ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Seite 1052 Bayerlfche 3ubilflums= ba^des=Hus^fe^lu^g 1906 nichts als Sutzstoffe sind, nicht den geringsten Rahrroert besitzen, zum Teil sogar der Gesundheil geradezu nachteilig roerben Konnen. Die Steigerung des Zuckergehaltes durch Zuchtung einerseits und die stetige Verbesserung der Lrzeugungs- methoden andrerseits sind die beiden IRomente, die zu- sammenroirkenb es ermoglichen, den Zucker jetzt so billig Gesamtansicht einer Zuckerfabrik. in den handel zu bringen. Die Zuckerrube, eine Nbart der geroohnlichen Runkelrube, erfordert eine sehr sorg- faltige Kultur. Der Rubensamen mutz in den sorgfaltig bearbeiteten Boden ausgesat roerben; sinb bie Pslanzen grover, so roerben sie verzogen, behaufelt unb Haufig behackt, bann roerben sie geerntet unb in bie Fabrik geschafft. Alle biese Arbeiten erforbern viel Intelligenz unb eine grotze Zahl fleitziger Hanbe. Die Rubenkultur, soroie bie Zuckerfabrikation beschaftigt jahraus, jahrein tausenbe beutscher Arbeiter unb barum ist auch bie ganze Inbustrie von ber grotten roirtschaftlichen Bebeutung fur ben gesamten Staat. Auf ber Ausstellung finben roir bie Probukte ber Raffinerie ber Zucker-Fabrik Frankenthal A.-G. in ber Rheinpfalz, bie Rohzuckerfabriken ohne Raffinerie in Frie- bensau (Pfalz) unb Gernsheim a. Rt). (®r. Hessen) be= sitzt, in rourbigster Form vertreten. Ls ist baher von Interesse, ber Herstellung bes Zuckers aus ber Rude einige Worte zu schenken. In ber Rohzuckerfabrik roirb ber Zuckersaft aus bem eingelieferten Rubenmaterial ausschlietzlich nach bem so- genannten Diffusionsverfahren geroonnen. Dabei roerben bie Ruben zuerst in ber Rubenroasche gereinigt, Hierauf gelangen bieselben burch ein Elevaforroerk in bie Schnitzel- maschine, roo bie Ruben in bunne unb schmale Streifen zerschnitten roerben; bann gelangen biese Rubenschnitte in bie Diffusionsgefatze, rooselbst burch Auslaugen von Wasser ber Saft geroonnen roirb. Der Zuckersaft gelangt in bie Scheibepfanne, in ber bie in ihm enthaltenen fremben Stoffe burch Kalkzusatz gefallt roerben, unb von bort in Filterpressen, in benen ber Schlamm abgepretzt roirb. Der bunne Saft roirb verbampft unb in Daccuumapparaten eingebickt, bis sich bie Zuckerkristalle baraus ausscheiben. Diese roerben bann in Zentrifugen ausgeschleubert. Der Ruck- stanb, Sirup genannt, roirb abermals gekocht, bis schlietzlich bie IRelasse ubrig bleibt, bie zroar auch noch viel Zucker enthalt, ber jeboch nicht mehr Kristallisationsfahig ist. Der auf biese Weise geroonnene Zucker Heitzt Rohzucker, ist von Hellbrauner Farbe unb unreinem Geschmacke; er bebarf baher, um genutzfahig zu roerben, noch einer roeiteren Derarbeitung, bie in ben Raffinerien vorgenommen roirb. Hier roirb ber Rohzucker mit Wasser eingeschmolzen, uber holzkohle filtriert unb schlietzlich in Formen gepre^t unb als hutzacker in ben hanbel gebracht. Die beutsche Zuckerinbustrie hat in ben letzten Iahr- zehnten einen machtigen Aufschroung genommen, unb roenn sie auch mit ungunstigen Verhaltnissen, mit ber Auslanbs- konkurrenz zu kampfen hatte, so ist es ihr boch gelungen, ben Zucker als unentbehrliches Dolksnahrungsmittel zu geringem Preise abzugeben. Vielfach roerben in ben Ar-- beiterkreisen bie schablichen Sutzstoffe, roie Saccharin unb bgl. benutzt. Die Lrkenntnis, batz ber Rubenzucker bas billigste unb beste Lrnahrungs- unb Krafterzeugungsmittel ist, hat sich in Deutschlanb in ben arbeitenben Kreisen noch immer nicht genugenb Bahn gebrochen. Der jahrliche ouckerkonsum auf ben Kopf ber Bevolkerung betragt in Deutschlanb ca. 12^ kg, roahrenb er in Luglanb 35 kg, in Amerika 23 kg ausmacht. Der ®runb, roeshalb roir Deutschen so roenig Zucker genietzen, liegt barin, batz man ben hohen Rahrroert, bie Verbaulichkeit unb Bekommlich- Keit ber mit Zucker vermischten Speisen unb Getranke nicht vollauf rourbigt. Wer reichlich Zucker genietzt, erhbht erstens ben Wohlgeschmack ber Rahrung unb fuhrt zugleich bem Korper bie zu bessen Lrhaltung unb Starkung un- entbehrlichen Stoffe zu. Der Zucker Kann in ben ver- schiebensten Formen gegessen roerben, im Getrank, in ber Speise, in ben Gemusen unb Konserven ufro. ®anz besonbers i[t reichlicher Zuckergenutz nahrenben Frauen zu empfehlen. Den wohlgeschmack bes Zuckers, Konnen bie Kunstlichen Sutzstoffe, bie unter ben Ramen Saccharin, Zuckerin unb Jnneres einer Zuckerfabrik. bgl. Hergestelit roerben, roohl nachahmen, aber niemals gleichroertig stellen. Diese Surrogate besitzen gar Keinen Rahrroert unb Konnen beshalb auch vom physiologischen Stanbpunkte aus niemals ben „Zucker" ersetzen. Unb roenn man sie auch noch so billig bekommt, so ist ber echte Zucker auf ®runb seines roahren Rahrwertes noch unver- gleichlich viel billiger, als irgenb eines ber genannten