adels an den
Häusern. — Versunkene Zeiten! Wo einst spanische Granden mit Schnallenschuh und Stoß-
degen ein und aus gingen, klotzt jetzt der armselige Bauer durch die Räume. Und das
heutige Geschlecht wird sich der Fülle des Malerischen kaum bewußt, von dem es umgeben
ist. Keckgeschwungene Brücken überspannen die tiefe Schlucht; an das Steilufer schmiegen
sich Laubengäßchen mit überhängenden Schwalbennesterkern, Torbogen um Torbogen,
immer neue entzückende Durchblicke bietend, alles, wie Schutz suchend, um einen wuch-
tigen Wartturm geschart.
Ehe am andern Morgen die Sonne erwachte, war ich schon unterwegs. Unheimlich
schwarz lag der Wolkenhimmel über der Landschaft; aber um die Spitzen der Picos lüftete
sich der Schleier, und plötzlich standen sie von der Glut des sie grüßenden Tagesgestirnes
übergossen da. Hinter mir die wetterschwere Nacht, vor mir das siegende Licht; ihm hoff-
nungsvoll entgegen!
In Espinama traf ich meinen dorthin bestellten Führer, einen Graukopf: Ledersandalen
an den Füßen, einen vorsintflutlichen Regenschirm unter den Arm gepreßt, lachende Augen
im wetterzerfurchten Gesicht. — Rasch den Durchquerungsplan besprochen, Proviant in
den Rucksack genommen, dann Aufbruch und empor zum Puerto de Aliva. Wanderfroh
klang mir’s im Ohr:
Mir ist zum Geleite
in lichtgoldnem Kleide
Frau Sonne bestellt!
Sic wirft meinen Schatten
auf blumige Matten. —
Ich fahr’ in die Welt!
XVIII