ForsideBøgerDas Unbekannte Spanien :…, Landschaft, Volksleben

Das Unbekannte Spanien
Baukunst, Landschaft, Volksleben

Forfatter: Kurt Hielscher

År: 1922

Forlag: Verlagt Von Ernst Wasmuth A. G.

Sted: Berlin

Sider: 328

UDK: st.f. 72(46) Hie

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Side af 336 Forrige Næste
regen... gelassen, selbstbewußt dankt der gefeierte Held. ---Fanfarengeschmetter... ein neuer Kampf. (125 ; 296.) Durchquerung der Picos de Europa. Im asturisch-kantabrischen Küsten- gebirge erhebt sich ein Hochgebirgsstock mit etwa 2700 Meter hohen Gipfeln, der den stolzen Namen »Picos de Europa« (Spitzen Europas) trägt. Sie sind die Dolomiten Spaniens; doch übertreffen sie diese an Unwegsamkeit bei weitem. Spanien steckt mit seiner Touristik noch in den allerkleinsten Kinderschuhen. Daher kommt es, daß sich in den Picos de Europa nicht eine Bergsteigerunterkunftshütte befindet, geprüfte Führer also ebenfalls gänzlich fehlen. Allerdings gibt es einige Wildhüter, Hirten und Minenarbeiter, die mit einzelnen Teilen des Gebirges vertraut sind und ab und zu auch schon Führerdienste getan haben. Bei dem berühmten Wallfahrtsort Covadonga war ich schon einmal bis an die Pforte der Picos de Europa gelangt; seither hatte mich nie mehr der Wunsch verlassen, diese trotzigschöne, lockende und doch jungfräulich sich wehrende einsameBergwelt näher kennen zu lernen. So kam’s zur Bergfahrt. Von Unquera ging’s durchs Devatal nach Potes an den Fuß der Picos. Schon unterwegs merkte ich, daß es hart hergehen würde; denn kurz hinter Panes windet sich der Weg durch ein gewaltiges, tiefgesägtes Tal, den Desfiladero de la Hermida. Freundlich war der Empfang nicht. Die steinernen dalwächter zu beiden Seiten schauten finster auf mich hernieder, und der Himmel warf mir hin und wieder einen kalten Guß über den Kopf. In Potes hing der Wolkenmantel tief herab und verhüllte den Gegner, mit dem ich mich andern Tages im Kampf messen wollte. Aber der Ort nahm mich so gefangen, daß ich die Fernsicht für heut verschmerzte. Das Städtchen ist ein uraltes Nest, das einst der Sitz stolzer ritterbürtiger Geschlechter gewesen sein muß. Das bezeugen die vielen steinernen Wappen spanischen Adels an den Häusern. — Versunkene Zeiten! Wo einst spanische Granden mit Schnallenschuh und Stoß- degen ein und aus gingen, klotzt jetzt der armselige Bauer durch die Räume. Und das heutige Geschlecht wird sich der Fülle des Malerischen kaum bewußt, von dem es umgeben ist. Keckgeschwungene Brücken überspannen die tiefe Schlucht; an das Steilufer schmiegen sich Laubengäßchen mit überhängenden Schwalbennesterkern, Torbogen um Torbogen, immer neue entzückende Durchblicke bietend, alles, wie Schutz suchend, um einen wuch- tigen Wartturm geschart. Ehe am andern Morgen die Sonne erwachte, war ich schon unterwegs. Unheimlich schwarz lag der Wolkenhimmel über der Landschaft; aber um die Spitzen der Picos lüftete sich der Schleier, und plötzlich standen sie von der Glut des sie grüßenden Tagesgestirnes übergossen da. Hinter mir die wetterschwere Nacht, vor mir das siegende Licht; ihm hoff- nungsvoll entgegen! In Espinama traf ich meinen dorthin bestellten Führer, einen Graukopf: Ledersandalen an den Füßen, einen vorsintflutlichen Regenschirm unter den Arm gepreßt, lachende Augen im wetterzerfurchten Gesicht. — Rasch den Durchquerungsplan besprochen, Proviant in den Rucksack genommen, dann Aufbruch und empor zum Puerto de Aliva. Wanderfroh klang mir’s im Ohr: Mir ist zum Geleite in lichtgoldnem Kleide Frau Sonne bestellt! Sic wirft meinen Schatten auf blumige Matten. — Ich fahr’ in die Welt! XVIII