Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Seite 992
Bayerifdie Subilaums-Landes - Huslfelluiig 1905
Hr. 40
der Harten und nicht immer gerechten Behandlung der
militarischen Vorgesetzten, wenn deni Gfsiziersstande nicht
soviel Ehre zuteil wurde?
In sarbigen AquareUen aus der Vogelperspektive
rverden uns das Garnisons-Lazarett £anbau, sowie das
Norpsbekleidungsamt in lvurzburg vorgefuhrt, Phoiogra-
phien geden uns dazu einen interessanten Einblick in die
Schneider- und Schuhmacherwerkrstatten des letzleren.
In den nun folgenden Raumen haben die suns tech-
nischen Institute der bayerischen heeresverwaltung, die
Artilleriewerkstatten in Munchen, die Geschutzgietzerei und
Geschohfabrik Ingolstadt, die Gewehrsabrik Amberg, das
Hauptlaboratorium Ingolstadt und die Pulversabrik bei
Ingolstadt eine lehrreiche Sammelausstellung ihrer interes-
santen Lrzeugnisse veranstaltet. Da sehen wir Geschutzrader,
roh, eisenbeschlagen und sertig, die Radfelgen, wie sie aus
einem geraden Studi Holz gebogen werden, die Speichen
und eisernen Naben in verschiedenen Fertigungsabschnitten.
Ferner Holzerne Sattelbocke und ihre Vorstufen, sodann
die tausend Lederarbeiten, Sattel und Sitzkissen, Koppel=
riemen und Nevolvertaschen, Tornister, Gamaschen, Patron-
taschen. Rardatschen — zum Bursten der Pferde — Brot=
beutel, Schanzzeug sind nicht vergessen und auch die einzelnen
Stucke, aus denen sich diese und noch viele andere artille-
ristische Gebrauchsgegenstande und Kanonenteile zusammen-
setzen, sind - teilweise auch mit den Werkzeugen der Schlosser,
Schmiede und Sattler — zur Schau ausgelegt. An einem
Holzmodell wird die vollstandige Beschirrung eines Artillerie-
stangenpserdes gezeigt, wahrend wir die zweckmatzige Aus-
rustung eines Navalleriepferdes an einem ausgestopften
Gaul studieren Konnen. Photographien zeigen uns Lasetten,
Fahrzeuge und Betriebsraume der Artilleriewerkstatten in
Munchen — denen die genannten Gegenstande entstammen —
ein ungemein fein gearbeitetes Geschutzmodell aus ihrer
Lehrlingsschule verdient noch besonders heroorgehoben zu
werden. Von einem Maschinengewehr sehen wir leider
nur den Schlitten.
Die Pulversabrik Ingolstadt zeigt uns Gewehrblattchen,
Pulver und Pulverstrange, dazu die Schietzbaumwolle in
verschiedenen Stadien ihrer Herrichtung, die geoffneten Me-
tallhulsen der Nartuschen mit ihren Ladungen, Strange vom
Manover-Ningpulver und Nohrenpulver, sowie das durch
die Grotze der einzelnen Blattchen uberraschende Geschutz-
blattchenpulver.
Eine reiche Sammlung von Artilleriegeschossen alterer
und neuerer Art, Nichtbogen, Winkelmesser usw. Hat die
Geschutzgietzerei und Geschotzfabrik Ingolstadt ausgelegt.
Die Teile und Arbeitsstusen eines 15cm Pretzgeschosses
werden uns im Zusammenhange vorgefuhrt und autzer den
Geschossen, den 7,7 cm und 10,5em-Granaten und Schrap-
nells, den 21 cm-Spreng-Granaten usw. lernen wir auch
die Geschutzrohre Kennen und das Material, aus dem sie
hergestelit werden. Namentlich ein Block aus basischem
Siemens-Martin-Stahl fallt uns besonders ins Auge.
„In Treue sest", so lautet die Inschrist des aus dem Nohre
angebrachten bayerischen IDappens; an diese Devise erinnern
uns die in der halle und drautzen vor dem Eingang zum
„Nriegsministerium" aufgestellten Geschutze, Feldkanonen,
Haubitzen und Morser, die, wie sie hier die Ausstellung
zu bewachen scheinen, auch im Lrnstsall nicht wanken
zu wollen versprechen in der Verteidigung des Vaterlandes.
Die Lasetten stammen durchweg aus den Artilleriewerk-
statten in Munchen, die Nohre teils aus der Geschutzgietzerei
Ingolstadt, teils von Krupp.
In den Wandschranken sucht uns das Hauptlaboratorium
Ingolstadt uber die Zundungsvorrichtungen fur die Geschosse
zu belehren. Wir vergleichen die Grauatzunder alterer
Nonstruktion mit den neuesten Doppelzundern (das sind
sowohl 3eit= als Aufschlagszunder) und bekommen auch
einen Einblick in ihre einzelnen Teile, die Schlagrohren,
Neibzundschrauben usw.
Der Erzeugung der Handfeuerwaffen ist die Gewehr-
sabrik Amberg gewidmet. Sie hat in besonderer Koje
eine sehr bemerkenswerte Sammlung vereinigt. Mehr
noch als die verschiedenen Werkzeuge sur die Gewehr-
sabrikation, Metzgerate, Gesenke zum Schmieden der
Gewehrteile u. dgl. m. pslegen das Publikum die fertigen
Waffen zu interessieren, insbesondere aber die Historischen.
Wir sehen da die vor 100 Iahren gebrauchlichen alten
Steinschlotz- und Perkussionsgewehre, die Wallbuchsen und
ersten gezogenen Musketen der Mitte des Iahrhunderts,
endlich auch die neueren Modelle und auch das noch jetzt
in Gebrauch befindliche Infanteriegewehr von 1898. Auch
blanke Waffen, sertig und Teile davon in verschiedenen
Arbeitsabschnittten, sind ausgelegt.
Um uns noch einen Begriff zu geben von den Arbeits-
raumen, in denen die moderne Waffenfabrikation von
Nriegswaffen vor sich geht, hat man in dem daranstotzenden
Naume eine Anzahl Modelle und Photographien vereinigt,
die zugleich die getroffenen Arbeiterwohlfahrts-Linrichtungen
in einem sehr gunstigen Lichte erscheinen lassen. Am meisten
fallt ein grotzes Modeli der Schreinereiwerkstatte des Haupt-
laboratoriums Ingolstadt ins Auge. Hier, wie in der
Gewehrfabrik Amberg, sind besondere, den modernsten
Anforderungen entsprechende Vorkehrungen getroffen, zur
Absaugung des Schmirgelstaubs und der Lisenspane.
Neben diesen Vorfuhrungen fesseln uns die Hubschen Modelle
der Badeeinrichtungen fur die Arbeiter in Ingolstadt und
Munchen bei den Artilleriewerkstatten. Auch Arbeiter-
wohnhauser, einstockig als Neihenhauser und mehrstockig,
Speise- und Waschraume usw. werden uns im Modeil und
in der Photographie vorgefuhrt.
Damit nehmen wir Abschied von der raumlich zwar
nicht ubermatzig grotzen, aber doch immerhin imponierenden
und, soweit dies uberhaupt durch nur zur Schau ausgelegte
Gegenstande moglich ist, auch sehr lehrreichen Ausstellung
des Nriegsministeriums. Der Zweck der Belehrung ware
ja noch besser erreicht worden, wenn auch zu dieser
Abteilung ein Spezialkatalog erschienen ware, er Hatte ein
schones, ubersichtliches Bild der zahlreichen und bedeutenden
Krafte, die sich im bayerischen Heerwesen regen, gegeben.