ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Rr. 39 Bayerifche SubUflums-kandes ■fluslfellung 1906 Seite 983 Glocke beinahe ihren tiefsten Stand eingenommen hat. Die Fullung erfolgt ziemlich rasch, da das Gas in der Leitung unter hoherem Drucke steht, als unter der Glocke. Der AbschluB des Hahnes erfolgt etwas vor der vollen Fullung des Behålters, um den Temperatur- ausdehnungen Spielraum zu lassen. Die Verwendung des Wassergases ist eine sehr vielseitige und vorteilhafte. 1. Zur Beleuchtung: Das gereinigte Wassergas gibt mittels der von Dr. Strache angegebenen Brennereinriehtung fur 25, 50 und 100 Kerzen Leuchtkraft und mit Hilfe eines Gluhstrumpfes eine Beleuchtung, die, wie spektral- analytisch nachgewiesen ist, dieselben Strahlen aus- sendet wie die Sonne, weshalb keinerlei Farben- verånderung an den beleuchteten Korpern wahr- genommen wird, eine Eigenschaft, die tiet in das gewerbliche Leben eingreifen kann und sich bald die Ateliers und Verkaufsråume erobern wird. Zylinder sind bei dieser, nie ruBenden Flamme nicht erforder- lich, nur Milchglasbirnen, die das Licht im Raume zerstreuen und die grelle Flamme dem Auge ent- ziehen sollen. Diejenige Beleuchtung ist von hygienischem Stand- punkte aus die beste, die am wenigsten Stickstoff N, Kohlensåure COz, Wasserdampf H2 O und Wårme WE an die Zimmerluft abgibt und mbglichst wenig Sauer- stoff O daraus entnimmt. Folgende Zusammenstellung zeigt am deutlichsten die Vorzuge des Wassergases. Es kommen auf 1000 Kerzen in 1 Stunde bei: ebem N ebeni CO3 ( ibcinHaO - WE cbciu O Stearinkerzenlicht 78,8 13,2 13,0 89 800 19,7 Steinkoblengas offen 44,4 4,82 11,6 45 500 11,1 Petroleumlicht 32,0 6,12 7,2 44 184 9,7 Olgas offen 24,0 3,60 5,8 29 117 6,5 Wassergas karburiert 25,3 0,86 5,8 31 838 6,7 Steinkohlenauerlicht 10,4 1,00 2,7 10 500 2,6 Azethylenlicht 7,2 2,00 0,7 8 400 1,8 Olgas-Auerlicht 5,0' 1 0,75 1,2 6 121 1,35 Wassergas-Auerlicht 3,1 0,66 0,85 4 250 0,80 Dem Wassergas- Auerli cbt am nåeb sten in bezug auf Leuchtkraft, ruhiges Brennen und ruBfreie Flamme steht das Azethylenlicht, dessen Preis jedoch viel hober ist, als der des unkarburierten Wassergases. Es stellt sich der Kohlenverbrauch fur ein Licht von 100 NK in 1 Stunde auf: 3000 g beim offenen Steinkohlengaslicht 2300 ,, „ Azetylenlicbt 1100 „ „ elektriseben Glublicht 700 „ „ Steinkoblengas-Auerlicht 300 „ „ elektriseben Bogenlicht 85 » „ Wassergas-Auerlicht. Der geringe Verbrauch an Koble beim Wassergas ruhrt daber, daB rund 30 v. H. der Gasmenge aus Wasserstoff besteht, der dem billigen Wasser entnom- men ist. 2. Da das gereinigte Wassergas mit durchaus ruB- freier Flamme brennt, aucb sebr billig bergestellt werden kann, so eignet es sich aucb zur Warme- erzeugung fur alle bauslichen und gewerblicben Zwecke; seine allgemeine Benutzung zum Hetzen der Raume und zum Kochen und Braten in den Kuchen, zum Schmieden, Loten, Glasblasen, in den Backereien, in den Krematorien usw. wurde uns sofort von der seit langem mit kaum merklicbem Erfolge bekampften Ranch- und RuBplage befreien, dureb die die schonsten Fassaden der stådtischen Gebaude in kurzer Zeit ver- dorben werden. Man wurde dann das Brennmaterial eben- soleicht uberall da aus Rohrl eitungen entnebmen, wo es gebraucht wird, wie wir uns bereits gewobnt baben, das Wasser zu beziehen, und der Kohlenkeller wurde ebenso- bald der Vergangenheit angeboren wie der Hof- oder StraBenbrunnen, von dem man fruher das Wasser zu bolen gewobnt war. Das Gewerbe des Schornstein- fegers und des Topfers wurde versebwinden und die zierlichen Gasbfen werden wie ein Schmuckstuck an die Wand gebangt. Bei jedem tåglich zu benutzenden Gasbabn kann ein immer brennendes Zundflammcben angeordnet werden, damit man nicht einmal ein Streichholz anzuzunden braucht, um Feuer anzumachen, das Offnen des Hahns genugt und die Wårme, die man benutzen will, kann genau reguliert werden und ist eine immer gleiche, olme jede Bedienung. Unsere Kochherde, in denen nur 3 bis 5 v. H. der Heizkraft der Brennstoffe ausgenutzt werden, bedurfen fort- wabrender Aufsicht und Bedienung und liefern nie eine gleichmaBige Warme fur långere Zeit. Das Zund- flåmmcben verbindert aber aucb das Ausstromen un- verbrannten Gases aus der Leitung, wenn ein Halm etwa ungewollt dureb einen Zufall geoffnet worden wåre, wodurch Vergiftung oder Explosion berbeigefubrt werden konnte. Der Gasbedarf fur Zimmerheizung betragt fur einen Raum von 90 ebm Inbalt und eine Erwårmung auf 20° C zum Anheizen ca. 2,2 ebm und zur Er- haltung dieser Wårme ca. 0,8 cbm Gas stundlich. Im Mittel werden in normalen Wintern in unseren Breiten- graden fur 1 cbm Rauminhalt 6 cbm Gas fur den Winter verbrauebt. Seines niedrigen Preises wegen eignet sich das Wassergas aucb mebr als das teuere Steinkohlengas zum Betriebe von Gaskraftmasebinen, deren Konstruk- tion sebon zu hober Vollkommenheit gedieben ist, die berufen scheint, allmåblich die Dampfmaschine zu er- setzen, vor der sie mancherlei Vorzuge bat.